Tarifrunde eingeläutet

  • Was bringt ein Streikrecht, wenn der Arbeitgeber schon vorher weiß, wie viele Tage er ohne Zugeständnisse maximal aussitzen muss bis die Streiktage verbraucht sind? Wozu dollte der Arbeitgeber dann Zugeständnisse machen?

    In einer sozialen Marktwirtschaft muss man doch sozial zum Arbeitgeber sein ;) Das ist selbstverständlich eine Einbahnstraße.


    Es ist eigentlich absurd, dass hier mehrheitlich Beamtete sich über Streiks auslassen. Habt ihr schonmal gestreikt? Ich schon, mehrmals. Jetzt darf ich es nicht mehr. In meiner Freizeit eine Kundgebung besuchen ist kein Arbeitskampf.

  • Was bringt ein Streikrecht, wenn der Arbeitgeber schon vorher weiß, wie viele Tage er ohne Zugeständnisse maximal aussitzen muss bis die Streiktage verbraucht sind? Wozu dollte der Arbeitgeber dann Zugeständnisse machen?

    Naja, Beamte können gar nicht streiken. D.h. bis zur Privatisierung der Bahn gab es gar kein Streikrecht und trotzdem lief es. Letztlich schadet auch jeder Streiktag dem Arbeitgeber. Es gibt sicherlich verschiedene Ideen, wie man das Umsetzen könnte. Das einfachste wäre eine Ankündigungsfrist. Streiks müssen 7 Tage vorher angekündigt werden und der nächste Streik kann erst angekündigt werden, wenn der erste beendet ist. Das würde vielen Pendlern und vor allem der Wirtschaft massiv helfen.

    Es geht doch in diesem Fall nicht um den Schaden für den AG. Der Streik hat massive gesamtwirtschaftliche Folgen.


    Ich frage mal andersrum: Was machst Du, wenn jetzt ab morgen Deutschlandweit nur die 100 Mitarbeiter streiken, die beispielsweise für die Rechenzentrum der Banken notwendig sind. Forderung 10fachen Lohn. Solange kein Zahlungsverkehr mehr. Oder Fluglotsen, Hafenlotsen, Brückenwärter, ... Eine Freund von mir arbeitete bei einer Firma, die Weltmarktführer ist. Er hatte nur eine relativ kleine Aufgabe. Es gab aber wohl in der ganzen Firma mit einer fünfstelligen Mitarbeiterzahl nur 5 Leute, die das Wissen hat es zu machen. Solche Gruppen hast Du in fast jedem großen Betrieb. BMW, Mercedes, Bayer, Telekom, da gibt es überall kleine Gruppen mit Spezialwissen. Was ist, wenn die sich zusammenschließen, eine Gewerkschaft gründen und streiken? Letztlich müssen wir das irgendwie einschränken. Die Frage ist nur, wie wir die Grenzen setzen.

  • In einer sozialen Marktwirtschaft muss man doch sozial zum Arbeitgeber sein ;) Das ist selbstverständlich eine Einbahnstraße.

    Naja, es ist natürlich ein wenig Einseitig gedacht, wenn wir nur an den AN denken. Wie finanzieren wir denn den Sozialstaat? Ist es nicht für uns ebenso wichtig, dass wir eine starke Wirtschaft haben? Und was ist mit den Menschen, die unter den Streik leiden? Was ist beispielsweise mit den ganzen Pendler, die keine anderen Möglichkeiten haben. Als Lehrkraft mit A12/A13/A14 kann ich was mieten oder ein Taxi nehmen. Aber was ist mit der Pflegekraft, ... Oder wenn andere Betriebe aufgrund der unterbrochenen Lieferkette Probleme bekommen? Ist das alles für uns als Gesellschaft/Staat irrelevant oder soll das auch eine Rolle spielen?

  • Wieso? Funktioniert doch. Man muss kein Problem fixen, dass es nicht gibt.

    Ich glaube, dass in Deutschland momentan eine größere Gruppen Menschen gibt, die Dir da widersprechen würden.

  • Komischerweise will von denen aber auch keiner auf den Supi-Lockführerjob umschulen.

    Woher weißt Du das? Ich kenne eine Person, die Lokführer werden wollte und nicht genommen wurde. Gibt sicherlich noch deutlich mehr. Fachkräftemangel haben wir auch in allen Branchen.

    Ich kann da ehrlicherweise dein Argument nicht nachvollziehen. Es geht doch um eine gesellschaftliche Fragestellung. Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

  • Naja, Beamte können gar nicht streiken. D.h. bis zur Privatisierung der Bahn gab es gar kein Streikrecht und trotzdem lief es. Letztlich schadet auch jeder Streiktag dem Arbeitgeber. Es gibt sicherlich verschiedene Ideen, wie man das Umsetzen könnte. Das einfachste wäre eine Ankündigungsfrist. Streiks müssen 7 Tage vorher angekündigt werden und der nächste Streik kann erst angekündigt werden, wenn der erste beendet ist. Das würde vielen Pendlern und vor allem der Wirtschaft massiv helfen.

    Es geht doch in diesem Fall nicht um den Schaden für den AG. Der Streik hat massive gesamtwirtschaftliche Folgen.


    Ich frage mal andersrum: Was machst Du, wenn jetzt ab morgen Deutschlandweit nur die 100 Mitarbeiter streiken, die beispielsweise für die Rechenzentrum der Banken notwendig sind. Forderung 10fachen Lohn. Solange kein Zahlungsverkehr mehr. Oder Fluglotsen, Hafenlotsen, Brückenwärter, ... Eine Freund von mir arbeitete bei einer Firma, die Weltmarktführer ist. Er hatte nur eine relativ kleine Aufgabe. Es gab aber wohl in der ganzen Firma mit einer fünfstelligen Mitarbeiterzahl nur 5 Leute, die das Wissen hat es zu machen. Solche Gruppen hast Du in fast jedem großen Betrieb. BMW, Mercedes, Bayer, Telekom, da gibt es überall kleine Gruppen mit Spezialwissen. Was ist, wenn die sich zusammenschließen, eine Gewerkschaft gründen und streiken? Letztlich müssen wir das irgendwie einschränken. Die Frage ist nur, wie wir die Grenzen setzen.

    Zusammenfassung: im Arbeitskampf darf der Arbeitgeber und Dritte nicht beeinträchtigt werden. Interessante Theorie


    Ich kann mir nicht helfen, aber wenn ich deine Beiträge lese höre ich immer "Red sun in the Sky" im Hinterkopf.

    Naja, es ist natürlich ein wenig Einseitig gedacht, wenn wir nur an den AN denken

    Wir? Die Gewerkschaft denkt an seine Mitglieder und der Arbeitgeber an sich.

  • Ich frage mal andersrum: Was machst Du, wenn jetzt ab morgen Deutschlandweit nur die 100 Mitarbeiter streiken, die beispielsweise für die Rechenzentrum der Banken notwendig sind. Forderung 10fachen Lohn. Solange kein Zahlungsverkehr mehr. Oder Fluglotsen, Hafenlotsen, Brückenwärter, ...

    Es gab mal Zeiten, da zählte die Eisenbahn, die Post (inkl. Telefon) und die Flugsicherung zur Daseinsfürsorge. Damals waren die Mitarbeiter an den entsprechenden Stellen verbeamtet. Heute ist die Eisenbahn privatisiert, die Post-Zustelldienste picken sich die Rosinen raus (Versandkosten gelten nicht für den Versand auf die deutschen Nordseeinseln etc. ...) und die Flugsicherung übernimmt die Deutsche Flugsicherung GmbH.


    Der Staat hat also entschieden, daß diese Aufgaben nicht mehr für die allgemeine Daseinsfürsorge notwendig sind. Da darf er sich dann aber auch nicht beschweren, wenn nach der Privatisierung gestreikt wird. Da sogar das Bundesverfassungsgericht bestätigt, daß ein Streik wehtun muß, um überhaupt sinnvoll zu sein, erübrigt sich die Frage, ob es angemessen ist die Kunden in Probleme zu stürzen.


    Da braucht jetzt niemand zu jammern, wenn die Bahn nicht fährt und z.B. die Klassenfahrt in der nächsten Woche in den Sternen steht, weil niemand weiß, ob man am Freitag mit der Bahn auch wieder nach Hause kommt.


    Letztlich schadet auch jeder Streiktag dem Arbeitgeber. Es gibt sicherlich verschiedene Ideen, wie man das Umsetzen könnte. Das einfachste wäre eine Ankündigungsfrist. Streiks müssen 7 Tage vorher angekündigt werden und der nächste Streik kann erst angekündigt werden, wenn der erste beendet ist. Das würde vielen Pendlern und vor allem der Wirtschaft massiv helfen.

    Damit würdest Du das Streikrecht massiv untergraben, denn gerade die fehlende Vorankündigung ist es doch, die Streiks erst so richtig schmerzhaft für den Arbeitgeber machen, eben weil keine Notfallfahrpläne mehr erstellt werden können. Nein, gewiß muß ein Streik bei der Bahn angekündigt werden, aber ich würde die Frist hierfür eher bei 1 Minute denn bei 7 Tagen sehen, gepaart mit der gesetzlichen Regelung, dass im Personenverkehr die Züge nur an Bahnhöfen und nicht auf freier Strecke stehenbleiben dürfen, damit die Passagiere den Zug verlassen können und es so nicht zu Freiheitsberaubungen kommt.



    Die Gewerkschaft denkt an seine Mitglieder und der Arbeitgeber an sich.

    Was wir bei Corona ja gesehen haben. Die Managerder großen Konzerne haben Staatshilfen beantragt und sich gleichzeitig Boni ausgezahlt, während für die kleinen Angestellten auf dem Balkon geklatscht wurde.


    Nicht Weselsky ist das Problem sondern der Bahnvorstand!
    --> https://www.fr.de/meinung/tari…ute-gruende-92870420.html

    • Offizieller Beitrag

    Da sogar das Bundesverfassungsgericht bestätigt, daß ein Streik wehtun muß, um überhaupt sinnvoll zu sein, erübrigt sich die Frage, ob es angemessen ist die Kunden in Probleme zu stürzen.

    Wem soll er denn weh tun und wieso den Kunden. ... Ach egal, ich bin schon ruhig.

  • Es gab mal Zeiten, da zählte die Eisenbahn, die Post (inkl. Telefon) und die Flugsicherung zur Daseinsfürsorge.

    Es gab Zeiten, da hat der Staat die gesamte Wirtschaft geplant. Nannte sich DDR oder auch Sowjetunion. Beide Staaten gibt es nicht mehr. Davon losgelöst: In den meisten Bereichen zeigt sich der Staat als deutlich schlechterer Unternehmer als die Privatwirtschaft. Da sollte man sich nicht unbedingt mehr Verstaatlichung wünschen.

  • Der Staat hat also entschieden, daß diese Aufgaben nicht mehr für die allgemeine Daseinsfürsorge notwendig sind. Da darf er sich dann aber auch nicht beschweren, wenn nach der Privatisierung gestreikt wird. Da sogar das Bundesverfassungsgericht bestätigt, daß ein Streik wehtun muß, um überhaupt sinnvoll zu sein, erübrigt sich die Frage, ob es angemessen ist die Kunden in Probleme zu stürzen.

    Naja, dass sich die Frage nicht erübrigt sieht man an der politischen Diskussion. Auf welche BVG-Entscheidung beziehst Du dich?

  • Auf welche BVG-Entscheidung beziehst Du dich?

    Auf eine ganze Reihe Urteilen des BVerfG und BAG, hier mal die Herleitung inkl. der Links zu den Urteilen:

    --> https://verfassungsblog.de/par…ymmetrie-im-arbeitskampf/


    Oder, wie es unser Lehrbuch in der Schule formuliert: "Tarifverhandlungen ohne das Recht zum Streik wären nicht mehr als 'kollektives Betteln'."


    Dies ist ein Zitat aus einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts aus dem Jahre 1980 (Absatz 22, Seite 5).

    --> https://www.dgbrechtsschutz.de…echt/BAG_1_AZR_168-79.pdf

  • Es gab Zeiten, da hat der Staat die gesamte Wirtschaft geplant. Nannte sich DDR oder auch Sowjetunion.

    Es geht m.E.n. nicht um die Planung der gesamten Wirtschaft, sonder darum, dass Bereiche der Daseinsvorsorge nicht privaten Gewinninteressen untergeordnet sein sollten.

    Das ginge z.B. auch über eine gemeinnützige GmbH.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Es gab mal Zeiten, da zählte die Eisenbahn, die Post (inkl. Telefon) und die Flugsicherung zur Daseinsfürsorge. Damals waren die Mitarbeiter an den entsprechenden Stellen verbeamtet. Heute ist die Eisenbahn privatisiert, die Post-Zustelldienste picken sich die Rosinen raus (Versandkosten gelten nicht für den Versand auf die deutschen Nordseeinseln etc. ...) und die Flugsicherung übernimmt die Deutsche Flugsicherung GmbH.

    Genau hier liegt das Problem und nirgendwo anders. Diese Aussage habe ich schon mehrfach in diversen Leserbriefen geäußert. Man kann nicht alles privatisieren und sich dann wundern, wenn die Räder still stehen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Sicher macht er das. Aber es knirscht halt. Wenn man das nicht will, muss man sich anders organisieren

    Genau. Indem man z.B. das Streikrecht einschränkt. ;)


    Aber mal im Ernst: Ich bezweifle halt, dass es der Staat wirklich besser hinbekommt. Ich sage mal z.B. Flughafen Berlin. Wenn der Staat als Unternehmer tätig wird, läuft es oft schlechter als in der Privatwirtschaft.

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