Inklusionskonzept für Gymnasien

  • Einzig bei leichten körperlichen Einschränkungen könnte ich es mir vorstellen, wobei ich mich zumindest frage, inwieweit eine Sportnote an besagte Schüler vergeben werden kann, ohne gleichzeitig Schüler, die nicht in ihrer Mobilität eingeschränkt, aber schlichtweg leistungsschwach im Fach Sport sind, zu benachteiligen.

    Sag mal, hackts?!
    Weil sich irgend ein Trottel „benachteiligt“ fühlen könnte, weil ein Rollifahrer zB nicht am Sportunterricht, dafür aber ersatzweise am Kunstunterricht teilnimmt, sollen körperlich Behinderte jetzt nicht an Regelschulen unterrichtet werden?!
    Wie pervers ist das denn?


    Bei geistig Behinderten kann ich vor allem für das Berufskolleg/die Oberstufe sprechen und bin da ganz bei Miss Jones - Förderschulen sind hier eindeutig besser für die entsprechende Bewältigung der besonderen Anforderungen geeignet.

  • @Krabappel: Was ist an dem Ausdruck verkehrt? tibo schrieb "Menschen mit Behinderung" und ich wollte schlichtweg auf diese zuvor genannten Personengruppe Bezug nehmen. Bitte nicht an allem unnötig Anstoß nehmen! Das ist einer der Gründe, warum 400 Jahre alte Apotheken "plötzlich" für ihren Namen kritisiert werden...


    @Eddie: Man kann einer anderen Meinung sein, ohne andere Menschen beleidigen zu müssen - das schaffst auch du. Wie würdest du einem Kind beibringen, dass es den Sportunterricht mitmachen muss, obwohl es in dem Fach schlecht ist und darüber hinaus eine deutliche Abneigung dagegen? Weil seine Meinung im Prinzip nicht zählt, es aber physisch dazu in der Lage ist? Klingt für mich nicht sehr tolerant :daumenrunter: .

  • @Eddie: Man kann einer anderen Meinung sein, ohne andere Menschen beleidigen zu müssen - das schaffst auch du. Wie würdest du einem Kind beibringen, dass es den Sportunterricht mitmachen muss, obwohl es in dem Fach schlecht ist und darüber hinaus eine deutliche Abneigung dagegen? Weil seine Meinung im Prinzip nicht zählt, es aber physisch dazu in der Lage ist? Klingt für mich nicht sehr tolerant :daumenrunter: .

    Das hast du jetzt nicht geschrieben, oder? Du vergleichst nicht gerade einen faulen, wahrscheinlich dicken Schüler, der beim „Sportunterricht mitmachen muss, obwohl er in dem Fach schlecht ist“ mit jemandem, der ALLES dafür geben würde, nur einen Schritt machen zu können? „Weil seine Meinung nicht zählt“? Der arme, nicht-behinderte Schüler aber auch, hat kein Mitspracherecht! Ich bin grad echt sprachlos.


    Vielleicht wären IQ-Tests vor dem Lehramtsstudium langsam angebracht.

  • @Eddie: Man kann einer anderen Meinung sein, ohne andere Menschen beleidigen zu müssen - das schaffst auch du. Wie würdest du einem Kind beibringen, dass es den Sportunterricht mitmachen muss, obwohl es in dem Fach schlecht ist und darüber hinaus eine deutliche Abneigung dagegen? Weil seine Meinung im Prinzip nicht zählt, es aber physisch dazu in der Lage ist? Klingt für mich nicht sehr tolerant .

    Dann entfernen wir uns doch mal vom Fach Sport.
    Wie wär's mit Kunst. Oder Deutsch. Sind ja auch Fächer, die man können und mögen kann. Oder auch nicht.
    Sehbehinderte Schüler erreichen in diesen Fächern ohne Nachteilsausgleich häufig schlechtere Ergebnisse, weil sie Dinge nicht wahrnehmen können oder deutlich länger benötigen, die notwendigen Informationen aufzunehmen.


    Ich fordere hiermit, dass Nachteilsausgleiche wie Sehhilfen, etwa in Form in Form von Brillen, ab sofort an Gymnasien nicht mehr zulässig sind!
    (gilt natürlich für Schüler und Lehrer gleichermaßen)

  • Vielleicht wären IQ-Tests vor dem Lehramtsstudium langsam angebracht.

    Die allgemeine Hochschulreife?


    Körperlich eingeschränkte Menschen sind in einer Welt, in der sie die Minderheit darstellen, benachteilt, keine Frage. Ich sehe aber jetzt kein Problem darin, zumindest einmal nachzufragen, wie sich eine Integration im wohl einzigen Schulfach, in dem die Fähigkeit zur Mobilität auch tatsächlich eine Rolle spielt, auf Unterricht auswirkt, wenn es sowohl körperlich eingeschränkte als auch "normale", aber leistungsschwache Schüler in einer Klasse gibt. Letztendlich geht das in die selbe Richtung wie das Thema der Versetzung in die nächsthöhere Jahrgangsstufe bei Schülern mit kognitiven Einschränkungen im zieldifferenten Unterricht, wenn "normale" Schüler die angesetzten Lernziele nicht erreichen und infolgedessen die Jahrgangsstufe wiederholen müssen.


    @Bear: Klingt zunächst lächerlich, aber ich glaube, dass man diese Einzelfalldiskussionen tatsächlich führen muss, um langfristig eine Lösung zu finden mit der alle leben können. Sonst kommt ständig das (irgendwo auch nachvollziehbare) Argument "Aber was ist mit dem und dem?". Unser Bildungssystem ist auf Selektion ausgelegt und da muss man überlegen, wer wie selektiert werden darf und wer nicht...

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  • Eigentlich finde ich es im Sport gar nicht mal so unkompliziert. Je nach Behinderung zumindest. Im richtigen Rollstuhl kann man doch die meisten Ballspiele zum Beispiel ganz gut bewältigen. Ein begabter Rolli-Basketballer kann sicher auch in einer inklusiven Klasse mithalten. Bei Leichtathletik und Co. gibt es Referenzen zur Umsetzung bei den Paralympics.


    Und ja, sie studieren an der SpoHo meines Wissens nach zum Beispiel Sport auf Lehramt zum Beispiel. Lernzieldifferent würde man wohl sagen.

  • Körperlich eingeschränkte Menschen sind in einer Welt, in der sie die Minderheit darstellen, benachteilt, keine Frage. Ich sehe aber jetzt kein Problem darin, zumindest einmal nachzufragen, wie sich eine Integration im wohl einzigen Schulfach, indem die Fähigkeit zur Mobilität auch tatsächlich eine Rolle spielt, auf Unterricht auswirkt, wenn es sowohl körperlich eingeschränkte als auch "normale", aber leistungsschwache Schüler in einer Klasse gibt. Letztendlich geht das in die selbe Richtung wie das Thema der Versetzung in die nächsthöhere Jahrgangsstufe bei Schülern mit kognitiven Einschränkungen im zieldifferenten Unterricht, wenn "normale" Schüler die angesetzten Lernziele nicht erreichen und infolgedessen die Jahrgangsstufe wiederholen müssen.


    @Bear: Klingt zunächst lächerlich, aber ich glaube, dass man diese Einzelfalldiskussionen tatsächlich führen muss, um langfristig eine Lösung zu finden mit der alle leben können. Sonst kommt ständig das (irgendwo auch nachvollziehbare) Argument "Aber was ist mit dem und dem?". Unser Bildungssystem ist auf Selektion ausgelegt und da muss man überlegen, wer wie selektiert werden darf und wer nicht...

    Hmm... diese Diskussion hatte ich noch nicht. Irgendwie haben die Schüler immer verstanden, dass der Junge im Rollstuhl anders zu werten ist, als der Schüler der nur keine Lust hatte. :autsch:

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

    Einmal editiert, zuletzt von Milk&Sugar ()

  • Okay, dann noch mal ganz konkrete Beispiele - und zwar aus dem Bereich Sport, wenn da wirklich jemand denkt, das sei so "anders".
    Zunächst einmal... es gibt in Sport eine Einteilung nach Jahrgängen, was die geforderten Leistungen angeht. Die ist nicht ideal, aber allemal fairer als nach Schuljahr sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Klar gibt es manche Veranlagungen, aber was soll ich denn sonst machen? Die SuS auf die Waage stellen (also nach Gewichtsklassen wie im Kampfsport üblich)? Dann würde ein übergewichtiger Oberstufen-Couchpotato im Schwergewicht landen, und dem traust du dann also ein Sparring gegen ein Kaliber wie Klitschko zu, ja?
    Ich hoffe du siehst selbst wie absurd das wäre, @Lehramtsstudent.
    Nun zur Inklusion Körperbehinderter. Je nach Behinderung können sie diesen Nachteil durchaus durch Hilfsmittel ausgleichen, wie zB eine Prothese. Wenn ein entsprechender Schüler nun Sportarten wählt, wo diese Benachteiligung keine Rolle spielt, kann er sogar ganz normal bewertet werden.


    Und was die Belegungspflicht und die Beurteilung angeht... Solange SuS sich anstrengen und leisten was sie können erhalten sie im Pflichtfach Sport zumindest kein Defizit, um das zu bekommen, bedarf es bei mir (und sinnvoll unterrichtenden Kollegen) einer Leistungsverweigerung - und die ist nun mal ungenügend, egal in welchem Fach. Wer mehr als "ausreichend" sein will, muss eben mehr geben, dafür gibt es Tabellen, und du kannst schließlich trainieren, deine Ernährung umstellen, etc. Meinst du etwa, ein "sehr gut" in Sport hat man eben oder eben nicht? Unsinn. Auch das wird erarbeitet, und gerade in der Oberstufe, wo vermehrt auch die Theorie mit in die Wertung einfließt, kommen manche vermeintliche "Sportskanonen" ganz schön ins Straucheln.
    Ich hoffe, jetzt wird endlich mal jemand wach und merkt, wie weit neben der Spur er gerade steht...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

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  • Aber kommen wir nicht gerade vom Thema ab? Ich bin sicher, dass die meisten Gym-Lehrer kein/ kaum ein Problem mit Schülern haben, die intellektuell denn unterricht folgen können. Ganz egal ob mit Hörgerät, CI, deutlich größeren Kopien, im Rollstuhl etc. hätte ich jedenfalls schon alles und wenn man sich drauf einlässt erfordert es auch kaum Aufwand. Aber machen wir uns nichts vor: die meisten von uns (auch in AHR Klassen am BK) wären mit einem Schüler aus denn Bereich GB oder LB überfordert.
    Darum ging es doch im Schwerpunkt mal. Warum darf ein LB-Schüler am Gymnasium inklusiv beschult werden, aber jemand mit einer HS-Empfehlung wird abgelehnt? Oder hab ich was verpasst?

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Kinder mit LB werden nicht an Gymnasien beschult, jedenfalls soweit ich weiß.


    Dennoch werden ADHS-Kids und Autisten, die wirklich besondere Voraussetzungen brauchen an Gymnasien beschult.


    Und für die ein gutes Konzept zu finden, war eigentlich meine Idee.

  • In NRW werden auch Kinder mit Förderbdarf Lernen am Gymnasium inklusiv beschult. Ich weiß auch nicht, wie das funktionieren soll. Der Unterricht ist generell sehr verkopft und auch wenn die Inklusionsschüler/innen andere Arbeitsaufgaben bekommen, denke ich, dass sie Probleme haben werden, sich z.B. überhaupt mal mündlich zu beteiligen.

  • Hmm... diese Diskussion hatte ich noch nicht. Irgendwie haben die Schüler immer verstanden, dass der Junge im Rollstuhl anders zu werten ist, als der Schüler der nur keine Lust hatte. :autsch:

    Ich unterrichte an einer IGS, d.h., wir bieten alle drei Bildungsgänge an und die Schüler, die diese Bildungsgänge anstreben, werden gemeinsam unterrichtet. Dazu kommen noch die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (bei uns I-Kinder genannt). Ohne jetzt auf die Schwierigkeiten und die Mehrarbeit, die das alles mit sich bringt, einzugehen, möchte ich lediglich diesen Punkt unterstreichen.
    Diese I-Kinder werden bei uns anders bewertet, bekommen leichtere Arbeiten, usw. Sie müssen auch weniger Arbeitsaufträge im Unterricht erledigen, weil sie einfach langsamer sind. Es hat sich noch nie ein Kind darüber beschwert. Die SuS wachsen in der Grundschule damit auf und für sie ist das das normalste auf de Welt. Die sehen auch vollkommen ein, dass die I-Kinder wegen ihrer "Bevorzugung" nicht zu beneiden sind oder so.


    Natürlich ist den Schülern auch bewusst, dass ein I-Kind mit diesem Status nie denselben Abschluss wie sie erreichen kann, sondern lediglich eine besondere Form der Berufsreife.




    Zur Inklusion an Gymnasien hat der Philologenverband übrigens kürzlich Stellung bezogen:


    http://www.philologenverband.d…de3bea270a239b37019b59660

  • Hallo SchmidtsKatze,


    du schreibst, dass Inklusion ein formales Konstrukt sei, das aber nur auf dem Papier funktioniere.


    Ich habe aber nicht (mal) diesen Eindruck. Meines Wissens nach ist die Theorie zur Thema Inklusion mehr als löchrig und selbst die auf den ersten Blick hübschen bunten Bildchen, wo alle Kreise, Vierecke und Kreuzchen etc. in einer großen wabberigen Blase vereint sind, kann daran nichts ändern.


    Menschen sind nunmal keine Kreuze, Vierecke und Kreise, sondern jeder ist in erster Linie Mensch und hat spezifische menschliche Bedürfnisse. Ein Kind mit dauerhaften kognitiven Beeinträchtigungen kann sich in einer Klasse, in der die meisten anderen Kinder ein "normales" Lerntempo verfolgen, wohl fühlen und eigene Grenzen eher ausreizen, aber auch völlig in sich zurückfallen und resignieren.


    Ich mache selber gerade mein Referendariat und erlebe genau das, was du auch schilderst (obwohl ich Sek I unterrichte, also Hauptschule u. Realschule, bzw. G- u. M-Niveau).


    Die "Inklusionskinder" werden zwar lieb behandelt und wohlwollend integriert, aber ein Lehrer allein ist schlicht nicht in der Lage, sie individuell zu fördern. Man muss quasi ständig mit ihnen lernen, sonst sitzen viele einfach nur da und starren in die Gegend. Es ist teilweise unschön, das mit anschauen zu müssen. Zum Teil gibt es an unserer Schule extra Inklusionsklassen, wo dann speziell geschulte Lehrer unterrichten. Das macht noch am ehesten Sinn, ist dann aber kein großer Unterschied mehr zur konventionellen Förderschule.


    Ich verstehe diese "Inklusion" ehrlich gesagt nicht, weder theoretisch noch praktisch. Ich mag die Kinder wirklich sehr gern, aber es tut weh, ihnen beim Nichtstun zuschauen zu müssen. Schließlich geht es um ihre Zukunft und ihr Wohlbefinden.

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