Internetzugang in Prüfungssituationen

  • Hallo zusammen!


    Habt ihr schon Erfahrungen gesammelt mit Internetzugang in Prüfungssituationen?


    Ist das rechtlich möglich/zulässig - z.B. in NRW?


    Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, wenn ihr das schon genutzt habt?

  • Wozu brauchen die SuS in Prüfungssituationen Internetzugang? Handys / Smartphones müssen vorne am Pult abgegeben werden. Selbst IF-Klausuren werden nicht am PC geschrieben. Ansonsten kann man - zumindest bei unseren PC's - den Internetzugang unterbinden.

  • Wozu brauchen die SuS in Prüfungssituationen Internetzugang? Handys / Smartphones müssen vorne am Pult abgegeben werden. Selbst IF-Klausuren werden nicht am PC geschrieben. Ansonsten kann man - zumindest bei unseren PC's - den Internetzugang unterbinden.

    Möglicherweise, weil wir in einer Welt leben, in der wir "im richtigen Leben" immer und überall Internetzugang haben. Wenn man nun davon ausgeht, dass die Schule Kompetenzen für Wissensmanagement im richtigen Leben vermitteln soll und dass Prüfungen diese Kenntnisse entsprechnd überprüfuen sollen, könnte man ableiten, dass sich Klausurenformate ebenfalls anpassen müssen.
    Ist wohl eine Frage der persönlichen Einstellung zu den Themen/Begriffen "Wissen"; "Kompetenzen"; "Bildung".


    (Das meine ich nicht kritisch: Ich bin selbst nicht ganz sicher, wie ich dazu stehe. Vermutlich finde ich eine Mischung nicht verkehrt. "Normale" Klausuren, in denen neben den Kompetenzen auch Wissen abgefragt wird und zwischendurch aber durchaus auch mal eine Klausur, die sozusagen unter "realistischen" Bedingungen abläuft. Hier wäre dann der Schwerpunkt anders: Wo finde ich Informationen; wie stelle ich die Verlässlichkeit einer Quelle sicher; wie suche ich Informationen im Internet effektiv und effizient; Wie verwerte ich die Informationen im Hinblick auf die Aufgabenstellung. In Deutsch wäre das bspw. für die Erörterung - bei entsprechend geschickter Themenwahl - ein echter Gewinn.)

  • Ja, das hilft bestimmt später an der Universität genauso weiter wie das Computeralgebrasystem in der Oberstufe...warte, irgendwas hab ich da übersehen...
    Bei Klausuren die am PC geschrieben werden sollten (z.B. Statistik) ist der Internetzugriff deaktiviert (sowohl an der Uni als auch an der Schule)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Na ja, es gibt halt nicht nur Schule und Uni...
    Ich sag ja auch nicht, dass man nur noch Klausuren mit Internetzugang schreiben muss. Aber Lebensrealtiät ist es eben doch, dass man auf sowohl auf eigenes Fachwissen zurückgreift als auch auf das Wissen, das durch entsprechende Kanäle zur Verfügung steht.
    Ist ja ähnlich wie Wörterbucharbeit. Natürlich sollen die Schüler lernen, wie man mit ein- und zweisprachigen Wörterbüchern umgeht. Aber wenn ich am Rechner arbeite und eben mal ein Wort nachsehen möchte, dann hole ich auch nicht mein OALD aus dem Regal, sondern schlage es online nach. Wo man nachschlägt, wie man die dortigen Informationen einordnet und umsetzt etc. muss man halt können. Das heißt, man muss es irgendwo lernen. Und wenn das in der Schule geschieht, dann kann es auch Inhalt von Arbeiten sein. Wo ist das Problem? Nur dass sie an der Uni keine Onlinewörterbücher verwenden dürfen, wenn sie Anglistik studieren? Kaum überzeugend.

  • meine Schüler haben die Erfahrung gemacht, dass die Print Wörterbücher ihnen deutlich weiter helfen als die online-Versionen....


    Zu dem, was oben gesagt wurde (Quellenarbeit, Wikipedia usw):
    in vielen BL werden Seminararbeiten geschrieben, bei denen es genau um solche Recherchekompetenzen geht.
    Vieles davon kann man eh nur schwer in einer Klausur abfragen...

  • Vielen Dank für die bisherigen Aspekte und Argumente.


    Ich denke nicht nur in Kontexten von Abschlussprüfungen, sondern mein auch gewöhnliche Klassenarbeiten/Klausuren. Habt ihr schon Erfahrungen sammeln können, wenn ihr euren Schülern die Internetnutzung ermöglicht? Ich empfinde diese Einschränkungen immer auch als Hemmnis für die S. in der Lernphase zuvor. Wenn es in der Klausur doch anders gehandhabt wird als im Unterricht zuvor, gibt es eine Dissonanz. Vielleicht kann man diese irgendwie aufweichen: White-Listing von Webseiten, komplexere Aufgabenstellungen in Klausursituationen vielen mir als Beispiele ein.


    Abschlussprojekte der Fachinformatiker bei IHK-Prüfungen finden z.B. im Betrieb statt ohne weitere Kontrollen durch die Prüfer. Beurteilt wird die Dokumentation und eine Präsentation des Ergebnisses, sowie ein Fachgespräch darüber. Dies ist ein sehr individueller Prozess. Vielleicht kann die Schule von diesem Verfahren Lernen und Aspekte übernehmen.

  • Aber Lebensrealtiät ist es eben doch, dass man auf sowohl auf eigenes Fachwissen zurückgreift als auch auf das Wissen, das durch entsprechende Kanäle zur Verfügung steht.

    Ist schon richtig, aber das erfordert eine völlig neue Art von Prüfungsaufgaben. Und die Kultusverwaltung oder Prüfungskommisionen sind einfach noch nicht so weit. Und eine einzige Schule wird den Teufel tun, eigenmächtig bei Standard-Prüfungsaufgaben eigene Wege zu gehen.

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • Aber wie wäre es bei Klausuren - also nicht explizit bei Abschlussprüfungen, sondern bei regelmäßigen Leistungsüberprüfungen?

  • Aber wie wäre es bei Klausuren - also nicht explizit bei Abschlussprüfungen, sondern bei regelmäßigen Leistungsüberprüfungen?

    Ich habe mich darüber jetzt noch nicht schlau gemacht, aber da wir im kommenden Schuljahr zwei Tabletklassen bekommen, habe ich in die Richtung schon ein bisschen überlegt.


    In Mathe könnte man zum Beispiel als Klausuraufgabe machen, dass die Schüler ein Lernvideo zu einem bestimmten Sachverhalt erstellen müssen. Meinetwegen "Die Logarithmus-Funktion" oder so. Ja, und dann müssen sie das Wissen ja irgendwoher beziehen... Ginge sicher auch für andere Fächer.


    Wobei ich ehrlich gesagt dann auch wieder Bedenken hätte, ob die Schüler es denn hinbekommen, wirklich fachlich korrekte und wichtige Aspekte zu finden, oder ob sie damit überfordert wären.


    Wie gesagt, über die rechtliche Seite habe ich mich noch nicht schlau gemacht. Sind nur Gedankenspiele bisher.

  • Wenn du das konkret einmal ausprobiert hast, wäre es toll, wenn du hier berichten könntest. Deine Erfahrungen würden mich interessieren.

  • Ich finde das ist ein sehr wichtiges Thema.


    Eigentlich sollten der Internetzugang generell erlaubt sein und die Klausuren entsprechend verändert werden, denn verhindern , dass aus dem Internet abgeschrieben wird, können wir doch längst nicht mehr!


    Momentan sind elektronische Hilfsmittel bei Prüfungen und Klausuren nicht zugelassen. Handys werden vor Klausuren und Prüfungen eingesammelt, aber niemand kann doch kontrollieren, ob nicht ein zweites Handy benutzt wird. Klausuren werden abfotografiert, verschickt und kompetente Freunde lösen als "Telefonjoker" die Aufgaben bevor sie zurückgeschickt werden.


    Wenn nun ein Schüler unter Aufsicht einen gut formulierten Aufsatz aus dem Internet kopiert und als seinen eigenen ausgibt, ist das ja auch sehr peinlich für den beaufsichtigenden Lehrer. Zwar merkt er es, aber er hat den Schüler ja nicht bei der Tat erwischt und wie soll er das hinterher eigentlich beweisen?


    Eine Alternative wäre, bei Prüfungen oder Klausuren generell Störsender einzusetzen, so dass dann wirklich nicht aus dem Internet kopiert werden kann. Aber wird das denn in Deutschland schon irgendwo gemacht?

  • Eine Alternative wäre, bei Prüfungen oder Klausuren generell Störsender einzusetzen, so dass dann wirklich nicht aus dem Internet kopiert werden kann. Aber wird das denn in Deutschland schon irgendwo gemacht?

    Nein, weil das gemäß dem Telekommunikationsgesetz (TKG) definitiv verboten ist.

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • Wenn nun ein Schüler unter Aufsicht einen gut formulierten Aufsatz aus dem Internet kopiert und als seinen eigenen ausgibt, ist das ja auch sehr peinlich für den beaufsichtigenden Lehrer. Zwar merkt er es, aber er hat den Schüler ja nicht bei der Tat erwischt und wie soll er das hinterher eigentlich beweisen?

    Plagiat lässt sich durchaus nachweisen. Das oben genannte Problem taucht ja bereits in vielen Facharbeiten auf. Auch dort kann man natürlich niemanden in flagranti erwischen; nachweisen geht trotzdem



    ber niemand kann doch kontrollieren, ob nicht ein zweites Handy benutzt wird. Klausuren werden abfotografiert, verschickt und kompetente Freunde lösen als "Telefonjoker" die Aufgaben bevor sie zurückgeschickt werden.

    bin ich so naiv, dass ich denke, dass, wenn ein Lehrer seine Aufsicht während einer Prüfung wahrnimmt, er bemerken kann, ob jemand mit dem Handy hantiert?

  • Zitat von Friesin

    bin ich so naiv, dass ich denke, dass, wenn ein Lehrer seine Aufsicht während einer Prüfung wahrnimmt, er bemerken kann, ob jemand mit dem Handy hantiert?

    Ich habe einen Schüler, bei dem ich mir sicher bin, dass er keine Ahnung vom Fach hat. Trotzdem schreibt er 3-4 in Tests.
    Ich lasse Handys aufs Pult legen und schreibe im extra großen Prüfungsraum. Zum Teil hab ich ihn noch extra weit von anderen weg gesetzt. Ich hab keine Ahnung, wie er das macht...



    Bei meinem früheren Arbeitgeber wäre es während Prüfungen am PC möglich gewesen, dass ein Schüler seine Musterlösung für alle auf nem zentralen Laufwerk speichert. Internet wäre auch gegangen. Zum Glück haben die das nicht wirklich gecheckt.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Ich habe einen Schüler, bei dem ich mir sicher bin, dass er keine Ahnung vom Fach hat. Trotzdem schreibt er 3-4 in Tests.Ich lasse Handys aufs Pult legen und schreibe im extra großen Prüfungsraum. Zum Teil hab ich ihn noch extra weit von anderen weg gesetzt. Ich hab keine Ahnung, wie er das macht...



    Bei meinem früheren Arbeitgeber wäre es während Prüfungen am PC möglich gewesen, dass ein Schüler seine Musterlösung für alle auf nem zentralen Laufwerk speichert. Internet wäre auch gegangen. Zum Glück haben die das nicht wirklich gecheckt.

    Ich führe auch sehr gewissenhaft Aufsicht, d.h. ich mach nebenher nichts Anderes. Trotzdem sind mir schon Spickeleien per Handy entgangen...

  • Ich halte nicht viel von Internetzugang in Prüfungen.


    Zumindest in meinen Fächern ist ein Grundstock an Fakten- und Fachwissen erforderlich. Der nötige Umfang wächst auch je weiter man im Stoff fortschreitet.
    Wird dieser nicht mehr erworben, dann ist in meinen Fächern relativ schnell kein weiterer Lernfortschritt mehr möglich.


    Den Schülern die Illusion zu geben, sie könnten alle Probleme mit Google lösen, halte ich darüber hinaus für fahrlässig, denn das entspricht nicht den Tatsachen.

  • Ich halte von Internetzugang während Prüfungen auch ncihts, selbst in Mathe kann man gewisse Dinge während einer im Internet herausfinden.


    Ich sehe da auch keinen großen Vorteil, warum sollten die Schüler ins Internet gehen während einer Klausur?

  • INTERNETZUGANG
    Internetzugang bei einer Klausur halte ich in 99% der Fälle für kontraproduktiv, da Schüler dann nur googeln oder sich Ergebnisse über das Netz zuschanzen. Das restliche 1% sind Klausuren, in denen Internetrecherche gewollt ist. Bei uns gibt es eine Software, mit der man das Netzwerk und USB-Schnittstellen der SuS sperren/freigeben kann. Die Ergebnisse kann man dann per Knopfdruck einsammeln. Außerdem kann man mit dem Tool vom Lehrerplatz aus den live Bildschirminhalt jedes Schüler einsehen. Leider ist es immer etwas riskant die Software bei Klausuren einzusetzen, da sie nicht immer ganz zuverlässig arbeitet.


    Meiner Meinung ist der Vorteil von Papier, die "Absturzsicherheit", die erschwerte Informationsaustauschbarkeit und die Möglichkeit einfach Skizzen, Zeichnungen, Schaltungen, Diagramme zu erstellen, noch von keiner Classroom Software richtig gelöst worden.


    HANDY
    Ich kündige bei Klausuren vorher immer an, dass ich es als Betrugsversuch werte. Schüler haben das Handy gern auf dem Schoß unter'm Tisch, und denken der Lehrer sieht es nicht.

  • Ich halte von Internetzugang während Prüfungen auch ncihts, selbst in Mathe kann man gewisse Dinge während einer im Internet herausfinden.


    Ich sehe da auch keinen großen Vorteil, warum sollten die Schüler ins Internet gehen während einer Klausur?

    Aber das ist doch genau der Punkt. Wenn ich eine Klausur mit Internetzugang schreiben würde, dann sollten die Schüler ja gerade gewisse Dinge im Internet herausfinden. Beispiel Erörterung: Man gibt ein Thema, das eben nicht schon fertig aufbereitet im Internet steht. Dann ist es eben Teil der Aufgabenstellung, dass die Schüler gezielt nach Informationen suchen, die sie für ihre Argumentation nutzen können, ohne dabei zu voel Zeit zu verlieren. Teil der Bewertung ist die Auswahl der Quellen, die Umsetzung der Quellen und die richtige Zitierweise (inkl. Bibliographie) am Ende. Wenn man ohnehin schon am Rechner arbeiten lässt, könnte man unter Umständen auch noch Layout mitbewerten (bspw. wenn die Aufgabenstellung nicht einfach nur eine Erörterung ist, sondern ein Zeitungsartikel).
    Das würde der Lebenswelt entsprechen und ganz neue Kompetenzen abprüfen, die einfach sehr wichtig geworden sind. Klar kann/könnte man solche Kompetenzen auch ohne Klausur im Deutschunterricht vermitteln, aber machen wir uns doch nichts vor: Inhalte bekommen deutlich mehr Gewicht bei den Schülern (und auch in der Unterrichtsplanung der Lehrer), wenn sie zu einer Klausur führen.
    Ich bin mir sicher, auch in anderen Fächern könnte man entsprechende Beispiele finden, wo das Sinn machen würde. Wenn auch vielleicht nicht in allen.
    Und nochmal: Man müsste ja nicht gleich alle Klausuren mit Internetzugang schreiben lassen. Aber die eine oder andere wäre sicher nicht uninteressant.

Werbung