Bin ich zu gemütlich?

  • So in etwa mache ich das auch. Nur gibt es für Berufsschulen leider nicht so viel Material von Verlagen. Dafür habe ich viel von Kollegen getauschtes Material, das ich nur leicht überarbeite.


    Mir reicht es so schon oft mit der Anstrengung, recht viel mehr würde ich gar nicht schaffen.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

    • Offizieller Beitrag

    Schwieriger finde ich da, wenn Druck seitens Schulleitung oder Kollegen kommt, diesen over-the-top Unterricht machen zu müssen. Das ist in der Sek II eher selten der Fall, aber durchaus in der Grund- und Förderschule

    Ach ja?

    Stimmt, in der Se2 machen wir alle normalen (frontalen?) Unterricht, der Druck, besonderen Unterricht zu machen, geht total an uns vorbei...

    • Offizieller Beitrag

    Zum Thema:

    Ich hab Kolleg*innen, die ziemlich sich sehr viel Buchunterricht (oder Hallenfussball) machen, die kein einziges besonderes Amt haben, nie besonders unterstützen, 90% der Zeit keine Vertretungsaufgaben geben (auch wenn lange geplant, Fobi, Kursfahrt...), die Klassenleitungsgeschäfte kaum führen...

    DAS ist gemütlich.


    Das, was du tust, ist gesund! Herzlichen Glückwunsch und weiter so!

  • Was ich vergessen habe zu schreiben: Ich sehe wirklich nichts Verwerfliches daran, im Unterricht das Buch zu nutzen. Wozu gibt es Schulbücher? Wohl nicht dafür, dass jede*r Kolleg*in das Rad neu erfindet. Klar muss man immer gucken, wo man vielleicht noch was ergänzt, aber in den Fächern, in denen man ein vernünftiges Buch hat, finde ich es vollkommen legitim, das auch zu nutzen. Das hat aus meiner Sicht nichts mit "gemütlich" oder gar "faul" sein zu tun.

  • Was ich vergessen habe zu schreiben: Ich sehe wirklich nichts verwerfliches daran, im Unterricht das Buch zu nutzen. Wozu gibt es Schulbücher? Wohl nicht dafür, dass jede*r Kolleg*in das Rad neu erfindet. Klar muss man immer gucken, wo am vielleicht noch was ergänzt, aber in den Fächern, in denen man ein vernünftiges Buch hat, finde ich es vollkommen legitim, das auch zu nutzen. Das hat aus meiner Sicht nichts mit "gemütlich" oder gar "faul" sein zu tun.

    Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ich es nicht in Ordnung finde, wenn ein eingeführtes Lehrwerk, was die Schüler ja in der Regel auch mitschleppen, gar nicht verwendet wird. Außerdem sollte doch auch eine Nachlesemöglichkeit gegeben sein, an die man sich halbwegs hält. Also ich sehe das als explizit etwas gutes und notwendiges an, das Lehrwerk zu nutzen.

  • Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ich es nicht in Ordnung finde, wenn ein eingeführtes Lehrwerk, was die Schüler ja in der Regel auch mitschleppen, gar nicht verwendet wird.

    Naja, das kommt schon ein bisschen auf das Lehrwerk an, oder? Es gibt schon grottige Bücher. Und wenn ich ein eingeführtes Buch nicht nutze, schleppen die Schüler es in der Regel auch nicht mit.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ich finde Lehrbuch-Unterricht grundsätzlich auch ok. Aber natürlich kommt es aufs Lehrwerk an. Bei den Sprachen, finde ich, muss man sich letztlich in der Unter-/Mittelstufe auch auf das Buch stützen wegen der Vokabeln und der dazugehörigen Texte, zumindest als Grundlage. Darüber hinaus kann man dann passendes, schönes Zusatzmaterial raussuchen oder selbst erstellen, ich z.B. erstelle gerne Blätter, mit denen sie zu zweit üben können (Tandembögen) oder mit Selbstkontrolle, Rätsel, Spiele usw. Und das immer so viel oder so oft, wie es meine Zeit und Energie erlaubt.

  • Naja, das kommt schon ein bisschen auf das Lehrwerk an, oder? Es gibt schon grottige Bücher. Und wenn ich ein eingeführtes Buch nicht nutze, schleppen die Schüler es in der Regel auch nicht mit.


    Aber dann hast du es doch auch mit in der Hand zu ändern.

    Entweder durch ein anderes (besseres) Lehrwerk oder durch generelles Nein-Sagen zu einem Lehrwerk in dem Fach.



    Ich habe auch ein Buch, was so semi gut ist. Aber gibt auch nichts besseres. Arbeite dort wo es geht damit. Ansonsten selbst Dinge erstellen.
    Ich liebe Mathebücher diverser Art (Chemisches Rechnen), damit kann man sich immer Retten, auch bei Vertretung. Oder wenn sonst mal Probleme waren.

    Gerade Rechenaufgaben nehme ich sehr gerne aus Lehrwerken.

  • Aber dann hast du es doch auch mit in der Hand zu ändern.

    Entweder durch ein anderes (besseres) Lehrwerk

    Ach weißt Du - sowohl bei meiner großen Tochter (8. Gym) als auch bei meinen SuS (5.-13., alle Schularten) sehe ich so oft Bücher, die älter sind als die SuS selbst... da ist halt oft nichts dran zu ändern. Sei es, weil die Eingeborenen im Kollegium so gern mit dem Buch arbeiten (sonst müsste man sich ja zehn Jahre vor der Pension noch mit einem neuen Buch auseinandersetzen!), sei es, weil der Bürgermeister (in seiner Eigenschaft als Sachaufwandsträger) zu Hause ganz prima mit dem Telefonbuch als einzigem Druckwerk zurechtkommt und Bücher grundsätzlich für Teufelszeug hält...

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ich finde, dass die Sache mit den Schulbüchern sehr fachabhängig ist. Bei meinen Fächern für die Grundschule würde ich es so sehen:

    - Mathematik: Für den Einstieg ist handlungsorientierter Unterricht (z.B. bei Stochastikthemen Würfeln, Ziehen von Losen, etc.) sicher super, danach tut es das Schulbuch. In der Stunde vor der Klassenarbeit kann man eine Lerntheke auslegen, aber mehr an Arbeitsblättern und Gedöns würde ich nicht machen.

    - Englisch: Inzwischen sind die Werke für den Grundschulbereich so gut, dass auch hier ein Workbook + passende Flashcards für die Wortschatzarbeit ausreichen. Ich persönlich bin ein Fan von KJL im Fremdsprachenunterricht, wobei man sagen muss, dass es hier oftmals noch kein sinnvolles Zusatzmaterial für den Unterricht gibt. Wer ein schönes Kinderbuch im Englischunterricht behandeln möchte, müsste da also für die eine Unterrichtseinheit im Jahr etwas eigenhändig erstellen.

    - Deutsch: Hier gibt es meiner Meinung nach kein gescheites Werk auf dem Markt, das Literatur- und Sprachthemen gleichermaßen ansprechend berücksichtigt. Das ist auch der Grund, warum Schüler im Grundschulalter hier meist mehrere Arbeitsmaterialien haben. Die Lesetexte in den Schülerbüchern sind meist nicht gerade spannend, weswegen ich hier eher zu "richtiger" KJL greifen würde. Im Anfangsunterricht wäre eine Fibel gut, die nicht nach der Anlauttabelle geht, sondern sich an Basis- und Orthographemen orientiert. Ab Klasse 2 dann ein Heft zum freien Texteschreiben, sowie ein Arbeitsheft für Rechtschreibung und Grammatik. Wäre cool, wenn es das alles in einem gäbe, ist aber wohl Stand 2020 noch zu unrealistisch :( .


    Mit freundlichen Grüßen

  • ...sowohl bei meiner großen Tochter (8. Gym) als auch bei meinen SuS (5.-13., alle Schularten) sehe ich so oft Bücher, die älter sind als die SuS selbst...

    Es gibt leider auch frisch gedruckte Werke, die grottig sind. Ich frag' mich dann, ob man nie Kinderkontakt gehabt haben darf, um im Schulbuchverlag eine Stelle zu bekommen...

  • Bei meinen Fächern ist das sehr unterschiedlich.


    In Englisch nutze ich das Schulbuch zu 80%, auch in der Oberstufe arbeite ich viel mit Themenheften. Ich finde es viel zu überfordernd, wenn ich mir in Vollzeit auch noch Einheiten selbst zusammenstricken müsste, gepaart mit Wortschatz und Grammatikeinführungen...Himmel!


    In Philosophie kopiere ich mir oft Material zusammen. Originaltexte kürze ich nur in Ausnahmefällen, das ist einfach viel Arbeit und außerdem ist alles mit meinen Notizen voll, die müsste ich auch noch rauseditieren. Nervig! Da bieten die Verlage schon viel an.


    Ich kann mir einfach nicht vorstellen zu jeder Stunde ein eigenes Arbeitsblatt zu machen oder ein bestehendes zu ändern, weil der Arbeitsauftrag nicht perfekt mit Operatoren formuliert ist. Den gebe ich dann mündlich an die SuS oder schreibe den an die Tafel.


    Mein Eindruck ist, dass niemanden diese Art von Feinschliff interessiert... und die SuS am wenigsten. Für die bin ich auch nur eine Randnotiz in ihrem Tagesverlauf, keiner von Ihnen wird Beifall für top Arbeitsblätter klatschen.

  • ...keiner von Ihnen wird Beifall für top Arbeitsblätter klatschen.

    Stelle mir gerade eine Schulklasse vor, die anerkennend auf die Tische klopft, weil ich so ein tolles Arbeitsblatt kreiert habe :lach:


    In manchen Fächern gibt's für die Förderschule kaum was. Und gerade in Mathe bin ich auch echt pingelig. Wenn ich zum xten Mal im xten Lehrwerk denselben Denkfehler finde, der meine Schüler nachhaltig verwirrt, dann nervt mich das schon. Aber es gibt natürlich auch wirklich gute Sachen... warum sollte man das nicht nehmen? Glaube kaum, dass jemand prinzipiell alles neu macht.

  • Mein Eindruck ist, dass niemanden diese Art von Feinschliff interessiert... und die SuS am wenigsten.

    Ganz so ist es zumindest bei uns schon nicht. Wir haben im Zusammenhang mit unserem BYOD-Projekt nun mehrfach ganze Klassen evaluiert und da wird im Freitext-Bereich sehr wohl geschrieben, dass die Unterlagen einiger LP deutlich besser sind als die anderer LP. Es ist ihnen wahrscheinlich wurscht, ob das Arbeitsblatt nun ordentlich oder super toll ist, ja.

  • Ganz so ist es zumindest bei uns schon nicht. Wir haben im Zusammenhang mit unserem BYOD-Projekt nun mehrfach ganze Klassen evaluiert und da wird im Freitext-Bereich sehr wohl geschrieben, dass die Unterlagen einiger LP deutlich besser sind als die anderer LP. Es ist ihnen wahrscheinlich wurscht, ob das Arbeitsblatt nun ordentlich oder super toll ist, ja.

    Interessant, haben sie auch begründet, auf welche Art und Weise einige ,,besser‘‘ sind?


    z.B. anschauliche Bilder, Formulierung der Arbeitsaufträge,....? Da gibt es ja vieles.


    Ich dachte eher daran, dass z.B. jedes Arbeitsblatt das gleiche Layout haben muss und man die Materialien immer einscannt und dann in dieses Layout einfügt, damit alles einheitlich aussieht. Das mache ich nur, wenn ich eh neues Material bastle, da meine AB Vorlage eh immer die gleiche ist. Wenn das vorliegende Material so passt und der Arbeitsauftrag nicht 100% nach meinem Gusto ist, würde ich mir die Mühe aber sparen. An diese Art ,,Feinschliff‘‘ dachte ich.

  • Bei mir *hat* eben alles immer exakt das gleiche Layout, weil ich ein fortlaufendes Skript schreibe. Die SuS schätzen das sehr, weil man es einfach so "runterlesen" kann und alles immer genau die gleiche Ordnung hat, sagen sie. Es fällt ihnen selber häufig schwer lose Arbeitsblätter in der richtigen Reihenfolge bzw. thematisch richtig zu sortieren und finden es gut, wenn die Lehrperson hierbei mehr unterstützt, eben z. B. durch ein festes Layout bzw. einer fortlaufenden Kapitelnummerierung oder sowas. Dass schlecht eingescannte Buchseiten mit einer lausigen Auflösung, so dass man nichts lesen kann, nicht gut ankommen, ist glaube ich selbstredend. Aber auch das kommt offenbar vor, sagen unsere SuS.

  • Immer gleiches Layout finde ich toll, aber wenn es etwas Fertiges Gutes gibt ohne dieses Layout, nehme ich das so, ohne ein Gramm Bedenken.

    Ganz ganz übel finde ich es, wenn jemand aus einem Buch oder sonst irgendwo etwas herauskopiert, einen rundum 7cm schwarzen Rand stehen lässt und das 27mal so kopiert. Sieht so doof aus und verbraucht auch eine Menge Druckerschwärze.


  • Also so im Großen und Ganzen, finde ich, klingt das nach einem guten Rezept, um in unserem stressträchtigen Beruf zu bestehen und nicht auszubrennen.


    Ohne auf jede Einzelheit eingehen zu wollen, möchte ich so ganz pauschal sagen: Mach weiter so!

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Es gibt die Leute, die sich selbst den Stress machen, dass ihr Unterricht innovativ, kreativ und individuell sein muss. Kann ich auch irgendwo nachvollziehen, da viele Lehramtsstudenten mit dem Studium mit dem Hintergedanken starten, es mal besser als mancher ihrer ehemaligen Lehrer zu machen. In vielen Fällen revidiert sich das dann im Laufe der Zeit, bei manchen hält es aber bis in die Berufstätigkeit an.

    Schwieriger finde ich da, wenn Druck seitens Schulleitung oder Kollegen kommt, diesen over-the-top Unterricht machen zu müssen. Das ist in der Sek II eher selten der Fall, aber durchaus in der Grund- und Förderschule. Und sich diesem peer pressure zu entziehen, ist dann doch nicht so einfach...

    Letztendlich muss man sagen, dass eine der Herausforderungen des Berufes es ist, die außerunterrichtlichen Aktivitäten innerhalb der vorgegebenen Zeit zu absolvieren, da alles, was über diese Zeit hinausgeht, unbezahlte Überstunden sind.


    Mit freundlichen Grüßen


    Was ist "over-the-top-Unterricht"? Gibt's das auch in der Landessprache? ;)

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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