Für katholischen Schulträger arbeiten, ohne Kirchenmitglied zu sein?

  • Zitat

    Ehrfurcht vor Gott, […] zu wecken, ist vornehmstes Ziel der Erziehung

    Gesetze sollten klare Regelungen enthalten, kein inhaltsleeres oder unsinniges Geschwurbel. Obige Formulierung passt jedenfalls nicht in ein Gesetz.


    „Vornehm“ erscheint mir schon nicht als geeignetes Attribut für Erziehungsziele. Erinnert mich ein wenig an den gestiefelten Kater, der ganz gepflegt formulieren wollte. Sein Bildungshorizont reichte aber nur für die Begrüßung „einen schönen, guten Diener“.


    „Die Erfurcht vor Gott“ ist bestenfalls gegenstandslos, weil überhaupt nicht klar ist, wer oder was benannte Göttin überhaupt sein soll. Genau so gut kann man die „Züpperichkeit gegenüber Krabambel“ zum Bildungsziel erklären.


    Als Befürworterin von Religionsausübung an Schulen beließe ich es dabei und beriefe mich nicht auf diese „Regelung“.


    Vielleicht meint man aber auch eine bestimmte Göttin oder eine bestimmte Vorstellung von dieser und wollte nur mal die Glaubensfreiheit kräftig ins Knie penetrieren.


    Polytheistische Religionen sind schon mal ’raus. Und für diejenigen, die ihrer Göttin nicht mit Ehrfurcht, sondern mit Respekt oder Liebe begegnen, wird es eng. Ich kenne jede Menge Christinnen, die für ihr Verhältnis zu ihrer Göttin mit allerlei Vokabeln aufwarten. „Ehrfurcht“ war bisher nicht dabei.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Das neue Testament lässt sich durchaus auch anders interpretieren als in streng vatikanischer Interpretation und kann somit durchaus ein anderes Frauenbild vermitteln.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ist das aber nicht das Dilemma jeglicher buchauslegender Religionsausübung?
    Alles kann, nichts muss. Oder man ist halt buchstabengläubig, was die großen Kirchen, die wir in unsere Schulen lassen (müssen), ja definitiv nicht sind.


    Wenn man alles immer nur im Geiste der heutigen Zeit interpretiert, dann prägt der gesellschaftliche Wertekanon die Interpretation meiner Meinung mehr als die Werte aus dem Buch den gesellschaftlichen Wertekanon. Aus meiner Sicht: Zum Glück.

    Das hat etwas sehr beliebiges.

    Aber eigentlich wollte ich mir hier gar nicht einmischen und bin auch schon wieder still.


  • Das hat etwas sehr beliebiges.

    Oder es spiegelt wieder, woran Menschen glauben WOLLEN bzw. was sie hoffen. Theologie ist in Wahrheit eben doch Anthropologie. Ludwig Feuerbach hatte Recht. Jedoch kann ich darin keine Beliebigkeit erkennen. Eher die Sehnsucht des Menschen nach Sinn und Halt. Diese Sehnsucht nimmt selbstverständlich verschiedene Formen an, je nach Kultur und Zeitalter.

  • lässt sich durchaus auch anders interpretieren

    Ebend. Die Beliebigkeit der Interpretation ist den substanzlosen Ideolgien zu eigen.

    Theologie ist in Wahrheit eben doch Anthropologie.

    Nein. Konfessionelle(!) Theologie reproduziert die Innensicht. Anthropologie ist eine wissenschaftliche Betrachtungsweise.

    Jedoch kann ich darin keine Beliebigkeit erkennen.

    Ächt nicht? „Ex falso quod libet.“ habe ich mal in der Logik gelernt.

    Eher die Sehnsucht des Menschen nach Sinn und Halt.

    Da bin ich 'raus. Ich werde nie verstehen, warum man sich die Sinn und Halt nicht in der Realität sucht sondern in einer Phantasiewelt.

  • Nein. Konfessionelle(!) Theologie reproduziert die Innensicht. Anthropologie ist eine wissenschaftliche Betrachtungsweise.

    Hast du dich mit Feuerbachs Thesen mal beschäftigt? Gerade als Atheist müsstest du bei ihm sehr viele Anknüpfungspunkte finden.


    Ächt nicht? „Ex falso quod libet.“ habe ich mal in der Logik gelernt.

    Das geht völlig an dem vorbei, was ich gesagt habe.


    Da bin ich 'raus. Ich werde nie verstehen, warum man sich die Sinn und Halt nicht in der Realität sucht sondern in einer Phantasiewelt.

    Ich kann es komplett nachvollziehen, wenn Menschen angesichts ihrer Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen die Hoffnung haben, dass ihre Liebe stärker ist als der Tod. Die immanente Welt oder "Realität", wie du es nennst, ist oft ein kalter, brutaler und grausamer Ort. Zu hoffen(!), dass die Sehnsucht nach Geborgenheit, Liebe und Sinn nicht völlig ins Leere geht, hat mit Phantasiewelten rein gar nichts zu tun, sondern ist eine zutiefst menschliche Angelegenheit. Daraus lässt sich natürlich nicht ableiten, dass es einen Gott oder ein Jenseits wirklich gibt. Das habe ich aber auch nicht behauptet.


    Es wäre jedoch schön, wenn du ein wenig mehr Verständnis zeigen würdest. Deine Reaktionen zu diesem Thema sind oft sehr einseitig und völlig kompromisslos. Vielleicht ist das der Grund, warum manche User hier schon gar nicht mehr antworten? Und nein, das soll jetzt kein Angriff auf deine Person sein. Eher ein Appell an dich.

  • Ich sehe das übrigens ähnlich wie O. Meier, habe aber kein Kommunikationsbedürfnis hierzu. Wenn hier schon eine schweigende Mehrheit postuliert wird, wollte ich mich nur als schweigende Minderheit zu erkennen geben.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Es wäre jedoch schön, wenn du ein wenig mehr Verständnis zeigen würdest. Deine Reaktionen zu diesem Thema sind oft sehr einseitig und völlig kompromisslos. Vielleicht ist das der Grund, warum manche User hier schon gar nicht mehr antworten? Und nein, das soll jetzt kein Angriff auf deine Person sein. Eher ein Appell an dich.

    Vielen Dank für diese augenscheinlich notwendige, aber in jedem Fall treffende Erwiderung.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Deine Reaktionen zu diesem Thema sind oft sehr einseitig und völlig kompromisslos. Vielleicht ist das der Grund, warum manche User hier schon gar nicht mehr antworten?

    Japp, danke,

    es war vermutlich deinerseits eine rein rhetorische Frage, denn du hast für dich eine gültige Antwort gefunden und bist durchaus in der Lage, sie zu diskutieren, wenn niemand mitmachen möchte, auch allein.


    Womöglich hatten andere einfach keine Lust auf diese Debatten und schweigen zu deinen Aufforderungen, wenngleich sie die Frage selbst berechtigt und eine Diskussion darüber, die sich sicher lohnen würde, spannend fänden.

  • Hast du dich mit Feuerbachs Thesen mal beschäftigt?

    Es steht dir frei, diejenigen seiner Thesen, die du für relevant hältst, anzubringen. Dann können wir uns gerne darüber unterhalten. Das Name-Dropping hingegen beeindruckt mich nicht.

    Gerade als Atheist müsstest du bei ihm sehr viele Anknüpfungspunkte finden.

    Womöglich. Das hält mich aber nicht davon ab, selbst zu denken.

    Das geht völlig an dem vorbei, was ich gesagt habe.

    Trifft aber dennoch zu.

    Ich kann es komplett nachvollziehen, wenn Menschen angesichts ihrer Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen die Hoffnung haben, dass ihre Liebe stärker ist als der Tod.

    Ich auch. Und jetzt?

    Die immanente Welt oder "Realität", wie du es nennst,

    Genau. Ich nenn' das nämlich nur so. Es gibt gar keine Realität oder zumindest keine eindeutige. Vielleicht ist alles ganz anders. Nichts ist wahr, alles ist erlaubt? So in etwa?


    Sorry, nee, auf das schmale Brett komme ich nicht mit. Wir haben wissenschaftliche Erkenntnisse, die vieles in der Welt erklären. Wir können die Realität in weiten Teilen beschreiben. Das mit einem Handstreich und ein paar Anführungszeichen wegwischen zu wollen, wird der Entwicklung unserer Gesellschaft zu diesem Maß an Erkenntnis nicht gerecht.

    ist oft ein kalter, brutaler und grausamer Ort.

    Womöglich. Wir können aber etwas dafür tun, dass diese Welt ein besseres Ort wird. Wir haben ein Maß der Fähigkeit, unseren Lebensraum zu beeinflussen, das allen anderen Lebewesen auf diesem Planeten überlegen ist. Die können wir nutzen. Zu verstehen, wie die Welt funktioniert, hilft dabei ungemein.


    Das Hoffen darauf, dass eine fiktive Person das schon für einen regeln wird, womöglich erst nach dem Tod, ist nicht mehr als ein Selbstbetrug. Um uns dem Ausgangspunkt dieses Threads wieder zu nähern: Arbeitgeberinnen, die von ihrem Personal verlangen, junge Menschen dazu anzuleiten, sich an diesem Selbstbetrug zu beteiligen, halte ich nicht für unterstützenswert. Bei einer solchen Einrichtung wollte ich auch nicht arbeiten.


    Hoffen wir doch lieber auf uns selbst und aufeinander, auf unsere Vernunft und auf unsere Fähigkeiten. Und auf einen ethischen Rahmen, der uns ermöglicht, diese Fähigkeiten in die richtige Richtung zu lenken. Aber auch den müssen wir uns erarbeiten. Hoffen allein wird nicht reichen. Aber die Hoffnung kann der Ausgangspunkt dafür sein, die Geschicke der Welt in die eigene Hand zu nehmen.


    ist oft ein kalter, brutaler und grausamer Ort.

    Diese Sichtweise ist mir allerdings zu einseitig. Die Welt hat auch so viel schönes zu bieten, wie ich auf der heutigen Waldrunde mal wieder festgestellt habe. Und das ist alles real.


    Zu hoffen(!), dass die Sehnsucht nach Geborgenheit, Liebe und Sinn nicht völlig ins Leere geht, hat mit Phantasiewelten rein gar nichts zu tun, sondern ist eine zutiefst menschliche Angelegenheit.

    Eben. Dazu braucht es keine fiktiven Hilfskonstrukte. Die Klarheit, welche Umstände wir aktiv ändern können und welche wir hinnehmen müssen, erlaubt es uns in einer Form zu hoffen, die Aussicht auf Erfolg hat.


    Daraus lässt sich natürlich nicht ableiten, dass es einen Gott oder ein Jenseits wirklich gibt. Das habe ich aber auch nicht behauptet.

    Aber Religionen behaupten das. Und aus diesen Behauptungen leiten sie ab, wie andere Menschen sich zu verhalten haben. Und aufgrund der Substanzlosigkeit ihrer Ideologie eben mit einem reichlichen Maß an Beliebigkeit.


    Deine Reaktionen zu diesem Thema sind oft sehr einseitig und völlig kompromisslos.

    Wie sieht er aus? Dein Kompromiss zwischen der Realität und der Flucht davor? Ich habe Toleranz zu bieten. Wie ich mehrfach erwähnte, ist Glaubensfreiheit ein hohes kulturelles Gut. Dieser fühle ich mich verpflichtet. Es gibt keinen Grund, jemanden etwas nicht glauben zu lassen, ihm seinen Glauben auszureden oder gar verbieten zu wollen.


    Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Glaubensfreiheit in einem sekularen Staat bzw. in einer sekularen Gesellschaft besonders einfach zu haben ist. Die Bevorzugung einzelner Glaubensrichtungen durch den Staat, macht es aber den anderen entprechend schwerer.


    Ich Vermutung geht sogar soweit, dass man beim Kodifizieren der Regelungen zum Religionsunterricht und zu Bekenntnisschulen, keine neutrale Haltung zu den Religionen hatte, sondern vielmehr die Sonderbehandlung bestimmter christlicher Ausprägungen beabsichtigt hat.

    Vielleicht ist das der Grund, warum manche User hier schon gar nicht mehr antworten?

    Möglich. Oder sie haben schlicht nichts zu sagen, findes es nicht so wichtig, haben gerade etwas besseres zu tun, sind gerade besoffen oder ihr Computer ist kaputt. Was weiß wer.


    Ich kann mich zu dem äußern, was gesagt wird. Spekulationen über die Motivation, nichts zu sagen, halten für mich keinen Erkenntnisgewinn bereit.


    Wer etwas zu sagen hat, soll es tun. Die anderen lassen es.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    4 Mal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Arbeitgeberinnen, die von ihrem Personal verlangen, junge Menschen dazu anzuleiten, sich an diesem Selbstbetrug zu beteiligen, halte ich nicht für unterstützenswert. Bei einer solchen Einrichtung wollte ich auch nicht arbeiten.

    Verlangt das deine Dienstherrin nicht von dir (§ 2, Abs. 2 Schulgesetz NRW)?

  • Verlangt das deine Dienstherrin nicht von dir (§ 2, Abs. 2 Schulgesetz NRW)?

    Falls du dich auf die Ehrfurcht vor einer Göttin beziehst, steht dort irgendwo, dass ich die Existenz einer fiktiven Figur lehren soll? Soll ich irgendwelche Märchen als bare Münze verkaufen?


    Aber du hast insofern recht, dass derartige Worthülsen einem rechtsstaatlichen Gesetz nicht gut zu Gesicht stehen. Da haben sich die Gegnerinnen der Glaubensfreiheit etwas weit aus dem Fenster gelehnt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

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