Täuschungsversuch KA von Schüler nachträglich verändert

  • Vielleicht werden die zurückgegebenen Klausuren ja mittlerweile bei uns direkt nach Schuljahresende vernichtet. Das weiß ich - ehrlich gesagt - nicht. Ich habe sie zumindest auch zum Ende der letzten beiden Schuljahre auf den Stapel bei uns im Lehrerzimmer gelegt. Zu Ferienbeginn kümmert sich unser Sekretariat dann um den Verbleib und wir Lehrkräfte sind (fein) 'raus ;) .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Oh, das System ist bei uns grundsätzlich ziemlich anders als in Deutschland. Ich unterrichte ausschliesslich 10. - 13. Klasse wobei das Grundlagenfach Chemie 3 Jahre lang mit 2 Wochenlektionen und das Schwerpunktfach Chemie 4 Jahre lang mit 3 Wochenlektionen (bzw. 4 Wochenlektionen im 1. Jahr) geführt wird. Und leider ist es in der Tat so, dass ich unabhängig von der Anzahl Wochenlektionen 5 Einzelnoten beibringen muss. Für den Deutschlehrer ist das kein Problem, im zweistündigen Grundlagenfach nervt das ziemlich und auch die nicht-NaWi-Schwerpunktfächer haben mehr Wochenlektionen zur Verfügung. Es gibt noch Vorschriften bezüglich der Gewichtung der Einzelnoten aber die Prüfungsform ist mir freigestellt. Die meisten NaWi-KuK lassen einfach 5 schriftliche Prüfungen à 45 min schreiben, ich bin schon vor einiger Zeit dazu übergegangen auch im Grundlagenfach mal ein Kapitel selbständig bearbeiten zu lassen und das als Hausaufgabenkontrolle einzuziehen oder die SuS müssen in Zweierteams Aufgaben vor der Klasse vorrechnen und bekommen dafür eine Note. Vor allem letzteres frisst mehr Zeit aber ich finde, die SuS profitieren davon wenn sie sich auch mal exponieren müssen.

  • In Bayern ist es mir innnerhalb von drei jahren und an zwei Schulen dreimal (!) passiert, dass nachträglich in einer Klassenarbeit manipuliert wurde, um eine bessere Note zu bekommen

    Jetzt mal so allgemein sinniert... Was denkt ihr, woran das liegt, dass sowas überhaupt gemacht wird? Ich kenne das echt gar nicht, auch nicht von meinen ersten beiden Schulen. Hin und wieder versucht hier mal einer während einer Prüfung zu spicken, das schon. Dass überhaupt ernsthaft um eine Note gestritten wurde, habe ich an unserer Schule bis anhin genau einmal erlebt und das ging sogar vors Kantonsgericht. Das war aber das Anliegen der Eltern des betroffenen jungen Mannes, die ihren Sohn unbedingt weiter am Gymnasium sehen wollte. Einer Kollegin konnte tatsächlich ein Formfehler nachgewiesen werden und er durfte das Schuljahr wiederholen. Das Zeugnis war also laufbahnentscheidend. Aber zurück zur Frage: Habt ihr mit den Jugendlichen über die Beweggründe gesprochen?

  • Jetzt mal so allgemein sinniert... Was denkt ihr, woran das liegt, dass sowas überhaupt gemacht wird?

    Na, woran wird das wohl liegen? In einem System, das Noten über alles stellt, wiegt ein kleiner Beschiss eben viel weniger als eine schlechte(re) Note.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Schon klar, wenn's ums Abi geht. Aber die Noten der 10. Klasse zählen auch in Deutschland meines Wissens für gar nichts.

  • Wie kann eine Schülerin männlich sein? Die männliche Form ist <Schüler>.

    Hm. Du kannst in diesen Forum seitenweise nachlesen, dass Genus und Sexus nicht immer übereinstimmen. Da kann man jetzt unterschiedliches Umgehen mit finden. Wäre es dir lieber, wenn ich „Schüler*in“ schriebe? Wo siehst du das Problem mit der generischen Form?


    Inwiefern ist denn das Geschlecht dieser nicht näher bekannten Person überhaupt relevant? Wir reden hier zwar über einen konkreten Fall aber hoffentlich nicht über eine konkrete Person. Woher kennst du denn ihr Geschlecht?


    Welche Relevanz hat es, ob man bei <O. Meier> ein Leerzeichen setzt oder nicht?

    Für das Geschlecht der Unbekannten? Keine. Für die im Thread gestellte Frage? Keine. Warum also führst du das hier an?


    Welchen Nexus möchtest du denn anführen? Muss ich mir das Recht auf die Verwendung generischer Formen mit dem Verzicht auf die korrekte Schreibung meines Namens verdienen?


    Ersetze "lautstark" durch "wiederholt".

    Die vorherige Formulierung traf also nicht zu? Der Vorwurf der Lautstärke war zu Unrecht erhoben? Ich nehme die Entschuldigung an.


    Hier geht es eher um Semantik.

    Nein. Hier, also in diesem Thread, geht es um eine pädagogische Frage. Deine Ausführungen sind hier off-topic.

    • Offizieller Beitrag

    Na, woran wird das wohl liegen? In einem System, das Noten über alles stellt, wiegt ein kleiner Beschiss eben viel weniger als eine schlechte(re) Note.

    Da das System Schule seitens der täuschenden SchülerInnen als "Gegner" auf dem Weg des scheinbar angeborenen Rechts auf einen Schulabschluss empfunden wird, sind Täuschungsversuche psychologisch betrachtet auch Formen der "Notwehr" gegen die scheinbare Machtlosigkeit gegenüber den Prüfungen (neben schlichter Dreistigkeit oder Verzweiflung.) Die Einsicht, dass ein Schulabschluss durch (positive) Leistungen erworben werden muss, ist reifebedingt oft noch nicht vorhanden. Der in Deutschland stark verbreitete Argwohn gegenüber (sehr) guten SchülerInnenleistungen als Zeichen übermäßiger Anpassung und Konformität tut sein Übriges.

  • In einem System, das Noten über alles stellt, wiegt ein kleiner Beschiss eben viel weniger als eine schlechte(re) Note.

    Da bin ich dann relativ schnell wieder bei der 6 als Reaktion auf eine Täuschungshandlung. Die Chance auf die bessere Note durch Beschiss kommt dann nur mit dem Risiko auf eine schlechtere Note, wenn man erwischt wird.


    Ob das dazu führt, nicht mehr zu bescheißen, oder nur dazu, sich nicht mehr erwischen zu lassen, lasse ich mal dahin gestellt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Fossi74

    Na, woran wird das wohl liegen? In einem System, das Noten über alles stellt, wiegt ein kleiner Beschiss eben viel weniger als eine schlechte(re) Note.

    Da das System Schule seitens der täuschenden SchülerInnen als "Gegner" auf dem Weg des scheinbar angeborenen Rechts auf einen Schulabschluss empfunden wird, sind Täuschungsversuche psychologisch betrachtet auch Formen der "Notwehr" gegen die scheinbare Machtlosigkeit gegenüber den Prüfungen (neben schlichter Dreistigkeit oder Verzweiflung.) Die Einsicht, dass ein Schulabschluss durch (positive) Leistungen erworben werden muss, ist reifebedingt oft noch nicht vorhanden. Der in Deutschland stark verbreitete Argwohn gegenüber (sehr) guten SchülerInnenleistungen als Zeichen übermäßiger Anpassung und Konformität tut sein Übriges.

    und seien wir mal ehrlich: im Lehrerzimmer habe ich durchaus einiges erlebt, wo man sich dann nicht mehr wundern muss.
    Von "Ach, ist normal, wer hat noch nie gespickt?" und dann ein Auge zudrücken und so tun, als hätte man es nicht gesehen

    über "Ich nehme es sportlich und mich interessiert es nicht"

    bis zu (ich stehe Jahre später unter Schock) "in den Examensprüfungen habe ich einen Rock getragen, so konnte ich unterm Tisch die Spicker lesen, wenn ich meinen Rock hochzog". Der Satz fiel im Kontext von "Ach, sowas sollte man nicht zu eng sehen" und die Person dachte wahrscheinlich, dass sie super cool ist und ich es auch lustig finde, solche Anekdoten auszutauschen. Ich hielt vorher nicht sooo viel von ihr, es war kein Pluspunkt auf der Liste.
    Dann braucht man sich nicht wundern. Ich sagte es schon: Werte müssen beigebracht werden und dass ehrliche Leistung wertvoller ist als eine erschummelte Note, das müsste nicht nur den SuS bewusst sein.

    • Offizieller Beitrag

    Dann braucht man sich nicht wundern. Ich sagte es schon: Werte müssen beigebracht werden und dass ehrliche Leistung wertvoller ist als eine erschummelte Note, das müsste nicht nur den SuS bewusst sein.

    Das stimmt. Allerdings muss man dann auch ertragen können, dass eine ehrliche 2,1 als Abiturdurchschnittsnote einem eben keinen sofortigen Medizinstudienplatz beschert wie eine unehrliche 1,2. (Dieses Beispiel ist nur der Veranschaulichung halber so zugespitzt.)

    Da der Konkurrenzdruck aus Sicht der SchülerInnen gefühlt recht hoch ist, glauben sie zum Teil, dass das der richtige Weg wäre.

    Andererseits werden sie mit dieser Haltung ja sogar noch von ihren Eltern unterstützt. Und welche/r SchülerIn würde wegen einer ungerechtfertigten Eins zur Lehrkraft gehen und darauf bestehen, dass daraus eine schlechtere Note gemacht wird? Das habe ich in 14 Jahren Schuldienst genau ein einziges Mal erlebt. Aber es passte zur Persönlichkeit dieser absolut unprätenziösen jungen Dame und hat mir einiges an Respekt abgenötigt.

  • Andererseits werden sie mit dieser Haltung ja sogar noch von ihren Eltern unterstützt.

    Gibt es eigentlich - außer mir selbstverständlich - LoLs, die noch nie versucht haben, Privatlektüre als Fachliteratur von der Steuer abzusetzen?

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Ich habe als Schülerin in bestimmten Fächern auch gespickt wie sonst was. Meine Motivation war aber nicht die Note, damals war diesbezüglich auch der Druck noch nicht so hoch wie heute wahrscheinlich. Natürlich gab es auf einige Fächer schon einen ordentlichen NC, aber Medizin z. B. wollte ich eh nicht studieren und man wusste, dass man 0.2 (oder waren es sogar 0.3?) Notenpunkte "geschenkt" bekommt mit dem Abi aus Bayern. Schlussendlich hätte mein angepasster Abischnitt über die ZVS sogar für Biochemie oder sowas gereicht und ich hab nun nicht wahnsinnig viel dafür getan. Ich habe in der Oberstufe auch nicht mehr gespickt, da hatte ich (fast) nur noch Fächer für die ich mit einigermassen Interesse gelernt habe. Mein Problem waren Fächer wie Geographie oder Wirtschafts- und Rechtslehre, da bin ich im Unterricht einfach jedes mal physisch eingeschlafen weil ich das so unglaublich langweilig fand. Ich konnte wirklich die Augen nicht offen halten, es hat mich einfach komplett nicht interessiert. So hatte ich dann auch ein unglaubliches Widerstreben gegens Lernen für diese Fächer, das ging einfach nicht. Also habe ich gespickt um halt irgendeine Note zu bekommen. Drum frage ich ja, ob ihr wohl mal mit Jugendlichen gesprochen habt, die ihr beim Bescheissen erwischt habt. Ob es denn immer der Wunsch nach der besseren Note ist?

    • Offizieller Beitrag

    Was ist Privatlektüre?!

    Und das meine ich ernst. Nein, die Bücher zu Darmgesundheit und Wechseljahre, auch nicht Krimis und so habe ich nicht eingereicht, aber ziemlich alles Andere (zugegeben ich lese fast nur Sach- und Fachliteratur) fließt ein (durch quasi dauerschleifeartige Fortbildungen aber auch belegbar), viele Bücher, die mich privat erfreuen, können, haben einen Bezug. Gut, ich bin Deutsch- und Fremdsprachenlehrerin, das hilft…

    Hälst du das für Betrug? Ich kann zumindest (tue es auch wegen blödem Finzanzamt) auf jedem Beleg ein Fach mit Stufe und Unterrichtsgebiet/Reihe zuordnen. Auch wenn ich es nicht sofort brauche.

  • Gibt es eigentlich - außer mir selbstverständlich - LoLs, die noch nie versucht haben, Privatlektüre als Fachliteratur von der Steuer abzusetzen?

    Ich kann mich chilipaprika nur anschließen... Aber Websheriff legt natürlich den Finger in die Wunde: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Ein Erdkundekollege hat angeblich jahrelang erfolgreich Kurzurlaube als Vorbereitungen auf die nächste Exkursion beim Finanzamt angegeben.

  • blödem Finzanzamt

    A L S O, DAS mal vorweg:


    1. Das Finanzamt ist nach meiner Erfahrung noch die korrekteste und zügigste Behörde.


    2. Bislang hab ich vom Finanzamt nach den Jahreswechseln immer ganz ordentliche Sümmchen rückerstattet bekommen.


    3. Meine frühen Zeiten als Werkstudent an verschiedenen Einrichtungen der Finanzverwaltung (gut 2 1/2 Jahre auf Steuerbezirken, Finanzbauamt, Groß-BP, Steuerfahndung, Adrema, Poststelle, Altaktenkeller u.a.) waren die besten Schulungszeiten für's Leben.

    Also bei mir ist nix mit "blödem Finanzamt". :aufgepasst:

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • viele Bücher, die mich privat erfreuen, können, haben einen Bezug. Gut, ich bin Deutsch- und Fremdsprachenlehrerin, das hilft…

    Hälst du das für Betrug?

    Auch wenn sowas eben oft nicht korrekt angegeben wird, halte ich persönlich das genauso wenig für Betrug, wie den eingangs geschilderten Vergehensversuch der nachträglichen Täuschung bei einer Klassenarbeit oder Klausur. Allerdings sollte man das auch nicht unangesprochen lassen.


    Eine Kollegin Englschlehrerin versuchte z.B. verzweifelt die Anschaffung von "The Times"-Ausgaben als Werbungskosten zu deklarieren.


    Meine Wenigkeit selber hatte mal (lang ist's) her Material-CDs für den ITG-Unterricht hergestellt und dabei die Rohlinge gespendet. Nachdem ich diese bei den Werbungskosten aufgelistet hatte, meldete man mir zurück, dass man Material zur Erstellung von Raubkopien nicht akzeptiere. Da bin ich aber der Ex-Kollegin Finanzbeamtin auf's Dach gestiegen. Damals waren aber die Zeiten auch so, dass man sie verstehen konnte.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

    • Offizieller Beitrag

    ach, das Finanzamt ist im großen Ganzen ganz okay (dieses Jahr wieder Mitarbeiterwechsel und keine einzige Nachfrage, obwohl ich mich auf einiges eingestellt hatte (Arbeitsstelleveränderung, neue Wege, Pandemie, usw..) aber der Mitarbeiter davor hat (als vermutlich einziger MA Deutschlands!) die (leider wohl richtige) These aufgestellt, dass mein Arbeitszimmer nur zur Hälfte angerechnet wird, weil das Haus auch 50% meinem Mann gehört.
    Nachdem er auch noch die Regale zu 50% anrechnen wollte, war auch Schluss mit lustig.

    In meiner Liste stehen übrigens ab und zu Zeitschriften. Aus Zeitmangel habe ich kein Zeit- oder Ähnliches-Abo. Ich kaufe aber durchaus ab und zu gezielt mal eine Ausgabe, wo einen Artikel brauche (spontan aus dem Kopf der letzten Jahre: Interkulturelle Pädagogik, irgendeine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, Situation von Jugendlichen in der Pandemie, .. fast immer sind es Klausur- oder Abiturtexte geworden.)
    Mein bester Kauf war vor Jahren die Jungle World, die Taz, die Zeit, die SZ und die Junge Freiheit am selben Tag. Ich weiß nicht mehr das Thema, es war aber eine richtig coole Zeitungsanalyse im Unterricht. :D

  • versuchte z.B. verzweifelt die Anschaffung von "The Times"-Ausgaben als Werbungskosten zu deklarieren.

    Das finde ich für eine Englisch-Kollegin aber nicht so absonderlich: Die wird sie für ihren Unterricht doch gut brauchen können. Und die Frage ist doch, ob sie sich die Zeitung aus reinem Privatvergnügen angeschafft hätte.

    Ein Finanzbeamter hat einmal einer Kollegin für katholische Religionslehre einzureden versucht, dass sie einen kostspieligen Handkommentar zur Bibel doch wohl unmöglich für die Schule brauchen würde, das sein ein Privatvergnügen. Woher dieser die Expertise nahm, vermag ich nicht zu sagen. Mehrere Lehrkräfte mussten sich in den letzten zwei, drei Jahren (schon vor Corona und den vom Land NRW bezahlten "Arbeitsgeräten") für das Finanzamt von der Schulleitung bescheinigen lassen, dass sie für die Unterrichtsvorbereitung ein häusliches Arbeitszimmer benötigen. Verstehe mich nicht falsch: Im Finanzamt arbeiten viele gute Leute, genau wie in der Schule. Und genau wie in der Schule gibt es dort etwas spezieller Zeitgenossen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Ein Finanzbeamter hat einmal einer Kollegin für katholische Religionslehre einzureden versucht, dass sie einen kostspieligen Handkommentar zur Bibel doch wohl unmöglich für die Schule brauchen würde, das sein ein Privatvergnügen.


    Kann man als Religionslehrer eigentlich auch die Kirchensteuer von der Steuer absetzen? Frage für einen Freund. ;)

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