Anglistik + Geschichte wirklich so aussichtslos?? Todeskombi

  • Hallo alle zusammen.


    Ich habe letztes Semester mein Studium für Geschichte und Anglistik für gymnasiales Lehramt angefangen, ich glaube mittlerweile das dies ein gewaltiger Fehler war. Angefangen habe ich wohl wie viele anderen Studenten diese Fächer, eben weil mir die Themen gefallen haben, ich mich auch oft privat damit beschäftigte, und ich die Idee des Lehrerberufes an sich ziemlich gut fand.

    Ich gehe davon aus das dass ziemlich naiv war, und ich spiele aktuell hart mit dem Gedanken das Studium auf Eis zu legen, und in die freie Wirtschaft zu gehen(Ich habe mittlerweile einige interessante Stellen für duale Studiengänge rausgesucht, und bin dabei mich zu informieren und Bewerbungen zu schreiben).


    Ich würde mal gerne eure Ansicht dazu wissen, übertreibe ich vielleicht etwas in meiner Reaktion, oder würdet ihr mir tatsächlich von dieser Kombi abraten?

    MfG.

  • Geschichte ist wahrscheinlich das Fach mit den schlechtesten Aussichten, da es von enorm vielen (wie auch mir) studiert wird.


    Hast du überlegt, ein Lehramt für die Sek. I zu studieren? (Dazu kann ich persönlich nur raten!)


    Natürlich kann dir niemand sagen, wie es in x Jahren mit Stellen aussieht, wenn du fertig bist. Es ist natürlich auch von deinen Noten abhängig, ob du ein Einstellungsangebot erhalten wirst. Fakt ist aber, dass du mit sehr vielen Geschichtslehrer:innen konkurrieren wirst.


    In welchem Bundesland studierst du denn und wann wirst du voraussichtlich fertig werden?

  • Doch, für Geschichte kann man das sagen: Es wird genauso mies aussehen wie heute! Das Fach ist - konservativ geschätzt- vierfach überversorgt. Das war übrigens schon vor dreißig Jahren so.


    Wenn ich dann noch lese, warum die TE angefangen hat, Lehramt zu studieren, kann ich wirklich nur dazu raten, in ein duales Studium zu wechseln. Das klingt doch nach einer reellen Alternative.

  • Wenn ich dann noch lese, warum die TE angefangen hat, Lehramt zu studieren, kann ich wirklich nur dazu raten, in ein duales Studium zu wechseln. Das klingt doch nach einer reellen Alternative.


    Danke für deine Antwort!

  • Willst du Englisch/Geschichte unterrichten oder nicht? Wenn ja, dann mach weiter und gib dein Bestes, wenn nicht, dann breche ab. Du bist bestimmt noch sehr jung. Falls du nach dem Referendariat wirklich nichts bekommst, kannst du immer noch was anderes machen.

  • Hast du überlegt, ein Lehramt für die Sek. I zu studieren? (Dazu kann ich persönlich nur raten!)

    Kann ich nur unterstreichen!!!


    Bei uns an der Schule (Niedersachsen) ist Englisch Mangelfach und wird auch vermutlich die nächsten Jahre gebraucht. Denke mal das sieht im SEK1 Bereich in NRW ähnlich aus

  • Kann ich nur unterstreichen!!!


    Bei uns an der Schule (Niedersachsen) ist Englisch Mangelfach und wird auch vermutlich die nächsten Jahre gebraucht. Denke mal das sieht im SEK1 Bereich in NRW ähnlich aus

    Keine Ahnung, eigentlich wollte ich in der Sek 2 unterrichten, aber sicherlich eine Überlegung Wert.

  • Kurze Info am Rande: mittlerweile werden m.W. fast alle Planstellen (außer Mangelfächer) in NRW über sogenannte Vorgriffstellen ausgeschrieben. Das heißt, dass jemand, der für seine Fächer eine Planstelle erhalten hat, für vier Jahre mit einer hohen Anzahl an Stunden an eine Schule abordnet wird, an der Lehrermangel vorhanden ist. Die Folge dessen ist, dass in den nächsten Jahren alle zu besetzenden Stellen im SEKII Bereich vorerst für jene zur Verfügung gestellt werden müssten, die eine Vorgriffsstelle hatten. Ergo wird es 2026 und danach wahrscheinlich weiterhin keine Stellen, vor allem mit dieser Fächerkombi, geben.


    Um den Lehrermangel an Gymnasien zu beheben, hat man zudem ein Maßnahmenpaket verabschiedet, welcher besagt, dass sich SEKII Lehrer für vier Jahre (vormals zwei) an eine Grundschule verpflichten, um nach Ablauf der Zeit, eine garantierte Versetzung für den SEK II Bereich zu erhalten. Die Folge: normale Bewerber haben immer geringere Chancen.


    Seitens der Bezirksregierung wurde mir vor kurzem noch mitgeteilt (ich habe an diesem Grundschulverfahren teilgenommen), dass Geschichte das schlimmste Fach sei, mit denen man eine Stelle bekommen kann und das für die nächsten zehn Jahre.


    Falls die der Lehrerberuf wirklich Spaß macht, kann ich dir nur herzlich empfehlen, dich für das Grundschullehramt zu bewerben. So könntest du auch vieles aus deinem Englischstudium anerkennen lassen. An Grundschulen herrschst teilweise so ein eklatanter Mangel, sodass man trotz Dutzenden Maßnahmen (Seiteneinstieg, SEK II Lehrer, Abordnungen) immer noch viele freie Stellen hat.


    Als ausgebildete Grundschullehrerin werden dich unendlich viele Schulen mit Kusshand aufnehmen.


    Versuchs mal mit einem Praktikum an einer Grundschule.


    Liebe Grüße und viel Erfolg dir noch !

    • Offizieller Beitrag

    Es bietet sich bei der Kombi ja an, eine bilinguale Zusatzqualifikation zu machen, die einen dann insbesondere für Schulen mit ausgewiesenem bilingualen Zweig durchaus attraktiv macht.


    Wenn man "gut" bzw. "sehr gut" ist, sollte das mit der Stelle früher oder später klappen. Fakt ist aber natürlich auch, dass die Pensionierungswelle nicht ewig mehr rollen wird und sich dann der Einstellungsstopp aus den 80er/90er Jahren bemerkbar machen wird. Die Leute vor dem Stopp sind jetzt fast alle in Pension. Danach werden es deutlich weniger sein.

  • Doch, für Geschichte kann man das sagen: Es wird genauso mies aussehen wie heute! Das Fach ist - konservativ geschätzt- vierfach überversorgt. Das war übrigens schon vor dreißig Jahren so.

    Gibt es einen Grund dafür? Warum ist das bei Studierenden so beliebt?


    Ich kann es nicht verstehen, denn Geschichte zu studieren wäre für mich eine rein Qual.

    • Offizieller Beitrag

    Gibt es einen Grund dafür? Warum ist das bei Studierenden so beliebt?


    Ich kann es nicht verstehen, denn Geschichte zu studieren wäre für mich eine rein Qual.

    Da gibt es viele verschiedene Gründe - wie auch für jedes andere Fach. Und welches Fach für den/die Einzelne/n im Studium zur Qual würde oder nicht, ist ja Neigungs- wie Begabungssache.

  • Wenn du wirklich Lehrkraft für Englisch/Geschichte werden willst und mit der Schulform und Zielregion etwas flexibel bist, sollte da nichts im Wege stehen. Zumindest für Englisch ist ein gewisser Bedarf an den Schulen da, insbesondere wenn man den Blick weitet und nicht nur Gymnasien in Betracht zieht.

  • Gibt es einen Grund dafür? Warum ist das bei Studierenden so beliebt?


    Ich kann es nicht verstehen, denn Geschichte zu studieren wäre für mich eine rein Qual.

    Wäre es für mich - trotz großen Interesses - auch gewesen. Unter uns Geisteswissenschaftlern galt Geschichte damals als das unberechenbarste aller Fächer im Staatsexamen.

  • Wäre es für mich - trotz großen Interesses - auch gewesen. Unter uns Geisteswissenschaftlern galt Geschichte damals als das unberechenbarste aller Fächer im Staatsexamen.

    Das ist es noch heute. Ich schreibe nächste Woche. 😂

    • Offizieller Beitrag

    Gibt es einen Grund dafür? Warum ist das bei Studierenden so beliebt?


    Ich kann es nicht verstehen, denn Geschichte zu studieren wäre für mich eine rein Qual.

    Geschichte ist auch ein schönes Fach. Wer die Vergangenheit versteht, kann mit der Gegenwart eine Menge anfangen.
    Wenn man bedenkt, dass es auch in Zeiten von Pflichtlatinum plus Pflichtfremdsprache unglaublich viele Leute gab, ist es ziemlich bemerkenswert.
    Ob alle Historiker, die vielleicht eine Vorliebe für eine bestimmte Epoche haben, in der Schule glücklich werden...
    Das war für mich das Ende meiner Überlegungen und der Schwenk zu Sozialkunde (und es war sogar genau die perfekte Entscheidung)

    Wenn du wirklich Lehrkraft für Englisch/Geschichte werden willst und mit der Schulform und Zielregion etwas flexibel bist, sollte da nichts im Wege stehen. Zumindest für Englisch ist ein gewisser Bedarf an den Schulen da, insbesondere wenn man den Blick weitet und nicht nur Gymnasien in Betracht zieht.


    Achtung, unterschiedliche Bundesländer haben unterschiedliche Fächertafel. Ich weiß zwar nicht, ob der krasse Unterschied noch existiert, ich habe aber in Erinnerung, dass Geschichte in NDS in jedem Jahrgang am Gym unterrichtet wird, das ist in NRW nicht der Fall (also: weniger Bedarf für selbe Schüler*innenzahl).
    Die Flexibilität muss also noch höher sein. In der Sek1 würde man heutzutage mit der Kombi super und sofort unterkommen. Man muss aber bedenken, dass man mit der Kombi Englisch, Politik, Geschichte, Erdkunde und sicher auch noch was Anderes unterrichtet (Deutsch? Fremdsprache? Kunst?)

  • Das ist es noch heute. Ich schreibe nächste Woche. 😂

    Mein Lieblingsthema damals (unter den Mitkandidaten gern zitiert): "Bayern in der Ära Goppel".

  • Gibt es einen Grund dafür? Warum ist das bei Studierenden so beliebt?


    Ich kann es nicht verstehen, denn Geschichte zu studieren wäre für mich eine rein Qual.

    Diese Frage war mein erster Beitrag hier im Forum.


    Auch da wurde man direkt als Troll bezeichnet.

  • Mein Lieblingsthema damals (unter den Mitkandidaten gern zitiert): "Bayern in der Ära Goppel".

    "Auswanderungswellen im Bayern des 19. Jahrhunderts" :autsch:

  • Wurde das BL schon genannt?


    In Ba-Wü würdest du an einer Gemeinschaftsschule oder Werkrealschule (plus Fortbildungen a la "kleines zusätzliches Ref", damit du Realschullehrer wärst) im ländlichen Raum wahrscheinlich schon eine Stelle bekommen.


    Reines Gym wird schwierig, in jeder Region, auch berufliche Schulen suchen eher andere Fächer.


    Ich an deiner Stelle würde aber noch den Abschluss zu Ende machen. Du kannst dann beliebig lang mit dem Ref warten und es dir offen halten. Du musst nur nach mindestens 4 Jahren, falls du nichts mit deinen Fächern beruflich zu tun hast in der Zeit, ein Kolloqium vor Ref-Beginn ablegen (eine mündl Prüfung vom Niveau her irgendwo zwischen Kursstufe und Uni, so ist es zumindest in Ba-Wü).

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