Wechseln oder bleiben

  • Hallo zusammen,


    Vielleicht könnt ihr mir einen Rat geben, ich komme gedanklich nicht so richtig weiter bzw. ich lande immer wieder an derselben Stelle.


    Ich arbeite seit über 4 Jahren an einer Grundschule in Hessen und fühle mich dort auch wohl. Inzwischen gehöre ich dort zu den "alten Hasen" und habe mir auch bei den Eltern inzwischen einen guten Ruf erarbeitet.


    Jetzt ist es so, dass ich das Meer liebe und sehr gerne an die Ostsee ziehen würde. Allein die Vorstellung, jeden Tag ans Meer zu können wäre traumhaft und auch kreislaufmäßig wäre es angenehmer für mich als hier in Hessen. Ich habe aber große Angst, an einer neuen Schule nochmal neu anzufangen.


    Innerlich schwanke ich zwischen bleiben oder doch an die Ostsee ziehen.


    Hat jemand schon mal ähnliches erlebt und kann mir Impulse geben?
    Danke!

    • Offizieller Beitrag

    Ich gehöre zu der Minderheit, die sagt, Lehrkräfte sollten sowieso alle x Jahre (ich denke 7-10) die Schule wechseln, um nicht träge und betriebsblind zu werden, also warum nicht?

  • Du bist noch ziemlich jung, oder? Ungebunden? Wovor hast du Angst?


    Ich bin schon oft umgezogen. Irgendwie ist es schön, Heimatgefühle in verschiedenen Gegenden zu haben. Einige Orte will ich immer wieder besuchen.


    Ich kannte mal eine, die auch so eine ungestüme Sehnsucht nach Meer hatte. Sie wohnt jetzt wirklich dort. Das bereut sie nicht. Wie man überhaupt neue Erfahrungen meist nicht bereut, sondern eher das zögerliche Verharren in Situationen, die man lieber verlassen würde. Darüber können Jahrzehnt vergehen.


    Weil du jetzt Routine hast, musst du doch trotzdem nicht bis zur Pensionierung an derselben Schule bleiben. Also - wann, wenn nicht jetzt?


    Andererseits muss man natürlich sehen: Mitunter fühlt man sich woanders eben doch nicht so richtig zu Hause, und Ostsee einen langen Winter lang ist eben doch was anderes als ein Sommerurlaub. Mach doch Herbst- und Winterferien an deinem Traumort und entscheide dann. Nur Mut!

  • Ich habe von Schulwechseln, die in meinen ersten 20 Lehrerjahren gewesen sind, immer nur pofitiert. Allerdings würde ich jetzt nicht unbedingt von einer Dorfschule an eine Brennpunktschule wechseln wollen. Wenn die Schule passt und du die Gegend super findest, dann würde ich dir die Vorgehensweise von Piksieben vorschlagen.

  • Ich gehöre zu der Minderheit, die sagt, Lehrkräfte sollten sowieso alle x Jahre (ich denke 7-10) die Schule wechseln, um nicht träge und betriebsblind zu werden, also warum nicht?

    klingt gut, aber was, wenn die neue Schule ein Reinfall ist? Stellenwechsel (=Versetzen lassen) ist ja nun nicht so einfach bei Lehrern. Ich bin früher sehr spontan gewesen, je älter ich werde und je mehr Familie ich habe, desto vorsichtiger werde ich :angst:


    @TE, wenn niemand von dir abhängig ist: Go for it! Ich glaube, dein Herz hat sich eindeutig fürs Meer entschieden :)

  • Ungebunden bin ich nicht, aber mein Mann ist Bundesbeamter und könnte sich relativ unkompliziert dahin versetzen lassen.
    Und ob 37 als alt zählt:)???


    Wovor ich genau Angst habe? Dass die Schule scheiße ist, dass ich wieder die Neue bin ohne Ruf und lange brauche, um mich einzuleben. An meiner alten Schule wurde ich von der Schulleiterin als TVH nie akzeptiert, erst nach Magenbypass -OP und Verbeamtung wurde das besser.


  • Ich verstehe dich sehr gut. Ich fühle mich an meiner jetzigen Schule sehr wohl (so im Großen und Ganzen) und ich fühle mich inzwischen auch sehr angenommen von den allermeisten Eltern, Schülern und Kollegen; bei einem Wechsel - auch ich hätte da einen Traum - hätte ich auch Sorge, wie es wohl an der anderen Schule läuft, denn ich höre oft, wie es anderswo nicht läuft, also vor allem die Kollegen untereinander.


    Ich möchte jetzt nur sagen: Manchmal muss man auch etwas wagen - sonst wirst du den Gedanken nie los, vor allem später, "hätte ich nur ..."

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ja, genau, das ist ja ein bisschen wie Umziehen (Wohnung). Am besten schaut man sich vorher die Nachbarschaft an, wenn es denn ginge. Das ist so enorm wichtig.


    Aber manchmal ist ja alles gut und dann ziehen die netten Leute weg und es kommt ... Wir hatten hier jahrelang eine tolle Nachbarschaft, alle per du, gemeinsame Feiern, einander helfen, Pakete annehmen selbstverständlich. Nun sind einige davon weg. Ich sag mal so, macht sich bemerkbar.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ich habe schon öfter gewechselt (war auch in mehreren Ländern), da ich die Abwechslung brauche. Mir hat es den Blick auf verschiedene Bildungssysteme, aber auch Schulstrukturen geöffnet. Da gebe ich Trantor recht, es gibt nichts schlimmeres als Kollegen, die nur ihren Bezirk und ihre Schule kennen, die noch nichteinmal irgendwo einen Nebenjob gemacht haben. Die sind teilweise so eingefahren, dass es mit ihnen schwierig sein kann (haben aber andere Vorzüge).


    Die Tipps, die schon gegeben wurden, sind super.


    Mache dort Urlaub, gerade zu "schlechten" Zeiten (Wetter, ...). Komme mit Menschen in Kontakt (Lehrer) und besuche Schulen. Tipp: Nimm deine Bewerbungsunterlagen gleich mit, dann kannst du bei Fragen gleich nachschlagen.


    Wenn es dir dort an einer Schule nicht gefallen sollte, dann behalte im Hinterkopf, dass es dort auch mehrere gibt und du ja nochmal wechseln könntest.
    Meiner Erfahrung nacg sind Kollegien oft ähnlich zusammengesetzt (wurscht welches Land). Je nach Größe des Kollegiums (ich gehe jetzt mal von 30 Personen aus) sind 3-5 mit denen man sich sehr super versteht und auch mal gemeinsam ausgeht, so auch 3-5 denen man lieber aus dem Weg geht und noch die breite Mitte.


    Lebe deinen Traum, wenn ich auch verstehe, dass ein Wechsel immer mit Befürchtungen und Ängsten einhergeht, aber auch eine spannende Zeit ist.

    • Offizieller Beitrag

    Es lebt sich toll hier, ich würde nicht weg wollen. Aaaber: Ich kann von der Veranda aus die Ostsee sehen (Luftlinie anderthalb Kilometer), liebe die Ostsee und bin ungefähr 10x im Jahr da. Will sagen: Unsere Feriengäste sind häufiger am Strand als diejenigen von uns, die hier leben. Meine Sauerländer Verwandtschaft läuft auch nicht jeden Tag durch den Wald, obwohl sie es könnte *g*


    Will dich nicht davon abbringen, um Himmels Willen, aber wenn man hier lebt, ist es doch anders als im Urlaub :)

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • Wir gehen auch seltener auf den Berg als die Touristen und im Nachbarort ist das nächste Skigebiet, dass uns auch seltener sieht. An manchen Tagen fühlen wir uns schon noch wie im Urlaub (zum Beispiel während der Weihnachtsferien, wo wir eh hier Urlaub gemacht hätten), aber an den meisten Tagen ist einfacher Alltag. Selbst der Blick aus dem Fenster auf die Berge ist meistens Alltag (aber schon oft schön).
    In der Schule ist dann sowieso Alltag.

  • Wie ist es denn mit deinem sozialen Umfeld?


    Ich habe hier zum Beispiel einen großen Freundeskreis und viele Bekannte. Manche kenne ich mittlerweile schon 15 Jahre. Allein deswegen würde ich hier niemals weg wollen.

  • Gibt es denn eine Garantie, dass du an dieser Schule immer bleiben könntest, dass du nicht abgeordnet werden kannst oder KV machst, dass Kollegium und Eltern dir immer wohlgesonnen bleiben? Die Kollegen und Eltern ändern sich in der Zusammensetzung, daher gibt es auch hier keine 100prozentige Garantie.

  • Wenn du Meer liebst wieso dann Ostsee :sterne: . Ostsee ist Badewanne.


    Ich bin an die Nordsee gezogen und ich liebe es sehr. Berge finde ich blöd. Wenn es dich woanders hintreibt, dann ziehe es durch. Wenn du eine doofe Schule erwischt, wechselst du halt nochmal.

  • Wenn du Meer liebst wieso dann Ostsee . Ostsee ist Badewanne.


    Jedem das Seine! Wenn in Ostsee verliebt, dann in Ostsee verliebt. Dafür muss es keinen Grund geben.


    Was hindert dich? Jetzt bist du jung und ungebunden, was hast du groß zu verlieren? Deine Schule ist schön? Das ist gut, aber das wäre eine andere vielleicht auch und an deiner jetzigen Schule kannst du es schon im nächsten Jahr mit total doofen Leuten zu tun kriegen.
    Würde Hessen dich gehen lassen?

  • Ostsee deswegen, weil mein Mann beruflich schlecht an die Nordsee wechseln kann. Von daher der Kompromiss mit der Ostsee.
    Bin durch meine Großeltern (die haben haben 3/4 des Jahres auf Borkum gelebt) eher Nordseefan...

  • Wenn du es willst, dann mach es.



    Je nachdem wie alt du bist und wie du wechselst (Kündigung und Neueinstellung, Ländertausch ... ) solltest du aber auch beachten, welche Auswirkungen ein Wechsel auf deine Pension im Alter und eventuelle Erfahrungsstufen etc. hätte.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Ungebunden bin ich nicht, aber mein Mann ist Bundesbeamter und könnte sich relativ unkompliziert dahin versetzen lassen.
    Und ob 37 als alt zählt:)???


    Wovor ich genau Angst habe? Dass die Schule scheiße ist, dass ich wieder die Neue bin ohne Ruf und lange brauche, um mich einzuleben. An meiner alten Schule wurde ich von der Schulleiterin als TVH nie akzeptiert, erst nach Magenbypass -OP und Verbeamtung wurde das besser.

    37 ist ein gutes Alter, um noch einmal neu durchzustarten!


    Ich fand es damals in Hessen aber auch schön :) Manchmal merkt man auch erst, wie schön es ist, wenn man weggeht (und die Touristenattraktionen gar nicht so richtig beachtet hat).

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