Prognose hinsichtlich Einstellungschancen, wie verlässlich ist diese

  • Hallo, zum 01.10 möchte ich mit dem Bachelorstudium beginnen und hierbei unbedingt Deutsch und Spanisch als Fächerkombination wählen. Studieren möchte ich auf Lehramt HRSGe.


    Im Grunde genommen kann ich mir zwar auch vorstellen, später an Gesamtschulen und Gymnasien zu unterrichten, habe mich jetzt aber ganz bewusst für HRSGe entschieden. Der Grund ist die vermeintlich günstigere Prognose hinsichtlich der späteren Einstellungsmöglichkeiten.


    Auf der Seite „Lehrer-werden.nrw“ ist eine Prognose des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes NRW einsehbar, dort heißt es für die von mir angestrebte Fächerkombination für HRSGe „Die Fächerkombination bietet insgesamt hervorragende Einstellungschancen.“ Ich möchte später im besten Fall auch in NRW bleiben.


    Jedenfalls habe ich mir dann mal die aktuellen Stellenausschreibungen auf der Seite des Schulministeriums NRW angesehen. Bei meiner Fächerkombination und ohne jegliche Restriktionen bei den Sucheinstellungen, sind für ganz NRW lediglich 25 Ausschreibungen angezeigt worden :staun: Das finde ich schon extrem wenig, um nicht zu sagen, ich wäre fast vom Stuhl gefallen. Im ganzen Bundesland soll es also lediglich 25 Stellen geben, die mit meiner Fächerkombination in Frage kämen.


    Jetzt kommt es aber noch. Es sind gefühlt 5 Realschulen dabei, alle weiteren Schulen sind Grund- oder Hauptschulen. Eine Walldorfschule ist dabei. Keine der Ausschreibungen passt so wirklich, zumeist werden irgendwelche Zusatzzertifikate erwartet. Weil nichts so richtig passt, handelt es sich weiter auch um befristete Stellen im Angestelltenverhältnis.


    Inzwischen frage ich mich, wie zuverlässig die o.g. Prognose überhaupt ist? Ist das überhaupt realistisch, kann da ggfls. jemand etwas zu sagen? Der jetzige Zustand ist für mich jedenfalls alles andere als hervorragend, das ist eine Katastrophe. Da fällt es schwer zu glauben, dass das in einigen Jahren komplett anders aussehen soll.


    Eine andere Fächerkombination kommt für mich eigentlich nicht in Frage. Deutsch und spanisch sind die Sachen die ich kann, das ist einfach mein Ding. Das sind die Fächer an denen ich Spaß habe und womit ich mich gerne beschäftige. Zur Not könnte ich mir zwar auch vorstellen, spanisch mit Englisch oder Biologie zu tauschen, das wäre dann aber lediglich eine notgedrungene Maßnahme. Hieran hätte ich dann nicht mehr ansatzweise so viel Spaß.


    Bis ich mich einschreiben muss dauert es ja noch etwas, ich würde mich sehr freuen wenn mir hier jemand etwas zu sagen könnte.

  • Da kann dir keiner was sagen, keiner kann das vorhersagen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich weiß nicht, wie es in NRW aussieht, in BW gibt es an den meisten Sek.I-Schulen Spanisch überhaupt nicht (wenn, dann an manchen Gemeinschaftsschulen). Sollte das in NRW ähnlich sein, würde das einerseits den Bedarf an Spanischlehrkräften enorm reduzieren, als auch dazu führen, dass nur sehr wenige Studierende diese Kombination ausgerechnet für die Sek.I studieren, was wiederum zumindest auf dem Papier einen Mangel hervorrufen kann, der- wenn ich auch weiterhin von BW ausgehen würde- aber problemlos gestopft werden könnte durch die zahlreichen überzähligen Deutsch-Spanisch-Lehrkräfte mit gymnasialem Lehramt (dort ist die Fächerkombi hier in BW zumindest massiv überlaufen und die überzähligen Absolvent:inn:en z.B. aus BW bewerben sich dann ja auch z.B. in NRW).


    chilipaprika dürfte das für NRW noch genauer einschätzen können. Mein erster Impuls wäre, dir ganz dringend zu einer anderen Fächerkombi zu raten, aber das ist ja nur so ein "BW-Impuls".

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mit der Kombination könntest du meines Wissens ja auch an ein Berufskolleg und da diese allg. Fächer unterrichten. Vielleicht sieht hierfür die Prognose besser aus?

    Ansonsten weiß ich zumindest aus 3 anderen Bundesländern: Spanisch wird an einer Mehrzahl an Schulen erst ab der 7. bzw. 8. Klasse unterrichtet. Von HRSGe mit Spanischprofil weiß ich nichts (bin aber auch nicht in NRW unterwegs).

    Ich glaube, mit Englisch u. Spanisch sehen die Prognosen ähnlich aus wie mit Deutsch. Wie steht es um Bio mit den Prognosen?

    Ansonsten könnte ich dir auch noch das Zusatzzertifikat für DaZ empfehlen. An manchen Universitäten kann man das zusätzlich erwerben. Macht eine Freundin mit genau der Fächerkombination so und ist damit (zumindest in Berlin) sehr gefragt.

  • Vielen Dank für die bisherigen Antworten, insbesondere auch an dich, CDL!


    Das mit dem Mangel, der lediglich auf dem Papier bestehen könnte, hört sich für mich erstmal sehr plausibel an. Darüber hinaus ist auch mir keine Haupt- oder Realschule bekannt, an der das Fach Spanisch angeboten wird, ich kenne mich hier aber auch nicht so gut aus, bzw. habe diesbezüglich nicht den Überblick.


    Es hat mich daher umso mehr verwundert, dass das Schulministerium NRW z. B. hier https://www.schulministerium.n…cument/file/Prognosen.pdf (s. Seite 13) explizit davon spricht, dass für die Fächer Deutsch und Spanisch, hervorragende Beschäftigungsmöglichkeiten bestehen. Da passt doch irgendwas nicht?


    Ich werde das Ministerium diesbezüglich mal anschreiben, was ich dann von dort erfahre kann ich dann auch gerne hier berichten.


    Ist es denn davon abgesehen überhaupt ohne weiteres möglich, dass jemand, der auf Gymnasium studiert hat, danach eine Stelle an einer Realschule oder Gesamtschule und dann dort lediglich für SEK I, bekommt? Weil wenn dem so wäre, dann könnte ich ja auch direkt auf Gymnasium studieren und mich dann eben für Stellen an allen Schulformen, außer Grundschulen, bewerben.

  • Im ganzen Bundesland soll es also lediglich 25 Stellen geben, die mit meiner Fächerkombination in Frage kämen.


    Jetzt kommt es aber noch. Es sind gefühlt 5 Realschulen dabei, alle weiteren Schulen sind Grund- oder Hauptschulen. Eine Walldorfschule ist dabei.

    Für NRW finde ich folgende Aussagen:

    - für die Realschulen: "Die zweite Fremdsprache setzt in Klasse 6 ein. Alle Realschulen bieten als zweite Fremdsprache Französisch an. Im grenznahen Bereich zu den Niederlanden wird auch Niederländisch unterrichtet. An einzelnen Schulen stehen auch Italienisch oder Spanisch zur Wahl."

    (https://www.schulministerium.n…ungen-fuer-die-realschule)

    - für die Gesamtschulen: "Die zweite Fremdsprache beginnt ab Klasse 6 und kann Französisch, eine andere moderne Fremdsprache (z. B. Spanisch, Niederländisch) oder Latein sein. Für Schülerinnen und Schüler, die ab dem Schuljahr 2019/2020 in die Klasse 5 einer Gesamtschule eingetreten sind, beginnt die 2. Fremdsprache ab Klasse 7." (https://www.schulministerium.n…gen-fuer-die-gesamtschule)


    Deutsch ist meist recht überlaufen. Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass die Planstellen für Deutsch und Spanisch relativ rar gesät sind.


    Und was sind das für Stellen an Grund- und Hauptschulen, die du gefunden hast? Da wird doch sicherlich kein Spanisch angeboten, oder?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Mit der Kombination könntest du meines Wissens ja auch an ein Berufskolleg und da diese allg. Fächer unterrichten. Vielleicht sieht hierfür die Prognose besser aus?

    Wird denn Spanisch am BK in NRW in vielen Bildungsgängen angeboten? Bei uns in NDS ist es meines Wissens nur zweite Fremdsprache im Beruflichen Gymnasium (und da gibt es auch demensprechend wenige Stellen; an meiner Schule haben wir nur zwei Spanisch-Kolleginnen mit jeweils einer halben Stelle).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Liebe/r MagicCircle, also für mein Bundesland (nicht NRW) kann ich sagen, dass Deutsch und Spanisch auf Gesamtschule/Gym studiert wird und man somit automatisch auch Möglichkeiten hat, in der Sek I zu unterrichten, sollte hier mehr Bedarf bestehen. Für NRW spezifisch müsstest du dich noch einmal informieren, ich könnte mir aber vorstellen, dass es hier ähnlich ist.

  • Wird denn Spanisch am BK in NRW in vielen Bildungsgängen angeboten? Bei uns in NDS ist es meines Wissens nur zweite Fremdsprache im Beruflichen Gymnasium (und da gibt es auch demensprechend wenige Stellen; an meiner Schule haben wir nur zwei Spanisch-Kolleginnen mit jeweils einer halben Stelle).

    Dito, im beruflichen Gymnasium und in FHR-Klassen dann zB in der Höheren Handelsschule mit Sprachenschwerpunkt und ein paar anderen Bildungsgängen. Das sind aber echt wenige.

    Unsere Spanischkolleg*innen sind größtenteils am Gymnasium ausgebildet worden.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Dito, im beruflichen Gymnasium und in FHR-Klassen dann zB in der Höheren Handelsschule mit Sprachenschwerpunkt und ein paar anderen Bildungsgängen. Das sind aber echt wenige.

    Unsere Spanischkolleg*innen sind größtenteils am Gymnasium ausgebildet worden.

    Solch eine Höhere Handelsschule gibt es in NDS nicht, aber ich habe die BFS "kaufmännische Assistent*innen für Fremdsprachen und Korrespondenz" vergessen; die haben bei uns auch Spanisch als zweite Fremdsprache zur Auswahl. Und es gibt hier an einigen Studienseminaren des Lehramts BBS tatsächlich auch Spanisch als Unterrichtsfach - mit allerdings seeehr geringer Teilnehmerzahl. Die meisten Spanisch-KuK an den nds. BBSn kommen wohl auch aus dem gymnasialen Bereich (so auch meine beiden Kolleginnen).

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  • (...)

    Ist es denn davon abgesehen überhaupt ohne weiteres möglich, dass jemand, der auf Gymnasium studiert hat, danach eine Stelle an einer Realschule oder Gesamtschule und dann dort lediglich für SEK I, bekommt? Weil wenn dem so wäre, dann könnte ich ja auch direkt auf Gymnasium studieren und mich dann eben für Stellen an allen Schulformen, außer Grundschulen, bewerben.

    Nein, problemlos ist das niemals möglich, weil solche Sondermaßnahmen ja erst einmal nicht regulär vorgesehen sind. Dennoch gibt es diese überall dort, wo der Mangel immanent genug ist. In BW gibt es so aktuell beispielweise Sondermaßnahmen für gymnasiale Lehrkräfte für die Grundschulen oder auch Sek.I-Schulen. Das sind in BW dann aber Maßnahmen, die eine wenigstens einjährige Nachqualifikation samt Prüfungen nach dem Ref mit sich bringen. Eine Garantie, dass derartige Maßnahmen genau für deine Fächer, in deinem Wunschbundesland gegeben sein wird nach deinem Studium gibt es nicht, darüber hinaus hat es ja Gründe, warum ausgerechnet Lehrkräfte für gymnasiales Lehramt so weitreichend umverteilt werden im Zweifelsfall und nein, das liegt nicht etwa daran, dass diese qualifizierter wären, sondern dieses Lehramt ganz besonders überlaufen ist. Wenn du also nicht Mathe, Physik, Informatik oder ggf. auch Chemie studieren willst, sondern bei Deutsch plus irgendetwas bleiben möchtest, würde ich persönlich dir empfehlen, dir den Umweg über das gymnasiale Lehramt einfach zu sparen. Die Einstellungschancen mit Deutsch für gymnasiales Lehramt sind bundesweit nicht gerade rosig (auch wenn dennoch nicht überall gleich schlecht), auch Spanisch dürfte bundesweit gesehen kein akutes Mangelfach für gymnasiale Lehramt sein.


    Schau dir angesichts der dich interessierenden Fächer vielleicht nicht nur Einstellungsprognosen von NRW an, sondern bundesweit, prüf nach, in welchen Bundesländern du dich mit der Fächerkombi für die Sek.I überhaupt bewerben könntest, prüf für dich, ob du nicht zumindest von vornherein ein drittes Fach dazunehmen möchtest, um nicht von den wenigen Schulen abhängig zu sein, die überhaupt Spanisch in der Sek.I anbieten, nur um am Ende womöglich einfach nur Deutsch- Deutsch-Deutsch zu unterrichten mit entsprechendem Korrekturaufwand.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Gerade mal bei LEO geschaut: in ganz NRW sind aktuell nur 181 Stellen für sämtliche Fächer und Schulformen ausgeschrieben. Stellenausschreibungen erfolgen immer zyklisch zu bestimmten Terminen und aktuell sind wir eben außerhalb des Haupteinstellungskorridors. Darauf würde ich erstmal nichts geben.


    Unabhängig davon kenne ich Spanisch aber auch eher am Gymnasium und in der Sek II. Würde die angestrebte Schulform noch einmal überdenken.

  • Ich kann dir aus Brandenburg sagen, dass du hier mit Spanisch sofort an den Gymnasien Stellen bekommen würdest. Am Gymnasium meiner Kinder gibt es nur zwei Spanischlehrer, also gibt es maximal zwei Spanischklassen im Jahrgang, auch wenn viel mehr Kinder sich darauf bewerben.


    Bei einer fällt seit den Herbstferien Spanisch fast durchgängig aus.

    Vertretungskräfte oder von anderen Schulen gibts keine (würde es geben, aber es hat niemand Spanisch).


    Aber das kann eben überall anders sein.

    UNd ich habe nicht rauslesen können, ob du evtl. auch das Bundesland wechseln würdest.

  • sind für ganz NRW lediglich 25 Ausschreibungen angezeigt worden :staun: Das finde ich schon extrem wenig, um nicht zu sagen, ich wäre fast vom Stuhl gefallen. Im ganzen Bundesland soll es also lediglich 25 Stellen geben, die mit meiner Fächerkombination in Frage kämen.

    Guck lieber in die Prognose zum Lehrkräftearbeitsmarkt in NRW statt diesen "Fabel"-Einstellungschancenrechner (:D @Name) zu benutzen.

    Die ist deutlich detaillierter. Dort siehst du, dass Spanisch zwar hervorragende Einstellungschancen hat, aber eine sehr geringe quantitative Relevanz in der S1. Das heißt es gibt nur wenige Stellen. Du musst örtlich sehr flexibel sein.

    Spanisch ist in der S1 definitiv ein Exotenfach.

    Einmal editiert, zuletzt von kodi () aus folgendem Grund: Rechtschreibkorrektur

  • Du kannst spanisch an vielen Gymnasien natürlich machen. An den ganzen Sek 1 Schulen ohne gymnasialen Zweig sieht es mau aus…das dürfte bundesweit fast gelten…in der Sek 1 ist es eher Französisch, das unterrichtet wird…


    Zur Zeit ist dee Personalbedarf an vielen Schulen aber so groß, dass du dich auch mit einem Erstfach bewerben kannst und dann eben andere Dinge unterrichtest und Spanisch im WPk Bereich angesiedelt wird oder als AG…wenn du das magst, kannst du dich dort bewerben…


    Ansonsten gilt wie immer: Alleinstellungsmerkmale schaffen, Inklusion abdecken …das erreichst du über Praktika, Abschlussarbeiten oder entsprechende Zertfikate oder Fortbildungen…

  • Ich spreche mal aus eigener Erfahrung: Mit Spanisch kommst du als Neueinstellung an Gesamtschulen und Gymnasien ganz gut unter, teilweise sogar auch als reiner SEK I -Lehrer (an Gesamtschulen startet Spanisch oft ab Klasse 6 und ist somit nach Klasse 10 "abgeschlossen"). An den allermeisten SEK I-Schulen wirst du allerdings kaum ein Angebot für Spanisch finden, da Französisch meist immer noch die erste Wahl für die zweite Fremdsprache so ist. Das wandelt sich allmählich, aber nur sehr, sehr langsam.


    Meine Erfahrung am Berufskolleg: Du wirst nur im beruflichen Gymnasium eingesetzt und hast dort maximal zwei Oberstufenkurse (bei zwei Spanischlehrern). Wenn du alleine bist, hast du dementsprechend alle drei Oberstufenkurse. Aber Achtung: Ähnlich wie in der Oberstufe der Gesamtschule hast du dort sehr viele SuS in den Kursen sitzen, die da tatsächlich NUR sitzen weil sie entweder A) irgendwie ihre Anzahl an Kursen vollkriegen müssen (das sind dann oft die, dies auch drauf haben) und ihre Fremdsprachenpflicht erfüllt haben oder B) es zehn Jahre lang geschafft haben, nur Englisch als Fremdsprache zu erlernen und somit wenig Vorwissen haben und oftmals auch ihre Gründe dafür hatten, keine weitere Sprache zu lernen. Ich habe ein echt vertrauensvolles und gutes Verhältnis zu meinem 13er Spanischkurs und die sitzen da allesamt nur, weil sie es müssen und sich, ich zitiere "zwischen beschissen und noch beschissener" (Spanisch oder andere Fremdsprache) entscheiden mussten, um ihre Fremdsprachenpflicht zu erfüllen. Da haben die armen Säcke es erfolgreich geschafft sich jahrelang vor der zweiten Fremdsprache zu drücken und dann wollen die doch ihr Abi machen und stellen fest: Ätschibätschi, jetzt musste doch, und zwar im Schnelldurchlauf. Uff. Dementsprechend kurios ist dann auch das Ergebnis: Alle diejenigen, die nach eigenem Bekunden null Sprachtalent haben und absolut null Bock haben MÜSSEN bis zum bitteren Ende Klausuren schreiben und alle diejenigen, die schon zwei weitere Fremdsprachen oder so gelernt haben, sitzen ihre Zeit seelenruhig ab. Das Niveau ist dann dementsprechend unterirdisch niedrig. Ist echt irgendwie eine bekloppte Situation für alle Beteiligten (und dann ist man ganz froh, wenn man als Spanischlehrer alleine ist und denen auch mal eine Klausur gönnt, die vom Anspruch her eher...naja ....ist, damit Sie ne Chance haben.).


    Deine Einstiegschancen mit Deutsch und Spanisch dürften wegen Deutsch ganz okay sein, an Gesamtschulen und BKs wirste eh genommen, die nehmen alles, was nicht bei zwei auf den Bäumen ist. SEK I wegen Spanisch schwieriger.


    Jetzt kommt das Problem: Solltest du mal die Schule wechseln wollen wird dir Spanisch gehörig im Wege stehen. So war es bei mir: ALLE Gymnasien im Umkreis waren bestens versorgt mit massenhaft jungen, dynamischen Spanischlehrern (alle so wie ich zwischen 27 und 40), bei vielen Gesamtschulen etc. sieht es nicht viel anders aus. In einem Umkreis von 35 km Fahrtstrecke hatten nur ganze vier Schulen (NUR BKs und Gesamtschulen) Bedarf für Spanisch. Mein zweites Fach war nie das Problem, die Leute bekommt man scheinbar immer unter. Aber macht ja auch Sinn: Es gibt halt meistens maximal ~ 3-8 Spanischkurse an einer Schule (Gymnasium Spanisch ab Klasse 6 und 11 neueinsetztend hätte 8), und das können 2-3 KuK locker stemmen. Die Spanischlehrerschwemme vor etwa 7-10 Jahren hat viele Stellen erstmal dauerhaft blockiert.


    Vielleicht hilft das etwas weiter.

  • Wie Maylin85 oben schon angemerkt hat, ist die aktuell bei LEO ausgeschriebene Zahl kein Indiz für Einstellungschancen in einigen Jahren. Du möchtest, MagicCircle, am 01.10. mit dem Studium beginnen - d. h. du hast noch einige Jahre des Studiums und des Referendariats vor dir.

    Im Übrigen bitte ich genau zu lesen: In der von dir verlinkten Broschüre ist zwar die Rede von hervorragenden bis sehr guten Einstellungschancen, aber es wird im nächsten Absatz die Einschränkung gemacht, dass das nicht für alle Fächer gilt. Außerdem kann man zwei Seiten weiter in Bezug auf den Stand 2017/18 erkennen, dass schon zu diesem Zeitpunkt die Kapazität in Spanisch deutlich über dem Bedarf liegt. Wiederum zwei Seiten weiter taucht Spanisch in der Matrix zwar unter "hervorragende" Einstellungschancen auf, aber in Bezug auf die quantitative Bedeutung als "sehr gering", d. h. es wird langfristig nicht viele Stellen geben, um die sich aber laut Prognose des Schulministeriums auch nicht viele Absolventen bewerben werden. Und hier ist der Pferdefuß: Das Ministerium kann nicht prognostizieren, wie viele AbiturientInnen ein Spanisch-Studium aufnehmen und noch aufnehmen werden bis 2039/40 (bis dahin geht ja die Prognose). Irgendwo wird es sicherlich eine Statistik darüber geben; vom Gymnasium weiß ich allerdings, dass in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren viele AbiturientInnen mit einem Lehramtsstudium angefangen haben, weil es damals hieß, die Chancen seien gut. Resultat: Zahlreiche "SpanierInnen" finden schwer eine feste Stelle, weil so viele damit begonnen haben. (Die anekdotenhafte Erkenntnis meinerseits deckt sich netterweise mit den Seiten 20 und 22 des von dir verlinkten Dokuments).

    Zusammenfassung: Ein gewisses Risiko bleibt. Allerdings darf man eines nicht vergessen: Man sollte etwas wählen, das man gern macht, immerhin ist man etliche Jahre/Jahrzehnte in dem Beruf. Und auch für LehramtsabsolventInnen gibt es andere Verwendungsmöglichkeiten in der freien Wirtschaft.

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