• ...ob und inwieweit andere Betrachtungsweisen bei "den Russen" greifen,...

    Hätten sie im "Westen" gegriffen, hätte der Krieg evtl. verhindert werden können.


    Dass die überwiegende Mehrheit stramm hinter Putin steht, ist doch durch nichts legitimiert.

    Doch, aber dafür muss man etwas weiter als 2014 zurückblicken.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • die Qualität der Berichterstattung, auch aus journalistischer Sicht, hat in den letzten Jahren deutlich nachgelassen (selbst bei den traditionell sehr seriösen Quellen)

    Woher ihr immer nur alle wisst, dass es "früher" (for whatever that means) besser war...

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Es gab auch Gründe dafür, dass Hitler an die Macht gekommen ist, das ist überhaupt nicht das Thema.

    Wer über die Gründe für Hitlers Machtergreifung im Kontext des Überfalls auf Polen diskutiert, oder über Fehler in der Migrationspolitik im Kontext eines Brandanschlags auf Ausländer oder eben über die verletzte russische Seele im Kontext des Überfalls auf die Ukraine relativiert damit das jeweils letztere und das in der Regel auch ganz bewusst.

  • Zitat

    Woher ihr immer nur alle wisst, dass es "früher" (for whatever that means) besser war...


    Wenn man bereits einige Lebensjahrzehnte als Erwachsener zugebracht hat, kann man das durchaus wissen/vergleichen.

  • Da bin ich gänzlich andrer Meinung.


    "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer." - Sokrates.


    Damit will ich sagen, dass das ein sehr subjektiv entstandener Eindruck ist, der nichts mit der Realtität zu tun hat.

    Im Übrigen bin ich auch schon ein paar Jahrzehnte erwachsen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

    Einmal editiert, zuletzt von laleona ()

  • Zumindest ein Aspekt ist definitiv nicht subjektiv: Die ständigen Grammatikfehler in nahezu jedem Artikel in den Tagesschau-Texten gab es früher nicht (bzw. nicht in der Zeitung).


    Und es werden definitiv immer wieder mal Aspekte des Pressekodex verletzt, die früher undenkbar waren.


    Konkret aus jüngerer Zeit fällt mir ein Beispiel ein, von den Seiten der Tagesschau: z.B. ein verlinktes Video von Menschen, während sie sterben (es gab vor einiger Zeit ein Bootsunglück durch herabstürzende Felsen an einem südamerikanischen See).


    Mehr als einmal ist mir aufgefallen, dass Berichte, die dem Pressekodex widersprechen oder z.B. völlig seltsame Meinungen/Darstellungen wiedergeben, erst einmal veröffentlicht werden - dann aber ein paar Stunden später noch am selben Tag verschwunden sind / gelöscht wurden. Da hat man dann wohl gemerkt, welchen Unsinn man da veröffentlicht hat. Aber es WIRD eben erst einmal veröffentlicht, anscheinend mehr oder weniger unkontrolliert.


    Bis vor einiger Zeit gab es die Möglichkeit der Kommentarfunktion unter Tagesschau-Presseberichten. Diese sind plötzlich komplett verschwunden, diese Möglichkeit gibt es nicht mehr. Die Kommentare waren sicher in vielen Fällen nicht eben erhellend (...), aber es wurden - öffentlich und von den Bürgern - sehr oft politische Entscheidungen oder Politiker in Persona kritisiert - oft zu Recht. Wie gesagt, diese Möglichkeit wurde genommen.

  • In der hiesigen Zeitung war kürzlich allen ernstes von einem "Geheimprozess" die Rede, als es um ein Verfahren ging, bei dem die Öffentlichkeit ausgeschlossen war. Da schüttelt man nur noch den Kopf (und sich).

  • Ja, wegen der RS-Fehler: Erstens gehen die Texte heute viel schneller raus als früher und zweitens wird die Rechtschreibleistung der Menschen immer schlechter (da sie weniger lesen, schreiben). Da hast du vermutlich recht (da habe ich aber noch nicht aufgepasst und v.a. kann ich es nicht mit von vor 40 Jahren vergleichen, habe da keine Zeitungen mehr).

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • PS Das mit dem Pressekodex kann ich aber so auch nicht glauben, sicher gab es schockierende Photos von Toten/Sterbenden/Verletzten in den 50ern genauso, da fehlte doch das Bewusstsein damals. Denke ich. Photo vom angeschossenen Rudi Dutschke jedenfalls gibt´s. (ja, das war später als die 50er).

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag

    Ja, wegen der RS-Fehler: Erstens gehen die Texte heute viel schneller raus als früher und zweitens wird die Rechtschreibleistung der Menschen immer schlechter (da sie weniger lesen, schreiben). Da hast du vermutlich recht (da habe ich aber noch nicht aufgepasst und v.a. kann ich es nicht mit von vor 40 Jahren vergleichen, habe da keine Zeitungen mehr).

    Was auch daran liegt, dass Word und Co. ja die allermeisten falsch geschriebenen markieren und dies suggeriert, man müsse selbst keine Rechtschreibregeln mehr kennen. Das Ganze dürfte sich bei den heutigen Handschriften ähnlich zeigen. Vor der flächendeckenden Nutzung von PCs hat man eben von Hand geschrieben - seitdem eben deutlich weniger. Ich merke das, wenn ich mehr als eine halbe Seite am Stück schreiben muss. Selbst im Studium ging das in den Examensklausuren noch problemlos. Heute fühle ich mich da deutlich eingerostet.

  • Satz 1 im gerade aktuellen obersten Presseartikel der Tagesschau:

    Zitat


    Die Menschen in der Ukraine hatten an diesem Donnerstagmorgen sicher Wichtigeres tun.

    Der zweite Satz:


    Zitat


    Überlebenswichtigeres.



    Ja, diese Fehler rücken angesichts der Inhalte deutlich in den Hintergrund, durchaus berechtigt. Aber sie treten derart gehäuft auf - es gibt kaum noch einen Artikel, in dem KEINE Fehler sind - mich regt das schon seit langem auf. Wie wollen wir im Unterricht noch den Sinn und die Berechtigung von Rechtschreibung und Grammatik vermitteln, wenn die früheren Aushängeschilder der täglichen Sprache, die Presseartikel seriöser Quellen, nur noch ein Abklatsch des schnell-schnell-Internetzeitalters sind :(

  • Mehr als einmal ist mir aufgefallen, dass Berichte, die dem Pressekodex widersprechen oder z.B. völlig seltsame Meinungen/Darstellungen wiedergeben, erst einmal veröffentlicht werden - dann aber ein paar Stunden später noch am selben Tag verschwunden sind / gelöscht wurden. Da hat man dann wohl gemerkt, welchen Unsinn man da veröffentlicht hat. Aber es WIRD eben erst einmal veröffentlicht, anscheinend mehr oder weniger unkontrolliert.

    Ich unterstelle da inzwischen Absicht. Die Nachricht ist dann nämlich erstmal in der Welt, das Framing gesetzt.

    Anschließend verschwindet die wieder aus den Originalquellen, keine Richtigstellung, nichts.

    Sowas sind dann m.E. auch gute Vorlagen für sogenannte Faktenchecker.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Als westliche Partner Afghanistan, den Irak und andere Länder bombardiert haben, gab es dank der Medien eine große Zustimmung in der Bevölkerung

    Das erinnere ich anders. Ich habe die Fotos auf der Demo gegen den Krieg gemacht, auf der fast die gesamten Schüler und Schülerinnen beider Gymnasien am Ort warten. Das war natürlich keine Demo, sondern ein "Friedensmarsch", den das Kultusministerium allen Schulen nahegelegt hat, eben um zu verhindern, dass die Schüler und Schülerinnen an diesem Tag an angesagten Demos teilnehmen. Wenn ausgerechnet in Bayern so etwas passiert, dann kann es keine "große Zustimmung in der Bevölkerung" dafür gegeben haben. Das mag in anderen Bundesländern allerdings anders gewesen sein, dass mache davon aus Prinzip alles anders sahen, fing allerdings erst später an, glaube ich, bin mir da aber nicht sicher.


    "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus.

    Verzeihung, eines meiner Trigger, und jedesmal, wenn mir das Zitat begegnet, fühle ich mich gezwungen darauf hinzuweisen, dass das weder von Sokrates noch von Platon dieses Zitat überliefert ist: Es ist schlichtweg keines.


    Rechtschreib- und Satz- (nicht: Satzbaufehler): Das hat nun wirklich wenig mit Journalismus zu tun. Dem Kunden ist das egal, auch in der Schule spielt Rechtschreibung eine geringere Rolle; ein eigenständiges Lektorat wie noch im letzten Jahrtausend üblich, gibt es nicht mehr.


    Bis vor einiger Zeit gab es die Möglichkeit der Kommentarfunktion unter Tagesschau-Presseberichten. [...] Wie gesagt, diese Möglichkeit wurde genommen.

    Das ist leider wahr und eine Folge der Trollkultur, die dazu führt, dass Kommentarwartung immer aufwändiger und nicht mehr zu leisten ist. Ich sehe darin aber eher einen Verfall der Diskussionskultur - die es im Web von 200 bis 2015 gab, vielleicht, und danach eh nicht mehr - und keinen Niedergang des Journalismus. Dessen Aufgabe ist ja nicht, jedem eine Plattform zu bieten; das ist weder mit Presse- noch Meinungsfreiheit gemeint. Leserbriefe gehen aber noch, habe ich mir sagen lassen.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Verzeihung, eines meiner Trigger, und jedesmal, wenn mir das Zitat begegnet, fühle ich mich gezwungen darauf hinzuweisen, dass das weder von Sokrates noch von Platon dieses Zitat überliefert ist: Es ist schlichtweg keines.

    Danke!

    Ähnliche Zitate ähnlicher Denker gibt es aber sehr wohl - oder?

    Und ist nur dieser Teilsatz falsch oder alles?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ähnliche Zitate ähnlicher Denker gibt es aber sehr wohl - oder?

    Und ist nur dieser Teilsatz falsch oder alles?

    Ähnliche Zitate: Wahrscheinlich. Mir fällt halt immer wieder der Sokrates auf, und von dem (also, Platon) habe ich ein bisschen was gelesen, und die Dialoge enthalten ja auch bewusste Fallstricke und Falschaussagen, so dass man die eh immer prüfen muss. Das ist wie bei den Polonius-Zitaten aus Hamlet, die uns auch als vorbildlich vorgehalten werden ("Neither a borrower nor a lender be"), wobei man vergisst, dass das eine Figur in einem fiktionalen Text sagt und nicht etwa Shakespeare selber. So oder so: Nein, die ganze Stelle ist falsch. Im Staat steht etwas entfernt Heranziehbares, aber da geht es um eine fiktionale Gesellschaft, jedenfalls ist die Stelle auch sprachlich ganz anders.


    Off-topic: Ich prüfe gerne Zitate nach. Das erste Herodot-Zitat aus Wolfgang Herrndorfs Sand schien mir auch falsch (findet sich natürlich auch viel im Web als echt), so dachte ich lange, alle Zitate darin seien erfunden. Aber nein, sind alle echt, auch die schrägeren. Nur dieses erste Zitat, das habe ich nicht gefunden. Hat jemand zufällig eine digitale deutsche Herodot-Ausgabe? Papier und englisch digital ist schon überprüft.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Der Pressekodex stammt von 1973 und konnte davor nicht beachtet werden und wurde danach regelmäßig verletzt (mir fällt gerade das Geiseldrama von Gladbeck ein). Auch früher wurde veröffentlicht und musste später korrigiert werden.


    Die Qualität (Inhalt und Grammatik) hängt auch mit dem Preis zusammen, den der Leser bereit ist zu zahlen. Kostenlose Internetartikel müssen mit clickbaits arbeiten, viele Leser sind nicht mehr bereit, ein Abo zu bezahlen.


    Und Trolle sorgen für Einstellung der Kommentarfunktionen (Putin und Petersburg waren hier nachgewiesen tätig, aber auch andere Randgruppen versuchten durch Masse zu beeinflussen, es gab einen Bericht über einen frühpensionierten Rentner, der unter mehrere Namen über 2000 Kommentare jeden Monat schrieb und alles in der BRD schlecht fand und Putin lobte (und zu viele glaubten, dass ist die Meinung des Volkes und die Wahlen daher gefälscht)).


    Ich bin noch älter und weiß, früher war es schlechter. Homosexuelle wurden verhöhnt, das 3. Reich verharmlost (oder verschwiegen, so dass viele weiter Karriere machen konnten, mir fällt Filbinger ein), die Springerpresse mischte sicher nicht seriös mit.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Wenn man bereits einige Lebensjahrzehnte als Erwachsener zugebracht hat, kann man das durchaus wissen/vergleichen.

    Welchen Zeitraum meinst du?


    Mir fällt keiner ein. (Ich bin gedanklich gerade alle Jahrzehnte seit 1940 durchgegangen. Ich bin froh, heute zu leben.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Als westliche Partner Afghanistan, den Irak und andere Länder bombardiert haben, gab es dank der Medien eine große Zustimmung in der Bevölkerung, (...)

    Nono, meine Mutter hat damals in ihrem 10000-Einwohner-Ort einen Schweigekreis oder sowas veranstaltet, das gab´s andernorts auch häufig, sonst wäre sie gar nicht auf die Idee gekommen.

    Womit du Recht hast, ist, dass Amerikas Kriege immer schön weit weg von uns waren und uns deshalb weniger berühren, wir sie eher "hinnehmen" (das ist schlimm, wirklich), aber so ein Krieg vor der Nase, der berührt anders und zwingt einen zur Positionierung.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Zum Thema "guter Journalismus" zitiere ich Hanns Joachim Friedrichs von 1985:

    Zitat

    „Das hab’ ich in meinen fünf Jahren bei der BBC in London gelernt: Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein. Nur so schaffst du es, daß die Zuschauer dir vertrauen, dich zu einem Familienmitglied machen, dich jeden Abend einschalten und dir zuhören.“

    Und genau diese Art von Journalismus vermisse ich heute. Viel zu oft wird heute die persönliche Meinung mit der Nachricht verbunden.


    Leider enthält die Liste der Preisträger des nach ihm benannten Preises gerade die Art von Journalisten, an die er wohl nicht gedacht hat.

    Insbesondere bei den Ereignissen von 2014 in Kiew konnte z.B. Golineh Atai (Preisträgerin 2014) ihre extreme Russophobie nicht verbergen. Das war soviel, dass man dann ab 2015 schnell auf ihre Beiträge verzichtete.

    Das von mir früher gern gesehene Kulturmagazin (Preisträger 2018) ist mittlerweile für mich unerträglich, da von der ersten bis zur letzten Sekunde dem Zuschauer genau gesagt wird, was er zu denken hat. Und das mag ich nicht.


    Sicher gibt es auch heute noch gute deutsche Journalisten, aber es gibt eben auch viele, die ihre eigene Meinung als "absolute Wahrheit" verkaufen wollen.

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