Gefühle nach dem Ref.

  • Hallo,


    ich würde mich sehr freuen, wenn sich ein paar Leute Zeit nehmen, um auf mein Anliegen zu antworten. Vielleicht geht oder ging es ja jemandem von euch ähnlich?

    Im Moment fühle ich mich irgendwie alleine mit meinen Empfindungen.


    Absolviert habe ich mein Ref. in Bayern (Grundschule, erste eigene Klasse im 2. Dienstjahr).

    Diesen Sommer habe ich mein Referendariat abgeschlossen. Notenmäßig lief es wirklich bestens und ich bin auch total glücklich darüber, wie ich abgeschlossen habe.

    Für mich war es allerdings eine wirklich harte Zeit! Bisher würde ich es sogar als emotional schwerste Zeit in meinem Leben bezeichnen.
    Für viele mag das übertrieben klingen und ich bin mir sicher, es gibt viele Leute, welche diese herausfordernde Zeit ohne tiefere emotionale Einbrüche gemeistert haben und meistern werden.


    Leider trifft es auf mich nicht zu. Es liegt sicherlich auch an meiner Persönlichkeit. Ich bin sehr sensibel und habe stets versucht alles hundertprozentig zu machen.

    Vor allem für meine lieben Schüler, welche mir sehr viel bedeutet haben.

    In dieser Zeit habe ich Ängste entwickelt. Starke und tiefe Ängste! Niemals hätte ich gedacht, dass ein solcher Lebensabschnitt, der ja wirklich überschaubar ist, solche Sorgen und Selbstwertprobleme auslösen kann.

    Es hat sich sukzessiv entwickelt und war eher ein schleichender Prozess. Sicherlich hatte es auch mit unserer anspruchsvollen Seminarleitung und allgemein den Ansprüchen des Refs. zu tun.

    Oft gab es nach UB's viel Kritik- welche natürlich auch sinnvoll war.... Nur so konnte ich mich ja verbessern.

    Aber trotzdem habe ich vieles an dem System als sehr eng und starr empfunden, mit wenig Freiraum. Zum Teil empfand ich es auch als unvorhersehbar.


    Nun zu meinem Problem!
    Das Ref. ist vorbei und ich habe es geschafft. Allerdings bin ich immer noch ganz doll in Alarmbereitschaft.... So als könnte immer noch jeden Moment etwas Schlimmes oder Unvorhersehbares geschehen. Ich merke, dass es mir sehr schwerfällt mich zu entspannen. Immer wieder denke ich mir: ,,Es kann doch nicht wirklich alles gut sein?"

    Diese Anspannung macht mir sehr zu schaffen.

    Durch das Ref. habe ich mich wirklich verändert! Natürlich bin ich auch gereift und habe auch schwere Situationen gemeistert. Aber: Ich habe mich auch eindeutig ins Negative verändert.


    Diese Ängste und ständige Anspannung kenne ich so nicht von mir! Ich möchte so gerne so sein wie früher: positiv und voller Freude auf die Zukunft! Im Moment sind da nur Wolken voller Sorgen!

    Ich habe Sorge, dass es so bleibt. Auch das nächste SJ wird sicher kein Zuckerschlecken. Was, wenn es wieder so hart wird wie im Ref.? Ich liebe diesen Beruf und es ist wirklich mein Traumberuf.

    Aber vielleicht bin ich gar nicht geeignet dafür, aufgrund meiner Persönlichkeit!;(

    Einen Coach habe ich mir nun bereits gesucht und zwei Sitzungen gehabt. Das werde ich auf jeden Fall weiter verfolgen und an mir arbeiten.


    Habt ihr vielleicht noch einen Rat für mich? Ging es jemandem ähnlich während und danach?

    Über Antworten freue ich mich sehr!

  • Das Ref. ist vorbei und ich habe es geschafft. Allerdings bin ich immer noch ganz doll in Alarmbereitschaft.... So als könnte immer noch jeden Moment etwas Schlimmes oder Unvorhersehbares geschehen. Ich merke, dass es mir sehr schwerfällt mich zu entspannen. Immer wieder denke ich mir: ,,Es kann doch nicht wirklich alles gut sein?"

    Diese Anspannung macht mir sehr zu schaffen.

    So geht es mir jedes Jahr zu den Sommerferien, es dauert einfach bis man wirklich im Ferienmodus ankommt. In den anderen Ferien nicht ganz so schlimm finde ich, weil der Stress zum Schuljahresende noch mal viel höher ist, aber es dauert einfach.

    Nimm dir die Zeit, bei mir dauert es meist fast die Hälfte der Ferien und dann man muss man gucken das man noch was von den Ferien hat, denn denn es sind ja "nur" 5,5 Wochen.

  • Zitat

    Auch das nächste SJ wird sicher kein Zuckerschlecken. Was, wenn es wieder so hart wird wie im Ref.?

    Erst mal herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Referendariat ;)


    Mir hat das Referendariat auch teilweise ziemlich zugesetzt. Das erste Dienstjahr war dagegen ein echtes Wellnessprogramm. Klar es gab viel Neues und viel Arbeit, aber der ständige Psychodruck war eben weg.


    Lass dir ein wenig Zeit um jetzt in den Ferien runter zu kommen und freue dich aufs nächste Schuljahr.


    Ich kenne übrigens viele, die noch Jahre nach dem Referendariat traumatisiert sind und sich z.B. bei Unterrichtsbesuchen wieder wie im Ref fühlen. Trotzdem kommen wir alle gut zurecht, weil das im „normalen Allrag“ ja nicht die Regel ist.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Gibt es einen Job, den du lieber machen würdest?


    Nein? Also. Irgendwas muss man arbeiten. Versuche dich emotional von deiner Arbeit zu distanzieren. Du machst das, um deine Brötchen zu verdienen und nicht, um dich darin selbst zu verwirklichen oder die Erfüllung zu finden.


    Such dir ein Hobby oder ein Ehrenamt. Stärke deine Sozialkontakte. Das ist eher was, bei dem man „glücklich“ werden kann.

  • Ich wollte nach dem Ref auf keinen Fall weiter in der Schule arbeiten und brauchte 4 Monate, um mich dazu durchzuringen, probeweise doch mal eine Vertretungsstelle anzunehmen. Damit kam dann aber auch die Erkenntnis: eine Stelle nach dem Ref ist nicht das Ref. Man steht nicht mehr unter Dauerbeobachtung, hat nicht ständig Beurteilungen vor der Brust und es kehrt deutlich mehr Ruhe ein. Letztlich hat sich die negative Gefühlslage, die sich nach dem Ref eingestellt hat, recht schnell aufgelöst.

  • Ich glaube, das wird sich legen, sobald du als "normale/r" Lehrer/in im Schulalltag angekommen bist. An meiner Schule - ist mir vor kurzem erst aufgefallen - stellen die neuen Lehrkräfte, die gerade das Ref. beendet haben, immer Fragen, wo wir nur abwinken und sagen: Ach, mach dir darüber keinen Kopf! - und sie sagen, das liegt noch am Ref. und dass sie sich so viele Gedanken machen, etwas falsch zu machen. Das ging mir damals auch so. Von daher, mach dir nicht so viele Gedanken, in Bayern wirst du sicher eine Stelle bekommen und darfst dann endlich "ganz normal" unterrichten und Erfahrungen im echten Schulalltag (ohne Lehrproben etc.) sammeln. Ich wünsche dir ein nettes Kollegium, denn damit steht und fällt viel!

  • Hallo ihr Lieben,


    vielen Dank für eure Antworten! Es beruhigt mich zu wissen, dass es auch anderen Personen so ging.


    Ich hoffe sehr, dass das sich einpendelt und ich dann auch wieder ruhiger werde. Der Job macht mir wirklich viel Freude!


    Bin sehr gespannt, an welche Schule ich komme und welche Jahrgangsstufe ich dann unterrichten werden.


    Wie ist es dann eigentlich mit der Lebenszeit- Verbeamtung? Wie oft kommt jmd vom Schulamt? Keiner weiß so richtig Bescheid bzw. wird diesbezüglich oft was anderes erzählt. (Von nur 1x bis hin zu 4x)

    Gleicht dieser Besuch einer Lehrprobe?

  • Also bei mir waren es 2-3x (allerdings am Gym.). Ich finde überhaupt nicht, dass es vergleichbar ist! Klar, ein wenig aufgeregt bin ich auch heute noch, wenn die SL vorbeikommt und meinen und meinen Unterricht sehen will, aber die Gespräche danach sind sehr locker und angenehm (klar gibt es Ausnahmen; ich spreche aus der Erfahrung von 4 versch. SL).

  • Es ist schade, was das Ref. Mit einem machen kann. Ich selbst fand es auch eine sehr extreme Zeit und war nach den 2 Jahren total dünn geworden.

    Eine meiner Kommilitoninnen und Mitreferendarin, die sicherlich eine gute Lehrerin gewesen wäre hat nach dem Referendariat alles hingeschmissen und ist Fotografin geworden. Wir haben keinen Kontakt mehr, aber ich denke, sie ist glücklich.

    Ich kenne auch ein paar, die abgebrochen haben. Aber nach meiner Beobachtung war und ist es in Bayern auch besonders hart.

    Nach dem Ref konnte ich mich aber recht schnell erholen. Da standen private Dinge an und im Vordergrund, so dass die Schule nicht mehr alles so dominiert hat.

    Versuche abzuschalten, andere Dinge zu tun in den Ferien. Den ganzen August. Anfang September reicht, um an neue Aufgaben im nächsten Schuljahr zu denken. Nimm dir am Wochenende mindestens einen Tag, an dem du keine Sekunde etwas für die Schule tust. Ohne schlechtes Gewissen. Du musst such nicht perfekt sein. Du hast es geschafft und jetzt kannst du in den Beruf hineinwachsen und ihn genießen.

  • Mir ging es während und nach dem Ref auch nicht gut. Der ständige Druck und das Gefühl immer unter Beobachtung zu stehen, haben mir sehr zugesetzt.

    Es hat bei mir ca. 2 Jahre gedauert, bis ich mich wieder "normal" gefühlt habe.


    Um ehrlich zu sein: mein Kind war so ein richtiges Schreibaby (12 Stunden am Stück schreiben war da nichts, kam täglich vor, oft auch 12 Stunden schreien, 2 Stunden Ruhe 12 Stunden schreien). Ich würde lieber nochmal ein Schreibaby nehmen, als das Ref nochmal machen zu müssen, obwohl das Ref bzgl. der Noten für mich super gelaufen ist. Für einige (sicherlich nicht alle!) Referendar:innen ist das Ref eine Katastrophe.

  • Inwiefern ist es in Bayern besonders hart?

    Ich habe das damals nur am Rande bei meiner Schwester mitbekommen... Alleine wie das Ref in Bayern organisiert ist, ist eine Belastungsprobe. Das Ref geht dort zwei Jahre (statt 1,5 wie z.B. in BW) und man ist an drei verschiedenen Schulen, die in ganz Bayern verteilt sein können. (Mehr weiß ich leider nicht weil meine Schwester dann einen anderen Weg eingeschlagen hat.)

  • In der Grundschule bist du im 2. Refjahr Klassenlehrerin mit allen Aufgaben. Du richtet dein Klassenzimmer besonders pädagogisch ein, denn es wird bewertet. Man hat eine Einzellehrprobe und eine Doppellehrprobe. Es dauert immer 2 Jahre. Nach dem ersten Jahr wechselst du die Schule. Ab Tag Null im 1. Refjahr hast du bereits 8 Stunden eigenverantwortlichen Unterricht. Du musst alles korrigieren, was die Schüler arbeiten. Oft bekommt man noch die Korrektursachen der Mentoren. Jede Stunde muss schriftlich ausgearbeitet und aufbewahrt werden. Das zu all dem anderen, aber weißt du ja.

    Also das bezieht sich auf Bayern und warum es da so hart ist.

  • Ist wahrscheinlich keine Aufmunterung, aber mir geht es ganz genauso wie dir. Ref sehr gut gemeistert und dennoch bin ich voller Ängste und Anspannung was das kommende Schuljahr an einer neuen Schule angeht und kann überhaupt nicht entspannt Ferien machen. Mir gruselt es jetzt schon vor den ganzen erneuten Unterrichtsbesuchen, die im neuen Schuljahr wieder anstehen und ich finde gerade jetzt wo man den Schutzraum des Refs verlässt und als neue Kollegin und Klassenlehrerin an die Schule kommt steht man nochmal vermehrt unter Beobachtung und Druck, auch vermehrt durch die Eltern, denn jetzt ist man ja kein Newbie mehr und Fehler werden sicher nicht mehr milde gesehen wie im Ref. Von daher verstehe ich doch voll und ganz, hab leider aber auch keine Lösung außer Augen zu und durch.

  • vor den ganzen erneuten Unterrichtsbesuchen, die im neuen Schuljahr wieder anstehen

    Wieso stehen denn bei dir jetzt noch Unterrichtsbesuche an? Also direkt nach Beendigung des Referendariats? Oder sind das schon die UB zur Verbeamtung auf Lebenszeit?

    als neue Kollegin und Klassenlehrerin an die Schule kommt steht man nochmal vermehrt unter Beobachtung und Druck, auch vermehrt durch die Eltern, den jetzt ist man ja kein Newbie mehr und Fehler werden sicher nicht mehr milde gesehen wie im Ref.

    Ach, nein, das muss meiner Meinung nach nicht so sein! Ich denke (bzw. hoffe für dich), dass du gerade als neue Kollegin, die frisch aus dem Ref kommt, noch etwas "Welpenschutz" genießt. So habe ich es zumindest erlebt und beobachte das auch bei unseren jungen KuK.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wieso stehen denn bei dir jetzt noch Unterrichtsbesuche an? Also direkt nach Beendigung des Referendariats? Oder sind das schon die UB zur Verbeamtung auf Lebenszeit?

    Ach, nein, das muss meiner Meinung nach nicht so sein! Ich denke (bzw. hoffe für dich), dass du gerade als neue Kollegin, die frisch aus dem Ref kommt, noch etwas "Welpenschutz" genießt. So habe ich es zumindest erlebt und beobachte das auch bei unseren jungen KuK.

    Einmal das und man wird auch noch von Kollegen mehrmals besucht also so eine Art Hospitationssystem zur Verbesserung der Unterrichtsqualität, wenn ich das richtig verstehe soweit. Und ein bisschen Welpenschutz wäre sehr schön, gerade in Punkto Klassenlehrertätigkeit, wovor ich schon echt Respekt habe.

  • Einmal das und man wird auch noch von Kollegen mehrmals besucht also so eine Art Hospitationssystem zur Verbesserung der Unterrichtsqualität, wenn ich das richtig verstehe soweit. Und ein bisschen Welpenschutz wäre sehr schön, gerade in Punkto Klassenlehrertätigkeit, wovor ich schon echt Respekt habe.

    Von diesen Hospitationsbesuchen habe ich noch nie gehört. Du musst keine Angst haben. Alle Lehrkräfte sind den jungen Kolleginnen gegenüber in der Regel hilfsbereit und freundlich. Wir sind alle keine Alleskönner. Einfach alles fragen, was du nicht weiß. Wenn man neu an einer Schule ist, müssen alle sich durchfragen, auch die alten Hasen, denn manches läuft eben anders als gewohnt. Mit den Lehrkräften der Parallelklassen zusammen zu arbeiten könnte nicht schaden. Das gibt Sicherheit und erleichtert so manches. Bei uns ist es üblich, weiß nicht, wie ihr es in Sek I macht.

  • Einmal das und man wird auch noch von Kollegen mehrmals besucht also so eine Art Hospitationssystem zur Verbesserung der Unterrichtsqualität, wenn ich das richtig verstehe soweit.

    Jetzt bin ich noch etwas verwirrter. Die Unterrichtsbesuche zur Verbeamtung auf Lebenszeit erfolgen doch nicht direkt nach Ende des Referendariats? Oder bist du schon länger Beamtin auf Probe?

    Von solchen kollegialen Hospitationsbesuchen habe ich bisher nur vom "Hören-Sagen" etwas mitbekommen. Eine Kollegin von mir berichtete, dass an ihrer Ausbildungsschule im Rahmen der Qualitätsentwicklung ein Hospitationskonzept erstellt wurde (danach mussten alle KuK zweimal pro Schuljahr einen kollegialen UB durchführen oder - falls sie daran nicht teilnehmen wollten - wurden von der SL besucht).

    Ansonsten kann ich Zauberwald nur zustimmen: Du brauchst keine Angst zu haben! Auch deine neuen KuK und die SL kochen nur mit Wasser.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ist wahrscheinlich keine Aufmunterung, aber mir geht es ganz genauso wie dir. Ref sehr gut gemeistert und dennoch bin ich voller Ängste und Anspannung was das kommende Schuljahr an einer neuen Schule angeht und kann überhaupt nicht entspannt Ferien machen. Mir gruselt es jetzt schon vor den ganzen erneuten Unterrichtsbesuchen, die im neuen Schuljahr wieder anstehen und ich finde gerade jetzt wo man den Schutzraum des Refs verlässt und als neue Kollegin und Klassenlehrerin an die Schule kommt steht man nochmal vermehrt unter Beobachtung und Druck, auch vermehrt durch die Eltern, denn jetzt ist man ja kein Newbie mehr und Fehler werden sicher nicht mehr milde gesehen wie im Ref. Von daher verstehe ich doch voll und ganz, hab leider aber auch keine Lösung außer Augen zu und durch.

    Glückwunsch zum bestandenen Ref. :rose:

    Erst einmal hast du üblicherweise Zeit an deiner neuen Schule anzukommen. Such den Kontakt zu erfahrenen KuK, die in Parallelklassen als Klassenlehrkräfte eingesetzt sind, um dich mit diesen abzustimmen, was an der Schule üblich ist, was zu beachten ist oder auch einfach, um mal den einen oder anderen Elternbrief auszutauschen, den sowieso alle versenden müssen, aber deshalb längst nicht jede:r für sich erstellen muss.


    Die Revisionsbesuche für die Probezeit finden an den meisten Schulen erst im zweiten Halbjahr statt. Ich weiß von ehemaligen Mitanwärter:innen, dass diese vereinzelt an Schulen gelandet sind, wo die SLen das Bedürfnis hatten ab den Herbstferien teilweise 14tägig hinten drin zu sitzen (ohne, dass es je bekannte Probleme gegebene hätte). Nachdem man das durchaus als unangemessen betrachten darf, würde ich dir, solltest du so etwas erleben einfach raten, das Gespräch mit deiner SL zu suchen, welche Probleme sie sieht, dass sie es für erforderlich erachtet, dich so häufig im Unterricht zu besuchen. Vieles sind einfach alte Zöpfe der Art "haben wir immer schon so gemacht", die nicht ausreichend reflektiert werden, da darf man dann selbst durchaus den Anstoß dazu geben. Schließlich darf und sollte man als SL seinen Lehrkräften auch vermitteln, dass man Vertrauen in diese hat, statt sie beständig zu kontrollieren und damit ein Stück weit klein zu halten.

    Die Mehrheit meiner ehemaligen Mitanwärter:innen wurde wie ich (oder auch unsere Junglehrer, die gerade ihr erste Jahr bei uns hinter sich gebracht haben) erst im zweiten Halbjahr besucht, wenn man in den eigenen Klassen und an der neuen Schule ankommen konnte. Üblich ist ein Besuch pro Fach (auch wenn die SLen mehr machen dürften...). Bei mir waren das coronabedingt- Fernunterricht- im ersten Jahr sogar nur zwei Besuche (die hätten sogar komplett entfallen dürfen ausnahmsweise) ergänzt um ein ausführliches Personalentwicklungsgespräch mit der SL nach den Besuchen mit gemeinsamer Stundenreflektion. Das ist bei einer guten, fairen SL nichts, wovor man sich fürchten müsste- vor allem, wenn man wie du sein Ref mit Bravour gemeistert hat. :-)


    Fehler gehören in unserem Job dazu, denn auch wir sind immer noch nur Menschen. Wichtig ist es tatsächlich, sich möglichst schnell ein möglichst dickes Fell zuzulegen, weil ja, zumindest einige KuK keine Rücksicht darauf nehmen, dass man noch "Newbie" ist, sondern einem im Zweifelsfall bei einer Frage zur Vorgehensweise um die Ohren hauen, dass man das so zu tun habe, wie das "schon immer an der Schule gemacht worden wäre" (war meine Begrüßung in der ersten Konferenz durch eine Kollegin ;(^^- inzwischen weiß ich, dass Motzen, Schimpfen und Meckern deren natürlicher Umganston sind und arbeite daran, das nicht mehr an mich heranzulassen 8)). Viele KuK sind aber freundlich und hilfsbereit. Halte dich einfach an diese und finde deinen Weg.

    Einmal das und man wird auch noch von Kollegen mehrmals besucht also so eine Art Hospitationssystem zur Verbesserung der Unterrichtsqualität, wenn ich das richtig verstehe soweit. Und ein bisschen Welpenschutz wäre sehr schön, gerade in Punkto Klassenlehrertätigkeit, wovor ich schon echt Respekt habe.

    Diese Hospitationsbesuche sind dann offenbar eine Besonderheit deiner neuen Schule. Überall gibt es das nicht, verpflichtet werden kannst du insofern auch nicht dazu, die KuK in deinen Unterricht zu lassen, wenn es dir also gerade mal gar nicht passt, darfst du eine Grenze ziehen. Ich würde das an deiner Stelle einfach als Chance sehen, um mit der Unterstützung erfahrener KuK aus deiner Fachschaft weiter an deiner Professionalisierung arbeiten zu können, damit du eben manche Hürde, die man als Junglehrer:in erlebt leichter meistern kannst.

    Bei mir an der Schule gibt es für Junglehrer:innen ein Mentorensystem. Das habe ich sehr zu schätzen gelernt. Insofern würde ich dir raten, dich einfach auf das Unterstützungssystem deiner neuen Schule einzulassen und für dich herauszufinden, was du für dich an Positivem herausziehen kannst.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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