Konzertgitarre lernen - welches Modell, welche Größe?

  • Also ich habe als Kind angefangen, Gitarre zu lernen mit einer alten Billig-Gitarre, die ich auf dem Dachboden gefunden habe. Einen Lehrer hatte ich nie - was ich im Nachhinein aber nur im Hinblick auf kleine technische Aspekte bereue (kommt aber auch darauf an, welche Musikrichtung man spielen möchte und welches Niveau man in welcher Zeit erreichen möchte).


    Generell weiß ich natürlich nicht, was für ein Typ du bist: Es gibt halt Leute, bei denen würde die 300€-Gitarre nach drei Wochen in der Ecke verstauben, wenn es schlecht läuft.


    Bzgl. der Größe solltest du am besten in einen Laden gehen und ausprobieren, womit du am besten klar kommst. Da es dafür sinnhaft ist, schon die absoluten Grundlagen zu kennen, würde ich es an deiner Stelle erst mal mit einer günstigen Gitarre für 40-50€ probieren und die elementaren Grundlagen lernen. Dann weißt du a: ob sich die Anschaffung eines teureren Modells für dich lohnt. b: wie du am besten testest, welche Größe für dich passt.


    Auch gibt es heutzutage so viele gute Videos im Internet, dass es m.E. nicht unbedingt notwendig ist, von Anfang an oder überhaupt Unterricht zu nehmen. Kommt aber ebenfalls darauf an, was für ein Typ man ist.

  • mit einer günstigen Gitarre für 40-50€ probieren

    In dieser Preisklasse riskierst du, dass die Gitarre schlecht spielbar ist und man mehr Frust hat als nötig. Daher habe ich eine Gitarre der 300€ Klasse vorgeschlagen. Gitarren sind per se keine teuren Instrumente, man bekommt für 300€ ein gutes und für 1000€ schon oft ein sehr gutes Instrument. Das ist bei Klavieren oder Geigen oder, sagen wir, Oboen was anderes. Mein Flügel hat 8000€ gekostet und war damit ein absolutes Schnäppchen (gebrauchtes Instrument + Überholung durch Fachmann). Meine Gitarre für's Studium hat damals, glaube ich, 1500 DM gekostet, die spiele ich immer noch. Die billige Anfängergitarre, die mir meine Schwiegermutter geschenkt hat, nehme ich aber auch noch auf Klassenfahrten mit, auch darauf kann man spielen (klingt aber erehblich schlechter als meine richtige Gitarre).

  • In dieser Preisklasse riskierst du, dass die Gitarre schlecht spielbar ist und man mehr Frust hat als nötig.

    Kann man so sehen. Man kann es aber auch so sehen, dass es einem später viel leichter fallen wird, auf einer richtig "guten" Gitarre zu spielen, wenn man sich vorher auf so nem Pfadfinder-Kumbaya-My-Lord-Ding abgequält hat.


    Kurz gesagt, wer mit den "Schlechten" klar kommt, beherrscht auch die "Guten", andersrum ist das nicht zwangsläufig gegeben. Das ist bei vielen Sachen im Leben so - nicht nur Musikinstrumenten.


    Aber ja, wenn man sich sicher ist, die Sache lange zu verfolgen, kann man natürlich auch gleich zum besseren Modell greifen. Ohne jegliche Grundlagen ist nur die Chance gegeben, dass der Kauf nicht optimal zu einem passt, wobei 300€ natürlich was anderes sind als 1500€ oder so.



    Die 40-50€ waren sehr niedrig angesetzt von mir, aber zwischen 70-120€ sollte man Modelle bekommen, die für einen Anfänger gut spielbar sein sollten.

    Einfach mal bei Thomann etc. schauen und die Bewertungen lesen - klar sind das keine Profi-Instrumente, aber eben auch kein Schrott.

  • Die 40-50€ waren sehr niedrig angesetzt von mir, aber zwischen 70-120€ sollte man Modelle bekommen, die für einen Anfänger gut spielbar sein sollten.

    Einfach mal bei Thomann etc. schauen und die Bewertungen lesen - klar sind das keine Profi-Instrumente, aber eben auch kein Schrott.

    Sehe ich auch so. Gebraucht bekommt man für 50-100 EUR eine Kumbaya-my-lord-Gitarre (Danke für den Begriff ^^. OT: Ich wollte vor ein paar Jahren mal mit meinen SuS singen und die kannten KEINEN meiner tollen Lagerschlager. Bin ich alt?).


    Wenn man den Unterschied nicht hört, kann man sich das Probespielen im Laden auch schenken. Ich würde vor der ersten (!) Gitarrenstunde da überhaupt keine Wissenschaft draus machen. Und wenn man einen Lehrer (mwd) hat, hilft der beim Kauf und die Gebrauchte stellt man wieder für 50€ ins Netz oder lässt sie in der Schule für Geburtstagsständchen.

  • Zu dem Thema wurde ja schon eine ganze Menge gesagt, deswegen möchte ich dir gerne ein paar Tipps aus einer etwas ungewöhnlichen Perspektive geben, nämlich: aus der technischen.

    Es kann ja irgendwann mal sein, dass du in deiner Rolle als Lehrer (oder auch so) in die Situation kommst, dass du dir auf einer Bühne bzw. vor Publikum mit deiner Gitarre "Gehör" verschaffen musst ( Schulfeste, Theater AG, Abifeier, etc. ...) Bei 50 Leuten kann man evtl. gerade noch so mit der Gitarre auftreten, bei 100 Leuten oder mehr wird die Gitarre ( ob Konzert oder Western), hinsichtlich der Lautstärke, ziemlich schnell ihre Grenze erreicht haben...Es ist einfach zu leise und wenn es ganz dumm läuft übertönt das Publikum deine Gitarre...Nicht sehr angenehme und ziemlich peinliche Situation.


    Deswegen ein Tipp an dich: Schaue dich nach einer elektro-akustischen Gitarre um. Die meisten der EA-Gitarren sind Westerngitarren, da, bedingt durch die Stahlsaiten, schon eine elektrische Induktion an sich vorhanden ist und so benötigt man nur noch einen Tonabnehmer der diese Schwingungen abnimmt und an den Vorverstärker weitergibt, um das Signal zu verstärken. Die ganze Technik ist in der Gitarre verbaut. Man muss nur noch ein Kabel anschließen das zum Mischpult/ Verstärker führt und fertig: schon hat man seine verstärkte Gitarre. Im mittleren Preissegment ( ca. 300€ bis 400€ aufwärts) besitzen viele solcher Gitarren einen XLR Anschluss ( Wie man ihn vom Mikrofon kennt): Ein unschätzbarer Vorteil falls man mal mit einer Gruppe/ Band spielt, in der mehrere Instrumente/ Sänger verstärkt werden müssen, da das Signal, welches mit XLR übertragen wird, von den anderen Signalen abgeschirmt ist, die Folge: Das Signal kommt ohne Rauschen, Brummen, etc. klar beim Mischpult an.


    Nun etwas zur Größe der Gitarre: Wenn du dir z.B. eine Gitarre in Jumbo Größe holst, also mit einem ziemlich großen Korpus, wird diese von sich aus (unverstärkt) schon eine ziemliche Lautstärke erreichen und sollte für die gängigsten Situationen ausreichend seinen. Selbst wenn du etwa mit einem 20-30 köpfigen Chor (bzw. Klasse) probst, sollte es da keine Probleme geben...Und wenn die nächste Aufführung ist schnappst du dir ein XLR-Kabel steckst es in deine Gitarre, übergibst das andere Ende dem Mischer und fertig. Ein Schmankerl nebenbei ist, dass fast alle EA-Gitarren ein eingebautes Stimmgerät mit an Bord haben. Gitarre kurz vor der Aufführung verstimmt, aber kein Stimmgerät dabei? ( Das passiert häufig, glaub mir!). Kein Problem, das integrierte Stimmgerät aktiviert und los geht es. Übrigens: So ein eingebautes Stimmgerät ist 100 mal genauer in der Stimmung als ein normales, da störende Nebengeräusche nicht vorhanden sind.


    Ich selber besitze auch eine EA-Gitarre von Ibanez (AEL-20E TCS, falls du mal gucken möchtest;-) )...Bin damit sehr zufrieden. Sie klingt sehr ausgewogen. Die Tiefen sind, wegen des Korpus, der fast Jumbo Maße hat, sehr präsent. Die Obertöne klingen jedoch ziemlich brilliant und klar...Wenn ich die Saiten mit etwas Power anschlage, ist diese Gitarre schon ziemlich laut und durchsetzungsfähig. Mit der entsprechenden Verstärkung hat man keine Probleme sich gegen eine Rock Combo mit E-Gitarre, Bass und Schlagzeug zu behaupten. Ich finde Ibanez Gitarren einfach klasse und ich möchte mir keine andere mehr kaufen, will dich aber natürlich nicht beeinflussen, letzten Endes ist es ja auch Geschmack, jedoch haben Ibanez Gitarren auch eine, für mich, sehr ansprechende Optik ( Ja, auch das ist wichtig, wie ich finde).


    Also, lass dich inspirieren...Ob es jemanden gibt der die richtige Gitarre für dich findet? Ja den gibt es: Du selbst. Letzlich ist es auch vollkommen egal ob klassische-, Westerngitarre, Jumbo Größe oder Dreadnought Größe, elektroakustisch oder nicht...wenn du das Gefühl hast: Ja, die hier ist es...Dann (und wirklich erst dann) ist deine Kaufentscheidung gefallen, ganz gleich was andere (einschließlich mich) sagen mögen. In der Musik gibt es keine Verbote und vorschriften (zum Glück!): Erlaubt ist was gefällt...Eigentlich ist das der einzige Aspekt unter dem du dich entscheiden solltest...Der Rest ist technische Spielerei und für die Musik an sich ziemlich unwichtig.


    Ich wünsche dir viel Spaß beim ausprobieren und rum experimentieren und viel Spaß mit deiner zukünftigen Weggefährtin, die dich, hoffentlich, ein ganzes Leben begleiten und dir beim spielen, in guten wie in schlechten Momenten deines Lebens, ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird :)

  • cera,


    vielen Dank für Deine Ausführungen, aber ich habe absolut nicht vor, jemals in der Schule (oder gar in einer Band) Gitarre zu spielen. Im Gegenteil, ich möchte unbedingt eine Ablenkung vom Schulalltag.

  • Stimmgerät kommt auf die Einkaufsliste

    Kann sein, dass das schon gesagt wurde (habe gerade keine Zeit und Lust deswegen alles durchzulesen), aber das gibt es mittlerweile auch als App für's Handy. Ich nutze "guitartuna" und komme damit wunderbar zurecht. Wenn man nur stimmen will reicht die kostenlose Variante.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Um diese Unterschiede wahrnehmen zu können, muss das Gehör erst einmal geschult werden. Das geht nur mit Erfahrung.

    Nein. Den Unterschied hört jede(r).
    Auch der Satz, dass man - wenn man/frau auf einer schlechten Gitarre gelernt hat, auf jeder guten problemlos spielen kann, stimmt nur bedingt.
    Weil man mit einem schlechten Instrument sofort in der Lustlosigkeit versinkt und das Gefühl bekommt, das NIE zu schaffen - und vermutlich aufgibt. Ein Schepperding, bei dem die Saitenlage viel zu hoch sitzt und man sich beim Spielen die Finger bricht, macht keinen Spaß.
    Ein Instrument, das aus sich gut klingt, ist ein gewaltiger Motivationsfaktor.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Nein.
    Und diese Aussage macht es allen Musikinstrumentlernwilligen unglaublich schwer, wenn man es eben NICHT kann.

    Nun - dann sollte man jemand mitnehmen und sich beraten lassen. Dann ist es nicht mehr so schwer.

    BTW: Spielst du Gitarre? Wie viele?

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe Gitarre gespielt und konnte sowas nicht hören, ich spiele jetzt ein anderes (Blas)instrument und bin total genervt von solchen Diskussionen mit "das hörst du doch". Nein, höre ich nicht. Ich habe mich beraten lassen und weiß, dass ich ein gutes Instrument besitze (und hatte das Glück, dass die Musikschule eben Leihinstrumente hatte, weil mein Lehrer auch die Meinung vertrat, auf meinem (damaligem) schlechtem Instrument könnte ich nicht vernünftig lernen, aber "das hört man doch" hat mir nicht geholfen. Ein "vertraue mir, ich habe ein gutes Gehör und bin vom Fach, ICH höre da irgendwas bei Ton XY" wäre 20 mal hilfreicher gewesen, als dass ich nur das Gefühl vermittelt bekomme, ich sei grundsätzlich unfähig, weil ich sowas nicht höre (gut, kann auch tatsächlich sein, aber ich glaube, man wächst daran und ich kann es jetzt an meinem Instrument viel besser "heraushören")

  • Es gibt ein unheimlich weites Spektrum an Qualität und Preis und nicht immer ist der Anstieg im Preis auch ein merklicher Anstieg in Qualität.

    Ja, es gibt Gitarren, die sind so, dass man nicht richtig darauf spielen kann. Zu hohe Saitenlage, falsche Intonation usw.

    Das ist dann kein Instrument für niemanden.

    Und es gibt Gitarren, die klingen vielleicht so schlecht, dass es selbst dem Anfänger nicht gefällt. Aber Feinheiten im Klang hört der nicht und es freut ihn schon, wenn er die richtigen Töne spielt und sie sauber klingen.

    Meine Erfahrung ist, dass 85% meines "Tons" unabhängig von der Preisklasse meiner Gitarre sind, die kommen von meiner mehr oder weniger vorhandenen Spieltechnik. Ich klinge - ob ich will oder nicht - auf jedem Instrument "nach mir" und nicht nach Les Paul, Danny Gatton oder wer weiß ich wer. Und wie viel einem die letzten 15% wert sind, muss man dann selbst entscheiden, aber das hat Zeit.

    Und ich wechsle bei einem Auftritt sogar Gitarren, WEIL diese 15% anders dann gewünscht sind - aber nicht im Sinne von "besser - schlechter" ... sondern anders.


    Um Fragen vorzubeugen: Ich spiele seit 40 Jahren, angefangen mit Konzertgitarre, dann Westerngitarre, die meiste Zeit jetzt E-Gitarre und Dobro. Bei mir stehen über 20 Instrumente im Preisbereich von 150 bis über 4000 Euro. Ich denke, ich kann auch manche Dinge beurteilen.

  • Ich war gestern noch in einem Geschäft in Lübeck, bin dort aber auch nicht so wirklich schlauer geworden. Nun gut.


    Heute habe ich mir eine Gitarre im Netz bestellt. Mal sehen, wie die so ist - ich bin sehr gespannt :) Es ist eine Alhambra geworden. Ich habe einen Rückläufer genommen, damit war der Preis noch mal 60 Euro günstiger (inkl. Alhambra-Tasche).

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