Alles tun für die Verbeamtung?

  • Unser Kinderarzt hat irgendwann seine Kassenzulassung abgegeben und behandelt nur noch Privatpatienten. Warum? Er sagt ansonsten kann er es sich nicht leisten sich genug Zeit für die Behandlung zu nehmen. Nur wenn er Privatpatienten hat reicht am Ende des Monats das Geld. Mit gesetzlichen Versicherten müsste er fast doppelt so viele Kinder am Tag behandeln.

    Für uns ein Segen, weil er immer genug Zeit hat, man immer noch einen Termin bekommt, auch zeitnah. Ich will nicht wissen wie bei anderen Ärzten die Kinder im Schnellverfahren abgearbeitet werden.

    Das ist doch das, was ich meine. Viele Privatpatienten sind sich nicht bewusst, wie andere Patienten manchmal (längst nicht von allen Ärzten) behandelt werden. Sich selbst Privilegien einzugestehen ist nicht so leicht.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Die Kritik war doch, dass Privatpatienten oft Behandlungen empfohlen werden, weil sie lukrativ für den Arzt und nicht sinnvoll für den Patienten sind. Wie beurteilt ihr das ohne Medizinstudium?

    Ich habe Ärzte in der Verwandtschaft und Psychologinnen im Freundeskreis. Die sind ehrlich und plaudern aus dem Nähkästchen.

  • Bei Autos, andere Konsumgütern oder Immobilien sehe ich das ein. Bei der Gesundheit nicht, tut mir leid mit der Meinung bist in den USA besser aufgehoben.


    Mal abgesehen davon. Als Beamter bezahlst ja nicht du mehr sondern die Beihilfe zahlt davon ja mindestens 50%. Vielleicht ist deine Aussage für Selbstständige valider...


    Wie wäre es denn, wenn man im Supermarkt schneller an der Kasse dran kommt wenn man 10% mehr bezahlt, die Kinder bessere Schulnoten oder am besten direkt -abschlüsse bekommen wenn man zahlt?

  • Mal abgesehen davon, dass man lebensbedrohliche Notfälle zuerst behandeln sollte unabhängig von der Kasse, finde ich bei allen anderen Szenarien eine Bevorzugung derjenigen, die mehr zahlen, absolut angemessen.

    Nach lebensbedrohlichen Notfällen sollten erstmal Menschen mit starken Schmerzen oder mit schlechten Prognosen, wenn zu lange gewartet wird, dran kommen.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

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    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Wieviel % des Einkommens geht denn bei den durchschnittlichen Bürgern für Unterhaltungselektronik drauf und wieviel für Gesundheitsdienste? Wenn es Dir wichtig ist einen besseren Service im Gesundheitssystem zu bekommen, dann sei halt bereit dafür mehr auszugeben! Man kann nunmal nicht Schmalspur zahlen und sich dann wundern, wenn andere zuerst dran kommen. Denen war es anscheinend mehr wert.

    Man kommt doch als normal verdienender Angestellter gar nicht in die PKV.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

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    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Man kommt doch als normal verdienender Angestellter gar nicht in die PKV.

    Ist die Frage was man als "normal" verdienenden Angestellten sieht. Als Ingenieur war ich freiwillig in der GKV versichert und ich war nur eher kleines Licht.

  • Man kommt doch als normal verdienender Angestellter gar nicht in die PKV.

    Ja, und als normal Verdienender fahre ich auch keine teuren Autos, wohne nicht in Träumhäusern und gehe nicht ständig in gehobenen Restaurants essen.

    Warum sollte dieser Zusammenhang im Gesundheitssystem ausgehebelt sein?!

  • Ja, und als normal Verdienender fahre ich auch keine teuren Autos, wohne nicht in Träumhäusern und gehe nicht ständig in gehobenen Restaurants essen.

    Warum sollte dieser Zusammenhang im Gesundheitssystem ausgehebelt sein?!

    Damit auch Arschlöcher die gleiche gute Behandlung bekommen wie die netten Zeitgenossen, denen wenigstens noch im Ansatz bewusst ist, was es bedeutet, Teil einer Gesellschaft zu sein.

  • (...)

    Ich bestehe auf Privilegien, schließlich zahle ich mehr Geld.

    (...)

    Selbstverständlich steht mir eine Vorzugsbehandlung vor als Privatpatient, wo ist denn sonst der Sinn mehr Geld zu zahlen?

    Das Ansinnen mehr Geld zu zahlen und die gleichen Leistungen dafür zu wollen (...)

    ... nennt sich Solidargemeinschaft. So funktioniert die GKV generell: Wer mehr verdient zahlt mehr ein bei gleichen Leistungen, wer weniger oder gar nichts verdient wird von der Solidargemeinschaft unterstützt und erhält dieselben Leistungen für niedrigere Beiträge. Dass dir dieses Prinzip so fremd ist erzählt nur etwas über dich persönlich- allerdings auch nichts, was neu oder überraschend wäre. Anständige Ärzte handhaben das übrigens genauso: Sie bieten keinem Patienten eine Vorzugsbehandlung an, sondern wälzen im Gesamteinnahmentopf einmal um, so dass die Privatpatienten im Zweifelsfall ihren Beitrag mit leisten dafür, dass die Oma, für deren Grundberatung im Quartal nur x Minuten abgerechnet werden dürfen in der GKV auch noch ein 2., 3. oder 4. Mal in die Praxis kommen kann (und sei es nur, weil sie sonst niemanden mehr hat zum Sprechen am Quartalsende). Ärzte, die Privatpatienten irgendwelche Sonderzeitslots anbieten mit kürzeren Wartezeiten habe ich schon gehasst, als ich noch Privatpatientin war (die ersten 30 Jahre meines Lebens, seitdem GKV bei laufenden PKV-Anwartschaften- bin sehr dankbar für meine aktuell kostenfreie Versorgung und würde sofort in der GKV dauerhaft bleiben, wenn in BW der AG-Anteil vom Land für Beamte entrichtet werden würde). Solchen Ärzten habe ich schon damals konsequent den Rücken gekehrt, weil ich dieses unsolidarische, elitäre Vorgehen keinesfalls durch meine Privatrechnungen unterstützen wollte. Als ich dann irgendwann in die GKV gewechselt bin, hatte ich:

    a) hochanständige Ärzte, die solche elitären Anspruchshaltungen niemals unterstützen würden, sondern allen ihren Patienten einfach die bestmögliche Behandlung bieten möchten, weshalb alle Patienten der Praxis eine Solidargemeinschaft waren/sind;

    b) dieselbe hervorragende Facharztberatung wie davor mit ebenso langen oder kurzen Wartezeiten wie davor, denn alle schwarzen Schafe hatte ich da bereits längst ausgewechselt gehabt;

    c) eine insgesamt bedeutend bessere Behandlung, weil bestimmte Leistungen, die überlebenswichtig für mich sind und von der PKV nicht geleistet worden waren endlich normale ärztliche Behandlungen waren, die ich mir leisten konnte und ich für andere Leistungen (Brille, Zahnbehandlungen) einfach einen Teil des Geldes, das ich monatlich an Versicherungskosten spare zurücklege (bzw. eine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen habe), so dass mir an der Stelle die PKV-Leistungen absolut nicht fehlen;

    d) den Luxus kaum noch Privatrechungen und keine Beihilferechnungen mehr zu haben- Kärtchen rein, Arzt rechnet direkt mit der Kasse ab, nur wenige Leistungen übernehme ich ergänzend privat;

    e) jeden Monat bares Geld auf dem Konto übrig, welches davor an die PKV geflossen ist bzw. für die Leistungen zu zahlen war, die diese nicht getragen hat.


    Mein Selbstwertgefühl hängt nicht von angeblichen Privilegien ab oder davon, dass andere Menschen eine vermeintlich schlechtere Krankenversorgung hätten. Vielleicht habe ich aber auch schlichtweg schon zu viel erlebt in dem Bereich, um solche oberflächlichen Bestätigungen nötig zu haben. Ich erinnere mich, dass ich mit 14 mal eine Phase hatte, wo solche Äußerlichkeiten meinem Selbstwertgefühl scheinbar (äußerlich betrachtet) sehr zuträglich waren und mir insofern geradezu erschreckend wichtig waren. Da war es richtig wichtig zu den Kindern zu gehören, die privat versichert waren, um mit den "rich kids" mithalten zu können. Das ist aber schon zweieinhalb Jahrzehnte her und es liegt vor allem eine ganze Entwicklung hin zu mehr echtem Selbstwertgefühl dazwischen. Ich wünsche dir Firelilly, dass du eine ebensolche Entwicklung durchläufst und der unsolidarische Egozentrismus lediglich eine Zwischenphase darstellt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Ich empfehle ihm eine Beschwerde in der Chefetage des Krankenhauses. In der Regel ist das so, dass die sehr interessiert an Privatpatienten sind, da diese Geld in die Kasse spülen. Übrigens sind es auch die Privatpatienten, die in vielen Einrichtungen die Bewertungen über die Therapie und Behandlung abgeben: Eine Freundin von mir ist psychologische Psychotherapeutin und wenn bei denen die Stationsleitung mitbekommt, dass Privatpatienten unzufrieden sind, dann gibt es mächtig Dampf von oben. Auf den Privatstationen werden die Patienten gehudert und bepüschelt.

    Allein schon der strenge Ton der Mitarbeiterin wäre also durchaus erwähnenswert, Abmahnungen gehen in solchen Betrieben recht schnell.

    Oah, hör jetzt auf bitte. Bei so einem asozialen Anspruchsdenken wird's einem ja schlecht.

  • Ich wünsche dir Firelilly, dass du eine ebensolche Entwicklung durchläufst und der unsolidarische Egozentrismus lediglich eine Zwischenphase darstellt.

    Sei getrost: Es ist eine Zwischenphase. Liegt im vorliegenden Fall wahrscheinlich zwischen Pubertät und Ableben.

  • Sei getrost: Es ist eine Zwischenphase. Liegt im vorliegenden Fall wahrscheinlich zwischen Pubertät und Ableben.

    Ich hoffe als Optimistin darauf, dass die Phase vor dem Ableben endet, schließlich ist Entwicklung in jeder Altersstufe möglich, wenn man sich darum bemüht oder das Leben sie einem aufzwingt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ist die Frage was man als "normal" verdienenden Angestellten sieht. Als Ingenieur war ich freiwillig in der GKV versichert und ich war nur eher kleines Licht.

    Ein Ingenieur verdient meist wohl eher gut, die meisten Angestellten so wenig, dass sie nicht in die PKV reinkommen.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Oah, hör jetzt auf bitte. Bei so einem asozialen Anspruchsdenken wird's einem ja schlecht.

    Danke!

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




    • Offizieller Beitrag

    Woher wollt ihr denn dann wissen, was notwendig ist und was nicht? Die Kritik war doch, dass Privatpatienten oft Behandlungen empfohlen werden, weil sie lukrativ für den Arzt und nicht sinnvoll für den Patienten sind. Wie beurteilt ihr das ohne Medizinstudium?

    Weil es Zahlen dazu gibt, dass es mehr unnötige Behandlungen bei Privatpatient*innen gibt, und wenn der Arzt mir sagt, dass ich es nunmal haben kann (zum Beispiel IGEL), er wüsste nicht, warum ich mich jetzt über die Rechnung beschwere, dann weiß ich im Nachhinein, dass es nicht notwendig war. (Gut, mein schlimmstes Erlebnis war die tatsächliche Abrechnung einer Leistung, die nie stattgefunden hat und die Antwort des Labors, dass sie eben nicht wissen, warum es ein Problem sei, ich würde eh das Geld zurückkriegen - Fakt: eben nicht)

  • Wir mit der privaten Krankenversicherung zahlen uns dumm und dämlich

    Äh, nein.


    Das wesentliche wurde schon gesagt, die medizinische Behandlung sollte nicht vom Geldbeutel abhängen. Die von dir in diesem Kontext vorgestellte Attitüde finde ich widerlich. Damit ist von mir alles gesagt.


    Damit bin ich aus diesem Tread ’raus, bevor es mir das Halbverdaute in die Mundhöhle treibt.

  • Meine Schwester ist Ärztin und sie sagt, ohne einen gewissen Anteil von Privatpatienten könne sie ihre Praxis zumachen. Bei den Kassenpatienten wird anscheinend nur einmal im Quartal pro Krankheit gezahlt, egal wie oft sie vorbeischauen, bei Privatpatienten jedes mal der erhöhte Satz. Also vereinfacht ausgedrückt.

  • Also ich weiß ja nicht, was ihr so alles zahlt, aber in der PKV zahle ich weniger als in der GKV mit nur Arbeitnehmeranteil, habe zudem viele Leistungen inklusive, von denen ich als GKV-Versicherter träumen kann (Brille, Kontaktlinsen, Zahnersatz...). Warum mir dann auch noch ein roter Teppich ausgerollt werden sollte, erschließt sich mir nicht. Dass Ärzte an mir mehr verdienen, sehe ich an den Rechnungen und kann daher verstehen, dass es Ärzte gibt, die so handeln. Gut finde ich es trotzdem nicht.

    Als ich erstmalig mit meiner PKV bei der Gynäkologie war wurde mir gesagt: Sie müssen uns das bei Terminabsprache doch mitteilen, dass ihre KK anders ist. Ich: Warum? Mache ich doch jetzt? Na, dann hätten wie sie nicht so lange warten lassen.

    Peinlich, fand ich das! Sehr peinlich! Das ist mir sehr unangenehm.


    Krankenhäuser zB sollten nicht gewinnmaximiert arbeiten müssen. Wohin uns das getrieben hat, sehen wir ja gerade. Und dass ich als PKV-Mitglied mittlerweile genau schaue, ob ich Behandlung xy machen lasse, habe ich auch gelernt. Ich hatte eine sehr teure Behandlung (600€), bei der festgestellt wurde, dass mein Gleichgewichtsorgan ausgefallen ist (passiert bei vielen, aber meist unbemerkt, hat mit dem Alter zu tun). Machen kann man da nichts. Das Gehirn lernt damit zu leben.

    Als das zweite ausfiel, hat mein Ohrenarzt wieder dieselbe Diagnose mit den teuren Geräten machen wollen, die ich dann dankend abgelehnt habe. Nach ein paar Wochen wr der Spuk wieder vorbei.


    Firelilly kann man nur wünschen, dass sie nicht mal wirklich krank wird. Dann wird evtl sehen, dass man auch zu Tode behandelt werden kann.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist doch das, was ich meine. Viele Privatpatienten sind sich nicht bewusst, wie andere Patienten manchmal (längst nicht von allen Ärzten) behandelt werden. Sich selbst Privilegien einzugestehen ist nicht so leicht.

    Und viele Privatpatient*innen haben auch andere Erfahrungen gemacht. Ich war den allergrößten Teil meines Lebens gesetzlich versichert (sogar in einem anderen System, wo es von weitem nicht so bequem und schön ist wie in Deutschland, nebenbei angemerkt), und kann schon sagen, wo es einen Unterschied gemacht hat und wo nicht. ICh habe die Ärzte NICHT gewechselt.


    Man kommt doch als normal verdienender Angestellter gar nicht in die PKV.

    Ich kenne zumindest einige, die es könnten (aber alle in der GKV geblieben sind), oder eben eine Menge Selbstständige, die es sich trotz niedrigem Einkommen nicht aussuchen können.

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