Deutschlehrer mit Migrationshintergrund

  • Hallo zusammen,


    ich würde gerne wissen, ob man als Deutschlehrer mit Migrationshintergrund Nachteile bei der Jobsuche erleiden könnte. Klingt jetzt etwas primitiv und Schuld daran muss nicht unbedingt die Schulleitung sein, jedoch kann ich mir vorstellen, dass es viele Eltern geben könnte, die es problematisch sehen, wenn der Deutschlehrer an der Schule nicht ein Deutscher ist. Die Schule müsste das im Hinterkopf ja schon etwas berücksichtigen.

    Was sind eure Gedanken dazu ?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo und herzlich willkommen in diesem Forum.

    Nein.

    Solange der Deutschlehrer gut Deutsch spricht - und damit meine ich wirklich gut - und sein Fach beherrscht, ist das alles kein Problem.


    Einmal abgesehen davon beträfe dieses Problem nicht nur Deutschlehrer mit Migrationshintergrund sondern alle Lehrkräfte mit Migrationshintergrund.

    Ich habe selbst einen Migrationshintergrund, spreche ein geschliffenes Hochdeutsch und habe nie das Gefühl gehabt, bei der Jobsuche benachteiligt zu werden.

  • Das betrifft auch native speaker. Wer z. B. "dass" und "damit" nicht auseinanderhalten kann (geschweige denn "das" und "dass"), hat nicht nur als Deutschlehrer ein Problem.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ich habe mal (privat) eine deutschlehrerin kennengelernt, die ich selbst kaum verstanden habe, weil sie einen so starken osteuropäischen Axzent hatte. Ich kann mir gut vorstellen, dass es da zu Problemen gekommen ist seitens der Schüler. Aber eingestellt wurde sie scheinbar.

    • Offizieller Beitrag

    Die Jobsuche ist stark bundeslandabhängig. Wenn du in Bayern bist, spielt ausschließlich die Note eine Rolle (Ausnahmen bleiben Ausnahmen in der Stellenbesetzung). Wenn du in NRW oder NDS bist, spielt deine Note eine Rolle, um eingeladen zu werden, im Vorstellungsgespräch spielen deine Kompetenzen UND die Sympathie (Habitus, Wellenlänge, usw..) auch eine Rolle.
    Es müsste mittlerweile in jedem Bundesland sowas wie das Netzwerk der Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte (NRW) geben (in NDS heißt es "mit Migrationsgeschichte", zb). Da kannst du in der Regel auch als Student*in beitreten, es gibt oft an Hochschulen kleine Gruppen, das empfehle ich dir. Es mag zu Beginn schräg klingeln ("ich bin doch mehr als meine Zuwanderungsgeschichte!"), tut aber sehr gut, auf soviele andere Ichs zu treffen.
    Und tatsächlich ist die Entscheidung für das Fach Deutsch eine überproportionale Entscheidung.

    Ich hatte persönlich sehr wohl mit Diskriminierung zu tun (unter anderem mit "die Eltern würden hier auflaufen" begründen), ich spreche aber 1) von Zeiten vor 10-20 Jahren (ich hoffe, es ist jetzt besser), 2) ich habe mehr als eine "Zuwanderungs*Geschichte*" und falle bei Stresssituationen leider schnell sprachlich auf. Das tun die Allermeisten der 2./3. Generation nunmal nicht mehr :)

    Also: ja, es gibt Leute mit Vorurteilen. Aber zum Glück immer weniger.

  • Ich habe mal (privat) eine deutschlehrerin kennengelernt, die ich selbst kaum verstanden habe, weil sie einen so starken osteuropäischen Axzent hatte. Ich kann mir gut vorstellen, dass es da zu Problemen gekommen ist seitens der Schüler. Aber eingestellt wurde sie scheinbar.

    „ … anscheinend.“


    Sprachkenntnisse werden überbewertet.

  • Ich habe zahlreiche KuK mit Migrationshintergrund. Einige davon sind Deuschlehrkräfte. Nicht alle wurden bereits in Deutschland geboren, sondern kamen teilweise erst mit 15-18 Jahren nach Deutschland ohne Deutschkenntnisse. Das spielt keine Rolle bzw. ist einfach ein Reichtum in diesem Kollegium an Erfahrungen und kulturellen Hintergründen, der im Umgang mit unseren kulturell ebenso vielfältigen SuS nicht schadet.i


    Kingt jetzt etwas primitiv und Schuld daran muss nicht unbedingt die Schulleitung sein, jedoch kann ich mir vorstellen, dass es viele Eltern geben könnte, die es problematisch sehen, wenn der Deutschlehrer an der Schule nicht ein Deutscher ist. Die Schule müsste das im Hinterkopf ja schon etwas berücksichtigen.

    Ob mit oder ohne Migrationshintergrund : Als Lehrer hast du im Regelfall entweder die deutsche Staatsangehörigkeit, bist also selbst Deutsche:r oder die Staatsangehörigkeit eines Landes der EU. Ausnahmen gibt es, sind aber nicht die Regel. Egal welche Staatsangehörigkeit man haben mag, man hat im Regelfall ein vergleichbares Studium absolviert samt zugehörigem Ref, ist also vergleichbar und ausreichend qualifiziert für den Beruf und seine Fächer. Der Bildungsplan /das Curriculum hängt ebenfalls nicht von der persönlichen Familiengeschichte ab. In welcher Weise und vor allem warum sollten Schulen den Migrationshintergrund von Lehrkräften berücksichtigen? Um deren besondere Stärken als Schulgemeinschaft zu nutzen?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Dass man als Deutschlehrkraft entsprechende Kenntnisse der deutschen Sprache haben sollte, ist natürlich klar. Aber was dein Migrationshintergrund oder deine Hautfarbe ist, spielt doch keine Rolle dafür, ob du ein guter Deutschlehrer sein kannst.



    In einem Fall wie von schaff geschildert oder bei mangelnden Kenntnissen hätte ich als Elternteil persönlich ein Problem damit. Aber wenn die Kenntnisse und Fähigkeiten stimmen, kann es doch jedem herzlich egal sein, was du für einen Migrationshintergrund hast, außer er hat widerwärtige politische Ansichten.



    Hier in Hessen heißt es auf der Seite der Schulämter u.a.:

    "Die Bewerbung von Menschen mit Migrationshintergrund wird ausdrücklich begrüßt." ;)


    https://schulaemter.hessen.de/…kraft/ranglistenverfahren

  • „ … anscheinend.“


    Sprachkenntnisse werden überbewertet.

    Die alberne Diskussion um "scheinbar" und "anscheinend" anscheinend auch. Oder scheinbar?

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Eben.

    Hier macht vermutlich nahezu jede und jeder Fehler.


    Wer die Eignung und Befähigung nach den Regeln hat, darf unterrichten.


    Hier in BW sprechen viele Kolleginnen und Kollegen ein Kauderwelsch, da sind Nicht-Muttersprachler eine Ohrenweide.

  • Auch in allen anderen Fächern muss man ja Deutsch können. Selbst in Englisch (was schade ist, wenn man gut geeignete Lehrkräfte aus dem Ausland kennt, die für Fremdsprachen nicht engagiert werden dürfen, weil sie keine Deutschkenntnisse haben).


    Lehrkräfte mit Migrationshintergrund sind immer eine Bereicherung. Der "Rest" muss natürlich auch stimmen. Bei der Auswahl (Einstellung oder Versetzung) zwischen zwei gleich geeigneten Personen würden wir uns für jemanden mit Migrationshintergrund entscheiden.


    Unsere Schul-Elternsprecher und/oder Vertreter sind seit Jahren Menschen mit Migrationshintergrund.

    Die Schulsprecher aus der Schülerschaft ebenfalls.

    Irgendwer wird die gewählt haben. Und zwar jeweils eine Mehrheit aller Wahlberechtigten. Wenn bei einer Wahl Migrationshintergrund offensichtlich kein Ablehnungsgrund ist, dann sollte das bei Lehrkräften auch kein Problem sein.

  • Bei der Auswahl (Einstellung oder Versetzung) zwischen zwei gleich geeigneten Personen würden wir uns für jemanden mit Migrationshintergrund entscheiden.


    Wenn bei einer Wahl Migrationshintergrund offensichtlich kein Ablehnungsgrund ist, dann sollte das bei Lehrkräften auch kein Problem sein.

    Hm. Fehlender Migrationshintergrund aber offensichtlich schon.

  • Lehrkräfte mit Migrationshintergrund sind immer eine Bereicherung.


    Finde ich zu pauschal. Es gibt auch Regionen/Kulturkreise der Welt, in denen teilweise menschenverachtende (oft antisemitische, homophobe oder frauenfeindliche) oder zumindest diskriminierende Einstellungen die Normalität sind. In diesen Fällen würde ich eher sagen, dass jemand eine Bereicherung sein kann, weil er ein guter Mensch und eine gute Lehrkraft ist, und das gerade trotz seines Migrationshintergrundes.


    Wenn du damit auch die Annahme der Implikation der kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Migrationshintergrund meinst, dann sehe ich das genauso. Ein Migrationshintergrund sollte nur kein Selbstläufer zur Beurteilung sein, ob jemand eine Bereicherung ist.


    In meiner Uni gibt es mittlerweile Bereiche in der Uni-Bib, wo sich streng gläubige Muslime quasi die Klinke in die Hand geben beim Beten Richtung Mekka. Auch waschen sich manche nach jedem Toilettengang die Füße. Wüsste gerne, wie sowas in der Schule ankommt.


    Wir könnten jetzt hier auch in die Kopftuchdebatte einsteigen (welche etwa in der gleichen Kategorie ist), bei der man sich aber darüber streiten kann, inwiefern es eine aktive Religionsausübung ist, und inwiefern eine solche Lehrkraft neutral sein kann; aber ich glaube, das lassen wir lieber, das artet nur wieder aus. :D




    Bei der Auswahl (Einstellung oder Versetzung) zwischen zwei gleich geeigneten Personen würden wir uns für jemanden mit Migrationshintergrund entscheiden.


    Würde da wohl auch ein polnischer Migrationshintergrund zählen?

  • Würde da wohl auch ein polnischer Migrationshintergrund zählen?

    Für mich schon.

    Wobei mir die Ex-DDR als Migrationshintergrund reicht, auch für nach 1989 Geborene.


    Generell finde ich neue Sichtweisen spannend und von daher auch Kollegen mit Migrationshintergrund. Aber es kommt schon sehr auf die Person selbst an, so pauschal kann ich das nicht festkegen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Wobei mir die Ex-DDR als Migrationshintergrund reicht,


    Würde ich persönlich kritisch sehen, wenn die Person dort schon als Lehrkraft tätig war.


    Die letzten DDR-Lehrkräfte dürften in den nächsten 10-15 Jahren aus dem Dienst ausscheiden - da bin ich nicht böse drum. Ist immer schwer, im nachhinein zu beurteilen, wer nur Mitläufer und wer Überzeugungstäter war. War ja nach 1945 nicht anders.


    Aber es kommt schon sehr auf die Person selbst an, so pauschal kann ich das nicht festkegen.


    Finde ich auch.

  • Als Bayerin (nicht Gebürtige) finde ich auch Kollegen aus Hamburg oder andren *crazy* Städten spannend. Da ich selbst irgendwie Migrationshintergrund habe, finde ich alles, was nicht alteingessesen ist, erstmal spannend. Dann meistens leider schnell nicht mehr.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Lehrkräfte mit Migrationshintergrund sind immer eine Bereicherung. Der "Rest" muss natürlich auch stimmen.

    Den ersten Satz finde ich auch zu pauschal, aber der zweite Satz relativiert es dann ja wieder.

    "Lehrkräfte mit Migrationshintergrund können eine Bereicherung sein" oder "... sind oft eine Bereicherung" würde ich sofort unterschreiben.


    Meine Kinder hatten schon eine Deutschlehrerin mit türkischem Migrationshintergrund, das hat keinen in der Elternschaft groß interessiert, weil sie eben fließend Deutsch sprach. Und so sollte es ja auch sein.

  • Als Bayerin (nicht Gebürtige) finde ich auch Kollegen aus Hamburg oder andren *crazy* Städten spannend. Da ich selbst irgendwie Migrationshintergrund habe, finde ich alles, was nicht alteingessesen ist, erstmal spannend. Dann meistens leider schnell nicht mehr.

    Du meinst, Bayern haben außerhalb ihres Freistaates Migrationshintergrund?

    Oder reicht es schon aus, wenn sie nach Frange ziehen?

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