Schulpreise

  • Ich gönne ja jedem seinen Preis, aber die Worte "die Schule habe nicht ihre Schüler mit Arbeitsblatt-Paketen alleingelassen" fand ich doch ein bisschen... naja. Was haltet ihr von den Begründungen, lief bei euch an den Schulen wesentlich weniger?


    "Schulpreis: Deutscher Schulpreis geht an krisenresistente Schulen | ZEIT ONLINE" https://www.zeit.de/amp/gesell…ung-bildungsgerechtigkeit

  • "Auch das Soziale, der Freundschafts- und Klassenverband sowie die Elternkontakte erhielten weiterhin viel Raum."

    Das hätte mich mal interessiert, wie das ausgesehen haben soll im Distanzunterricht.


    Auch habe ich es nicht selten erlebt, dass Eltern unsere Elternbriefe (natürlich digital) überhaupt nicht lesen oder auf Anfragen der Lehrer gar nicht erst reagieren (wenn z.B. ein Kind in der Konferenz fehlte oder Aufgaben nicht eingereicht hatte).


    Ich bin total desillusioniert und frustriert nach all der Zeit im Distanzunterricht. Je mehr ich versucht habe, den Unterricht digitaler zu machen (Learning Apps, selbst erstellte online Übungen, Quizzes, Erklärfilme etc.), desto komplizierter wurde es und desto weniger klappte alles.


    Für mich sind die guten alten Arbeitsblätter und Lehrbücher (vielleicht nicht gleich in Paketen und als alleiniges Arbeitsmaterial) nicht automatisch etwas Schlechtes.

  • Ich frage mich eher, warum es einen Preis gibt fürs "Kontakthalten" und einen fürs "jeder Schüler bekam ein Tablet geliehen"...

  • Ich frage mich eher, warum es einen Preis gibt fürs "Kontakthalten" und einen fürs "jeder Schüler bekam ein Tablet geliehen"...

    Eine solche Vereinfachung wird der Arbeit dieser (und vieler anderer Schulen selbstverständlich auch) nicht gerecht. Wenn man sich die Begründungen mal genauer anschaut, ist zu sehen, dass es die Preise nicht nur für einfach "Kontakthalten" und "jeder Schüler bekam ein Tablet geliehen" gab.


    Es erfordert durchaus einiges an Entwicklungsarbeit innerhalb von Schulen, sicherzustellen, dass wirklich ein enger Austausch mit allen Beteiligten auch unter Pandemiebedingungen möglich ist und soziale Unterschiede nicht noch stärker auf den Bildungserfolg durchschlagen als ohnehin schon. Das schreiben sich zwar nahezu alle Schulen, die ich kenne, auf die Fahnen, wirklich gelebt und umgesetzt wurde das aber nicht immer.


    Gerade weil es so viele verschiedene kurzfristige Entwicklungsfelder gab, finde ich es auch gut, dass es dieses Jahr mehrere Auszeichnungen in unterschiedlichen Kategorien gab.

  • Vorteil: jetzt sieht die Außenwelt, dass es Schulen mit Kindern aus 85 Nationen gibt. Toll wäre, mal allen Kolleg*innen auf die Schultern zu klopfen, die sich für ihre Kinder mit 85 Muttersprachen ins Zeug legen. Ich mach das jetzt einfach mal:


    *Schulterklopf* für alle, die ihre Arbeit unter den komischen Bedingungen der letzten 14 Monate nicht nur gut, sondern besonders gut gemacht haben.


    :respekt:


    Und nein, ich will bitte keine Schule kaufen. Ich gebe dieses Jahr Unsummen fürs Campen in Mecklenburg aus. Das ist glaube ich teurer als eine All-inclusive-Reise in die Türkei, da reicht das Geld nicht mehr für eine Schule.

  • Die Presseartikel dazu sind (immer) etwas dünn, daher finde ich es schwierig die ausgezeichneten Schulen einzuschätzen.


    Manchmal denke ich bei diesen Preisen "Machen wir doch auch", aber es ist natürlich so, dass nur die Schulen einen Preis bekommen können, die sich auch bewerben.


    Ich freue mich für die Kollegen. Sie haben den Preis mit Sicherheit verdient.

  • Ich freue mich für die Kollegen. Sie haben den Preis mit Sicherheit verdient.

    Das versuche ich auch immer.


    Aber es fällt mir schwer. Dann lese ich von technisch toll ausgestatteten Schulen, von Kollegien, die gemeinsam an einem Strang ziehen, von engagierten Schülern und bin neidisch.


    Ich würde mich freuen, wenn meine Schüler mal meinen Unterricht wertschätzen würden. Ich gebe mir oft wirklich Mühe. Und dann muss ich mir von Schülern erklären lassen, dass sie unzufrieden sind, weil sie es nicht können.

    Dabei hatte ich differenzierende Übungsaufgaben, immer Lösungen bereitgestellt, versucht so viel es geht didaktisch zu reduzieren, mehrfach beraten zu Lösungsstrategien, zusätzliche Erklärvideos recherchiert, Zusammenfassungen geschrieben.

    Die Schüler berichten dann im Gespräch, dass sie seit Monaten keine Hausaufgaben machen, auch nicht bereit sind Zeit zu investieren („wie, am Wochenende lernen? Irgendwann will ich auch mal frei haben!“), aber an ihrem fehlenden Lernerfolg bin trotzdem ich schuld. :autsch:


    Ja, ich bin neidisch. Ich will gar keinen Preis. Aber etwas Anerkennung meiner Anstrengung.

  • Ich freue mich für die Kollegen. Sie haben den Preis mit Sicherheit verdient.

    Da hast du recht, ich glaube mich stört vor allem der Satz mit den Arbeitsblättern. Dass nicht einmal was Nettes über Schulen geschrieben wenn kann, ohne gleich wieder eine Spitze zu setzen... "Danke an die Pflegekräfte im Soundsokrankenhaus, die haben besonders viel gearbeitet. An einem anderen Krankenhaus hat eine Pflegekraft bloß mittelmäßig gearbeitet, sagen Angehörige" würde nie einer schreiben.

    • Offizieller Beitrag

    Wobei ich diese "Spitze" nervig finde. "Ein Paket Arbeitsblätter" kann auch sinnvoll sein, wenn

    a) die zu Hause vorhandene Technik (inkl. Internetzugang) berücksichtigt wird und

    b) die Kinder auf sowas vorbereitet sind. Im 1. bei uns haben die Kolleginnen die Kinder quasi vom ersten Tag an darauf vorbereitet, im Falle einer erneuten Schulschließung selbstständig mit dem Material zu arbeiten. Hat geklappt.


    Daher: die Anmerkung "Mehr als nur Arbeitsblätter" finde ich .... unangemessen.

  • Definitiv, es hatten ja auch viele Familien nicht mal W-LAN/ausreichend Endgeräte.


    Aber auch als Synonym für "Lustlosigkeit", muss das sein, wenn man einen Preis vergibt? "Der Nobelpreis geht dieses Jahr an Herrn Einstein, alle anderen Physiker*innen bekommen ihn nicht, weil..." will doch keiner hören8)

  • Ich will gar keinen Preis. Aber etwas Anerkennung meiner Anstrengung.

    Danke!


    Aber wenn ich eins in dem Vierteljahrhundert im Schuldienst gelernt habe, dann dass Anerkennung nicht unbedingt die bekommen, die engagiert arbeiten, sondern die, die für perfekte Außenwirkung ihres Engagements sorgen.

  • Ich frage mich eher, warum es einen Preis gibt fürs "Kontakthalten" und einen fürs "jeder Schüler bekam ein Tablet geliehen"...

    Das ist wie klatschen, wenn das Flugzeug landet.

  • Sorry für den Ausdruck, aber mich kotzt diese Verteufelung von Arbeitsblättern sowieso so an. Ich könnte mir Unterricht ohne Arbeitsblätter nicht vorstellen, da ich sie sehr sinnvoll zum Erarbeiten und Üben und Wiederholen finde! Viele Lehrwerke bieten außerdem sehr schön vorbereitete, durchdachte, ansprechend gestaltete ABs passend zum Thema an, die ich sehr gerne nutze. Natürlich könnte man das ganze auch digital machen, mit Feldern zum Ausfüllen und Erklärungen zum Anklicken (die ich sonst im Unterricht oder in der Videokonferenz gebe), aber mir erschließt sich der Mehrwert einfach nicht, außer dass es vielleicht schicker, moderner, für manche screen-süchtigen SuS vielleicht ansprechender ist und ich zig mal nachhelfen muss, weil viele SuS nicht wissen, was da zu tun ist bzw. wie es funktioniert!?

    Ich habe schon anderswo mal erzählt, wie ein Schüler, der einen Online-Test auf Mebis ausfüllen sollte, dies nicht hinbekommen hat und stattdessen die Lösungen in sein Heft geschrieben hat! Da wusste ich echt nicht mehr, was ich dazu sagen soll...


    Mein Kind (2. Klasse) hat zuletzt wunderbar das 1x1 mit unzähligen Arbeitsblättern trainiert (mit verschiedenen Aufgabenformen, ganz normal, Malen nach Zahlen-mäßig, Rätseln usw.) und ist super dabei. Klar haben wir zwischendurch auch nochmal mündlich trainiert, weil das in der Schule aktuell natürlich zu kurz kam, aber das war jetzt keine wahnsinnige Investition.


    Mich würde mal interessieren, ob die SuS der in dem oben verlinkten Artikel auf lange Sicht tatsächlich besser dastehen als andere.

  • Das ist spannend hier.

    Ich hätte gerne gewusst, wie es bei euch so läuft, mit den abendlichen Podcasts oder YouTube-Channel- Nachrichten eurer Schulen/ eurer Schulleitungen. Welche Inhalte wählt ihr da, um alle beisammen zu halten und ein Wir- Gefühl in der Distanz aufrecht zu erhalten?

    Dann hätte ich auch noch gerne gewusst, wie es so mit den Lernbüros bei euch läuft. Wie handhabt ihr das organisatorisch? Liegt die Verantwortung bei den Fachlehrern? Können die SuS jederzeit auf das Material zugreifen? Wie organisiert ihr - als ganze Schule- die individuelle Unterstützung und Begleitung der SuS?

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Wobei ich sagen muss, eine Lehrerin hat es geschafft, kein einziges AB hochzuladen und das fand ich bemerkenswert. Die Wochenpläne waren sehr lang, die Aufgaben häufig im Buch oder AH zu erledigen und sowas wie "schreibe diesen Satz ab/unterstreichen alle Verben/setze die Verben ins Präteritum..." oder ähnlich.


    Aber prinzipiell Zustimmung Lehrerin2007 , je jünger die Kinder, desto besser können sie selbständig arbeiten, wenn das AB gut ist. Gerade, wennan nicht mit ihnen reden kann.


    ninale , wie haben das leider nicht als Schule organisiert, aber von den Kolleg*innen abgeschaut, was die so machen und immer mal was abgekupfert. Was ist ein Lernbüro?

  • Das habe ich mich in diesem Zusammenhang auch gefragt, da es auch in dem verlinkten Zeitungsartikel erwähnt wird. Bei uns an den BBS ist ein "Lernbüro" ein großer Raum (ausgestattet mit PCs etc. wie ein Großraumbüro), in dem unsere Klassen der BFS mit dem Schwerpunkt "Bürodienstleistungen" ihren Fachpraxisunterricht haben.

    Vielleicht ist damit ein Art "Selbstlernraum" gemeint?

    Ich hätte gerne gewusst, wie es bei euch so läuft, mit den abendlichen Podcasts oder YouTube-Channel- Nachrichten eurer Schulen/ eurer Schulleitungen.

    Gibt es sowas bei euch an der Schule? Davon habe ich bisher noch nie gehört. Meine Schule hat einen Instagram-Account, das war's.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Nein, "Lernbüro" ist ein klares Konzept und ersetzt (ganz oder teilweise) den "regulären" Unterricht in einigen Fächern. Die Schüler arbeiten in diesem Konzept eigenständig, z.B. an Deutsch, Mathe und Englisch und arbeiten Module selbstständig ab.

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