Sofort eigenverantwortlicher Unterricht?

  • Ich beginne zum 1.09. mein Referendariat in Niedersachsen. Nun wurden mir vom Seminar Termine zugeschickt und einer lautet:

    Zitat

    Do, 11.09.2014 erster Tag in der Schule - je nach Schule nur Einführung oder bereits Beginn des eigenverantwortlichen Unterrichts.

    Ich bin jetzt überrascht, dass es gleich mit eigenverantwortlichem Unterricht losgehen könnte. Ich habe mit der Schule telefoniert und die meinte, am Tag davor wäre eine Dienstbesprechung, was ja gut zum Kennenlernen wäre. Das hieße ja, dass ich die Klassenstufe/Themen usw. erst einen Tag vor dem ersten Schultag erfahren würde. Ging es jemandem von euch so? Wie habt ihr dann den Einstieg gemacht?


    Meine vielleicht naive Annahme war jetzt eher, dass ich ein paar Wochen hospitiere, zunehmend betreuten Unterricht mache und dann im zweiten Halbjahr auch eigenverantwortlichen Unterricht. Da ich Quereinsteigerin bin, bin ich da jetzt doppelt nervös.


    Wie war es bei euch?

    • Offizieller Beitrag

    ich habe 2006 in NDS das Ref begonnen. Es dauerte damals noch 2 Jahre, und es begann tatsächlich mit ein paar Wochen 6? weiß ich gar nicht mehr genau), in denen hospitiert wurde. Danach ging es aber gleich an den eigenverantwortlichen Unterricht. Betreuten Unterricht gab es so gut wie gar nicht. Mir hielt damals der Kollege, bei dem ich eigentlich hospitieren wollte, ein AB hin und sagte: "Ich kann heute nicht. Machen Sie mal!" Schwupp. Das war mein Einstieg.
    In den nächsten Stunden mit eigenverantwortlichem Unterricht kamen jeweils die Fachleiter hinzu. (Fach 1/ 2 / Pädagogik). Das war 1-2 Tage zuvor angekündigt worden und galt als Antrittsbesuch.

    • Offizieller Beitrag

    Herzlich Willkommen im Ref!
    Du wirst von Anfang an (in NDS) 6 Stunden eigenverantwortlich unterrichten. Kann natürlich sein, dass es 5 sind, und es durch die nächsten Halbjahre ausgeglichen wird...
    Vielleicht kannst du vor den Ferien noch mit deiner Schule Kontakt aufnehmen und hoffen, dass du noch vor den Ferien erfährst, welche Klassen du haben kannst. Bei der Gelegenheit bietet es sich auch vielleicht an zu fragen, ob du die Kontaktdaten der Fachobleute haben könntest (interner Schulcurriculum, einheitliche Bewertungsmasssäbe, Schulbücher...). Du willst dich ja schliesslich "einarbeiten".


    Ach übrigens: spätestens bis zu den Herbstferien hast du geschätzt schon mindestens 4 UBs ;) Also ja, das Leben geht schneller, als man denkt :)


    Viel Erfolg!


    chili

    • Offizieller Beitrag

    ich habe 2006 in NDS das Ref begonnen. Es dauerte damals noch 2 Jahre, und ...


    Durch die Umstellung auf 18 Monate ist leider die Eingewöhnungsphase vorbei.
    Man hat von Anfang an 6 Stunden eigenverantwortlich und zwar durchgehend bis zum letzten Tag. Also auch während der Examensphase, selbst wenn du in anderen Lerngruppen Examen machst. (Schon alleine in der Oberstufe..)


    chili

  • Ich bin auch Seiteneinsteiger und habe von Beginn selbst unterrichtet. Das ist der berühmte Sprung ins kalte Wasser.


    Mein Tipp: Sprich mit den Kollegen und anderen Referendaren an der Schule. Mir haben sie in den ersten Wochen mit Materialien und Tipps aus der Praxis ausgeholfen. Auch wenn es hart ist, ich habe sehr(!) viel dabei gelernt. :)

    • Offizieller Beitrag

    Durch die Umstellung auf 18 Monate ist leider die Eingewöhnungsphase vorbei.
    Man hat von Anfang an 6 Stunden eigenverantwortlich und zwar durchgehend bis zum letzten Tag. Also auch während der Examensphase, selbst wenn du in anderen Lerngruppen Examen machst. (Schon alleine in der Oberstufe..)


    10 Stunden eigenverantwortlich waren es bei uns durchgängig. Ist ja klar, irgendwo muss bei zeitlicher Straffung das Ganze wieder aufgeholt werden. Entspannter wird es nicht dadurch :mad:

  • Die Theorie dahinter ist ja, dass man mittlerweile während des Studiums bereits mehr unterrichtspraktische Anteile absoviert hat als früher. Insofern ist (auf dem Papier...) ein Teil des Referendariats ins Studium verlagert (was natürlich auch ein Teil der Berufsorientierung ist, so dass man sich noch umentscheiden und einen anderen Abschluss machen kann...).


    Zurück zum Thema: Ja, man hat in Niedersachsen ab dem ersten Tag eigenverantwortlichen Unterricht. Zudem ist es den Schulen "untersagt", einen persönlichen Mentor (wie in anderen Bundesländern durchaus üblich) abzustellen. Trotzdem bespricht man sich natürlich mit Fachkollegen, da gibt es meist einige, die sich intensiver um Referendare kümmern als andere.
    Zusätzlich zu: Kontakt mit Schule aufnehmen, Fachcurricula & schulinterne Curricula zur Kenntnis nehmen, in der Schule verwendete Lehrwerke kennenlernen (durcharbeiten mit dem Stift in der Hand...), mit Fachobmann Kontakt aufnehmen, hoffen auf frühzeitige (und verlässliche... aber Krankheitsfälle oder Schwangerschaften lassen sich nun mal nicht planen) Unterrichtsverteilung möchte ich zusätzlich anregen: Kontakt aufnehmen mit denjenigen, die parallel im Jahrgang "mein" unterrichten! So lässt sich vielleicht die ungefähre Planung des Schuljahres "abstauben", ab und zu eine Klassenarbeit, die man parallel schreiben könnte, ...

    • Offizieller Beitrag

    10 Stunden waren es bei uns durchgängig. Ist ja klar, irgendwo muss bei zeitlicher Straffung das Ganze wieder aufgeholt werden. Entspannter wird es nicht dadurch :mad:


    10 Stunden sind es noch durchgängig, aber 6 eigenverantwortlich und 4 für den ausbildungsunterricht.


    chili

  • Zudem ist es den Schulen "untersagt", einen persönlichen Mentor (wie in anderen Bundesländern durchaus üblich) abzustellen.

    Bear, ist das tatsächlich so? Ich betreue eine Anwärterin (Grundschule) und bekommen dafür zwar keine Topfstunden, darf aber immerhin eine Stunde bei ihr hospitieren, um Tipps zu geben etc. Gerade gibts aber Ärger im Kollegium, weil alle finden, dass die Anwärterbetreuung so viel Zeit kostet, dass man dafür doch auch mal etwas bekommen könnte - zum Beispiel eine Stunde erlassen...

  • Als dieses neue/verkürzte System eingeführt wurde, hatte ich (mit Hinweis auf andere Bundesländer) als Personalrat so ein Mentorsystem vorgeschlagen. Und bekam eben die Antwort, dass ein Mentor nicht zugelassen sein soll (ein Beleg fehlt mir hier, aber ich weiß, dass es genug Nachrichten an die Schulen aus dem Kultusministerium gibt... und Ministerwort hat Erlasscharakter...)
    Man muss wahrscheinlich unterscheiden zwischen der Betreuung im "nicht-eigenverantwortlichen Unterricht" (also im hospitierten Unterricht, in dem die reguläre Lehrkraft anwesend sein muss - also durchaus Betreuung des Refs durch die Lehrkraft) und Betreuung im eigenverantwortlichen Unterricht (das ist - wie gesagt - nicht vorgesehen, in anderen BLs durchaus etabliert).


    Beim Erlassen von Stunden (aka Anrechnungsstunden) muss man beachten, dass es in Niedersachsen wesentlich weniger gibt als in anderen Bundesländern (zumindest am Gymnasium, ich weiß nicht, wie das an anderen Schulformen ist). Da hat die Schulleitung gar keine Chance, jedes (egal wie intensive) außerunterrichtliche Engagement mit Stunden zu honorieren, selbst wenn sie wollte... Bei uns läuft Referendarsbetreuung unter "Nächstenliebe" - man investiert seine Freizeit, um den (netten, liebenswerten, freundschaftlich verbundenen) Referendaren zur Seite zu stehen. Um so betroffener (weniger professionell) ist man, wenn die Ergebnisse nicht im "Idealbereich" landen...

  • Um noch mal auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: ich denke, wenn die Schule die Auskunft gibt, dass nicht am ersten Tag eigenverantwortlicher Unterricht stattfindet, dann wird das wohl auch so sein. Außerdem sieht das Schreiben doch die Möglichkeit, dass es erst eine Einführung gibt vor. Ich würde mir da keine Sorgen machen - das Seminar gibt allgemeine Auskünfte, die Schulen organisieren konkret, wie die Referendare eingesetzt werden.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Ja, eine (zwei?) Einführungswochen gibt es noch in NDS, zumindest an meinem Seminar und den umliegenden und was man so im Netz liest.
    Ganztägig ca. 10 Tage (also in der Regel die Woche vor Schulbeginn und die erste Schulwoche).
    Das ist tasächlich schon eine Hilfe, in Kleingruppen sowas vorzubereiten


    @TE: generell, mach dir keinen Kopf.
    Klar wird es am Anfang stressig, aber du startest ja nicht mit Oberstufenklassen eigenverantwortlich. und wenn ein paar Stunden schief gehen, tja, dann gehen sie halt schief. (was soll man sonst anders machen?)


    chili

  • Die ersten (Dutzend) Stunden, die man macht, sind eh Scheiße. Lerning by doing...


    Da muss man sich auch nicht drum besorgen, es ist erstaunlich wieviel schlechten Unterricht Schüler aushalten, wie mal ein Fachleiter in meiner Bekanntschaft gesagt hat.


    Aber: warum sollten Oberstufenklassen stressiger sein als die Sek I? Ich könnte mir vorstellen, dass das genau andersherum ist.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    es war eher darauf bezogen, dass man sich bei Oberstufenklassen glaube ich schwerer tut, "eine Stunde nach der anderen" zu planen.


    Zumindest konnte ich im Ref ab und zu spontan Stunden in der Mittelstufe planen, obwohl meine Reihenplanung noch nicht fertig war (und nicht fertig sein konnte, weil ich die Klasse am Tag davor "geschenkt bekommen hatte"), es wäre in der Oberstufe nur selten gut gegangen.
    Die fachliche Tiefe ist zwar natürlich gut auszuhalten, aber in einzelnen Bereichen hat man an der Uni noch nie was davon gehört (was auch in Ordnung ist) und muss sich noch einarbeiten.


    In "Wirtschaftstheorien" hätte ich keinen "schlechten Unterricht" sondern gar keinen Unterricht machen können. Hätte da gestanden und lieber nix gemacht als Zettel aus dem Buch zu verteilen, wo ich mit Sicherheit wusste: ich kann keine einzige Frage dazu beantworten. Nach 2 (sehr vollen) Wochenenden war die Reihe geplant und gut war.
    Muss nicht in jeder Reihe sein. In meinen Steckenpferden könnte ich quasi aus dem Stand übernehmen, aber ich finde, die Reihenplanung macht in der Oberstufe noch mehr Sinn und ist unerlässlich. In der Mittelstufe ertragen die Schüler auch mal das Buch.


    chili

  • Ich antworte jetzt mal bunt gemixt auf verschiedene Beiträge.

    Zitat

    Klar wird es am Anfang stressig, aber du startest ja nicht mit
    Oberstufenklassen eigenverantwortlich. und wenn ein paar Stunden schief
    gehen, tja, dann gehen sie halt schief. (was soll man sonst anders
    machen?)

    Ja, vermutlich wird mir nicht viel anderes übrig bleiben, als das so zu sehen. Ich habe nur die Befürchtung, dass ich als Quereinsteigerin (nie auch nur 2 Tage Schulpraktikum gehabt, geschweige denn 5+6 Wochen) da besonders auf die Nase fallen könnte. Daher hatte ich gehofft, vorher noch etwas Hospitation machen zu können. Aber so oder so wird es wohl nicht einfach. Ich werde es einfach mal so hinnehmen ;)


    Zitat

    Um noch mal auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: ich denke, wenn die
    Schule die Auskunft gibt, dass nicht am ersten Tag eigenverantwortlicher
    Unterricht stattfindet, dann wird das wohl auch so sein.

    Oh, da hab ich mich vermutlich mehrdeutig ausgedrückt. Das hat die Sekretärin nicht gesagt. Ich vermute, dass sie das auch einfach nicht weiß. Sie hat nur vorgeschlagen, dass wir Referendare einen Tag vor Beginn des 1. Schultages vorbeikommen könnten, um einer Dienstbesprechung beizuwohnen. Da habe ich mich dann gefragt, ob ich dann erst die Klassenstufe + hoffentlich Themen erfahren werde und wie man damit umgeht.


    Zitat

    Mein Tipp: Sprich mit den Kollegen und anderen Referendaren an der
    Schule. Mir haben sie in den ersten Wochen mit Materialien und Tipps aus
    der Praxis ausgeholfen. Auch wenn es hart ist, ich habe sehr(!) viel
    dabei gelernt.

    Das ist eine gute Idee. Ich gucke mal, wie ich das angehen kann. Ich möchte auch nicht zu sehr im Vorfeld nerven.


    Die Aufzählung hilft mir. Danke dafür! Welche Rolle spielt eigentlich ein Fachobmann? Ich habe den Begriff vorher noch nie gehört.


    Viele Grüße

  • Versuche entspannt an die Sache ranzugehen. Ich hab auch einen Seiteneinstieg in NRW gemacht bzw bin seit 1,5 Jahren mittendrin. Eine eigentlich stattfindende Seminarveranstaltung ist vor meinem ersten Unterricht abgesagt worden, weil die Bezirksregierung es nicht geschafft hat, eine entsprechende Liste an das Seminar zu verteilen. Ich hab vorher auch kein Praktikum gemacht und wurde einfach ins kalte Wasser geworfen.


    Der erste Tag war dann auch entsprechend. Im Prinzip hab ich nur ein bißchen kennenlernen gespielt, was von mir erzählt und ein bißchen das Wissen abgeklopft. Hatte zum Glück erstmal nur Elektrotechnik, da war ich auch so fachlich fit. Eine freundliche Mathekollegin hat mich am ersten Tag dann zur Seite genommen und mir ein paar Materialien aus ihrem Unterricht gezeigt, erklärt und zur Verfügung gestellt. An denen konnte ich mich dann für meine erste Mathestunde orientieren.


    Im Nachhinein waren die ersten Wochen ganz grausige Stunden, wenn man nach den Vorgaben von moderner Didaktik geht. Die Schüler haben trotzdem was gelernt und auch nie gemosert. Wie schlecht durchdacht teilweise die Materialen waren, habe ich beim zweiten Durchlauf dieses Jahr gemerkt, wo ich das Material zwar von den Grundideen wieder verwenden konnte, es aber stark umarbeiten musst. Sieh aber genau das als großen Vorteil und Stärke. Du probierst, merkst selbst, dass etwas nicht klappt (meistens weißt du sogar ich Nachhinein genau, warum es nicht geklappt hat) und lernst aus deinen Fehlern. Die Schüler sind ziemlich schmerzfrei - die kommen auch mit schlechtem Material klar.


    Wie schon von anderen angesprochen: In den ersten Wochen ist die Hilfe von Kollegen fast unerlässlich. Die kennen viele Problemstellen schon, weil sie diese selbst durchgemacht haben.


    Viel Erfolg dabei - es wird leider ziemlich stressig werden. :)

  • Ich habe von November 2008 bis April 2010 mein Referendariat in Niedersachsen gemacht. Ich habe sofort mit 10 Stunden eigenverantwortlichem Unterricht begonnen und die RESTLICHEN Stunden bei den Kollegen hospitiert. Du wirst doch als Fachlehrer angestellt bzw. verbeamtet. Hätten sie nicht dich als Referendar, dann hätten sie einen weiteren Lehrer (in Teilzeit) an der Schule.
    Die erste eigene Stunde kannst du dafür nutzen, um die Schüler kennenzulernen, das Material zu besprechen, das verwendet werden soll, den Lernenden zu offerieren, was du von ihnen erwartest (Regeln und Normen gleich in der ersten Stunde klarstellen) und schon einmal vorzufühlen, welche Vorerfahrungen die Schüler bezüglich deines Faches mitbringen.

  • Welche Rolle spielt eigentlich ein Fachobmann? Ich habe den Begriff vorher noch nie gehört.


    Das ist derjenige, der die Fachkonferenz (die Konferenz, an der alle Lehrer mit diesem Fach teilnehmen) leitet, sozusagen der Chef in einem Fach. Wobei er nicht weisungsbefugt ist, dennoch ist er derjenige, der die Fachgruppe zusammenhält und leitet. Es gibt also für jedes Fach an der Schule einen Fachobmann oder eine Fachobfrau.


    À+

  • Ich bin auch Seiteneinsteiger und habe von Beginn selbst unterrichtet. Das ist der berühmte Sprung ins kalte Wasser.


    Mein Tipp: Sprich mit den Kollegen und anderen Referendaren an der Schule. Mir haben sie in den ersten Wochen mit Materialien und Tipps aus der Praxis ausgeholfen. Auch wenn es hart ist, ich habe sehr(!) viel dabei gelernt. :)

    Ja, da wirst Du direkt ins "kalte Wasser" müssen. Kann mich nur anschließen und drücke Dir die Daumen, dass da nette Kollegen sind! Als Quereinsteigerin solltes Du wirklich immer wieder den Austausch mit anderen Lehrern suchen und Dir Tipps/Unterstützung holen. Das erleichtert einiges!

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