Lesekompetenz von Jugendlichen

  • Meinungen und Fakten unterscheiden sich durch sprachliche Feinheiten, die selbst Erwachsenen oft nicht auffallen. Mir war das auch erst spät in der Schulzeit aufgefallen, nachdem eine Lehrerin uns mal explizit darauf hinwies, dass viele Schüler große Probleme mit dem Konjunktiv hätten. Seitdem bemühe ich mich, Subjektivität sprachlich entsprechend zu kennzeichnen, lässt sich aber in der Flüchtigkeit mündlicher Sprache nicht immer ermöglichen. Bei schriftlichen Texten wird das aber auch eine zunehmende Schwierigkeit, da viele schriftliche Texte junger Menschen eher zu einem Abbild der mündlichen Sprache werden.

    Meiner Meinung nach müsste man dieses Thema explizit gegen Ende der Sek I mal im Deutschunterricht aufgreifen. Bei Gymnasiasten, die in der Sek II wissenschaftspropädeutisch arbeiten wollen, sehe ich das als sehr essentiell. Die grundsätzliche Unterscheidung Meinung vs. Faktoren ist sicher auch für andere Schulformen von Relevanz.


    Mit freundlichen Ggrüßen

  • Ich gehe doch davon aus, dass die Texte dergestalt waren, dass es nicht nur Feinheiten waren, die darauf hinwiesen? Wäre interessant, die mal zu sehen.

  • ... wer mal den Leseteil der Deutsch ZAP korrigiert hat, wird nicht verwundert sein. Multiple Choice mit Angabe, in welchem Abschnitt die Antwort zu finden ist - trotzdem wird oft nur eine unterhälftige Punktzahl erreicht (auch bei FOR-Q).

  • ... wer mal den Leseteil der Deutsch ZAP korrigiert hat, wird nicht verwundert sein. Multiple Choice mit Angabe, in welchem Abschnitt die Antwort zu finden ist - trotzdem wird oft nur eine unterhälftige Punktzahl erreicht (auch bei FOR-Q).

    Das ist ja schon fast eine Leistung bei Multiple-Choice unterhälftig zu landen. Anti-Leistung sozusagen.

  • https://der-newstest.de/


    Das ist natürlich nicht der Test dazu, aber der ist sehr gut finde ich. Ich hab den mal gemacht und ich kann hier durchaus nachvollziehen, dass SuS Schwierigkeiten bekommen. Lohnt sich, da einmal die paar Minuten zu investieren. Vielleicht kann den ja auch jemand mal in der Schule verwenden. Guckt euch die Auswertung nachher genauer an.


    (Beispiel: Die erste Frage geht direkt darum, ob ein Artikel eine Meinung, Werbung oder Information ist. Der einzige erkennbare Punkt ist das "Advertorial" oben links, ansonsten ist die Aufmachung des Artikels identisch mit dem Rest von Welt.de - wenn man als SuS nicht weiß, worauf man achten muss, findet man das nicht)



    In meiner FHR-Matheklasse wird ja kompetenzorientiert unterrichtet. Da ist Sprachverständnis das A und O. In den Textaufgaben steht halt nicht "Berechne den Hochpunkt", sondern ich versuche, Aufgaben so zu formulieren, dass man aus dem Text erstmal das Problem verstehen muss. Das fällt vielen sehr schwer, gegen Ende der 12 wird es für einige (leider nicht die Mehrheit) dann einfacher. Die SuS sind am Anfang immer massiv irritiert, dass in meinen Einstiegen keine konkreten Fragen oder Aufgaben stehen. Aus meiner Sicht wird sowas in der Sek 1 anscheinend null beigebracht. Auch in den Büchern sind die meisten Textaufgaben ja mit konkreten Fragen versehen.

  • Spannender Test, ich habe 25,5/30 erreicht. Bin ich jetzt gut?


    Wow, ich habe mir mal den "Durchschnitt" angeschaut, das ist erschreckend.

    Schau dir die Auswertung an. Die volle Punktzahl erreicht man bei einigen MC-Fragen nur, wenn man alles so ankreuzt wie vorgegeben. Bin da nicht bei jeder Frage exakt der gleichen Meinung. :)

    Einmal editiert, zuletzt von Kalle29 ()

  • Spannender Test, ich habe 25,5/30 erreicht. Bin ich jetzt gut?

    ich hab auch 25,5 :victory:


    Ich fürchte aber meine Schüler würden da grottig abschneiden. Und dann müsste man das nachher aufarbeiten. Sowas würde ich echt gerne mal machen, hab aber irgendwie immer das Gefühl, dass die Zeit nicht reicht. (Auch weil ich mich massiv einarbeiten müsste)

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Da ist Sprachverständnis das A und O. In den Textaufgaben steht halt nicht "Berechne den Hochpunkt", sondern ich versuche, Aufgaben so zu formulieren, dass man aus dem Text erstmal das Problem verstehen muss. Das fällt vielen sehr schwer,...

    Zu meiner Schulzeit gab es für solche Aufgaben das Schema:

    "Gegeben, Gesucht, Lösung, Antwort"

    Unter den ersten beiden Kategorien wurde da zunächst mal zusammengetragen welche Informationen im Text zu finden und ob die für eine Lösung überhaupt relevant sind. Hat mich damals als Schüler manchmal auch etwas genervt, im Rückblick finde ich diese Vorgehensweise ziemlich hilfreich.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Unter den ersten beiden Kategorien wurde da zunächst mal zusammengetragen welche Informationen im Text zu finden und ob die für eine Lösung überhaupt relevant sind. Hat mich damals als Schüler manchmal auch etwas genervt, im Rückblick finde ich diese Vorgehensweise ziemlich hilfreich.

    Das stimmt, die gab es auch bei mir. Allerdings war das bei mir - aus meiner Einnerung - die Texte so formuliert waren, dass man quasi nur noch Schlagworte gesucht hat - oder halt die drei Zahlen, die im Text waren, irgendwie einbauen muss. Das ist dann eher ein Suchspiel statt echtes Verständnis eines Problems. Aber natürlich ist dieses Schema tatsächlich die Grundlage auch komplexer Aufgaben.

  • Ich kann mich an kein Mathematik Abitur in NRW erinnern, in der der Sachkontext jemals mehr verlangt hätte. In den meisten Fällen bin ich ja schon glücklich, wenn der Sachkontext nicht allzu offensichtlich an den Haaren herbeigezogen ist. Ja, in Mathe wird inzwischen lesen trainiert...das hat aber weder mit anwendungsorientierter Mathematik, noch mit "richtiger" Mathematik viel zu tun, was die Schüler da im Abitur vorgesetzt bekommen...


    P.S.: Der Test ist großartig...gleich selbst gemacht und ich glaube, ich mache in den nächsten beiden Wochen einen Exkurs in allen Geschichts- und Politikkursen für die Leute im Präsenzunterricht (allein in Distanz lernen die allein aus dem Test gar nix).

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Ich kann mich an kein Mathematik Abitur in NRW erinnern, in der der Sachkontext jemals mehr verlangt hätte. In den meisten Fällen bin ich ja schon glücklich, wenn der Sachkontext nicht allzu offensichtlich an den Haaren herbeigezogen ist. Ja, in Mathe wird inzwischen lesen trainiert...das hat aber weder mit anwendungsorientierter Mathematik, noch mit "richtiger" Mathematik viel zu tun, was die Schüler da im Abitur vorgesetzt bekommen...

    Korrekt. Schulmathematik hat aber in den meisten Fällen nix mit dem zu tun, was später mal gebraucht wird. Die Abiaufgaben sind meistens die Krönung der Belanglosigkeit. Was bringen wir unseren SuS denn bei? Aus meiner Sicht und insbesondere in den GKs und FHR-Bildungsgängen: Problemlösekompetenz. Ich behaupte: Ein extrem großer Prozentsatz der SuS wird niemals mehr eine Exponentialfunktion ableiten. Die Fähigkeit, bei Bedarf dieses Problem aber selbstständig erarbeitet lösen zu können, kann man immer gebrauchen. Letztlich hat mein Studium genauso funktioniert - selbstständiges Erarbeiten von Inhalten/Problemen, die an den Haaren herbeigezogen sind.(die zwar auch keinen interessiert haben, aber wofür ich ne gute Note bekommen wollte :-))


    In meinem Technik-LK am BK habe ich auch regelmäßig Abiklausuren - logischerweise. Das ist dermaßen stumpfes Abfragen von reinem Wissen, das es mir richtig wehtut. Gerade am BK kann man doch wunderbar vernünftigen Sachkontext erstellen. Stattdessen beginnen 90% aller Aufgaben mit "Sie machen ein Praktikum bei XXX, die stellen YYY her." Danach geht es los mit dem reinen Abfragen von Wissen.


    (In der freien Wirtschaft ist übrigens nie der Chef oder jemand anders zu mir gekommen und hat gesagt: "Berechnen Sie doch mal den Hochpunkt dieser von mir gegebenen Funktion." :-))

  • Ja, das war ein Auslöser für das Posting. :)

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  • P.S.: Der Test ist großartig...gleich selbst gemacht und ich glaube, ich mache in den nächsten beiden Wochen einen Exkurs in allen Geschichts- und Politikkursen für die Leute im Präsenzunterricht (allein in Distanz lernen die allein aus dem Test gar nix).

    Ich würde mich hier über ein Feedback freuen, wie deine SuS damit umgegangen sind und was dabei raus gekommen ist.

  • Ich habe mich bei dem Test etwas schwer getan bei dem Test "Meinung" und "Falschinformation" wirklich treffend zu unterscheiden. Falschmeldung kann ja auch gleichzeitig eine (verschrobene) Meinung sein, aber wahrscheinlich interpretiere ich da einfach zu viel rein :gruebel:

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