Sollte man - wenn man Lehramt studiert - schon vor Beginn des Studiums einen Lehrer-Charakter haben?

  • Ich habe auf einer anderen Plattform eine Frage zum Thema "Beruf des Lehrers" gestellt.


    Jemand antwortete mir mit den Worten: "Man muss Lehrer bereits als jugendlicher Mensch sein, um beruflich Lehrer werden zu können. Deine Vorstellungen vom Lehrerdasein wirken höchstens als Ansporn für Ungeeignete, die dann erfahren müssen, dass sie belogen wurden... Raffiniertes Marketing nennt man so etwas."


    Ist es so, dass man Lehrer schon als jugendlicher Mensch sein muss?


    Wenn ja, was genau ist damit gemeint?


    Es kann ja nur sowas wie ein Lehrer-Charakter damit gemeint sein.


    Welche Eigenschaften charakterisieren dieses Charakter?


    LG

  • Was hast du den für Vorstellungen vom Lehrerdasein geäußert?


    Also generell zu deiner Frage: Nein, der Lehrerberuf ist ein normaler Beruf, welcher erlernt wird und man benötigt dazu keine besondere Berufung.

  • Jemand antwortete mir mit den Worten: "Man muss Lehrer bereits als jugendlicher Mensch sein, um beruflich Lehrer werden zu können. Deine Vorstellungen vom Lehrerdasein wirken höchstens als Ansporn für Ungeeignete, die dann erfahren müssen, dass sie belogen wurden... Raffiniertes Marketing nennt man so etwas."

    Selten so einen Unsinn gehört.

  • Ist es so, dass man Lehrer schon als jugendlicher Mensch sein muss?

    Das halte ich für absoluten Blödsinn!


    Wenn ja, was genau ist damit gemeint?

    Das solltest du wohl am besten denjenigen/diejenige fragen, die/der dir die oben zitierte Antwort gegeben hat ;-) .


    Ansonsten schließe ich mich der gerade gestellten Frage von @Berufsschule93 an: Welche Vorstellungen hast du denn vom "Lehrerdasein"?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich stimme Berufsschule93 zu. Ergänzen würde ich:


    Wie in jedem Beruf gibt es Charakterzüge, die dir selbst und den mit dir in Kontakt stehenden Menschen (allgemein vllt. Mitarbeiter und Kunden, bei uns Kollegium, Schüler, Eltern, usw.) den Beruf erleichtern oder erschweren können. Hilfreich als Lehrkraft sind z.B. eine gewisse Duchsetzungsstärke, Organisationstalent, die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, Gewandtheit in der Kommunikation. Hinderlich können die Gegenteile davon sein.

    Aber auch ein Mensch, der nicht besonders kommunikativ gewandt oder der unorganisiert ist, kann genau daran arbeiten, um möglichst erfolgreich und glücklich in dem Beruf arbeiten zu können.


    Man wird nicht als Schreiner, nicht als Opernsänger und nicht als Lehrkraft geboren: Wie immer gilt, dass es das Handwerk zu lernen gilt, und dass dies manchen Menschen leichter fallen mag als anderen (und sicherlich auch, dass manche Menschen es gar nicht hinbekommen können).

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Ich habe, bevor er das geschrieben hat folgendes geschrieben. Ich nehme das aber wieder zurück. Ich sehe ein, dass meine geäußerten Aussagen so nicht stimmen. Das war der Anlass für den Typen, mir die oben genannte Antwort zu geben:


    "Lehramt am Gymnasium ist gut bezahlt, ein sehr sicherer Job mit Verbeamtung in NRW. Man hat viele Freiheiten, die man in anderen Berufen nicht hat, man kann sich die Arbeit gut frei einteilen.

    Später - wenn man den Unterricht schon geplant hat - kann man die Ordner in darauffolgenden Jahren einfach rausholen und muss nicht mehr viel Arbeit in die Unterrichtsvorbereitung stecken.

    Man kann die Arbeitszeit - wenn man will - relativ gering halten.

    Mathe ist ein Fach, welches nicht korrekturlastig ist."

  • Später - wenn man den Unterricht schon geplant hat - kann man die Ordner in darauffolgenden Jahren einfach rausholen und muss nicht mehr viel Arbeit in die Unterrichtsvorbereitung stecken.

    Jeder Kurs und jede Klasse ist anders. Spätestens durch Inklusion funktioniert das nicht. Außerdem gibt es immer mehr außerunterrichtliche Aufgaben, die eine Lehrkraft an der Schule erledigen muss.

    Mathe ist ein Fach, welches nicht korrekturlastig ist."

    Das stimmt im Vergleich zu Sprachen, im Vergleich zu Nebenfächern ist (in NRW) deutlich mehr zu korrigieren. Bei Mathe muss man bedenken, dass viele das Studium nicht abschließen.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • LeckereBockwurst (Wie kommst du eigentlich auf solche einen seltsamen Usernamen???) : Stimmt, das was du geschrieben hattest, ist meiner Meinung nach auch ziemlicher Blödsinn:P!

    Ich sterbe! Ich habe irgendwie den Namen nicht richtig wahrgenommen und dann erst Lehrerbockwurst gelesen ^^

  • Warum zurücknehmen? Nur das mit dem Ordner rausholen stimmt nicht - in Zukunft werden es OneNote-Notizbücher sein 😂


    Aber im Ernst: Es gibt objektive Fakten im Lehrerberuf, die unbestritten sind. Die Ausgestaltung ist dann eine Frage der entsprechenden Lehrkraft - und hier gibt es eine riesige Bandbreite.

  • Man muss Lehrer bereits als jugendlicher Mensch sein, um beruflich Lehrer werden zu können. Deine Vorstellungen vom Lehrerdasein wirken höchstens als Ansporn für Ungeeignete, die dann erfahren müssen, dass sie belogen wurden... Raffiniertes Marketing nennt man so etwas.

    Und davon soll es mind. 800.000 in Deutschland geben? Na ja, ich weiß nicht...

    Für mich ist das Unsinn und es gibt für mich auch nicht DIE Lehrerpersönlichkeit. Es gibt viele unterschiedliche Lehrertypen und alle haben ihre guten und manchmal auch schlechten Seiten. Lehrkräfte sind Menschen und Lehrkraft sein ist auch in erster Linie mal ein Job. Ich habe oft den Eindruck, dadurch, dass die Schulen und Lehrkräfte immer mehr zusätzliche Aufgaben bekommen (Integration, Inklusion, Differenzierung, Werteerziehung, Medienkompetenz etc. pp.), die teilweise zu Hause gar nicht mehr angegangen werden, wird die Schule zu einer Institution, die sehr viel leisten soll, aber eigentlich (schon rein organisatorisch) nicht kann und die Lehrkraft zur eierlegenden Wollmilchsau.

    Sicher gibt es Lehrer oder Lehrerinnen, die für ihren Job total brennen und solche, die ungeeignet sind oder zumindest erscheinen (man weiß aber oft auch nicht, was dieser Lehrkraft vorher evlt. widerfahren ist), das gibt es in anderen Jobs auch.

  • Ich glaube das denken sich viele, und dann merken sie, dass das aber gar nicht klappt. Inhalte werden geändert, Aufgabenblätter klappen so mit manchen Klassen nicht. Der Text war doch nicht so gut. Neues Buch wird eingeführt. Kompetenzorientierung.

    Und dann kommen Sachen, die den Schülern manchmal auch gar nicht bewusst sind: Klausuren erstellen, Klausuren für Nachschreiber erstellen, Abschlussprüfungen erstellen, der ganze Verwaltungskram, Konferenzen,...


    Aber ja, Mathe korrigiere ich schneller als Englisch.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Man hat viele Freiheiten, die man in anderen Berufen nicht hat, man kann sich die Arbeit gut frei einteilen.

    Kann man so oder so sehen. Mein Mann z.B. hat Gleitzeit und kann sich Freiheiten nehmen (z.B. einen Zahnarzttermin um 8:00, notfalls mit open end), die ich nicht habe als Lehrerin. Anderes Beispiel: Die Kita macht eher zu wegen Personalversammlung - zwar benötige ich keine Kinderbetreuung in den Ferien, aber ich kann ansonsten nicht eher Schluss machen oder Überstunden abbauen, wenn es organisatorisch nötig wäre (diese Freiheit hat dann z.B. aber mein Mann wieder in seinem Job in der sog. "freien Wirtschaft").

    Später - wenn man den Unterricht schon geplant hat - kann man die Ordner in darauffolgenden Jahren einfach rausholen und muss nicht mehr viel Arbeit in die Unterrichtsvorbereitung stecken.

    Das ist ein Ammenmärchen. Jeder weiß, dass es alle paar Jahre Reformen gibt (allein in meinem 16-jährigen Berufsleben: G9, etwas später zu G8 und nun wieder zu G9, in manchen Klassen habe ich das 3. Lehrwerk in dieser Zeit), dass Lehrpläne sich ändern, dass es neue Lehrbücher gibt und der vorbereite Stoff zumindest abgeändert werden muss. Klar, feststehende Themen in Geschichte, Mathematik oder Grammatik in den Sprachen kann man immer wieder verwenden, aber nach meiner Erfahrung plane ich einen Großteil auch immer wieder neu, denn die Klassen und Kurse sind unterschiedlich leistungsstark oder schnell und auch in der Oberstufe nimmt man zumindest in meinen Fächern auch viel Aktuelles durch, diese Planung ist für mich die aufwändigste.

    Man kann die Arbeitszeit - wenn man will - relativ gering halten.

    Kann man, wenn man seinen Job nicht so ernst nimmt. Man kann sich auch so reinknien und alles supergenau durchplanen und jede Extraaufgabe auf sich nehmen, dass man jeden Abend bis spät sitzt, die meisten werden wohl aber im Schnitt über 40 h wöchentlich arbeiten, denn es ist ja allein mit dem Unterricht und dessen Planung nicht getan. Ich liste jetzt nicht auf, welche Aufgaben eine Lehrkraft noch hat, die man nicht reduzieren kann, das weiß eigentlich jeder, der diesen Job macht oder vorhat, ihn zu machen.

    Mathe ist ein Fach, welches nicht korrekturlastig ist."

    Auch Matheklausuren werden natürlich korrigiert, aber im Verhältnis zu Korrekturfächern (D, E, F, L, Sp...) sicherlich weniger ja. Aber Mathe muss man auch erstmal können 🤪

  • Wie macht ihr das eigentlich mit dem Namen Merken? Ich stell mir immer vor, falls ich Lehramt studiere, dass ich mir die Namen nicht merken kann und es dann peinlich wird, wenn ich eine Probestunde halte oder auch später, wenn mir jemand beim Unterricht zuschaut oder ich eine Prüfung habe, bei der ich Unterricht halte und mir jemand zuschaut.


    Vor allem hat man ja viele Klassen / Kurse zu unterrichten. Stelle mir das schwer vor, mir die Namen dann alle zu merken.


    Wie gesagt: Selbst beim Orientierungspraktikum oder so, was man sicherlich schon früh im Lehramtsstudium im Bachelor machen muss, muss man sich ja zumindest in einer Klasse / in einem Kurs die Namen merken wahrscheinlich?


    Jedenfalls wird man ja nach wenigen Wochen nicht mehr auf den Trick mit den Namensschildern ausweichen können?


    Da ich bestimmt auch sehr aufgeregt beim Halten einer Unterrichtsstunde bin, kann ich mir vorstellen, dass selbst wenn ich die Namen zu Hause mal durchgehe, dass ich beim Abhalten der Unterrichtsstunde dann wegen der Nervosität nicht auf den Namen kommen, weil ich da ganz andere Sachen zu tun hab, nämlich den Unterricht inhaltlich so durchzuführen, wie ich ihn geplant hab.


    Man kann sich ja ein Foto von der Klasse machen. Dann schreibt man sich die Namen an den entsprechenden Sitzplätzen auf einem Blatt Papier auf. So kann man die Namen zu Hause wahrscheinlich am einfachsten lernen.

  • Versuchst du gerade rauszufinden, ob dir der Beruf liegen könnte? Thema Namenmerken (und sich jetzt schon darüber Sorgen machen) halte ich nicht für so einen geeigneten Indikator.

  • Versuchst du gerade rauszufinden, ob dir der Beruf liegen könnte? Thema Namenmerken (und sich jetzt schon darüber Sorgen machen) halte ich nicht für so einen geeigneten Indikator.

    Nee... "du da" funktioniert auch ganz gut :-D
    Da wäre ich auch ganz schön durchgefallen :-D

  • Wir hatten so einen Lehrer, der sich immer nur 2, 3 außergewöhnliche Namen gemerkt und dann "du da vor Nofretete" oder "rechts von Beowulf-Hagen" gesagt hat...

  • Was soll ich erst sagen: 6 Monate schwarze Kacheln, vorher nur Gesichter mit Masken drüben- manche SuS sehe ich zum ersten Mal in diesem Schuljahr ohne Maske und erkenne sie schlichtweg nicht wieder auf Anhieb. ^^ Andere würde ich sogar mit einem Sack über dem Kopf direkt wiedererkennen, weil sie soviel Unfug treiben die ganze Zeit, dass sie noch nichtmal reden müssten, um identifiziert werden zu können aufgrund ihrer verräterischen Körpersprache. :party:Am Ende sind es doch immer die ganz Fleißigen und die ganz Verhaltenskreativen, deren Namen man ratzfatz kennt, weil beide namentlich ansprechen zu können den Unterricht trägt. Die ganz ganz ganz ganz stillen und unauffälligen SuS sind diejenigen, deren Namen echte Arbeit verursachen (was man mit diversen Kniffen aber auch in einstündigen Fächern in den Griff bekommt). "Beowulf-Hagen" könnte ich mir aber sofort merken, müsste nur leider für den Rest der Beschulung von "Beowulf-Hagen" mit Gesichtsmaske herumlaufen, um bei der Nennung seines Namens nicht direkt loszuprusten. Schmunzeln kann man ganz gut kaschieren wenn man Maske trägt (wenn meine 8er wüssten, wie oft ich breit grinse hinter Maske, während ich sie hörbar einnorde :zahnluecke:).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • ich würde an deiner Strelle schnellstens ein Praktikum an der Schulform deiner wahl machen, damit du einen etwas realistischeren Einblick in den Beruf bekommst. Sprich dabei so viel es geht mit den Lehrern. Das Unterrichten ist nur die Spitzze des eisbergs.



    Welche Fächer interessieren dich?

    Welche Altersstufe bei den Schülern?

    Kannst du dir vorstellen, erzieherisch tätig zu sein? Musst du selbst am Gymnasium

    Um nur die Spitze des Eisbergs zu nennen.


    Und hey: Namen merken...:lach2:... ist dabei eine Fähigkeit wie sich selbst Schulbrote zu schmieren: nice to have, aber kein Kriterium, um Lehrer zu werden oder eben nicht

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