Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Ich habe schon häufiger mal erwähnt, dass eine Bekannte von uns auf der Intensivstation am UKBB arbeitet, ne? Wenn die in den Notfall gehen, tragen sie gar keine FFP2-Masken, schon gar keine Vollmontur, sondern einfache OP-Masken. Letztens hatten sie mal jemanden mit einer Alkoholvergiftung, der ihnen einfach mal fix vor die Füsse gekotzt hat. Blöderweise war die Person Corona-positiv. Dann weisst Du auch, wie im Spital Infektionen entstehen. Von meinen Schülern hat mir bis anhin zum Glück noch keiner vor die Füsse gekotzt.

    Ich sehe keinen wesentlichen Unterschied dazwischen eine FFP2 Maske aufzuziehen oder eine OP-Maske. Ist im Wesentlichen diesselbe Handbewegung. Halte das für absolut fahrlässig, im Kontakt mit ungetesten Patienten bei diesen Inzidenzen keine zu tragen, sorry. Und zwar nicht nur um seiner selbst willen. Ich weiß aber auch, dass das viel mit (z.T. für mich kaum nachvollziehbarer) regionaler Mentalität zu tun hat, wie hoch man die Maske hängt. In Schweden wird ja nicht einmal der Mundschutz getragen.


    Der Punkt ist, es werden gerne Schutzbehauptungen aufgestellt, dass man Corona ja garnicht unter Kontrolle bekäme, wenn man nicht eine ostasiatische superfaschistische Hyperdikatur wäre. Daran liegt es nicht, es liegt an der einfachen, narzisstischen und in Europa wohl inzwischen virulenten Unfähigkeit das eigene Ego soweit zurückzunehmen und Unnahnemlichkeiten zu ertragen, die dazu notwendig wären, diese Pandemie unter Kontrolle zu kriegen. Ja teilweise sogar überhaupt erstmal sich der Realität und den eigenen Ängsten zu stellen. Die waren Feiglinge warne nie die Warner, sondern immer die Virusleugner, die so einen bequemen Weg gefunden haben, die unangenehme Lage einfach zu verdrängen.


    Wären wir auf niedrigerer Inzidenz, könnten wir viel eher wieder annähernd normal leben.

    Es ist wie mit dem Marshmallow-Experiment. Einem Kind wird ein Marshmallow präsentiert. Ihm wird gesagt, dass wenn der Versuchsleiter in 5 Minuten wieder kommt und der Marshmallow noch da ist, wird es einen zweiten geben. Die Kinder mit geringer Impulskontrolle essen natürlich den ersten Marshmallow. Momentan versagen wesentliche Teile unserer Gesellschaft beim kleinkindlichen Marshmallowtest. Die Kinder streiten sogar noch darüber ob es denn zweiten Marshmallow überhaupt jemals gab oder ob es ihn nicht trotzdem geben wird oder ob es nicht sowieso viel besser wäre, nur einen Marshmallow zu haben.

  • Ja genau. Man darf sich mit bis zu vier Personen aus dem engsten Familienkreis (sowie den jeweiligen Partnern) aus beliebig vielen Haushalten treffen.

    Dass ändert natürlich nichts daran, dass das nicht prüfbar ist, nicht von allen so eingehalten werden wird und irgendwie arbiträr wirkt.

    Aber nur, wenn der Partner dann jeweils im gleichen Haushalt lebt.

    Sprich: meine Schwester darf ihren Freund mitbringen, mit dem sie zusammen lebt, aber dürfte nicht ihren Freund mitbringen, der bei seinen Eltern wohnt. (So hab ich es für NRW jedenfalls verstanden.)

    Also entweder Familie oder Freunde.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Halte das für absolut fahrlässig, im Kontakt mit ungetesten Patienten bei diesen Inzidenzen keine zu tragen, sorry.

    FFP2-Masken stehen für diese Situation überhaupt nicht zur Verfügung. Ist ganz echt so, Unispital Basel.


    Also nur um die Situation noch mal zu erklären: Notaufnahme, nicht Isolierstation. Da wird natürlich erst Erste Hilfe geleistet, bevor der Test gemacht ist. Und so kam es, dass die Person gekotzt hatte, bevor bekannt wurde, dass sie Corona-positiv ist.

  • FFP2-Masken stehen für diese Situation überhaupt nicht zur Verfügung. Ist ganz echt so, Unispital Basel.

    Unfassbar für ein Universitätskrankenhaus, selbst wenn FFP2 nicht vorhanden ist, gibt es bei uns Millionen von 20 Cent teuren KN95 Masken, die freigiebig als FFP2 angepriesen und überall verteilt werden.

  • Unfassbar für ein Universitätskrankenhaus, selbst wenn FFP2 nicht vorhanden ist, gibt es bei uns Millionen von 20 Cent teuren KN95 Masken, die freigiebig als FFP2 angepriesen und überall verteilt werden.

    Du ... Hier trägt auch in einer normalen Arztpraxis niemand eine FFP2-Maske und dort ist die Wahrscheinlichkeit auf einen Corona-positiven Patienten ja genauso hoch wie im Spital in der Notaufnahme. Auch nicht in der ambulanten Altenpflege, die Spitex-Leute sehe ich nur mit OP-Maske. Ich müsste bei meinen Schülern mal nachfragen, wie die im Testzentrum ausgestattet sind, da war ich ja noch nie.

  • Aber warum denn nicht? Das verstehe ich einfach nicht... Also ich glaube Dir das, weil es in meinem Landstrich ähnlich gelagerte Probleme gibt, aber medizinisches Personal finde ich schon hart.

    Weil's niemand für nötig hält. Ich bin alle 2 Wochen mal im Merian-Iselin-Spital, niemand dort trägt auf den normalen Stationen FFP2-Masken. Und ehrlich gesagt frage ich mich auch, warum es anders sein sollte, wenn der Rest der Menschheit auch mit OP-Masken geschützt sein soll. Die Wahrscheinlichkeit sich auf einer nicht-Covid-Station mit diesem Virus anzustecken ist genauso hoch wie überall sonst. Mit dem Unterschied halt, dass Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern direkten Körperkontakt zu Patienten haben. Da habe ich doch als Lehrperson ein wahrhaft gechilltes Leben dagegen.


    Noch im August war das Tragen der Maske für Patienten in der Orthopädie gar nicht obligatorisch. Mein letztes MRI habe ich tatsächlich noch ohne gemacht, beim Orthopäden, also nicht im Spital sondern in einer Praxis, habe ich ab August dann mal freiwillig eine getragen weil ich gefunden habe, ich sehe an der Schule ja jeden Tag nen Haufen Leute.

  • Das ist bei uns tatsächlich anders. Bei meiner Grippeimpfung trug der Hausarzt sogar FFP3. Und gerade auf der Notaufnahme wie im Rettungsdienst (Erstkontakt) halte ich es für notwendig.


    (Ich habe neulich gelesen, dass aus diesem Grunde medizinisches Personal sich eher in der Freizeit ansteckt, weil es eben im Dienst gut geschützt wird (es gibt aber Ausnahmen, denen nachgegangen wird, in der Nähe ist ein kleines Krankenhaus nach Ausbruch inzwischen "abgeriegelt", niemand darf rein oder raus. Sie hatten sich wohl zu sehr auf Schnelltests verlassen). Das war im Frühjahr anders. Deshalb steigen die Zahlen bei RKI aktuell für Lehrer/ Erzieher schneller als beim medizinischen Personal.)

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  • Ich habe in den letzten 9 Monaten so viele Arztpraxen uns Spitäler von Innen gesehen, das ist wirklich repräsentativ was ich hier schreibe ;) Soweit ich weiss gibt es natürlich schon Ausfälle beim medizinischen Personal, aber nicht auffallend viele Ansteckungen.


    Übrigens... Ausnahmslos alle Ärzte, bei denen ich im letzten Jahr vorstellig geworden bin (es waren deren 7 wenn ich mich recht erinnere...), sind Deutsche. Das nur so als Fun Fact nebenbei.

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  • OT, aber warum gehst du nicht zu schweizer Ärzten?

    Weil es kaum welche gibt (gut, ich übertreibe etwas), aber die Schweizer bilden zu wenig aus, zahlen aber aus deutscher Sicht gut. Auch meine Schwester war viele Jahre Grenzgängerin und hat als Krankenschwester in einem Schweizer Kantonsspital gearbeitet. Viele meiner ehemaligen Klassenkameraden haben Medizin studiert und arbeiten zu mehr als die Hälfte in der Schweiz oder in den neuen Bundesländern (das zog Mitte der 90er Jahre auch an, wenn man Karriere machen wollte und keine elterlich Praxis übernehmen konnte). Mein Stiefvater ist Schweizer und war noch viele Jahre in der Schweiz krankenversichert, musste sich bei Nichtnotfällen in seinem alten Kanton behandeln lassen (und die Ärzte waren fast alle Deutsche).


    Was meinst du, wo unsere vielen Medizinstudenten bleiben? Ja, es ist ein Problem (aber der einzelne wird es nicht ändern). Jeder nutzt die Chance, die sich ihm bietet.

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  • Die Regeln sind doch schon streng, wenn die Menschen nicht gerade in Käfige gesperrt werden sollen. Trotzdem werden sich die Menschen anstecken, weil die Vielzahl an Maßnahmen nicht das Bedürfnis vieler Menschen, und damit das Kernproblem der Ansteckungen, unterdrücken kann, nämlich den Kontakt zu anderen Menschen.

    Viele Leute wollten den zweiten Lockdown, weil er halt notwendig ist. Nicht jeder ist ein Maßnahmen-Leugner, im Gegenteil, das sind die Wenigsten (und sagen wir es mal so, nicht die Intelligentesten unserer Spezies).

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Die Politiker/Wissenschaftler erwähnten schon oft, dass man die maximalen Zahlen nicht ausreizen muss, genauso wie jedes Schlupfloch zu nutzen. Ich weiß von einem User eines anderen Forums, dass er es satt habe, als junger Mensch auf alles zu verzichten und an den Feiertagen feiern werde, komme was wolle. Ich werde es ihm nicht gleichtun, kann seine Gedanken jedoch teilweise nachvollziehen und denke, dass es gerade viele junge Leute und Menschen mit engen Familienbanden ähnlich machen werden.

    Auf alles verzichten? Besteht sein Leben nur aus Party und Shoppen? Ich muss auf relativ wenig verzichten und das mache ich gerne, weil ich den Sinn dahinter erkenne.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

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  • Das sagt sich so leicht. Ich fühle auch relativ wenig Verzicht, weil ich ganz gern allein bin, genug Platz habe und technisch gut ausgestattet bin. Aber dass das Schwimmbad zu hat, das zum Beispiel macht mir wirklich etwas aus. Ich gewöhne mich dran, aber es tut mir nicht gut.


    Partys fehlen mir nicht, shoppen finde ich auch ziemlich furchtbar, aber soweit reicht meine Vorstellungskraft schon, dass mir viele Menschen in dieser Situation wirklich leid tun. Ich war früher ständig mit der Clique unterwegs (sagt man wahrscheinlich heute nicht mehr :-)), ständig war irgendwo was los, man war in der Kneipe, im Konzert, wasweißich. Und das geht jetzt alles für Monate nicht. Ok, wir hatten früher noch kein Whatsapp&Co. Aber es muss sich einfach furchtbar anfühlen. Und kleine Kinder mit ihren Eltern, die womöglich selbst alte Eltern haben ... Die Belastungen sind schon enorm, und sich einfach hinstellen und sagen: Ich verzichte auf nix, stellt euch nicht so an, das ist empathielos.


    Hat auch nichts damit zu tun, ob man den Sinn der Maßnahmen sieht. Den sehen die meisten. Das hilft ja auch, durchzuhalten. Dass man so rumgiftet wie in diesem Forum kenne ich aus meinem Umfeld nicht (ok, da gibt es auch keine Lehramtsstudenten, aber dass man einen Troll so hingebungsvoll füttert, ist schon bezeichnend). Da herrscht eher Verständnis vor, einander Mut machen, freundlich sein. Man braucht es so dringend.

  • Ich kann es auch verstehen, wenn Menschen ihre Hobbies fehlen. Aber dieses Rumgeheule von wegen, man könne nichts mehr machen, ist einfach Schwachsinn. Möglich ist vieles, wenn man es möchte Jammern ändert halt nichts. Man kann die Zeit ja auch nutzen, um neue Hobbies auszuprobieren.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

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    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Grundsätzlich gebe ich Euch rRecht: Was sind schon 1-2 Jahre Verzicht? Für mich sicher wenig, ich hab schon viel im Leben gemacht und erlebt!


    Für 16/17-jährige und andere markante Lebensphasen jedoch bedeutet das sehr viel! Diese Zeiten sind prägend für die Jugend und junge Erwachsene. Sie sollten herumreisen, sich ausprobieren in Praktika und auch zwischenmenschlich. Das fehlt und kommt nicht mehr wieder. Ich weiß nicht, ob alle hier so gelassen wären, wenn solche wichtigen Lebensereignisse wie Abiball oder ähnliches einfach ausfallen würden. Mein kleiner (11) leidet jedenfalls enorm, auch wenn er es nicht wahrhaben will. Er kann kaum 5 Min still sitzen. Joggingrunden ersetzen eben nicht die Team-Aktivitäten beim Fußball. Vorher ging er 4 Mal die Woche und plötzlich fällt das weg. Er braucht die Interaktion mit Gleichaltrigen. Die fehlt ihm enorm.


    Auch Eltern werden in dieser Zeit ist wirklich kein Vergnügen. Die Babyzeit ist für viele eine enorme Umstellung und ohne Kontakte zu Gleichgesinnten wäre ich sicher zuhause in Depressionen verfallen. Von 100 im Job auf Null ist mir schon schwer gefallen. Es war durch Aktivitäten mit Baby doch eine schöne Kurz-Auszeit, die ich nicht missen möchte. Alleine zuhause: Ich weiß nicht, ob ich das schadlos überstanden hätte.


    Und ehrlich gesagt: Ich möchte nach nun 7 Monaten auch wirklich mal wieder andere Leute sehen, als nur meine Familie. Das fehlt mir sehr! Auch Besuche von Konzerten, Geburtstagsfeiern, Museen...Macht Euch allen das gar nichts aus?

  • Mal 1-2 Jahre verzichten, bei einer Lebenserwartung von 75 (?) Jahren, ist das so dramatisch?

    Das ist keine Frage der Anzahl von Jahren, sondern davon, in welcher Lebensphase diese Jahre liegen. Für junge Menschen und Kinder ist da ein Verzicht erheblich gravierender für ihre Entwicklung. Gleichwohl kann man sicher mit Kreativität und gutem, positiven Willen vieles von dem Ungemach auffangen.

    Das können aber nicht alle Eltern vermitteln, vieles hängt auch von der Wohnsituation ab. Deshalb tun mir viele Kinder und Jugendliche/junge Erwachsene in dieser Situation schon leid.


    Hat sich mit dem Beitrag von Sissymaus überschnitten-egal, bleibt so.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

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