Unterrichtsvorbereitung effektiver gestalten?


  • Ist dir in deinem Unterricht nicht selbst langweilig? Oder fährst du da komplett runter? Hätte ich überhaupt keine Lust, so in die Schule zu gehen als Lehrer.

    Was hat kein unnötiges Zeit vergeuden (Vorbereitung) mit Langeweile zu tun? Es wird eben nicht langweilig, da ich die Stunden so spontan halte. Ich hab ein grosses Repertoire an Vokabelspielen und auch einen Beamer, wo ich in Sekunden das aktuelle Lehrwerksvideo zur Unit 3 oder whatever griffbereit habe. Da muss nichts vorbereitet werden, wenn man weiss wie.


    Viele haben aber wohl nicht die Qualität dafür. Wer viel vorbereiten muss, das ist für mich ähnlich wie sehr viel trainieren zu müssen für einen sportlichen Wettkampf oder viel Lernen zu müssen fürs Examen- in Ermangelung des Talents.

  • Na dann, vielleicht bist du ja sehr erfahren und hast schon viel Vorbereitung im Kopf. Wie baust du denn deine Stunden auf, meine Frage ist ja gerade, wie man, auch wenn man nicht erfahren ist, eine effektive Struktur hinbekommt.

    In Englisch ist das komplette Lehrwerk darauf ausgerichtet, sich von vorne nach hinten zu arbeiten. Aufgepeppt mit ein paar netten Stundeneinstiegen mit Youtube oder nem coolen Vokabelspiel passt das schon.


    Ansonsten Einstieg - Erarbeitung - Sicherung


    Wenn ich in einen Fach eine Aufgabe erkläre und das Thema klarmache, die Aufgabe dann bearbeiten lasse und dann bespreche sind wir bereits bei diesen Pfeilern.


    Und so erfahren bin ich nicht, erst seit 2019 auf Lebenszeit verbeamtet.

    Und Gott sei Dank in NRW immerhin bald A13 😍

  • Und wie gesagt: in der Grundschule geht es nicht ohne am Kind / an der Klasse orientierte Vorbereitung.

    Im BK auch nicht. Ich hab manchmal Klassen, da studiert die Hälfte zeitgleich schon (duales Studium), da in der Nähe eine große FH ist, die das anbietet. Da bereite ich mich auch nochmal anders vor, denn dort sind die Fragen sehr viel tiefer, als in anderen Klassen.


    ICH empfinde es nur als sehr wenig/fast keine Vorbereitung, wenn ich das mal mit meinen ersten Berufsjahren vergleiche. Vielleicht ist es aber wirklich anders, wenn jemand gar nicht vorbereitet. Das wäre mir in der Tat zu langweilig. Ich bin nur schnell darin, da ich mittlerweile viel Fundus habe und auch einfach weiß: In dem Buch finde ich das passende Getriebe und in diesem Buch die passende Kupplung.

    Was mir dann Spaß macht: Ein interessantes Problem zu dem Getriebe ausdenken. Das mache ich dann gern mit meinem Mann oder Papa am Küchentisch. Die Lösung zu dem Problem kenne ich dann nicht.

  • Viele haben aber wohl nicht die Qualität dafür. Wer viel vorbereiten muss, das ist für mich ähnlich wie sehr viel trainieren zu müssen für einen sportlichen Wettkampf oder viel Lernen zu müssen fürs Examen- in Ermangelung des Talents.

    Das musst du mir bitte mal näher erläutern! Du meinst also, wenn ein/e Sportler/in viel für einen Wettkampf trainiert, fehlt ihm/ihr eigentlich das Talent für diese Sportart? Und genauso sei jemand als Lehrkraft nicht geeignet, der/die keine "Türschwellendidaktik" macht/machen möchte? Seltsamer Gedankengang.


    Ich muss sagen, ich "übernehme" mich bei der Unterrichtsvorbereitung auch nicht (mehr); 50-Stunden-Wochen tue ich mir definitiv nicht an. Ich habe nämlich mittlerweile gerade in Englisch, aber auch in Wirtschaft einen guten Fundus an Materialien, so dass ich, wenn ich diese AB u. a. verwende oder im Lehrbuch arbeite, nicht akribisch vorbereiten muss. Andererseits gibt es aber ja auch immer mal neue Unterrichtsinhalte - insbesondere in Englisch im BG in Klasse 12 und 13 -, komplett neue Lehrbücher oder ich werde auch immer mal wieder in Bildungsgängen eingesetzt, wo ich noch nie unterrichtet habe; da muss ich natürlich die Unterrichtsstunden genauer vorbereiten. Und das ist auch gut so, denn ansonsten würde ich mich tatsächlich in meinem eigenen Unterricht langweilen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Keine Ahnung, wie hilfreich es für den Unterricht an einer Förderschule ist: Ich plane nicht anhand von Methoden und ich plane keine einzelnen Lektionen. Ich bereite immer die komplette Unterrichtsreihe für ein Thema vor, da stehen ganz klar die Sachinhalte im Vordergrund. Ich setze mich also hin und fange an die Schülerunterlagen zu schreiben, bla bla und blubb, ohne mir gross zu überlegen, was wir wohl genau am Freitag in der 3. Lektion oder am Montag in der 5. Lektion so machen, das ergibt sich dann schon. Welche Methoden ich wähle, ergibt sich aus dem Thema bzw. viel mehr noch aus der vorhandenen Zeit. Im zweistündigen Grundlagenfach Physik bin ich methodisch entsetzlich langweilig: Frontalunterricht, Experimente, Übungsaufgaben, Prüfung, fertig. Alles andere ist einfach nicht effektiv. Wir haben ein Semester lang Praktikum, das muss an Abwechslung reichen. Na gut ... Manchmal bietet sich ein Quiz an, manchmal finde ich bei Youtube gerade ein schönes Filmchen. Nach letzteren suche ich eigentlich selten gezielt, ich habe einfach ein paar Science-Kanäle abonniert die zuverlässig hin und wieder was Brauchbares ausspucken. Wahrscheinlich muss man Förderschüler mit mehr Interaktion bei Laune halten.

  • So Quizze und sowas mache ich auch nicht. Ich suche mal einen schönen Film bei YT raus, wo die schön ins innere von Maschinen filmen oder eine gelungene Animation zeigen. Das reicht mir dann. In der dualen Ausbildung ist das mE nicht gut, wenn man da zuviel Zeit für unnötiges "verschwendet" . Der Zeitplan ist so straff, da muss ich aufpassen, dass alles mal angesprochen wird.

    Und ich plane auch in ganzen Reihen (=Lernsituation), die dann mehrere Wochen (am Ende: bis zu 2 Monate) dauern. Mir egal, wie weit wir in Stunde X kommen, ich mache dann einfach beim nächsten Mal weiter. Vorbereitung: Einmal am Anfang durch Anpassung, im Unterricht nur noch Steuern, Hilfestellung leisten, Zwischenergebnisse anschauen.

  • Das frage ich mich auch bei vielen Kolleg*innen, die das 30-40 Jahre lang machen / machen werden.
    Aber in der Regel werde ich eher umgekehrt komisch angeschaut, dass mir meine Fächer nicht genug (Abwechslung) sind bzw. ich mir mehr vorstellen könnte.
    Wenn ich mir vorstelle, dass mein ursprüngliches Ziel 1 Fach in Frankreich war, wo man immer maximal 3 oder 4 Stufen hat... OH MEIN GOTT!

    Kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe viel zu viel irgendwo auf der Festplatte abgespeichert, was ich eigentlich immer schon mal machen wollte aber nicht dazu komme, weil zu wenig Zeit. Es gibt in beiden Fächern, die ich unterrichte, natürlich die Grundlagen, die man immer gleich unterrichtet, weil es gar nicht anders geht. In der Chemie habe ich im Praktikum ein paar Versuche, die mir so gut gefallen, dass ich sie auch immer gleich mache. Und dann mache ich eben dies, das und jenes und denke mir am Ende ... Mist ... DAS wäre jetzt aber auch noch toll gewesen und schwupp, ist die Zeit wieder rum. Zudem ergibt sich die Abwechslung für mich aus den unterschiedlichen Kursniveaus, die ich bedienen muss. FMS Berufsfeld Pädagogik ist ne ganz andere Nummer als Schwerpunktfach Chemie Gymnasium.

  • In der dualen Ausbildung ist das mE nicht gut, wenn man da zuviel Zeit für unnötiges "verschwendet" .

    Stimmt, so habe ich das in meinem ersten Jahr an der Berufsschule auch erlebt. Die Lernenden haben genug Abwechslung im Betrieb, die sind ganz froh, wenn sie an der Schule einfach nur sitzen und zuhören. Kreativ muss es da nicht sein. War für mich übrigens ein Grund, warum ich dort nicht bleiben wollte ;)

  • Stimmt, so habe ich das in meinem ersten Jahr an der Berufsschule auch erlebt. Die Lernenden haben genug Abwechslung im Betrieb, die sind ganz froh, wenn sie an der Schule einfach nur sitzen und zuhören. Kreativ muss es da nicht sein. War für mich übrigens ein Grund, warum ich dort nicht bleiben wollte ;)

    Sitzen und zuhören gibts bei mir eigentlich gar nicht. Ich gebe das Problem raus und zu Beginn muss ich noch anschubsen für die passende Lösungsstrategie. Ab Jahr 2 sind die eigentlich so selbstständig, dass sie die Fachinhalte und das benötige Wissen selbst erarbeiten. Ich habe also viel Diskussionen zu Beginn. Da moderiere ich. Dann gehen die in die Arbeitsphase und organisieren sich selbst. Ich begleite nur noch. Meilensteine gebe ich anfangs vor, später legen die selbst welche fest, da gebe ich nur noch die maximale Zeit vor. Zu diesen Meilensteinen = (Zeit-) Punkten erwarte ich Arbeitsergebnisse.

  • Welche Ausbildungsberufe unterrichtest du denn? Meine eigenen Klassen waren Chemie- und Pharmatechnologen, für die war die Theorie in der Chemie einfach nicht so wahnsinnig relevant und interessant. Ich hatte mal Laboranten in Stellvertretung, doch, die haben tatsächlich viel selbständiger gearbeitet. Ich erinnere mich da an sehr erheiternde Lektionen im Fachrechnen ... irgendwo zwischen Verzweiflung, Kristallwasser und Wahnsinn ^^

    • Offizieller Beitrag

    Kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe viel zu viel irgendwo auf der Festplatte abgespeichert, was ich eigentlich immer schon mal machen wollte aber nicht dazu komme, weil zu wenig Zeit. Es gibt in beiden Fächern, die ich unterrichte, natürlich die Grundlagen, die man immer gleich unterrichtet, weil es gar nicht anders geht. In der Chemie habe ich im Praktikum ein paar Versuche, die mir so gut gefallen, dass ich sie auch immer gleich mache. Und dann mache ich eben dies, das und jenes und denke mir am Ende ... Mist ... DAS wäre jetzt aber auch noch toll gewesen und schwupp, ist die Zeit wieder rum. Zudem ergibt sich die Abwechslung für mich aus den unterschiedlichen Kursniveaus, die ich bedienen muss. FMS Berufsfeld Pädagogik ist ne ganz andere Nummer als Schwerpunktfach Chemie Gymnasium.

    Der Unterschied ist glaube ich, dass du in der Schweiz relativ frei mit dem Lehrplan bist UND in der Oberstufe unterrichtest.
    Wenn ich nur Französisch nehme (ich hätte ja Deutsch unterrichtet). Da kann ich mir auch einiges vorstellen, sehr viele verschiedene Reihen zu frankophoner Literatur, zur Identitätssuche, aktualitätsbezogen oder geschichtsträchtig, künstlerische Bezüge, praktische Arbeiten, usw..
    Hilft aber nicht, wenn ich die 4 Jahre der Mittelstufe damit beschäftigt bin "je suis tu es il est" beizubringen. Und zwar mit 2 Parallelklassen pro Jahrgang, da ich nur ein Fach unterrichten würde.
    Selbst mit ein paar anderen Texten / Liedern und eine andere Stadt zu besichtigen... ICH würde sterben. Vor Langeweile und Wiederholung. Wenn ich aber nur in der Oberstufe bin und "nur" kompetenzorientiert Textanalysen, interkulturelle Bezüge usw. unterrichte, dann mache ich eine Party sondergleichen und kann jedes Jahr 1/3 abwechseln, wenn mir danach ist. Noch bin ich aber ziemlich eingeschränkt.

  • Bringt ihr euch die fachfremden Inhalte im Selbststudium bei oder macht man da Zusatzprüfungen?

    Prüfungen sind es nicht, davon habe ich auch noch nichts gehört, aber es gibt durchaus umfangreiche Kurse, z.B. für Englisch, Musik oder Sport, die man aber nicht absolvieren muss.


    Je nach BL und Ausbildungszeitraum hat man ohnehin mehrere Fächer bereits im Studium absolviert,

    nach dem Ref ist es eher üblich, zunächst die studierten Fächer zu unterrichten, je nach Situation/ Versorgung der Schule übernimmt man dann bald oder nach und nach weitere Fächer.


    Auch ist ja die Umsetzung des Klassenlehrerprinzips verschieden, in NDS gibt es Vorgaben, was man wann abgeben sollte. Muss ich als Klassenleitung Fächer abgeben, bin ich dann ja auch Fachlehrkraft in anderen Klassen, in eigenen Fächern oder denen, die ich mir über die Jahre angeeignet habe.

  • Ich hab ein grosses Repertoire an Vokabelspielen und auch einen Beamer, wo ich in Sekunden das aktuelle Lehrwerksvideo zur Unit 3 oder whatever griffbereit habe. Da muss nichts vorbereitet werden, wenn man weiss wie.

    Nee, da hast du offenbar schon viel vorbereitet, 'griffbereit haben' bedeutet ja nichts anderes. Nur kannst du das vermutlich wiederholt nutzen, wenn du immer wieder dasselbe machst.

  • So Quizze und sowas mache ich auch nicht.

    Ich mache ab und zu Kreuzworträtsel, Wortsuchrätsel, Kahoots o. ä. (eher in Englisch, aber auch in Wirtschaft). Rätselvorlagen finden sich des Öfteren auch in den Lehrermaterialien zu den Lehrbüchern, die wir benutzen, oder in den "HOT"-Heften vom Westermann-Verlag o. ä. Insbesondere die SuS in den Vollzeitbildungsgängen mögen solche Rätsel ganz gern mal zwischendurch; auch gern zum Abschluss eines Themenbereichs bzw. einer Unterrichtsreihe.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Och ja ist klar, die leuchtenden Kinderaugen.

    Was ein Schmarrn...


    Grundschule bedeutet vor allem: maximale Heterogentität, Kinder mit Lernbhinderung, Kinder ohne Sprachkenntnisse, Kinder mit ausgeprägter LRS, die kaum lesen können, Kinder mit Hochbegabung und alles was du dir so denken kannst dazwischen. Ohne ordentliche Differenzierung geht da gar nichts.


    Grundschule bedeutet: enges kleinschrittiges Anleiten, Steuern und Rhythmisiern, damit kein Chaos ausbricht und die Kinder die Konzentration halten können.


    Grundschule bedeutet: kleine Kinder, die noch sehr sehr viel Anschauung und Handlung brauchen, damit sie Dinge entsprechend ihrem Entwicklungsstand überhaupt begreifen können. Abstraktionsvermögen ist noch in der Entwicklung. Einfach nur Buch reicht da nicht.


    Grundschule bedeutet: nicht nur ein Fach jahrelang unterrichten sondern immer wieder andere Fächer, gerne auch mal fachfremd.


    Ich glaube dir gerne, dass du mit nur Englisch und ordentlichem Lehrwerk auch ohne großartige Vorbereitung guten Unterricht machst, aber daraus abzuleiten, dass alle anderen, die es nicht so bequem haben, einfach zu blöd und unfähig sind, ist einfach nur unfassbar arrogant.

  • Viele haben aber wohl nicht die Qualität dafür. Wer viel vorbereiten muss, das ist für mich ähnlich wie sehr viel trainieren zu müssen für einen sportlichen Wettkampf oder viel Lernen zu müssen fürs Examen- in Ermangelung des Talents.

    Diese Aussage finde ich komisch. Ich bin seit über 20 Jahren im Dienst. Natürlich kann ich ein Thema spontan unterrichten oder einfach nur das Buch rausholen lassen. Und natürlich macht man das manchmal. Aber: Ich habe grundsätzlich den Anspruch, mit meinem Job nicht nur irgendwie Geld zu verdienen oder Zeit totzuschlagen, sondern ich verstehe es als meine Aufgabe, den SuS beim Lernen zu helfen. Und dafür muss ich sie da abholen, wo sie sind. Wenn sie also effektiv lernen sollen, braucht es zu den Themen für einige SuS eine individuelle Aufbereitung/Unterstützung etc. und ich stelle fest, dass ich mit Lerninhalten, die ich vor 4 Jahren in Kl 3 gemacht habe, so heute nicht mehr mit dem gleichen Material die Kinder erreichen kann. Die brauchen eben etwas anderes. Ich habe nicht das Gefühl, dass mir Talent fehlt - im Gegenteil, ich habe das Gefühl, ich erkenne sehr gut, was die SuS brauchen und kann sie erfolgreich im Lernen unterstützen. Und ich bin bereit, dafür etwas Zeit zu investieren. Das ist für mich eine Frage der Unterrichtsqualität…

    Bei dir klingt es eher wie ein Sportler, der täglich dieselbe 10 km - Strecke in der exakt gleichen Zeit läuft - und dabei seine Ergebnisse nicht wirklich verbessert…

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