Persönlicne Altersvorsorge im Unterricht

  • Guten Morgen,

    als Techniklehrer fehlen mir die Stunden und der fachliche Background, um das Thema persönliche Altersvorsorge im Unterricht einzubauen. Unsere Wirtschaftskollegen packen dieses Thema leider nicht an.


    Wie ist das bei euch? Werden die Schüler dahingehend unterrichtet?

    Lernen die, wie die Rente berechnet wird? Dass die persönliche Vorsorge schon früh notwendig ist und wie man langfristig sicher in Aktien, Fonds und anderen Assetklassen investiert?

  • KR zum 4. Gebot: "Du sollst Vater und Mutter ehren, damit DU lange lebst ...":

    - Solidaritätsbegriff
    - Steuerwesen
    - Rentensystem
    - Versicherungen
    - Pflege
    - Fürsorge generell
    - Generationenvertrag
    - ...

    Also eben nicht Rücklagen bilden mit dem Blick aufs eigene Wohl, sondern mit Blick auf die jeweils aktuell Bedürftigen.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • wie man langfristig sicher in Aktien, Fonds und anderen Assetklassen investiert?

    Wie soll man das denn unterrichten?
    Bringst du denen auch bei, wie man haushaltet etc.?


    Grundsätzlich finde ich das Thema wichtig, aber ich empfehle da eher den Ganz zu Versicherungsmaklern, als das in der Schule zu besprechen.

  • Grundsätzlich finde ich das Thema wichtig, aber ich empfehle da eher den Ganz zu Versicherungsmaklern, als das in der Schule zu besprechen.

    Wenn du damit die unabhängigen Personen meinst, die du mit Geld dafür bezahlst, dass sie dir wirkliche Ratschlage geben, hast du recht. Die meisten rennen aber zu irgendeinem (windigen?) Bankberater, der oft alles im Sinn hat, aber nicht deine individuelle Ertragsmaximierung.


    Grundsätzlich kann man sowas schon unterrichten, aber sicher nicht im Technikunterricht. Das Problem hier ist auch, dass sie die Voraussetzungen ständig ändern. Wissen, das man hier erlangen würde, hat nur eine relativ geringe Halbwertszeit, weswegen ich auch tatsächlich kein großer Fan von solchen Unterrichtseinheiten bin. Sinnvoller ist es, allgemein darauf hinzuarbeiten, dass SuS solche Dinge selbst verstehen können (Stichwort Kompetenzen und Problemorientierung im Unterricht).

  • Es kommt doch auf den Lehrplan an! Ich unterrichte Wirtschaftslehre an einem Gymnasium in SAchsen-Anhalt und da steht es im Lehrplan. Aber auch nur für die, die Wirtschaftslehre machen. Die diesen Kurs nicht machen, werden ihr ganzes Schulleben nichts davon hören.....c'est la vie.

    Beim Thema gesetztliche Rentenversicherung habe ich in Ansätzen erklärt, wie sich die gesetzliche Rente errechnet. Interessieren tut es die 15 jährigen in der 10. Klasse nämlich überhaupt nicht.

    Jetzt im Kurs in der 12. Klasse kommt es noch mal kurz vor, aber das wirkliche Interesse besteht nicht. Deswegen reicht es auch, es anzusprechen und das Magische Dreieck zu erklären. Das wars dann auch schon.

  • Das klingt genau wie nach dieser absurden Schülerforderung man solle doch Steuererklärungen etc. im Unterricht "durchnehmen".

    Das habe ich übrigens gemacht, denn das ist Thema im Lehrplan bei uns in Wirtschaftslehre.


    Dazu habe ich die Schüler aufgefordert innerhalb einer Woche sich selbst die Formulare aus dem Rathaus zu holen, weil die dort kostenlos rumliegen. Tatsächlich hat das sogar einige Schüler überfordert dorthin zu gehen. Schließlich sind das 200 m!!!


    Auf die Möglichkeiten mit CD-Programmen usw. bin ich nur in einem Satz eingegangen. Schließlich haben wir keins für die Schule erworben.

  • Unsere Wirtschaftskollegen packen dieses Thema leider nicht an.

    Vermutlich, weil das für den Wirtschaftsunterricht an einem BK/einer BBS nicht vorgesehen ist; da geht's ja um volks-und betriebswirtschaftliche Themen (z. B. in meiner BFS-Klasse um Beschaffung, Absatz, Rechtliches wie Rechts- und Geschäftsfähigkeit und Kaufvertragsarten, Betriebs- und Verkaufsformen usw.). Ich würde das für unsere Schülerklientel eher im Politikunterricht "verorten".

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Vermutlich, weil das für den Wirtschaftsunterricht an einem BK/einer BBS nicht vorgesehen ist; da geht's ja um volks-und betriebswirtschaftliche Themen (z. B. in meiner BFS-Klasse um Beschaffung, Absatz, Rechtliches wie Rechts- und Geschäftsfähigkeit und Kaufvertragsarten, Betriebs- und Verkaufsformen usw.). Ich würde das für unsere Schülerklientel eher im Politikunterricht "verorten".

    Ich fahre da immer zweigleisig: Alles, was vom Lohn abgezogen wird (Brutto/Netto) kommt in WuB dran, also auch Sozialversicherungen etc. und alles, wo es um die Frage um "gerecht/ungerecht/reicht das?" in Politik.

    Ich mache keine "Beratung", mit welchen Anlagen man am besten fürs Alter vorsorgt (zu individuell), aber ich zeige sehr wohl auf was passiert, was einem blüht, wenn man sich nicht drum kümmert. Für alles weitere sind Versicherungsmakler zuständig. Ich bin auch kein Steuerberater, der mit den SuS eine Steuererklärung macht. Sehr wohl bespreche ich aber, was Werbungskosten sind und warum es sich lohnen kann, diverse Kassenbons/Rechnungen zu sammeln und wie sich das bei einer Steuererklärung auf den eigenen Geldbeutel auswirken kann.

    Bei den "ganz kleinen" mache ich aber tatsächlich sehr ausführlich das Thema "haushalten", so richtig mit "was kostet das Leben eigentlich?" und wie man sein Geld zusammenhält. Das wäre zwar eigentlich Elternsache, aber es wurmt mich zu sehr, dass so viele mit 16-18 Jahren nicht wissen, wie viel Geld eigentlich ein Einkauf kostet, oder Strom, oder Miete oder denken, dass ein Lehrer 500€ oder 10000€ im Monat verdient und Miete irgendwas zwischen 50€ und 2000€ kostet :essen: Und man Verträge einfach ohne zu lesen unterschreibt, weil irgendein netter Onkel im Schlips gesagt hat, das müsse man machen. Ich verbuche das mal unter Fürsorgepflicht :wink_1:

  • Etwas OT

    Liebe Hannelotti , hast du Material für leseschwache Jugendliche zum Thema Haushalt? :rose:

    Definiere leseschwach :D Meistens bastel ich mir die Sachen so zurecht, dass sie in Richtung DaZ gehen.

    Ob ich da was wirklich schönes habe, müsste ich mal in den Tiefen meines Papierkrams erforschen. Was ich immer mache ist Collagen basteln aus Prospekten mit Dingen, die so ein Durchschnittshaushalt so kauft und braucht und den ganzen Kram Kategorisieren und zusammenrechnen, wie viel da so pro Woche/Monat usw anfällt.

  • Ich (gelerne Bankkauffrau) nehme im Unterricht immer wieder Bezug zu solchen Themen auf. Beim Thema Sozialversicherung lasse ich sie ihre potentielle Rente berechnen und zeige ihnen auf, wie sich Kindererziehung/Arbeitslosigkeit auf die Rente auswirkt.

    Außerdem zeige ich den Schülern immer mal wie das Dreieck der Geldankage (Risiko - Verfügbarkeit - Rendite) zusammenhängt, damit sie nicht auf solchen Schmarrn wie "mega Rendite, ohne jegliches Risiko" reinfallen.


    Ansonsten finde ich das Thema Geldanlage/Vorsorge sehr individuell und empfehlen Beratung bei Bank/Versicherung o.ä.


    Ach so: quasi andauernd rede ich auf meine Schüler ein, dass sie ganz dringend nach der Ausbildung eine Haftpflichtversicherung abschließen sollen.


    Häufig sagen die Schüler, dass sie an den vorangegangenen Schulen dazu nichts gelernt hätten. Ich frage sie dann immer, ob es sie mit 15, mitten in der Pubertät, wirklich interessiert hätte und ob sie zugehört hätten. Tja, hätten sie meistens eben nicht.

    In der Berufsschule kurz vor dem Abschluss wird es dann plötzlich relevant für sie und sie hören interessiert zu.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Ich glaube, ich bin missverstanden worden. Es geht ja nicht um eine konkrete Anlageberatung, sondern um die Erkenntnis, dass die Rente später relativ gering sein wird und eine private Altersvorsorge unbedingt notwendig ist.


    Dann sollten die Schüler wenigstens wissen, welche Assetklassen und Anlageformen es gibt inkl. Vor- und Nachteile.


    Das hat nichts damit zu tun, dass im Unterricht ein Depot erstellt wird.

  • Ich glaube, ich bin missverstanden worden. Es geht ja nicht um eine konkrete Anlageberatung, sondern um die Erkenntnis, dass die Rente später relativ gering sein wird und eine private Altersvorsorge unbedingt notwendig ist.

    Das ist mir auch immer wichtig. Und dann lasse ich sie immer auch noch mal durchrechnen, was passiert, wenn Mutti 10 Jahre lang wegen der Kinder nur Teilzeit arbeitetet. Das ist eine krasse Erkenntnis für die Mädels. Die denken alle, dass mit Mütterrente und Sozialstaat schon für sie gesorgt werden würde.


    Dann sollten die Schüler wenigstens wissen, welche Assetklassen und Anlageformen es gibt inkl. Vor- und Nachteile.


    Das hat nichts damit zu tun, dass im Unterricht ein Depot erstellt wird.

    So ins Detail finde ich muss man garnicht gehen, das ist ja sehr individuell. Der eine investiert lieber in Aktien, der andere in Immobilien. Ich erkläre immer nur kurz, dass es diese Möglichkeiten gibt und man niemals alles auf eine Karte setzen sollte.


    Außerdem finde ich es wichtiger zu erläutern, dass man 2-3 Netto Monatsgehälter auf einer sicheren und schnell verfügbaren Anlage hat, damit man bei kaputter Waschmaschine o.ä. nicht gleich in finanzielle Schwierigkeiten kommt. Damit ist ihnen erst mal mehr geholfen, als wenn ich was von Aktienfonds fasele, was sie eh nicht komplett verstehen werden. Und für den Anfang sind sie eh beschäftigt diese kurzfristige Rücklage zu füllen. Erst danach muss man sich meiner Meinung nach um andere Assetklassen, wie du es sagst, kümmern.


    Erst mal Haftpflicht und die Rücklage füllen, dadurch sind sie dann für den Anfang gut gerüstet.


    Ach so: ich empfehle immer mindestens 10% vom Netto zu sparen, auch da tut den Schülern eine Zahl zur Orientierung gut.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Einmal ein großes Lob an dich Veronica Mars !

    Zu viele Kollegen schieben so etwas immer an die Eltern weg. Die können das oft aber nicht leisten.

    Ich spreche manche Dinge auch an, aber bei mir im naturwissenschaftlichen Unterricht passt es gar nicht. Aber wenn sich was ergibt, nehme ich es auf.

    • Offizieller Beitrag

    Erst mal Haftpflicht und die Rücklage füllen, dadurch sind sie dann für den Anfang gut gerüstet.

    Das habe ich ohne Scherz letztes Jahr in meinem SoWi-Kurs gemacht: am Ende einer Stunde hatten die SuS mindestens 5 mal im Chor geantwortet: "was ist die wichtigste Versicherung? Die Haftpflichversicherung!" "und was schließt ihr als allererstes ab, wenn ihr das nicht über die Eltern habt? Die Haftpflichtversicherung!"
    (das habe ich auch kurz aufgezeigt, was passieren kann, wenn ...)

  • Etwas OT

    Liebe Hannelotti , hast du Material für leseschwache Jugendliche zum Thema Haushalt? :rose:

    Hallo Samu,

    guck mal unter dem Schlagwort "vhs Grundbildung", da gibt es entsprechendes Material - ich weiß aber nicht, ob das dann nicht zu einfach für deine Zielgruppe ist.


    Wenn es um das Thema Haushaltsbuchführung etc geht, da hatte ich anderes Material.


    Was nun das eigentl. Thema des Threads angebelangt: Die Grundzüge des Sozialstaates und der Altersvorsorge fände ich im Technikunterricht nun auch etwas befremdlich, das gehört eher in den Bereich PoWi. Meine TN haben das in den DaZ-Lehrwerken resp dann bei "Leben in Deutschland" und dann sowieso nochmal bei den berufsbez. Deutschkursen.


    Die Jugendlichen bekommen das in den Jugendmaßnahmen (bei uns) in PoWi "serviert".

Werbung