Boni für gute Lehrer - eine gute Lösung?

  • Ich habe in der Schule einfach zu wenig das Gefühl, autonom und selbstwirksam zu handeln und das sind irgendwie zwei der menschlichen Grundbedürfnisse.

    Danke für die Kurzzusammenfassung und ja! Ich sollte nicht weiter in der Schule danach suchen...

  • Die Jungen Liberalen in NRW schlagen vor, dass man die Beamtenverhältnisse von Lehrern in die von Angestellten umwandeln solle [...]

    Das einzig interessante an diesem Vorschlag wäre, diese jungen Schnösel dann herumheulen zu sehen, wenn dann wochenlang wegen der miesen Arbeitsbedingungen gestreikt wird.... natürlich passend zu den Abschlussprüfungen. So wie in Dänemark vor ein paar Jahren.

  • kodi darüber hinaus wäre das verfassungsrechtlich überhaupt gar nicht möglich, bestehende Beamtenverhältnisse zu „entamten“, weil da einigen Jung-FDPlern der Schnabel nach ist. Man könnte das nur bei neuen Dienstverhältnissen einführen.


    Ein Messbarkeit von Leistung ist schlecht definierbar. Bonifaktionssysteme wären vermutlich genauso intransparent wie Beförderungsausschreibungen.

  • <Ironie an>


    Lehrer müssen doch aus egal welchem "Material" das beste herausholen, oder nicht?

    Falls nicht, gibt es entsprechend "Abzug"!


    In meinem Fitness-Studio frage ich dann mal nach, warum ich keine Nominierung für Olympia erhalten habe.

    Und das, obwohl ich sehr regelmäßig zusätzliche Trainerstunden bezahlt habe.


    [Die bekommen für ihre mangelhafte Leistung aber keine Boni!]


    </Ironie aus?>

  • Von der Idee her schön, dass diejenigen, die viel Mühe in den Unterricht und Lernerfolg der Schüler stecken, auch finanziell belohnt werden... aber wer soll das kontrollieren? Da reichts ja nicht, wie das Gesundheitsamt es macht, einmal im Jahr vorbeizuschauen und nen Stempel draufzumachen, das müsste ja schon regelmäßig sein, bei jedem einzelnen Lehrer an jeder Schule. Wenn man dafür Leute ausbilden und bezahlen muss, bleiben am Ende bestimmt noch 50Cent Bonus übrig, die man verteilen kann.


    Kann schon verstehen, dass man sich das Geld und den Aufwand besser spart und der SL die Verantwortung übergibt, in der Hoffnung, dass die ihre Lehrer und Lehrerinnen am Besten einschätzen kann. Aber auch utopisch zu glauben, dass das nicht auf Sympathie und ein bisschen Vetternwirtschaft hinauslaufen würde.

    • Offizieller Beitrag

    Boni nach Leistung kann nur ein Besoldungssparmodell sein, weil man theoretisch zumindest in Kauf nehmen müsste, dass überdurchschnittlich viele Lehrkräfte sich ins Zeug legen bzw. ihre Leistung angesichts der Aufgabenvielfalt ohnehin "gut" ist. Dann müsste man mehr Geld ausgeben als womöglich geplant. Und spätestens dann würden diese Boni an absurde Bedingungen geknüpft werden und darüber hinaus gedeckelt werden.

    Ansonsten ginge das nur über eine Absenkung der Eingangsbesoldung, die dann durch die Boni auf das ursprüngliche Level oder ggf. geringfügig darüber hinaus angehoben würde.

    Kann man machen. Erdnüsse - Affen.

  • Moebius Also, bei mir wäre seit vorgestern das Konto auf Null. Zum Glück habe ich vor zehn Jahren in meinem vorherigen Job viel gespart…

    Bolzbold Alle Ideen über Bonis, geringe Eingangsbesoldung, Entamtung von Lehrkräften, die jetzt aktuell die Jung-Liberalen in die Diskussion bringen, wäre politisch zwar durchsetzbar, faktisch aber wegen des Bestandsschutzes nur für neu eingestiegene Lehrkräfte

    • Offizieller Beitrag

    Bolzbold Alle Ideen über Bonis, geringe Eingangsbesoldung, Entamtung von Lehrkräften, die jetzt aktuell die Jung-Liberalen in die Diskussion bringen, wäre politisch zwar durchsetzbar, faktisch aber wegen des Bestandsschutzes nur für neu eingestiegene Lehrkräfte

    Deshalb schrieb ich "Erdnüsse - Affen".

  • Definitiv nicht, da eine Forderung, dass Lehrer keine Beamten mehr sein sollten, Schwachsinn ist! Gerade in Zeiten von Lehrermangel (klar, der Beamtenstatus ist kein Hauptgrund Lehrer zu werden aber ein deutlich schönes extra)….

    Ich brauche den Beamtenstatus nicht. Ich würde aber als Angestellter wenigstens zur aktiven Dienstzeit ein Nettogehalt erwarten, was mit dem eines Beamten vergleichbar ist.

  • Ein Messbarkeit von Leistung ist schlecht definierbar. Bonifaktionssysteme wären vermutlich genauso intransparent wie Beförderungsausschreibungen.

    Klar, du könntest das Grundgehalt auf sagen wir 2000 Eur festsetzen und dann für Klassenleitertätigkeit, Schulfestplanung, Vertretungsplanerstellen und Administration der PCs einen Obulus festsetzen. An die Beurteilung und Vergütung von Unterrichtsqualität wird sich natürlich niemand rantrauen, es geht ja eher um so eine gefühlte Lehrerinnenfaulheit, weil der Unterricht 13 Uhr endet.


    Dann würde im nächsten Jahr festgestellt werden, dass das Geld nicht reicht und die Klassenleitungstätigkeit ja eigentlich zu den originären Aufgaben einer Lehrkraft gehört und der Bonus gestrichen werden muss. Am Ende würden wir alle dieselbe Arbeit für weniger Geld machen.


    Die jungen Hippen von der FDP, die selbst noch nie gearbeitet haben, wollen sich einfach gerne an ihren Lehrer*innen rächen, weil ihre Eltern immer auf ihre Lehrer geschimpft haben, die das Potenzial ihrer Söhne nicht erkannt haben. Dass unser Problem Lehrkräftemangel, Ausstattung und Sanierung von Schulen und Kleinkindbetreuung vor 9 Uhr sind, das finden die jungen Hippen unsexy und wollen sich nicht damit beschäftigen. Dafür hat man ja die alten Langweiler in den richtigen Parteien.

  • Absolute Grundvoraussetzung für 'leistungsorientierte' Bezahlung im Lehrerberuf ist zunächst einmal die Abschaffung des Beamtenstatus. Schon allein deshalb, weil es nur ein allgemeines/einheitliches Beamtenrecht gibt, keines speziell für Lehrer.


    Okay, macht man das - THEORETISCH recht einfach machbar für Neueinstellungen, allerdings müssten sich alle 16 Bundesländer einig sein (und das über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten). Das ist anders als z.B. bei der Postprivatisierung. Da fängt es ja schon an, eigentlich sollten nach der Wende die 5 neuen Bundesländer Vorreiter sein bei der Abschaffung der Verbeamtung von Lehrern - nuja, gegenwärtig verbeamten alle....Da wurde eine historische Chance verpasst...


    Die Rechtsprechung/Richterschaft ist in Deutschland zudem ein absolute Säule des Berufsbeamtentums, das zu dem über eine prächtige Lobby verfügt - da scheut vor einem breitflächigen Parallelbetrieb (neueingestellte tarifbeschäftigte Lehrer/verbeamteter Altbestand) fast jeder zurück (auch Berlin und östliche Bundesländer, die zwischenzeitlich nicht verbeamteten, haben ja z.B. die Rechte. Privilegien, Beschäftigungsbedingungen des verbeamteten Lehreraltbestands in keinster Weise angerührt)


    Leistungsorientierte Bezahlung ist allerdings auch im Tarifbeschäftigtenverhältnis im ÖD fast unmöglich - groß verkauft wurde die Umstellung von BAT zu TVL/TVöD als nunmehriges Tarifsystem mit starken leistungsgerechten Elementen - in der Praxis hat es sich als das leistungsfeindlichstes System erwiesen, dass man sich nur denken kann (wo man sogar durch eine Höhergruppierung mittelfristige Gehaltseinbußen erleiden kann)


    Prinzipiell finde ich das Grundanliegen der Jungen Liberalen völlig korrekt, es ist natürlich bei den gegenwärtigen rechtlich-politischen Grundstrukturen der Bundesrepublik politisch/rechtlich nicht realisierbar (...aber diese Nichtrealisierbarkeit sollte eigentlich sehr zu denken geben!!) -

  • (...aber diese Nichtrealisierbarkeit sollte eigentlich sehr zu denken geben!!) -

    Nein, sollte es gar nicht. Wir sind kein produzierendes Gewerbe. Ich erwarte auch keine Bewertung von Polizist*innen. Ich erwarte, dass sie den Job machen, für den sie bezahlt werden.


    Was ich mir wünschen würde: Schulen mit Kurssystem, indem sich die SuS die Kurse aussuchen dürfen. Wenn man mit einem Lehrer überhaupt nicht klarkommt, nimmt man im nächsten Jahr bei einer anderen Person den Unterricht. Lernen hat viel mit Beziehung zu tun.

  • Was ich mir wünschen würde: Schulen mit Kurssystem, indem sich die SuS die Kurse aussuchen dürfen. Wenn man mit einem Lehrer überhaupt nicht klarkommt, nimmt man im nächsten Jahr bei einer anderen Person den Unterricht. Lernen hat viel mit Beziehung zu tun.

    Dann "gewinnt" vermutlich der Lehrer, der die besseren Noten verteilt.

    Und selbst wenn es wirklich der Lehrer ist, der "besser" ist (wie auch immer man das definiert.)

    Was machst du, wenn dieser Lehrer dann 60 SuS unterrichten muss, weil die Schüler es so wollen und du ein anderen Lehrer hast, der nur ein(e) Schüler*in unterrichtet?

  • Wenn mir jemand klar sagen würde, was ein guter Lehrer ist, würde ich einer werden.


    Bei uns werden z.B. die befördert, die viele außerunterrichtliche Arbeiten machen. Der Unterricht ist bei denen aber sehr provisorisch, weil einfach die Zeit fehlt.


    Ist also doch nicht so einfach.

    Ist bei uns auch so. Und mit 2 Korrekturfächern und viel Oberstufe hast du keine Chance auf außerunterrichtliche Arbeiten.


    Wenn man das als Kriterium nimmt, dann bitte auch mal die Arbeitszeiten fair verteilen.

  • @karuna: ich meinte die Nichtrealisierbarkeit von strukturellen Änderungen von grundlegenden Elementen des Verwaltungsaufbaus in der Bundesrepublik und seinen Ländern generell (als Beispiel: allgemeiner Verzicht auf Verbeamtungen bei Lehrern kaum realisierbar, ein schönes Beispiel ist auch der öffentliche Gesundheitsdient,für dessen generelle Strukturen selbst das Teilversagen bei Corona fast folgenlos sein werden).


    Mit dem Verweis auf das (v.a. im Lehrerbereich) mindestens so leistungsfeindliche Tarifrecht wollte ich ausdrücken, das es auch jenseits des Beamtenrechts große Hürden gibt, Lehrerarbeit leistungsgerecht zu bewerten (und die liegen auch einfach in der Natur der Tätigkeit)

  • das müsste ja schon regelmäßig sein, bei jedem einzelnen Lehrer an jeder Schule

    In Bayern gibt es regelmäßig unangekündigte Unterrichtsbesuche durch den Schulleiter. Jeweils im vier-Jahres-Turnus kommt muss er bei jeder Lehrkraft dreimal in den Unterricht kommen, dabei (am Gym) Unter-, Mittel- und Oberstufe besuchen und beide Fächer berücksichtigen. Am Ende der vier Jahre bekommt jede Lehrkraft eine benotete Regelbeurteilung (die natürlich nicht nur den Unterricht berücksichtigt, sondern die gesamte dienstliche Leistung) und der nächste Beurteilungszeitraum von vier Jahren geht los.

    Dafür gibt es in der Regel keine Anlassbeurteilung, wenn jemand sich bewirbt, da wird einfach die aktuelle Regelbeurteilung herangezogen. Und dadurch haben wir nach wie vor die Regelbeförderung auf A14.


    Also, rein logistisch ist das schon machbar. Ob es zu einer validen, aussagekräftigen Beurteilung der Arbeitsleistung führt, wage ich aus meinen bisherigen Erfahrungen im Prozess zu bezweifeln.

  • In Baden-Württemberg gab es einige Jahre lang auch eine Leistungsprämie (Vorziehen der nächsten Dienstalterstufe) für einen Lehrer pro Jahr an unserer Schule (ca. 60 Lehrer). Ich erhielt sie auch einmal. Sie wurde wieder abgeschafft, auch weil sie kontraproduktiv war. Ich habe mich auch 3 Jahre lang gefragt, warum hat sie Kollege X oder Kollegin Y erhalten und ich nicht und war frustriert (dann strengt man sich erst einmal weniger an). Dann erhielt ich sie und andere waren sauer. Aber eigentlich hat sie jeder verschwiegen, eben weil es blödes Blut gab. Man darf eben nicht eine feste Anzahl 2 % oder 5 % vergeben, sondern müsste es anders messen (Extrastunden? Aufbau von was? Gute Noten wäre Blödsinn, denn es ist allgemein bekannt, dass nur gute Lehrer sich leisten können schlechte Noten zu vergeben, allen anderen steigen die Eltern aufs Dach. (Bei uns gibt es die besten Noten immer von Lehrern, die wirklich schlecht sind und extrem leichte Arbeiten schreiben lassen. Wenn man dann im Anschluss so eine Klasse übernehmen muss, ... Oder es werden landesweit dieselben Arbeiten geschrieben, dann geht niemand mehr an die Brennpunktschule, aber genau da benötigt man die besten Lehrer.)


    Also ist dieser Vorschlag genauso gut wie alle anderen von den Liberalen. Klingt für Außenstehende und Stammtisch erst einmal gut, ist aber der größte Blödsinn, wenn man mal darüber nachdenkt.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

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