Stundenkürzungen Grundschule

  • Hallo zusammen,


    diesmal habe ich eine Frage als Elternteil (in NRW): Meinen Drittklässlern sind zum neuen Halbjahr gleich drei Stunden aus dem Stundenplan ersatzlos weggestrichen worden: Jeweils eine Stunde Musik, Religion und Englisch fehlen. Laut Stundentafel in der BASS müssen diese Fächer jeweils zweistündig unterrichtet werden. Sie stehen jetzt nur noch mit einer Stunde im Plan.

    Kann es sein, dass so viel Unterricht planmäßig einfach weg fällt? Wegen Corona hatten sie gerade in diesen Fächern eh bisher kaum Unterricht. Müsste die Schule bei Personalmangel nicht Vertretungslehrer bekommen?

  • Ich fürchte, der Satz wird bei den Grundschulleitungen nur ein müdes Lächeln hervorrufen...

    Ja klar, aber die Stundentafeln können ja andererseits auch nicht einfach so massiv gekürzt werden. Wenn sie in 1,5 Jahren dann aufs Gymnasium wechseln, haben sie riesige Lücken. Ich sehe ja bei meinem Großen, was da gerade in Musik vorausgesetzt wird...

    • Offizieller Beitrag

    Ich fürchte, der Satz wird bei den Grundschulleitungen nur ein müdes Lächeln hervorrufen...

    Selbst als Lehrerin war ich geneigt, den lachenden Smiley zu drücken.

    Frag bei der Schulleitung an.

    Wenn die Alternative wäre: je 2 Stunden Reli, Musik und Englisch mit 55 Schülern in einem viel zu kleinen Klassenraum mit entsprechender Störungs-, Aggressions- und Ansteckungsrate... Was wäre dir lieber? (Als Lehrkraft könnte ich unter diesen Bedingungen neben all den Streitschlichtungen maximal Filme gucken oder was aufschreiben lassen. Da käme nichts mehr bei rum.)

  • Das wäre bei uns überhaupt nur möglich, wenn ALLE Möglichkeiten ausgeschöpft wären (= Stundenumlegung (inklusive Schulleitung), Abordnungem von anderen Schulen, Aufstockung bei Lehrern mit reduziertem Deputat, verstärkter Einsatz der UBUS, studentische Aushilfen).

    • Offizieller Beitrag

    Ja klar, aber die Stundentafeln können ja andererseits auch nicht einfach so massiv gekürzt werden.

    Doch, dürfen sie im Worst-Case. Wenn das Personal nicht da ist , ist es nicht da.

    Dann werden zuerst zusätzliche Sachen gecancelt. (Zusatzförderung, AGs, Teamstunden, ...)


    Wenn das auch nicht reicht, kann man nach Rücksprache mit dem zuständigen Schulamt auch die Stundentafel kürzen. Manchmal geht es halt nicht anders.


    P.S.: auch wenn ich den Grundschulen jetzt selbst in den Rücken falle - Lücken in Reli und Musik werden sie überleben. In Englisch in der Regel auch. (Da ist zumindest mein Stand der Dinge: wir starten eh in Klasse 5 bei 0.)

  • Musik und Religion haben meinen Kindern immer viel Spaß gemacht, aber du befürchtest doch nicht ernsthaft Bildungslücken, weil sie jetzt in Klasse 3 da weniger Unterricht haben? Und das was in Englisch in der Grundschule gelernt wird, da mach dir keine Sorgen. Das sind 2 Wochen Englisch-Unterricht in Klasse 5. Maximal :gruss: Meinen Kindern hat es für Musik nur etwas genützt, dass sie Noten konnten - durch die Instrumente, die sie spielen gelernt hatten.


    An der Sekundarschule , an der ich unterrichte, wird auch die Stundentafel gekürzt. Sport, Schwimmen, Religion und z.T. Kunst sind betroffen.

  • Und das was in Englisch in der Grundschule gelernt wird, da mach dir keine Sorgen. Das sind 2 Wochen Englisch-Unterricht in Klasse 5. Maximal :gruss: Meinen Kindern hat es für Musik nur etwas genützt, dass sie Noten konnten - durch die Instrumente, die sie spielen gelernt hatten.

    Das war dann aber bekackter Englisch-Unterricht, insofern Pech für deine Kinder. Allerdings ist das leider wirklich keine Ausnahme, ich erlebe auch immer wieder Unterricht, in dem kaum Englisch gesprochen wird und in dem die Kolleginnen laufend nach Wörtern googlen oder Rechtschreibfehler machen („fiveteen“) …


    Musik … da ist das Problem eher struktureller Natur. Es wird in der Regel fachfremd unterrichtet, anders als Englisch, wo zumindest prinzipiell ein Zertifikatskurs gemacht und C1 nachgewiesen werden sollte. Der fachfremde Unterricht hat zur Folge, dass meistens Musikgeschichte oder Instrumentenkunde unterrichtet wird und nicht gemeinsam Musik gemacht wird … so als würde man in Sport die Biographie von Robert Lewandowski lernen. Wenn dann Notenlehre unterrichtet wird, fehlt den Kindern jeder praktische Bezug, das ist dann wie Latein oder Altgriechisch lernen.

  • Wenn dann Notenlehre unterrichtet wird, fehlt den Kindern jeder praktische Bezug, das ist dann wie Latein oder Altgriechisch lernen.

    OT: wieder_da, du glaubst gar nicht, wie lebensweltbezogen die Fächer sind (mal abgesehen von Fragen nach der Art "Wie repariere ich einen Toaster?"). :victory:

    Aber ich weiß, was du meinst...

  • Ist mir hier in Niedersachsen noch nie begegnet, so eine Stundentafelkürzung. Selbst wenn die Hecke brennt, muss die Schule erst die Vertretungsstunden der pädagogischen Mitarbeiter aufbrauchen, einen Antrag auf Vertretungslehrkraft stellen, Mehrarbeit für die Stammbelegschaft anordnen, Klassen zusammenlegen, alle Fördermaßnahmen und Doppelsteckungen auflösen, den Ganztag kürzen und und und...

  • Geht das Kind denn früher heim, oder wird etwas anderes unterrichtet?

    Hier fällt an der Nachbarsgrundschule schon seit Wochen der Sportunterricht aus, weil sie wegen des Infektionsgeschehens nicht in die Sporthalle gehen. Stattdessen gibt es anderen Unterricht in den Stunden. Bei Klassen, die nachmittags Sport haben, ist dieser schon seit Wochen ausgefallen.


    LG DFU

  • Selbst wenn die Hecke brennt, muss die Schule erst die Vertretungsstunden der pädagogischen Mitarbeiter aufbrauchen, einen Antrag auf Vertretungslehrkraft stellen, Mehrarbeit für die Stammbelegschaft anordnen, Klassen zusammenlegen, alle Fördermaßnahmen und Doppelsteckungen auflösen, den Ganztag kürzen und und und...

    Sprich:

    • Mehrarbeit. Die KollegInnen unterrichten dann 30 statt 28 Wochenstunden. Wann denn? Von 7.00 bis 7.45 Uhr? Von 13.30 bis 14.15 Uhr als siebte Stunde ohne Pause?
    • Zusammenlegung. Es werden nicht 25-30, sondern 50 bis 60 Kinder gleichzeitig unterrichtet. In was für Räumen wird das denn gemacht?

    Es geht ja um NRW. Vertretungslehrkräfte sind hier nicht kurzfristig verfügbar, vielleicht mit der einen Ausnahme Münster und Umgebung, wo es mehr Bewerber als Stellen gibt. Was Doppelsteckungen angeht, kann ich nur für meine Schule sprechen: Die wenigen Stunden, die es gibt, sind in diesen Klassen auch notwendig. Es sind auch niemals zwei KollegInnen, sondern Kollegin plus Vertretungskraft ohne Abschluss oder Kollegin plus Sozialpädagogin.


    Selbst an meiner katholischen Grundschule findet in jeder Klasse nur eine Stunde Religion statt. Es gibt nur eine Kollegin dafür und diese hat eine eigene Klasse. Wenn sie überall zwei Stunden Religion unterrichten würde, wie vorgesehen, blieben noch 10 Stunden für Mathe, Deutsch, SU und Kunst in ihrer eigenen Klasse (Sport macht jemand anders, Englisch gibt es noch nicht).

  • Auch bei uns fallen inzwischen Stunden aus, sogar in einem Hauptfach (2 statt 4 Stunden pro Woche). Alle Möglichkeiten sind nach dem 3. Ausfall innerhalb von einem Monat erschöpft (den 1. und 2. konnten wir noch durch eine Vertretung von außen und Mehrarbeit durch Kollegen halbwegs auffangen, jetzt fallen unabsehbar lange Stunden aus).

    (Auch ich unterrichte trotz vollem Deputat und Sammlung noch eine zusätzliche Stunde, ich habe kurz überlegt, weil eine von meinen Klassen betroffen ist, es geht aber einfach nicht mehr und das habe ich auch so weiter gegeben, sonst bin ich der nächste Ausfall).


    (Andere Mitarbeiter: es gibt bei uns nur eine Sozialarbeiterin, die sehr viel zu tun hat, AGS auch nicht mehr (und der Musiklehrer kann ja nicht schnell mal eine Fremdsprache in der Mittelstufe unterrichten). Das Problem gibt es überall. )

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Plattenspieler,


    ich zitiere mich mal selbst aus einem anderen, früheren Beitrag: „ (…) wobei beim Drücken dieses „verwirrend“-Smilies ja auch nicht mitgeliefert wird, was genau eigentlich gemeint ist. Mir ist hier auch schon aufgefallen, dass der Smilie reichlich oft verwendet wird, und das auch bei Beiträgen, deren Meinung man vielleicht nicht teilt, an denen aber wirklich nichts Verwirrendes ist.


    Wäre nett, wenn du kurz schreibst, inwiefern mein Beitrag dich verwirrt hat.

  • Kris24 : Seid ihr hochschulnah? Wenn ja, könntet ihr nicht bei den Hochschulen anfragen, ob ihr mehr studentische Aushilfen bekommt, sodass wenigstens die Sek I abgedeckt ist und die voll ausgebildeten Lehrer in der Sek II eingesetzt werden?

  • Ist mir hier in Niedersachsen noch nie begegnet, so eine Stundentafelkürzung. Selbst wenn die Hecke brennt, muss die Schule erst die Vertretungsstunden der pädagogischen Mitarbeiter aufbrauchen, einen Antrag auf Vertretungslehrkraft stellen, Mehrarbeit für die Stammbelegschaft anordnen, Klassen zusammenlegen, alle Fördermaßnahmen und Doppelsteckungen auflösen, den Ganztag kürzen und und und...

    Kenne ich auch so ähnlich. Dass ein halbes Jahr Unterricht ausfällt, weil eine Lehrkraft krank ist, ist dann halt so. Aber offiziell die Stundentafel kürzen darf bei uns ganz sicher nicht der Schulleiter.


    Zum Inhalt: in Klasse 5 wird bei Null angefangen, es geht aber am Gymnasium sehr rasch voran. Schade ist es natürlich, wenn nicht gesungen werden kann, aber schulische gesehen wichtiger sind solche Sachen, wie

    - selbständig ein Hausaufgabenheft nutzen

    - Texte, die länger als 3 Zeilen sind leserlich verfassen

    - Struktur auf einer leeren Heftseite hinbekommen

    - nachfragen, wenn man irgendwas nicht verstanden/mitbekommen hat (auch bei organisatorischen Sachen, es wird nicht mehr alles 5x erklärt oder gemeinsam aufgeschrieben, was man mitbringen muss)

    - Wie man sich regelmäßig auf ein Fach vorbereitet, auch wenn es a) nie Hausaufgaben gibt oder b) man die Lehrerin doof findet

    - rausfinden was man macht, wenn man mal seine Klasse im riesigen Schulgebäude nicht findet

    - etc.

  • Das war dann aber bekackter Englisch-Unterricht, insofern Pech für deine Kinder. Allerdings ist das leider wirklich keine Ausnahme,...

    Das kann ich wiederum nicht bestätigen. Am Gym lernt man in einem Schuljahr je nach Lehrwerk 600-1000 Wörter plus Grammatik, in der Grundschule sind es insgesamt... keine Ahnung, 100? Und das vorwiegend mündlich. Ob das sinnvoll ist, kann ich nicht beurteilen, aber dafür können die Lehrer*innen nichts.

  • 100 pro Schuljahr kommt schon ganz gut hin. Das Mündliche steht zwar tatsächlich noch im Vordergrund, aber der Schrifteinsatz ist inzwischen nicht mehr so verteufelt wie es eine Zeit lang war. Die Kinder schreiben schon, aber keine freien Texte, sondern eher einzelne Worte bzw. in Klasse 4 verstärkt ganze Sätze nach Vorlage.

  • Das kann ich wiederum nicht bestätigen. Am Gym lernt man in einem Schuljahr je nach Lehrwerk 600-1000 Wörter plus Grammatik, in der Grundschule sind es insgesamt... keine Ahnung, 100? Und das vorwiegend mündlich. Ob das sinnvoll ist, kann ich nicht beurteilen, aber dafür können die Lehrer*innen nichts.

    Was genau kannst du nicht bestätigen? Geschrieben hatte ich ja

    Das war dann aber bekackter Englisch-Unterricht, insofern Pech für deine Kinder. Allerdings ist das leider wirklich keine Ausnahme, ich erlebe auch immer wieder Unterricht, in dem kaum Englisch gesprochen wird und in dem die Kolleginnen laufend nach Wörtern googlen oder Rechtschreibfehler machen („fiveteen“) …

    Mir ist wichtig, dass Kinder nach vier Jahren mit bekannten Wörtern auch einfache Sätze bilden können. In der 4. Klasse beginne ich mit den Personalformen von „to be“ + Adjektiv. Darauf aufbauend das Present Progressive. Von dort ist der Weg nicht mehr weit zum going-to-future und das will-future ist für die Kinder sowieso keine große Sache.


    Bilden die Kinder dann alle diese Formen fehlerfrei und können sie sicher entscheiden, wann welche Form angewendet wird? Natürlich nicht alle Kinder. Aber ich wäre überrascht, wenn das alles am Ende einer 5. Klasse Gesamtschule bei allen Kindern 100%ig läuft.

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