Aufnahme an Bekenntnisschule von Einverständniserklärung abhängig

  • Bekenntnisschulen - Hier gemeint und schon oft diskutiert: die staatlichen Schulen mit "katholisch" im Namen.
    Es ist amtlich:
    "Nach einem neuerlichen Urteil des Oberverwaltungsgerichtes NRW darf die Schulleitungeiner katholischen Grundschule die Schulaufnahme eines bekenntnisfremden Kindes von einer Einverständniserklärung seiner Eltern abhängig machen. Diese müssen ausdrücklich zustimmen, dass ihr nicht-katholisches Kind am katholischen Religionsunterricht und an Schulgottesdiensten teilnimmt."


    Wann macht NRW endlich Schluss mit diesem Unsinn.
    Fall
    Kommentar mit Link zu Urteil


    L.G. Pia

  • Ich finde es nicht unsinnig, sondern nur konsequent. Wenn ich mein Kind an einer katholischen, evangelischen oder sonswie religiös geprägten Schule anmelde, sollte ich dahinter stehen. Wen nich das für mein Kind nicht will, melde ich es an einer anderen Schule ohne Bekenntnis an und fertig.

  • Zitat von Finchen

    Wen nich das für mein Kind nicht will, melde ich es an einer anderen Schule ohne Bekenntnis an und fertig.

    Was ja gerade bei Grundschulen auf dem platten Land so unglaublich einfach geht - in der frühkindlichen Erziehung haben kirchliche Schulträger an einigen Orten ein de-facto Monopol.


    Und wenn man dann noch bedenkt, dass Schulen in kirchlicher Trägerschaft durch den allgemienen Steuerzahler weitgehend vollfinanziert sind, dann werden solche Ansinnen noch einen Tick frecher. Wer die Musik bestimmen will, der soll sie bitteschön auch bezahlen!


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Grundsätzlich hast du recht. Es ist konsequent. Macht die Sache aber nicht besser.
    Kurzes googlen ergibt, dass von den 22 Paderborner Grundschulen 14 Bekenntnisschulen sind. Es gibt sicherlich genug Auswahl - aber für den Schulwahl sollte nicht das Bekenntnis, sondern Wohnortnähe, Freundeskreis, ... entscheidend sein.


    kl. gr. frosch

  • Das sehe ich zu 100% wie Nele. Es wäre okay, wenn es zu konfessionellen Schulen echte Alternativen in der Gegend gäbe und vor allem wenn die Kirche diese Schulen auch selbst finanzieren würde. So wie es aktuell aber läuft ist es einfach nur unglaublich.

  • Was ja gerade bei Grundschulen auf dem platten Land so unglaublich einfach geht - in der frühkindlichen Erziehung haben kirchliche Schulträger an einigen Orten ein de-facto Monopol.

    Das Problem hast Du auch, wenn Du als Katholik irgendwo in Brandenburg oder Mecklenburg wohnst. Versuche da mal eine katholische Schule für Dein Kind zu finden.


    Zitat von neleabels

    Und wenn man dann noch bedenkt, dass Schulen in kirchlicher Trägerschaft durch den allgemienen Steuerzahler weitgehend vollfinanziert sind, dann werden solche Ansinnen noch einen Tick frecher. Wer die Musik bestimmen will, der soll sie bitteschön auch bezahlen!


    Wer ist denn "der Steuerzahler"? Soweit ich weiss zahlen auch Millionen von Katholiken in Deutschland brav ihre Steuern. Warum sollte es also falsch sein, mit von Katholiken gezahlten Steuergeldern katholische Schulen für die katholischen Bürger zu finanzieren? Es werden schliesslich auch bekenntnisfreie Schulen, Waldorfschulen, Humanistische Gymnasien etc. pp. aus Steuergeldern finanziert.

  • Zitat von Claudius

    Das Problem hast Du auch, wenn Du als Katholik irgendwo in Brandenburg oder Mecklenburg wohnst. Versuche da mal eine katholische Schule für Dein Kind zu finden.

    Was? Wie? Du musst in Brandenburg oder Mecklenburg unterschreiben, dass du dein Kind religiösen Maßnahmen unterwirfst, die du nicht teilst, ansonsten wird es nicht in die Schule aufgenommen?


    Oder hast du wieder mal was nicht so richtig begriffen?


    Zitat von Claudius

    Wer ist denn "der Steuerzahler"?

    Du verstehst das Konzept "Steuern" nicht so richtig...

  • Wen nich das für mein Kind nicht will, melde ich es an einer anderen Schule ohne Bekenntnis an und fertig.

    Sorry dass ich euch mal eben mit einem Schwank aus meiner Jugend belästigen muss. Wer fragt denn eigentlich in dem Fall das Kind, ob es das will? Ich habe 9 Jahre katholisches Gymnasium hinter mir und ich habe es die letzten 3 Jahre GEHASST. Ich war 10 Jahre alt, als ich an diese Schule kam, da habe ich mir einen Sch*** selbst ausgesucht. Klar kann man jetzt sagen, mit 16 kann man dann ja mal selbst was beschliessen. Aber ehrlich ... macht man das als Jugendlicher aufm Dorf, einfach mal so die Schule wechseln, ohne dass einem jemand dabei hilft? Eher seltener würde ich sagen.


    Wie dem auch sei, ich bin heilfroh dass in der Schweiz Religion Privatsache ist. Wir haben bei uns an der Schule noch nicht mal ein Freifach oder Ergänzungsfach Religion. Je länger ich hier lebe, desto grusliger finde ich es, welchen Einfluss die Kirchen in Deutschland haben.

  • Was? Wie? Du musst in Brandenburg oder Mecklenburg unterschreiben, dass du dein Kind religiösen Maßnahmen unterwirfst, die du nicht teilst, ansonsten wird es nicht in die Schule aufgenommen?


    Du musst in Brandenburg oder Mecklenburg davon ausgehen, dass Du als Katholik dort keine katholische Schule im näheren Umkreis finden wirst. Entweder Du schickst Dein Kind auf eine weiter entfernte Schule Deiner Wahl oder Du schickst Dein Kind in die nächstgelegene Schule, die dann aber wohl nicht Deinen pädagogischen und weltanschaulichen Vorstellungen entsprechen würde.

    Zitat von neleabels

    Du verstehst das Konzept "Steuern" nicht so richtig...


    Inwiefern? Zahlen Katholiken in Deutschland keine Steuern, dass Du es als falsch ansiehst Steuergeld auch für die Finanzierung von katholischen Schulen bereitzustellen?

    • Offizieller Beitrag

    Es sind keine kirchlichen Schulen, die staatliche 'Unterstützung' (von 98%) bekommen, sondern staatliche Schulen, die sich erdreisten, nur katholisches Personal (Mathe/Sachunterricht-Lehrer auch, ...) und bitte nur katholische SchülerInnen oder nur SchülerInnen, die sich katholisch fügen...

  • Und bitte nur mit ausgewählten Lehrkräften, die selbst keinen deutschen Pass haben!

    Juhu! Da bin ich dabei!


    Nur als Nebensache, als ich zur Schule (in den 90ern) in GB ging, hatten wir entweder katholischen Schulen oder halt bekenntnisfreie Schulen.


    Ich finde, Religion hat nichts in der Schule zu suchen, sei es die Grundschule oder weiterführende Schule. Wir hatten damals "RMPS" - " Religious, Moral and Philosophical Studies an der High School - finde ich besser geeignet.


    Allerdings, solange "Ehrfurcht vor Gott" als "vornehmstes Ziel der Erziehung" in der Landesverfassung NRW steht, ist unsere Schule der "Vielfalt" schon längst verloren.


    Eine Art RMPS in Deutschland, der alle Religionen umfaßt und gründlich alle Weltanschauungen erklärt bringt viel mehr, als diese religiöse "Apartheid" in den Deutschen Schulen. Diese Trennung verdeutlicht nur die Unterschiede in der Schule. Bei RMPS müßten ALLE SuS teilnehmen...


    Nichts gegen Religion oder sonst wat, aber ehrlich gesagt, dafür gibt es ja, wie es bei uns geannt wird, "Sunday school". Wer SO viel Wert darauf legt, nimmt es halt in Kauf.



    Just my two cents ....

  • Es sind keine kirchlichen Schulen, die staatliche 'Unterstützung' (von 98%) bekommen, sondern staatliche Schulen, die sich erdreisten, nur katholisches Personal (Mathe/Sachunterricht-Lehrer auch, ...) und bitte nur katholische SchülerInnen oder nur SchülerInnen, die sich katholisch fügen...

    Wenn in bestimmten Regionen nunmal ein entsprechender Bedarf an solchen Schulen besteht?

  • Dann müssten wir in bestimmten Regionen auch rein islamische Schulen einrichten.


    Die Frage ist ja vielmehr, ob Religion überhaupt was in Schulen zu suchen hat. Da lobe ich mir doch die USA und den 1. Verfassungszusatz (sowie den 2.)

  • "darf die Schulleitungeiner katholischen Grundschule die Schulaufnahme eines bekenntnisfremden Kindes von einer Einverständniserklärung seiner Eltern abhängig machen. Diese müssen ausdrücklich zustimmen, dass ihr nicht-katholisches Kind am katholischen Religionsunterricht und an Schulgottesdiensten teilnimmt"



    Wie ist das denn dann an weiterführenden katholischen Schulen (in NRW oder anderswo)? Wollsocken schrieb von den eigenen unerquicklichen Erfahrungen am katholischen Gymnasium...
    Da die Religionsmündigkeit in Deutschland (ähnlich wie in Österreich, etwas später in der Schweiz) mit 12 (eingeschränkt), mit 14 voll in Kraft tritt, verliert die Zustimmung der Eltern (die sie bei der Aufnahme an der Schule vielleicht abgegeben haben) doch ihre Gültigkeit. Wird der entsprechende Schüler dann mit dem 12. bzw. 14. Geburtstag der Schule verwiesen?



    (Wikipedia - Religionsmündigkeit: "Ab Vollendung des 12. Lebensjahres darf ein Kind nicht mehr gegen seinen Willen in einem anderen Bekenntnis als bisher erzogen werden. Ab Vollendung des 14. Lebensjahres wird in Deutschland eine uneingeschränkte Religionsmündigkeit erworben.")

  • Wird der entsprechende Schüler dann mit dem 12. bzw. 14. Geburtstag der Schule verwiesen?

    Ich kann Dir nur sagen, wie es bei mir anno dazumals war. Ich habe mit 16 meine Mitgliedschaft in der katholischen Kirche gekündigt und wurde ab der Kollegstufe dann vom Religionsunterricht dispensiert. Dafür musste ich ans staatliche Nachbargymnasium in den Ethikunterricht. Bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass es dort 1000 x cooler ist, gleichzeitig aber auch, dass das Leistungsniveau bei uns insgesamt deutlich schlechter ist. Das war mit ein Grund, weshalb ich für die letzten beiden Jahre die Schule nicht mehr gewechselt habe. Ob das mit dem Dispens jetzt auf irgendeiner rechtlichen Grundlage basierte oder man einfach nur kompromissbereit war, das weiss ich nicht. Ach ja ... in den ansonsten verpflichtenden Schulgottesdienst musste ich dann auch nicht mehr. Spass hatte ich ab da jedenfalls endgültig keinen mehr an der Schule (der war vorher auch schon eher eingeschränkt).


    Ich wurde erst vorige Woche von einer deutschen Kollegin gefragt, wie das denn mit der "religiösen Bildung" in der Schweiz sei, wenn es keinen Religionsunterricht gibt. Ich konnte mir gerade noch auf die Zunge beissen sie nicht zu fragen, was das denn für eine "Bildung" sein soll. Wer seinem Kind "religiöse Werte" vermitteln will, der soll es regelmässig in die Kirche und in religiöse Jugendgruppen schicken. Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Kirchensteuer zum Erhalt solcher Einrichtungen und Angebote gut ist. Sollte ich mich da irren, dann würde ich den Kirchen wohl Missmanagement unterstellen.


    Staatliche Schulen werden durch die Steuergelder ALLER finanziert und erfüllen damit einen ALLGEMEINEN Bildungsauftrag. Damit haben wir als Lehrer nun wahrlich genug zu tun. Ich unterrichte meine fachlichen Inhalte und ich versuche im Rahmen meiner Möglichkeit meinen Schafen Selbständigkeit und guten Umgang mit ihren Mitmenschen und ihrer Umwelt beizubringen. Dafür brauchen wir m. E. keinen Religionsunterricht.

  • Es sind keine kirchlichen Schulen, die staatliche 'Unterstützung' (von 98%) bekommen, sondern staatliche Schulen, die sich erdreisten, nur katholisches Personal (Mathe/Sachunterricht-Lehrer auch, ...) und bitte nur katholische SchülerInnen oder nur SchülerInnen, die sich katholisch fügen...

    Das stimmt für die meisten konfessionellen Schulen nicht ganz. Ich bin selbst evangelisch (zumindest auf dem Papier^^) und habe an zwei katholischen Schulen gearbeitet (einmal in Bistumsträgerschaft, einmal in Ordensträgerschaft - was ich mir nicht ausgesucht habe, sondern sich einfach so ergeben hat). Das Kollegium war an beiden Schulen recht gemischtkonfessionell. Voraussetzung für die Einstelllung war "nur" die Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche. Soweit ich es mitbekomme, handhaben das so gut wie alle Bistümer so. Allerdings sind Nichtkatholiken von Schulleitungsposten ausgeschlossen. Strenger sind z.B. katholische Stiftungen als Schulträger, wo man im mir bekanten Fall als evangelischer Lehrer zwar befristet arbeiten kann, aber nicht entfristet wird.


    Bei den Schülern sieht es so aus, dass staatlich anerkannte Ersatzschulen verpflichtet sind, einen gewissen Prozentsatz anderskonfessioneller Schüler aufzunehmen. Wir hatten auch Moslems und Hindus in den Klassen, allerdings zugegebenermaßen ziemlich unterrepräsentiert. Alle Schüler mussten am Gottesdienst teilnehmen und am Religionsunterricht (wahlweise evangelisch oder katholisch).


    Ich selbst bin ziemlich zwiegespalten bei dem Thema. Ich bin absolut gar nicht religiös, meine aber, man kann einem kirchlichen Träger auch nicht absprechen, sein "Kernthema" zu transportieren und zu erwarten, dass die Schüler, die sich für diese speziell profilierte Schule entschieden haben, zumindest eine religiöse Grundbildung erhalten. Problematisch ist für mich allerdings auch der Punkt der öffentlichen Finanzierung und die Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn es vor Ort keine Alternativen zu einer konfessionellen Schule gibt. Alternativlosigkeit dürfte es hierbei eigentlich nicht geben.

  • Die Frage ist ja vielmehr, ob Religion überhaupt was in Schulen zu suchen hat. Da lobe ich mir doch die USA und den 1. Verfassungszusatz (sowie den 2.)


    In den USA gibt es auch gar keine Schulpflicht. Da können Eltern ihre Kinder auch selbst unterrichten oder einen Hauslehrer einstellen oder Lerngruppen in der Nachbarschaft organisieren.


    In Deutschland gibt es eine Schulpflicht, dafür fördert der Staat aber immerhin noch eine vielfältige Schullandschaft, damit Eltern wenigstens die Möglichkeit haben zwischen Schulen verschiedener Prägung zu wählen.

  • Das stimmt für die meisten konfessionellen Schulen nicht ganz. Ich bin selbst evangelisch (zumindest auf dem Papier^^) und habe an zwei katholischen Schulen gearbeitet (einmal in Bistumsträgerschaft, einmal in Ordensträgerschaft - was ich mir nicht ausgesucht habe, sondern sich einfach so ergeben hat). Das Kollegium war an beiden Schulen recht gemischtkonfessionell. Voraussetzung für die Einstelllung war "nur" die Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche. Soweit ich es mitbekomme, handhaben das so gut wie alle Bistümer so. Allerdings sind Nichtkatholiken von Schulleitungsposten ausgeschlossen. Strenger sind z.B. katholische Stiftungen als Schulträger, wo man im mir bekanten Fall als evangelischer Lehrer zwar befristet arbeiten kann, aber nicht entfristet wird.

    Da frage ich mich allerdings, wie man als evangelischer (oder sogar atheistischer) Lehrer eine katholische Erziehung glaubwürdig vermitteln und vertreten kann, wenn man doch schon durch sein (nicht vorhandenes) Bekenntnis persönlich etwas ganz anderes vertritt. Umgekehrt gilt natürlich dasselbe.



    Zitat von Maylin85

    Problematisch ist für mich allerdings auch der Punkt der öffentlichen Finanzierung und die Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn es vor Ort keine Alternativen zu einer konfessionellen Schule gibt. Alternativlosigkeit dürfte es hierbei eigentlich nicht geben.


    Es ist natürlich wünschenswert, möglichst viele Alternativen zu haben. Auch für katholische Eltern in Brandenburg wäre es wichtig, eine katholische Grundschule in unmittelbarer Wohnortnähe zu haben. Aber das ist natürlich schwierig, wenn man als weltanschauliche Minderheit in einer Region lebt.


    Was die öffentliche Finanzierung betrifft, sollte doch das Prinzip gelten, dass die Finanzierung des Schulwesens aus allgemeinen Steuermitteln erfolgt und alle Schulen dabei gleich behandelt werden. Ich habe bisher noch kein vernünftiges Argument gehört, weshalb nur bekenntnisfreie Schulen aus Steuermitteln finanziert werden sollten und alle anderen Schulen nicht.

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