Corona-Sonderzahlung im öffentlichen Dienst

    • Offizieller Beitrag

    plattyplus: Was dir nichts wegnimmt.


    Nymphicus: du hast gut erkannt, dass man Geld nur einmal ausgeben kann.

    Ich denke aber, dass Tom seine Aussage ähnlich versteht wie Plattyplus.


    Und wie gesagt: nur weil ein andere mehr Geld für seine Arbeit bekommt, bekommen wir nicht weniger.

  • Die Forderungen der GEW waren eindeutig und präzise formuliert. Sie wurden mit Nachdruck sowohl gegenüber der Politik als auch der Presse gegenüber geäußert.

    Über den Nachdruck kann ich nur lachen.


    Nachdrück würde für mich bedeuten, daß gezielt Abschlußprüfungen und die Erstellung von Abschlußzeugnissen bestreikt wird. Und ja, die Streiks werden vorab angekündigt, weil man das ja so machen muß. Sie werden mit einer Minute Vorlaufzeit angekündigt!


    Beispiele, wie man einen Arbeitskampf "hart" führen kann, ohne gleich alle Kollegen über Wochen in den Streik schicken zu müssen:

    • Angekündigte Streiks werden generell als "unbefristet" angekündigt, damit sich der AG nicht auf einen Termin einrichten kann, an dem wieder gearbeitet wird.
    • Ankünfigungen erfolgen mit einer Minute Vorlaufzeit, damit der AG möglichst nicht mehr reagieren kann.
    • Es werden gezielt Abschlußprüfungen bestreikt, auch wenn dann die Presse mit den "weinenden Kinderaugen" kommt. Aktuell müssen z.B. die Prüfungsvorschläge für die Abi- und FH-Prüfungen bis Weihnachten bei uns eingereicht werden. Entsprechend werden nur die Kollegen mit den Abschlußklassen, die solche Prüfungsvorschläge einreichen müssen, in den Streik geschickt.
    • Der Tarifabschluß geht generell immer bis Mai, damit man im Mai wieder die nächsten Abschlußprüfungen bestreiken kann.
    • Wenn die Abschlußprüfungen um 8 Uhr anfangen, wird an dem Morgen bei den beaufsichtigenden Kollegen um 7:59 Uhr der Streik ausgerufen, somit gibt es keine Klausuraufsicht mehr. Will man das Ganze noch steigern, ruft man am Prüfungstag um 8:10 Uhr zum Streik auf und legt um 8:15 Uhr die Aufsichts-Tätigkeit nieder. Damit ist die Abschlußprüfung, die um 8 Uhr begonnen hat, hinfällig und muß neu geschrieben werden. Dieser neue Termin kann dann wieder bestreikt werden...
    • Alle anderen Kollegen arbeiten selbstverständlich weiter, um die Streikkasse zu schonen.
    • Die Zeugnisausgaben und Zeugniskonferenzen könnte man auch gezielt bestreiken.

    SOWAS wäre ein Arbeitskampf. Der Kuschelkurs, den die GEW fährt, ist das genaue Gegenteil!

    Merke: Ein Arbeitskampf muß wehtun, sonst taugt er nichts!

  • Nein, aber wenn jemand anders aus dem selben Etat finanziert wird, reicht es andernorts dann halt nichtmal mehr zum Inflationsausgleich. Abgesehen davon, dass man sich durch solche Tricks wie Einmalzahlungen, die im Vergleich zu den unteren Lohngruppen einen viel höheren relativen Aufschlag bedeuten, gerade erst einen Keil zwischen die verschiedenen Lohngruppen treibt. Natürlich, schneiden die unteren Gehaltsgruppen dann relativ besser ab.


    2020 gabs auch nur 1, paar zerquetsche Steigerung. Also haben wir jetzt umgerechnet 3 Jahre hintereinander 1% bekommen bei gleichzeitig galoppierender Inflation? Und dann fragt man sich woher der Lehrermangel in den Mint-Fächern rührt?

    Wäre ich kein Schöngeist und hätte was industrietaugliches als Fach würde ich mir bei solchen Aussichten erst recht als Einsteiger überlegen, den Beruf nicht mehr zu ergreifen. Wir habens ja. Und die Gewerschaft setzt ihr Autogramm drunter.

  • Über den Nachdruck kann ich nur lachen.


    Nachdrück würde für mich bedeuten, daß gezielt Abschlußprüfungen und die Erstellung von Abschlußzeugnissen bestreikt wird. Und ja, die Streiks werden vorab angekündigt, weil man das ja so machen muß. Sie werden mit einer Minute Vorlaufzeit angekündigt! [...]

    SOWAS wäre ein Arbeitskampf. Der Kuschelkurs, den die GEW fährt, ist das genaue Gegenteil!

    Merke: Ein Arbeitskampf muß wehtun, sonst taugt er nichts!

    Und deswegen halte ich nichts davon, dass man essentielle Dienstleistungen des Staates im Sinne des Lohndumpings auf Angestellte umlegt. Denn prinzipiell hast du recht und das sollte man als Gewerkschaft auch tun.

  • Soviel ich weiß, gelten die Tarifverhandlungen bislang nur für Angestellte. Sonst würde ich ja morgen 500 Euro Bonus mit dem Dezembergehalt erhalten.

    Ja, hier gilt es bislang nur für die Angestellten. Den Bonus gibt es auch nur für Vollzeitkräfte in voller Höhe.

  • Denn prinzipiell hast du recht und das sollte man als Gewerkschaft auch tun.

    Wie gesagt, Weselsky zieht das bei der Bahn durch. Dessen Gewerkschaft, die GDL, überlegt sich wie sie mit möglichst kleinem Einsatz einen möglichst großen Effekt erzielen können. So bestreikt er z.B. nur einzelne Regionen. Wenn z.B. im Bahnhof Hamm alle Lokführer streiken, kommt kein ICE mehr von Berlin in Richtung Ruhrgebiet durch, weil der Bahnhof Hamm als Umsteigebahnhof blockiert ist. Die Gewerkschaft muß nur die paar Lokführer aus der Streikkasse bezahlen, die in Hamm am Bahnhof stehen. Die anderen Lokführer, die jetzt auch nicht mehr arbeiten können und irgendwo auf der Strecke stehen, müssen weiter von der DB AG bezahlt werden. Und selbstverständlich streikt man, wenn es wehtut, z.B. vom 23.-25.12., damit die Fahrgäste zu Weihnachten eben nicht mehr nach Hause kommen. So bekommt man Druck auf den Kessel.


    Oder guck die Verdi an. Selbst die haben kapiert, daß es keinen Sinn macht Amazon in normalen Zeiten zu bstreiken, weil sie dann einfach alle Bestellungen in ausländische Amazon-Lager umleiten. Wenn sie streiken, dann pünktlich zum Weihnachtsgeschäft.

  • plattyplus

    Du kennst aber schon den Unterschied zwischen Streik und Warnstreik?

    Streikmaßnahmen die wirklich hart sind, sind erst dann zulässig, wenn die Tarifverhand?unten für gescheitert erklärt werden und die Mitglieder sich in einer Urabstimmung mehrheitlich für Streikmaßnahmen ausgesprochen haben.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ja, ich kenne den Unterschied. Nur hat die GEW halt nicht den Arsch in der Hose die Tarifverhandlungen für gescheitert zu erklären und die Schichtung abzulehnen. Warum sitzen da solche Schlappschwänze in den Gewerkschaften und Verbänden? Haben die privat evtl. noch ganz andere Interessen? Wie gesagt, ich interpretiere solche Abschlüsse wie den aktuellen als Hochverrat gegenüber den Gewerkschaftsmitgliedern.

  • Ja, ich kenne den Unterschied. Nur hat die GEW halt nicht den Arsch in der Hose die Tarifverhandlungen für gescheitert zu erklären und die Schichtung abzulehnen. Warum sitzen da solche Schlappschwänze in den Gewerkschaften und Verbänden? Haben die privat evtl. noch ganz andere Interessen?

    Tja...wieso?

    Du könntest da sitzen, wenn du wolltest...

    Da sitzen halt die, die sich engagieren. ;)

  • Ich denke aber, dass Tom seine Aussage ähnlich versteht wie Plattyplus.

    Und wie gesagt: nur weil ein andere mehr Geld für seine Arbeit bekommt, bekommen wir nicht weniger.

    Letztlich ist es vollkommen ok, wenn die anderen mehr bekommen. Aber die Entwicklung unserer Gehälter gefällt mir nicht. Wenn ich mit 2.000 € Brutto einen Jahresbonus von 1.000 € bekomme, ist es eine andere Gehaltssteigerung als mit einem Brutto von 4.000 €. Die Person mit 2.000 € ist damit vielleicht glücklich, die mit 4.000 € nicht.

    Entsprechend bin ich mit dem Ergebnis, dass die Verhandlungen für mich haben sehr unzufrieden. Da hilft es mir nicht, dass es für andere Gehaltsgruppen besser ist. Für mich ist das Ergebnis unbefriedigend. Wenn nun die Gewerkschaft sagt, dass das Ergebnis gut ist und ihr Ziel in der Steigerung der unteren Einkommen ist, dann vertritt mich diese Gewerkschaft leider nicht. Dann muss sie halt auch auf meinen Mitgliedsbeitrag verzichten. Ebenso wird meine Bereitschaft für meinen Arbeitgeber freiwillige Zusatzaufgaben zu machen, reduziert.

  • Entsprechend bin ich mit dem Ergebnis, dass die Verhandlungen für mich haben sehr unzufrieden.

    Ich glaube nicht einmal, dass die einmalige Bonuszahlung auf Beamte übertragen werden wird....das wäre jedenfalls weitgehend neu. Ich meine, die 300€ Brutto letztes Jahr waren ja irgendwie ein Witz.

  • Tja...wieso?

    Du könntest da sitzen, wenn du wolltest...

    Da sitzen halt die, die sich engagieren. ;)

    Das mag in der Theorie so hinkommen, leider aber nicht in der Praxis. Erstmal möchte ich unterrichten und nicht hauptamtlicher Gewerkschafter werden und zweitens spielen in den großen Gewerkschaften Vitamin B etc. eine große Rolle. Aus meiner Sicht sind Gewerkschaften letztlich ein Angebot, dass man annehmen und ablehnen kann. Und wenn das Ergebnis nicht stimmt, wird man halt kein Mitglied bzw. verlässt diese. Es wird wohl kaum möglich sein mit einem vertretbaren Aufwand dort wirklich etwas zu erreichen.

  • Finde ich 2,x % bei ca. 5% Inflation gut? Nein.

    Habe ich Grund, mich zu beklagen? Nein.

    - kein wirklich niedriges Gehalt

    - sicherer Arbeitsplatz

    - mit Sicherheit - trotz allem - weniger Stress als manch andere im öffentlichen Dienst.


    Die Person, die 4000 Euro verdient, braucht doch die Sonderzahlung nicht wirklich so dringend, wie die mit 2000 Euro. Von daher finde ich es schon etwas merkwürdig, wenn man sich beklagt, man hätte von der Sonderzahlung nicht so viel.

  • Gibt es irgendeine Berufsgruppe außer Lehrer, wo in einem Meckerfaden über eine schlechte Tarifrunde reihenweise Leute betonen, dass wir es doch gut haben? Ist das referendariatsinduziertes Stockholmsyndrom oder so? Spendet doch einfach das höhere Gehalt an den Dienstherren zurück, wenn ihr mit über 3 Jahre hinweg vermutlich an die -10% Reallohn zufrieden seid. Die Tariferhöhungen auf die Jahre 2020, 2021, 2022 aufgeteilt ergibt knappe 1%. Das ist keine Erhöhung, das ist angesichts der Inflationsrate noch eine Kürzung. Ein Schlag ins Gesicht.


    Renten steigen um 5% im gleichen Zeitraum!

  • Tom123

    Das ist genau die Einstellung, die dazu führt das die Hand?ungsfähigkeit der Gewerkschaften in den letzten Jshren immer schlechter geworden ist. Wir haben in Schulen keine grossen Gewerkschaften. Die Amgebote der GEW basieren in erster Linie auf dem ehrenamtlichen Engagement von im Schuldienst tätigen

    Lehrkräften. Nur grosse Stadtkreisverbânde können sich einen Geschäftsführer leisten. Das Materiallager für Euer Infomterial ist häufig die Garage der Vorsitzenden. Garage braucht Sie eh nicht mehr, da dauernd unterwegs. (und zwar für Euch) Und wenn ich dann solche Einstellungen mitbekomme von Kollegen die meinen wir wären der ADAC, muss ich sagen sind wir nicht. Wir sind eher eine berufliche SelbshiLifegruppe für Lehrer. Desto mehr mitmachen , desto besser kann das Ergebnis werden. Wenn ich aber sehe, dass in vielen Schulen nur zwei von 10 Tarifbeschäftugten überhaupt zum Warnstreik kommen, dann Frage ich mich, wie sollen wir damit einen Arbeitskampf gewinnen. Tja und die Verhandlungsführer kriegen schon Rü Meldung wie viel % der Streikberechtigten überhaupt gestreikt haben. Desto weniger, desto sturer bleibt man um auf Forderungen einzugehen. Packt euch alle Mal an die eigene Nase.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Gibt es irgendeine Berufsgruppe außer Lehrer, wo in einem Meckerfaden über eine schlechte Tarifrunde reihenweise Leute betonen, dass wir es doch gut haben? Ist das referendariatsinduziertes Stockholmsyndrom oder so? Spendet doch einfach das höhere Gehalt an den Dienstherren zurück, wenn ihr mit über 3 Jahre hinweg vermutlich an die -10% Reallohn zufrieden seid. Die Tariferhöhungen auf die Jahre 2020, 2021, 2022 aufgeteilt ergibt knappe 1%. Das ist keine Erhöhung, das ist angesichts der Inflationsrate noch eine Kürzung. Ein Schlag ins Gesicht.


    Renten steigen um 5% im gleichen Zeitraum!

    Heute kam die Meldung, dass die Renten sehr wahrscheinlich NICHT um 5% steigen.

    Du wirst es kaum glauben, ich spende tatsächlich Teile meines Gehalts - nun allerdings nicht an den Staat.

    Ich habe auch geschrieben - Lesekompetenz? - dass ich 2,8% bei 5% Inflation nicht gut finde. Allerdings auch keinen Grund "oh weh ... Doom and gloom" zu schreien. Ja, es mag auf eine Kürzung hinaus laufen (auch wenn die Inflation nicht über zwei Jahre auf 5% bleiben wird) ... aber es gibt viele Leute, die in dieser Zeit den Gürtel enger schnallen müssen, noch enger, wenn sie um den Job fürchten. Ich habe mich noch nie über mein Gehalt beklagt, wenn ich etwas ändern könnte, dann nicht an der Summe des Geldes, sondern an Arbeitsbedingungen und Arbeitspensum.

  • wenn ich etwas ändern könnte, dann nicht an der Summe des Geldes, sondern an Arbeitsbedingungen und Arbeitspensum.

    Aber das Gehalt und das Arbeitspensum hängen doch direkt miteinander zusammen. Wären die Löhne/Bezüge höher, hättest du auch mit einer 80% Stelle Dein Auskommen und entsprechend ein geringeres Arbeitspensum.


    Das Materiallager für Euer Infomterial ist häufig die Garage der Vorsitzenden.

    Das infomaterial braucht bei uns niemand, das wandert eh regelmäßig in den Müll. Was gewünscht ist, ist Kampfgeist nach dem Vorbild der Bergarbeiter-Streiks rund um das Jahr 1900.

    Wenn ich aber sehe, dass in vielen Schulen nur zwei von 10 Tarifbeschäftugten überhaupt zum Warnstreik kommen, dann Frage ich mich, wie sollen wir damit einen Arbeitskampf gewinnen.

    Wäre es dann nicht das richtige Zeichen nach innen den Arbeitskampf trotzdem zu starten, abzubrechen und zu verkünden, daß es erfolglos war, weil sich ja praktisch niemand daran beteiligt hat und es entsprechend niemanden zu interessieren scheint? Mir fehlt da das weithin öffentlich sichtbare Zeichen (ggf. auch das Zeichen des Scheiterns), das die Mitglieder zur Fahne ruft.


    Wie gesagt, es fehlt ein Claus Weselsky, der ganz klar sagt, daß er kein Problem damit hat, daß die ganze Bevölkerung ihn nicht mag. So lange er für seine Gewerkschaftsmitglieder Geld rausholt, hat er seinen Job richtig gut gemacht, denn nur den Mitgliedern ist er verpflichtet und eben nicht großen Kinderaugen.

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