Was bedeutet KI für den Unterricht?

  • Wisst ihr, worüber ich mir aber Gedanken mache (und ich bin mir dessen bewusst, wie bescheuert und arrogant es sich anhören kann): die vielen (hoffentlich trotzdem eine Minderheit aber mir doch zu viel) Kolleg*innen, die es nicht schnallen werden bzw. selbst sowas als Vorbereitung oder was auch immer nutzen.
    Ich habe jedes Jahr Nebengespräche wegen der Facharbeit (die eben ein Heranbringen an das wissenschaftliche Arbeiten sein soll, usw..), wo (zu) viele Kolleg*innen der Meinung sind, "ach, als hätte ich je gelernt zu zitieren", "ach, ich habe was Anderes zu tun, als nachzuschlagen, ob es plagiert wurde", "ach, sie sind noch in der Schule, sie können es später lernen". Und dann alle Kolleg*innen, die am Liebsten eine fertige Unterrichtsplanung hätten, weil Einlesen und anschließendes, didaktisches Reduzieren zuviel Aufwand ist. Ich spreche nicht davon, dass es im Alltag zeiteffizient(er) ist / sein kann, auf fertige Lehrmaterialien zurückzugreifen. Um Gottes Willen, dafür gibt es auch Lehrwerke und Verlage. Nein, von Kolleg*innen / Referendar*innen, die bestimmte Theorien selbst nie gelesen haben UND (das "und" ist wichtig) so wenig Wissen drum herum haben, dass sie es auch nicht einordnen können, also in der Regel nur knapp über einen Durchschnittsschüler sind und schnell ins Wanken geraten, wenn man mit ihnen eine Abiplanung macht, oder selbst kaum eine neue Klausur erstellen können, wenn es nicht schon den Erwartungshorizont dazu gibt.

    Wenn die KI eh nachweislich lügt und Fehler einbaut und diese erst korrigiert, wenn man sie darauf aufmerksam macht... Wie sollen solche Menschen (Lehrkräfte / Schüler*innen) die Fehler merken?

    Ich muss gestehen, für Ideen, für ein Szenario oder für Ideen für einfache Übungsaufgaben ist es super. Aber eben Ideen, nichts, was ich eins zu eins so nehmen könnte. Dennoch hilft es manchmal und ist dafür ja auch legitim.


    Zitieren oder Quellen fanden meine SuS schon vorher überflüssig. Gucken immer blöd, wie viel Abzug es gibt, geben beim nächsten Mal aber wieder keine Quellen an. Da kann es auch auf jeder Checkliste stehen.

  • Konsequenterweise werde ich bezüglich der Textproduktion in der Oberstufe nur noch Schülerprodukte akzeptieren, die handschriftlich bei mir im Unterricht verfasst wurden. Dabei verschwinden alle elektronische Geräte vom Tisch.


    Leider habe ich unter meinen SuS zu viele Schlonze, die jetzt nicht mehr denken werden.

    • Offizieller Beitrag

    Ich meinte aber nicht mal Zitieren oder Unterstützung.

    Die KI liefert nachweislich falsche Antworten und LÜGT (siehe Beispiel oben). Sie erfindet einen wissenschaftlichen Artikel, den es nie gegeben hat (was sie danach zugibt), um (zb.) ein sprachliches Phänomen, das sie erfunden (!) hat, zu erklären.
    Da weiß ich nicht, wieviele Kolleg*innen in ihrer Vorbereitung à la "was sind die Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Freuds und Eriksons Entwicklungsmodellen nicht nur reinfallen werden, sondern das auch weitererzählen werden. (Ich bin im betroffenen Fach auf einer landesweiten Mailingliste, wo Klausuren und potentielle Texte geteilt werden. Mein Gott, wie oft melden sich einige mit "ich habe diesen Klausurtext irgendwo gefunden" (also wissen schon, dass dieser Text klausurfähig war und ist), "wer hat einen EWH?". Weil einige NICHT in der Lage sind, selbst den Erwartungshorizont zur Klausur zu produzieren.

    Ich finde, FALSCHE Sachen zu entlarven, erst recht, wenn sie mit angeblichem Beleg geliefert werden, ist echt eine viel größere Hürde, als eine viel zu gute Übersetzung mit noch nicht gelernten grammatikalischen Formen zu sehen.

    In den Gebieten, wo ich mich auskenne, brauche ich das Ding nicht. In den Gebieten, wo ich mich nicht auskenne, erscheint mir das Risiko, dass ich die Fehler nicht merke, viel zu hoch.

  • Ich habe für das Buch to kill a mockingbird einige Fragestellungen bezüglich comment, essay und Analyse probeweise eingegeben. Die Ergebnisse, die ich erhalten habe waren sehr gut und sprachlich auch von SuS im LK realistisch. Das geschriebene Englisch war nicht zu "abgehoben". Zudem kann man das Sprachniveau im Vorfeld nivellieren, so dass auch schwache SuS in Sekunden eine Aufgabe "lösen" können ohne nachzudenken und ohne dass es mir auffiele.

  • Mir hat die KI auch schon Museen und Restaurants vorgeschlagen, die es gar nicht gibt, und letzteres auf Nachfrage auch eingeräumt. Das "Lügen" oder Erfinden ist also nicht auf den wissenschaftlichen Bereich beschränkt.

  • Wahrscheinlich muss es dann auch im Unterricht genau darum gehen wie kann ich das prüfen.

    Tatsächlich schwierig, wenn es KuK gibt, die dazu selbst nicht in der Lage sind.


    Und vorher, wie funktioniert die KI eigentlich? Ist das was sie produziert immer korrekt?


    Erhöht meiner Meinung nach den Bedarf nach entsprechender informatischer Bildung nur noch mehr.

  • Konsequenterweise werde ich bezüglich der Textproduktion in der Oberstufe nur noch Schülerprodukte akzeptieren, die handschriftlich bei mir im Unterricht verfasst wurden. Dabei verschwinden alle elektronische Geräte vom Tisch.


    Leider habe ich unter meinen SuS zu viele Schlonze, die jetzt nicht mehr denken werden.

    Bei uns ist es jetzt schon soweit, daß die KI wesentlich bessere Ergebnisse abliefert, als es die Schüler könnten. Bei der KI bekommt man zusammenhängende Sätze, bei den Schülern nur Gestammel oder eine Ansammlung von Worten, die überhaupt keinen Sinn ergeben, als Lösung präsentiert.

  • Erhöht meiner Meinung nach den Bedarf nach entsprechender informatischer Bildung nur noch mehr

    Das sehe ich nicht so. Die Informatik gibt keine Antwort auf inhaltliche Fragen. Um beurteilen zu können, ob die Aussage der KI zu einer Frage aus dem Fachbereich Chemie korrekt ist, muss ich Chemie verstanden haben, nicht Informatik. *Wie* sie funktioniert, ja, das gehört in Informatik. Ob das alle verstanden haben müssen um sinnvoll damit umzugehen... Ich glaube, dass nicht. Das was chilipaprika schildert ist schon ein ziemlich grosses Problem, das aber mehr Informatikunterricht nicht lösen kann und wird. Den grössten Stress schieben bei uns im Schulhaus übrigens auch und immer noch die Lehrpersonen für Fremdsprachen. Da sehe ich aber eben auch ganz andere Baustellen als das mangelnde technische Wissen. Dieses ist wohl nur ein Symptom.

  • In den Gebieten, wo ich mich nicht auskenne, erscheint mir das Risiko, dass ich die Fehler nicht merke, viel zu hoch

    Diesbezüglich fallen mir leider einige meiner KuK an der Schule ein, die gerne in Fachgebieten rumstümpern, über die sie bestenfalls Laienwissen haben. Genau denen fällt eben gar nicht auf, dass ihnen SuS irgendeinen KI-Mist zur Korrektur abgeben. Am Ende trumpft wohl doch konkretes Fachwissen über Kompetenzen....

  • chilipaprika , das ist interessant, man sollte SuS auf jeden Fall im Umgang damit schulen, gerade was den Quellencheck angeht.


    Ich frage mich gerade, ob man sich nicht theoretisch auch ohne KI Blödsinn ausdenken könnte, wenn die korrigierende Person keine Ahnung hat oder keine Zeit, um Hausarbeiten ernsthaft zu lesen und Quellen zu prüfen. Wäre zumindest kreativ^^


    Ich will es eigentlich ausprobieren, aber die Server sind überlastet, es bricht die Anwendung ab. Ich möchte von dem Ding wissen, wie es ist, als Gymnasiallehrer an eine Geistigbehindertenschule abgeordnet zu werden. Ich berichte, wenn ichs raus habe:victory:

  • So, ich wage jetzt das Experiment. Ich habe eine Schülerarbeit zur Vorkorrektur hier liegen, die sprachlich unglaublich schlecht ist. Die Schülerin ist Legasthenikerin, sie kann es einfach nicht besser. Ich werde das morgen mit ihr besprechen und ihr sagen, sie soll das an ChatGPT abgeben, der schreibt ihr hoffentlich einen lesbaren Text. Ihre Aufgabe wird dann sein, diesen inhaltlich zu korrigieren denn bekanntermassen wird er auf der Fachebene irgendeinen Kram von sich geben. Ich weiss grade nicht ob ich lachen oder weinen soll, dass die Schülerin nicht von selbst auf die Idee kommt. Ich habe der Klasse gezeigt, dass es das gibt ... :autsch:

  • Einer meiner Deutschkollegen lässt die KI Hausaufgaben korrigieren. Ich weiss noch nicht, was ich davon halten soll...

    Und, wie sind die Ergebnisse? Ich nehme doch an, dass das ein wissenschaftlich begleiteter Schulversuch ist, bei dem insofern auf klassischem Weg geprüft wird, ob die KI sämtliche Bewertungskriterien prüft, einhält und wie erwartet gewichtet?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Kursbeschreibungen für Sonderwochen etc, dafür ist es super. KI macht das in 5 Sekunden, ich brauche ewig dafür weil ich immer besonders eloquent klingen will ^^

    Mein Vater spielt gerade auch viel mit solchen KIs rum (nimmt das auch in seine Anwärterausbildung mit auf im neuen Kurs, dass man das als Schule/Lehrkraft mit bedenken muss bei der Erstellung schriftlicher Arbeiten). Zuletzt hat er die KI mal abstrakte Gemälde nach seinen Vorgaben erstellen lassen. Die Ergebnisse- hat er rumgeschickt- waren so überzeugend, dass ich als notorisch künstlerisch unbegabter Mensch ab jetzt die KI für mich Visualisierungen entwerfen lassen werde, für die ich kein Photo habe/finde/verwenden möchte. Das wird mir tatsächlich endlich die Visualisierungen geben, die ich schon immer in meinem Kopf gesehen, aber nie selbst zeichnen konnte. :top:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    So, ich wage jetzt das Experiment. Ich habe eine Schülerarbeit zur Vorkorrektur hier liegen, die sprachlich unglaublich schlecht ist. Die Schülerin ist Legasthenikerin, sie kann es einfach nicht besser. Ich werde das morgen mit ihr besprechen und ihr sagen, sie soll das an ChatGPT abgeben, der schreibt ihr hoffentlich einen lesbaren Text. Ihre Aufgabe wird dann sein, diesen inhaltlich zu korrigieren denn bekanntermassen wird er auf der Fachebene irgendeinen Kram von sich geben. Ich weiss grade nicht ob ich lachen oder weinen soll, dass die Schülerin nicht von selbst auf die Idee kommt. Ich habe der Klasse gezeigt, dass es das gibt ... :autsch:

    und das Verrückte: solche Programme gibt es.
    Ich war letztes Schuljahr zu Besuch in einer dänischen Schule, dort wird (landesweit) seit Jahren ein Programm genutzt, das die SuS mit einem bestimmten Ergebnis im Test jederzeit und in Abschlussprüfungen benutzt werden darf. Das Programm kann Dänisch und Englisch, und hat verschiedene Arten zu arbeiten: es erkennt falsch geschriebene Wörter, es schlägt Wörter vor, es kann mündlich diktiert werden, usw.. Die LRS-Schüler*innen bekommen eine Schulung, das Programm ist immer im Klassenraum, es darf auch manchmal von jedem benutzt werden (es gibt eh Noten erst ab der 8. oder 9. Klasse), aber für die Abschlussprüfungen nur von LRS-Kindern.

  • Weisst du gerade, wie das Programm heisst? Ich hielte es für absolut sinnvoll, man würde das ganz offiziell zulassen. Ich hatte vor Jahren (!) mal eine finnische Gastschülerin die mir auch erzählt hat, es sei in Finnland an der Schule völlig normal, dass solche Tools als Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Lustigerweise war die am Ende Klassenbeste ... auf Deutsch. Irgendjemand hatte der offensichtlich beigebracht, trotz aller Digitalisierung Informationen sinnvoll zu verarbeiten.

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