Mal wieder Digitalisierung

  • Alles elektrische in der Schule geht mit aber sensationell auf den Keks, weil nichts richtig funktioniert, nichts zu Ende gedacht ist. Man ärgert sich den ganzen Tag über Unzulänglichkeiten. Meine Haltung zur Digitalisierung ist in etwa „Leckt mich am Rektum und lasst mich in Ruhe, ihr kriegt es eh nicht hin.“

    Amen!


    Der Beitrag könnte von mir stammen. Früher habe ich Fächer unterrichtet. Heute bin ich der unbezahlte Erfüllungsgehilfe von Apple, Microsoft & Co. Die CEOs im Silicon Valley schicken ihre Kinder auf Schulen, auf denen es gar keine digitalen Hilfsmittel gibt. Und wir lassen unsere Kinder mithilfe der Digitalisierungs-Lobby maximal verblöden. Und wenn der verursachte Schaden irgendwann endgültig messbar werden wird - viele meiner SuS am Gy können sich keine 10 min am Stück halbwegs konzentrieren und schreiben wie Analphabeten -, dann lag es an Corona, Putin und dem Klima.


    Stoßt die Tür zur Zukunft auf! Dahinter lauert der Abgrund. Aber sie werden nicht merken, worauf sie zulaufen. Denn ihr Blick klebt an einem Bildschirm.


    Ich habe fertig!


    Von einem, der mal gerne Lehrer war

  • Ich unterrichte früher wie heute Kinder und helfe ihnen mithilfe der Fachinhalte meiner Fächer dabei, die ein oder andere wichtige Kompetenz für ihr Leben zu entwickeln. Dabei bin ich weder Erfüllungsgehilfe irgendeiner Firma noch lasse ich die Schülerinnen und Schüler dabei verblöden. Die digitalen Hilfsmittel sind genau das, was im Namen steht: Hilfsmittel, die an der ein oder anderen Stelle sinnvoll eingesetzt werden können, um den Unterricht an den dafür passenden Stellen abwechslungsreicher und einfacher zu machen sowie ebenfalls zur Kompetenzentwicklung für eine moderne Gesellschaft beizutragen. Es würde unserem Bildungsauftrag wohl kaum gerecht werden, wenn wir die Augen vor den "neuen" Möglichkeiten in Bezug auf Kommunikation, Informationsbeschaffung usw. zu verschließen. Gleichzeitig gehört es zu den Aufgaben von Schule, auch die Grenzen und Gefahren neuerer Medien zu diskutieren und damit ein Bewusstsein hierfür zu schaffen.

  • @Lempira Nee, ich glaube du hast ein anderes Problem als ich. Du solltest dich nicht zur Erfüllungsgehilfin irgendjemandes machen, wenn du dich in der Rolle nicht wohl fühlst.


    Eine Schnittmenge könnte sich aber dadurch ergeben, dass ich die Frage, wofür der technische Schnickschnack denn an den Schulen verwendet werden soll, eigentlich unbeantwortet ist. Bei euch scheint ja nur Mist zu laufen, wenn du dadurch nicht mehr anständig unterrichten kannst.


    In diesem Thread ging es mir aber um technische Unzulänglichkeiten. So lange wir die nicht im Griff haben, nützt uns inhaltliche Klarheit auch nichts.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • O. Meier: Mit technischen Unzulänglichkeiten an unserer Schule kann ich durchaus dienen:


    1. Ständig hakt das WLAN (wenn ich solche Probleme auch zuhause hätte, wäre ich schon längst explodiert!)

    2. Die drahtlose Kopplung mit den Smart Boards habe ich aufgegeben; mal kann man sich gar nicht verbinden, mal bricht die Verbindung unvermittelt ab. Ein flüssiges Arbeiten, wie es in Klassen der Mittelstufe unerlässlich ist, um für Disziplin zu sorgen, ist so unmöglich! Vom Zeitverlust ganz zu schweigen!
    3. Ich habe mir deshalb (auf eigene Kosten!) originale Apple HDMI-Adapter (Lightning plus USB C) angeschafft, um endlich Ruhe zu haben. Seit einigen Tagen funktioniert auch das nicht mehr zuverlässig. Die IT-Fachkräfte vermuten einen Fehler in Verbindung mit der Firmware. Mir sind damit ganze Stunden "geplatzt"!

    4. An unserer Schule gibt es keine einheitlichen SuS-Geräte: Es kursieren also Tablets und Laptops verschiedener Hersteller mit unterschiedlicher Software (iPads dominieren). Eine Administrierung/Steuerung der Geräte (De-/Aktivierung einzelner Apps) ist also nicht umsetzbar und auch nicht gewollt. In Sachen Ablenkungspotential im Unterricht geht das ins Uferlose. Sitzt ein Referendar hinter den Schülern und hat Einblick in deren Tun, kann man sich das ganze unterrichtsferne Elend schildern lassen. Wenn ich Kollegen damit konfrontiere, heißt es: "Früher haben die Schüler aus dem Fenster geguckt oder auf dem Collegeblock rumgemalt. Komm mal wieder runter!"

  • @Lempira


    Wir müssen halt aufpassen, dass wir uns von den technischen Unzulänglichkeiten, nichts kaputt machen lassen. Wenn wir die Geräte ignorieren und analog weiter arbeiten, sind wir soweit wie vorher. Dann können wir das Gleiche unterrichten wie bisher.


    Für das Tablet-Ablenkungsproblem habe ich auch keine Idee. Laufen lassen, dann lernen sie halt weniger. Sich darüber zu stressen, macht’s auch nicht besser.

    • Offizieller Beitrag

    Für das Tablet-Ablenkungsproblem habe ich auch keine Idee. Laufen lassen, dann lernen sie halt weniger. Sich darüber zu stressen, macht’s auch nicht besser.

    Das hat für mich etwas von "pragmatischer Resignation" - einerseits ist diese Haltung völlig richtig im Sinne des eigenen Stresslevels und der eigenen Gesundheit. Aus pädagogischer Sicht finde ich das andererseits sehr besorgniserregend.

    An meiner neuen Schule sind es nicht die Tablets, dafür die Handys. Jede Fünfminutenpause wird von mindestens 80% der SchülerInnen bis zum Klingeln fürs schnelle Spielen zwischendurch oder das WhatsAppen etc. verwendet. Es wirkt so, als wäre der Unterricht eine lästige Unterbrechung des ansonsten 24/7/365 stattfindenden - und als völlig normal und den SchülerInnen zustehend empfundenen - Handykonsums erachtet.

    Als ich das gegenüber den Verantwortlichen thematisiert habe, wurde mir gesagt, dass das ein sehr heißes Eisen sei und man daher vorerst die Finger von lassen wolle.

    Okay, habe ich mir dann gesagt, dann ver(sch)wende ich meine Energie anderswo. Die Quittung in Form von zu wenig Konzentration, Vergessen von Unterrichtinhalten etc. kommt dann schleichend - und beständig.
    Und dennoch wurmt es mich irgendwo, weil das natürlich in meinen Unterricht hineinwirkt - die SchülerInnen behalten nichts mehr. Fünf Minuten Handyspielen nach 45 Minuten Unterricht ist die geistige Löschtaste. Hätte ich in dieser krassen Form nicht gedacht.

  • Die Sache ist ja so: Handys sind verboten, zumindest im Unterricht. Manchmal sogar komplett an der Schule.


    Die Tablets sollen bis müssen die Schülerinnen verwenden. Und ich soll dann bei jeder einzelnen sicher stellen, dass sie nicht unterrichtsfremdes damit treibt? Unmöglich.


    Wenn wir die Tablets wollen, müssen wir mit dem Ablenkungsrauschen leben.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich fand den Manfred Spitzer immer so ein bisschen alarmistisch, aber da ist was dran mit der digitalen Demenz. Das ist mehr als Ablenkungsrauschen.


    Zusätzlich wird uns Unterrichtszeit durch nicht funktionierende Technik bzw. nicht vorhandenen Support geklaut.


    Ich merke selbst, wie mich beides nervös und unzufrieden macht. Neulich musste ich ein paar Tage ohne funktionierendes Handy sein. Nach der ersten Schockstarre habe ich das sehr genossen.


    Tja, was wollen wir? Irgendwer muss jedenfalls die KI programmieren, denn wir brauchen viele Assistenzsysteme für all die Personen mit, sagen wir vorsichtig, eingeschränkter Aufmerksamkeit.


    Und dann muss noch jemand den Ärzten sagen, dass Faxgeräte nicht mehr Stand der Technik ist ...

  • Neulich musste ich ein paar Tage ohne funktionierendes Handy sein. Nach der ersten Schockstarre habe ich das sehr genossen.

    Kann ich nachvollziehen. Vor ein paar Wochen war der Fernseher kaputt. Ich war überrascht, zu wie viel ich im Haushalt gekommen bin. Freiwillig finde ich es schwierig, Handy, Fernseher und co. einen Tag mal nicht zu benutzen, aber wenn man dazu gezwungen ist, merkt man auf einmal: Mmmm, irgendwie geht es doch ohne.

  • Isch ’abe gar kein ’andy. Ja, man lebt auch ohne.


    Um die Technik in der Schule macht man am besten einen Bogen. Dann ärgert man sich nicht, wenn’s nicht läuft. Dann steht das Zeug nur nutzlos ’rum, aber nicht im Weg.


    Und an der digitalen Demenz kann ich nichts machen. Also versuche ich es schon gar nicht.


    Ich komm’ klar.

    • Offizieller Beitrag

    Die Sache ist ja so: Handys sind verboten, zumindest im Unterricht. Manchmal sogar komplett an der Schule.

    Das mag an einigen Schulen so sein. Weder an meiner aktuellen Schule noch an der weiterführenden Schule meiner Kinder ist das so. Wir versuchen daher alles, was wir als Eltern daheim beeinflussen können, entsprechend zu beeinflussen.

  • Bei uns ist die "private Nutzung" von Handys durch die SuS im Unterricht untersagt (und die allermeisten KuK lassen die Smartphone auch vor dem Unterricht in die Schultasche packen oder vorne abgeben), aber wir lassen zur Benutzung für Internetrecherche, für "Kahoot" u. ä. auch ab und an im Unterricht zu. Ähnlich verfahren wir mit Laptops und Tablets, die in einigen Bildungsgängen von vielen SuS benutzt werden. Wenn die Lehrkraft sagt, dass die jetzt nicht gebraucht werden und zur Seite gelegt werden sollen, klappt das meiner Erfahrung nach gut (z. B. im BG und in der FOS).

    Wir haben außerdem eine ganze Reihe von Räumen mit PCs (entweder als komplette PC-Räume oder es stehen zusätzlich zu den "normalen Tischen" einige PCs, die die SuS nutzen können, hinten oder seitlich im Raum) und jeder Lehrertisch verfügt über einen Lehrer-PC. Zudem funktioniert die Technik bei uns i. d. R. gut.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ach je, jetzt kommen wieder die "modernen jungen Leuten", die gar keinen Fernseher mehr haben...:rolleyes: Tut mir leid, dir das sagen zu müssen: Ich kenne niemanden (auch unter jüngeren Leuten nicht - von meinen SuS weiß ich es natürlich nicht ;) ), der/die keinen Fernseher besitzt und nutzt. EDIT: Ich muss natürlich auch hier wieder dazu sagen, dass dies mein persönliches Umfeld betrifft (das ja scheinbar eh anders ist als das einiger User*innen hier)!

    Aber was weiß ich im rückständigen ländlichen Raum und in der kleinen Großstadt, in der ich wohne, schon davon...:D

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Aber was weiß ich im rückständigen ländlichen Raum und in der kleinen Großstadt, in der ich wohne, schon davon...:D

    Haha, den Schuh hast du dir aber selbst angezogen. Das würde ich tatsächlich nicht darauf zurückführen.


    Ich kenne auch kaum jemand, der keinen Fernseher besitzt, ich kenne aber außer meiner Familie (die wohnen allerdings tatsächlich auf dem Dorf) niemanden mehr persönlich, der reguläres TV schaut (viele haben auch gar keinen Anschluss). Fernseher werden zum streamen und für Konsolen genutzt.

  • Ich kenne auch kaum jemand, der keinen Fernseher besitzt, ich kenne aber außer meiner Familie (die wohnen allerdings tatsächlich auf dem Dorf) niemanden mehr persönlich, der reguläres TV schaut (viele haben auch gar keinen Anschluss). Fernseher werden zum streamen und für Konsolen genutzt.

    Genau so machen wir es auch. Es steht ein Fernseher im Wohnzimmer, der aber keinerlei Anschluss an SAT, Kabel o.ä. hat. Bei Bedarf wird ein Notebook angeschlossen, um zu streamen. Und sonst ist es auch gut, wenn der nicht genutzt wird.

  • Haha, den Schuh hast du dir aber selbst angezogen.

    Natürlich, daher der "Grinse-Smiley".8)

    Ich kenne auch kaum jemand, der keinen Fernseher besitzt, ich kenne aber außer meiner Familie (die wohnen allerdings tatsächlich auf dem Dorf) niemanden mehr persönlich, der reguläres TV schaut (viele haben auch gar keinen Anschluss). Fernseher werden zum streamen und für Konsolen genutzt.

    Doch, die Fernseher werden tatsächlich von allen zum "regulären" Fernsehen benutzt und teilweise auch zum Streamen, Radio über Kabel hören u. ä. Für Konsolen benutzen es nur zwei junge Männer aus der Familie und der Ehemann einer Freundin, alle anderen spielen - wenn überhaupt (sind nur wenige) - am PC.

    Wir nutzen unseren Fernseher nur abends zum TV und DVD schauen. Zum Streamen und Spielen haben wir keine Lust.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wir nutzen unseren Fernseher nur abends zum TV und DVD schauen. Zum Streamen und Spielen haben wir keine Lust.

    Wow, ich habe seit 5 Jahren kein TV mehr geschaut und ich vermisse es überhaupt nicht.

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