Jogginghose oder Schule?

  • guckt man sich doch schon mal das an, was ihr hier heute macht, wie viele der Grundschüler würden das aushalten?

    Bis du ein Grundschüler? Was genau wird hier denn heute gemacht?


    Veraltete und unsinnige "Benimmregeln" die sich irgendwer grundlos ausgedacht hat und die schon lange keine allgemeine Gültigkeit mehr haben, muss man nicht unterstützen. Es gibt außer ein paar subjektiver Befindlichkeiten keinen Grund, Schülern vorzuschreiben, dass sie in der Schule keine Basecap/keine Jeans/keine Sneaker/keine T-Shirts/keine Jogginghose tragen dürfen. Ich finde diesen Zwang, Schülerindividualität wegen eigener Empfindungen unterdrücken zu wollen abstoßend.

  • Ich finde diesen Zwang, Schülerindividualität wegen eigener Empfindungen unterdrücken zu wollen abstoßend.

    Es ist kein Zwang. Wir können in der Schule tolerieren, das die Schüler herumspucken, in Unterhose herumlaufen, Mädchen begrabschen, sich schlägern, in die Ecke pinkleln, herumschreien ...
    Diese ganze Freiheit und Toleranz ist am Ende für die Kids kontraproduktiv.
    Unsere Gesellschaft toleriert das nicht. Aus Gründen.
    Und wir versagen dann in der Vorbereitung auf diese Gesellschaft.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Naja, zwischen herumspucken, Mädchen begrabschen, schlägern und in die Ecke pinkeln (=sexuelle Belästigung, Körperverletzung, Sachbeschädigung etc) und dem Tragen einer Kappe oder Jogginghose ist ja wohl ein meilenweiter Unterschied!!!! Dieses Argument hinkt so heftig, dass es quasi umfällt.


    Warum sollen Schüler keine Jogginghose tragen? Leuchtet mir nicht ein. Es gibt Jogginghosen, die sehen besser aus als andere Hosen. Ich sehe wirklich keinen Grund, sie in der Schule zu verbieten, außer veraltete Vorstellungen von irgendwelchen Kleiderordnungen. Außerdem: wo genau fangen Jogginghosen an und wo hören sie auf? Das ist doch alles fließend. Wären Leggins dann auch verboten? Was ist mit weiten Schlabberhosen aus Leinenstoff?


    Bei der Kappe könnte man noch mit dem eingeschränkten Sichtfeld argumentieren, oder damit, dass der Lehrer die Gesichter sehen will. Ob diese Gründe ein generelles Verbot rechtfertigen, ist halt fraglich, und darüber mag man geteilter Meinung sein.


    Ich finde, dass man Schüler durchaus auch einfach fragen kann, warum sie eine Kappe tragen, wenn es einen stört. Hat jemand einen neuen Haarschnitt, der ihm peinlich ist, fände ich es nicht sehr einfühlsam oder pädagogisch, ihm die zu verbieten. In anderen Fällen wird der Schüler die Kappe vielleicht absetzen, wenn man ihn darum bittet und ihm das mit dem ins-Gesicht-schauen erklärt. (Ich rede von Grundschulen. Ich verstehe nicht, wie das in Grundschulen zu so einem Problem werden kann, denn wenn man wohlwollend miteinander umgeht und mit den Kindern normal redet, kommt man in der Regel zu Einigungen)

  • Puh, sachlich war die Fraktion um Susannea und Wolfgang Autenrieth aber schon länger nicht mehr. "Das war schon immer so, ich will das so und wenn es jemand anders macht, wird er schon sehen, was er davon hat." Nein, das ist nicht sachlich. Da geht es nur um Macht und Deutungshoheit.

    Am I out of touch? :/ No, it's the children who are wrong. :musik:

  • Wenn du dir schon die Mühe machst, meeine Beiträge zu löschen, könntest du ruhig dazu schreiben, welchen Teil du als Beleidigung empfindest. Wahr sind alle Teile meines Beitrags.

    • Offizieller Beitrag

    <Mod-Modus>


    Weitere Rückfragen bitte per PN.

    Es bringt nichts, wenn ich deine unsachlichen, persönlichen Angriffe lösche und sie gleichzeitig hier nenne. Das ... macht keinen Sinn. Oder?


    kl. gr. frosch, Moderator


    P.S.: jetzt gehe ich aber erst einmal ins Bett. ;)

  • wenn man wohlwollend miteinander umgeht und mit den Kindern normal redet, kommt man in der Regel zu Einigungen

    Und wenn man nicht zu Einigungen kommt, braucht man Regeln...


    Mal weg von dem aufregenden Diskussionsauslöser Jogginghose (Kappe): Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier Lehrkräfte gibt, die in einer Schule ohne Schulordnung arbeiten. Ein Regelwerk gibt es doch überall, oder täusche ich mich da?


    Zurück zu den Klamotten:

    Hier geht es ja NUR um die Klamottenfrage. Es geht nur darum, ob es ok ist, dass Kinder Kappen tragen oder Klamotten, die wir vielleicht nicht als die hübschesten erachten. Und darum, ob die Schule sich da einmischen sollte/darf. Ich empfinde das als übergriffig, da allgemeine Regeln zu setzen. Das mögen andere anders sehen, das ist ok, aber ich finde es nicht gut, wenn es so wirkt, als dürfe man nicht anderer Meinung sein als andere hier.

    Danke! Genau so sollte man miteinander diskutieren.

  • Ich habe niemanden angegriffen. Aber wie du meinst.

    Hatte gestern Nacht deinen ersten gelöschten Beitrag gelesen und konnte da auch keinen Angriff rauslesen. Es war Kritik am Beitrag von Wolfgang Autenrieth.


    Und wenn man nicht zu Einigungen kommt, braucht man Regeln...

    Das ist halt die Frage, ob es dazu Regeln braucht. Wie weit will man gehen, was will man alles reglementieren?

    Wenn es zu einem bestimmten Kleidungsstück (sagen wir mal, Kappen) keine Regel gibt, muss ich als Lehrer halt akzeptieren, dass sie getragen werden.

  • Das ist halt die Frage, ob es dazu Regeln braucht. Wie weit will man gehen, was will man alles reglementieren?

    Genau das ist die interessante Frage. Was reglementiert man, ohne übergriffig ins eigene Leben zu sein?


    Für meine persönliche Definition wären das Dinge/Kleidung/Verhalten, die das allgemeine Miteinander stark beeinträchtigen oder schädigen. Manche Freiheit muss eingeschränkt werden, um andere Freiheit zu schützen.


    Die Wahrnehmung und auch die Sensibilität von Menschen sind unterschiedlich - und so gibt es da Kontroversen, was alles reglementiert werden soll und was nicht. Auch das ist normal. Ich persönlich gehe immer von der Frage aus: "Wer wird mehr beeinträchtigt?" Und demnach entscheide ich in meinem Leben in meinem Miteinander mit Menschen dann die Fälle, wenn ich die Entscheidungsgewalt habe.


    Im Fall von Ohrringen im Sport oder Klolisten oder Lärmen im Schulhaus sind die Beeinträchtigungen klar, genauso wie die Regel, das Schulgebäude nicht zu verlassen. Viele Regeln dienen dem Schutz, entweder des/der Einzelnen oder der Gruppe oder sie unterstützen das Miteinander. zB gibt es bei mir die Regel, vor der Unterrichtsstunde (Frühstückspause, etc) auf die Toilette zu gehen und die Trinkflaschen aufzufüllen. Im Unterricht dann ist es nicht mehr gestattet, es sei denn, jemand hat es falsch eingeschätzt. Das Kind darf dann ein Notsignal (Melden mit zwei Fingern statt einem) senden und bekommt ein Nicken zum Gehen. So umgehe ich dauernde Bewegung und Störung des Unterrichts und vermeide Vermeidungsverhalten. Die Kinder halten sich dran, alles ist ruhiger so.


    Aber bei der Klamottenfrage gibt es nichts, das mich beeinträchtigt, außer vielleicht meinen Geschmacksinn. Somit gilt hier für mich die klare Regel: Es ist DEIN Körper, den du schmückst, DEIN Geschmack, der sich bildet usw. Wenn jemand echt daneben liegt, suche ich das Gespräch und erfrage, warum ein Kind so angezogen ist. zB wennn ein Mädchen der 3. Klasse bis zur Brust bauchfrei kommt. Da gibt es dann auch gute, sachliche Argumente, warum es diesen Stil nochmals überdenken könnte.


    Meine Eltern, beide Lehrkräfte gewesen, haben mich sehr stark reglementiert. Ich durfte nichtmal Nagellack oder etwas auffälligere Ohrringe tragen, die Klamotten mussten eher bieder sein, ich durfte nichts ausprobieren - was zur Folge hatte, dass ich alles heimlich gemacht habe und das Vertrauen flöten ging. Da ist es mir lieber, die Kinder dürfen sich entfalten, sich ausprobieren und bekommen halt zur Not mal ein liebevolles Gespräch für zwei Minuten. Trotzdem bekommen sie sonst von mir das Gefühl vermittelt, genauso sein zu dürfen und angenommen zu sein.


    Genauso sehe ich das bei Lehrkräften. Wenn sich jemand in Jogginghosen gut fühlt (und diese nicht aussehen wie Unterwäsche mit Bierdose), sollte da kein "Klamotten-Shaming" stattfinden. Es tut niemandem weh - und sollte es Zweifel an einer inneren Haltung geben, hat man ja einen Mund zum Reden und Klären.

  • Verbieten kann man die Jogginghose nicht mehr, ist ja an manchen Schulen die neue Uniform. Die Rückschlüsse, die ich daraus auf das Elternhaus ziehe sind dann aber auch meine eigenen.

    Die Frage ist doch aber: Warum Rückschlüsse ziehen? Warum das Kind nicht in seiner Gänze betrachten?


    Ich habe viele Schüler und Schülerinnen, die Jogginghosen gerne tragen, weil sie einfach superbequem sind. Sie sitzen zT sechs Stunden lang da und bewegen sich dann in der Pause viel...Sowas ist einfach angenehmer als ne Jeans, die irgendwann vielleicht kneift. Manches Mädel bei uns ist stolz auf ihren sportlichen Körper und hat eine extra passende, hübsche Jogginghose und ein tolles Oberteil an. Andere Jungs lieben einfach den etwas zerbeulten, bequemen Look und sind ansonsten pfiffige und schlaue Kerlchen.


    Eine Abwertung aufgrund der Optik, sogar eine General-Abwertung der kompletten Familie, ist meiner Sicht nach problematisch. Es ist genauso ein "Shaming" wie bei dickeren Menschen, Jungs, die "Justin" heißen oder "Kevin" (ich kenne zwei äußerst liebenswerte Kevins) oder Menschen, die einfach anders sind als man selbst das für sich als "Norm" definiert hat. Wir leben doch eigentlich in einer Zeit, in der Toleranz immer mehr einen Namen bekommt und immer weiter durchscheint. Dies gilt auch für die eigenen Grenzen.


    Übrigens: aus der Historie heraus: Damals löste die Jeans Empörungswellen aus oder sogar eine Hose an einer Frau. Glücklicherweise sind wir in weiten Teilen der Welt heute weiter. Früher durften tätowierte Menschen damit rechnen, in bestimmten Jobs komplett abgelehnt zu werden, heute ist das lockerer. Die Zeit geht...und die Gesellschaft zieht - zwar etwas langsamer aber stetig - nach. Hat vor einigen Jahren Karl Lagerfeld noch gesagt: "Wer Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren", ist sie mittlerweile zu einem durchaus modischen Kleidungsstück erwachsen. In ein paar Jahren ist sie vielleicht wieder out und die Cordhose, die lange verpöhnt war, aber mittlerweile auch wieder im Kommen ist, ersetzt sie komplett.


    Ich für meinen Teil sehe davon ab, Menschen aufgrund ihres Äußeren, egal, ob das der Körper, die Haarfarbe, Piercings, Tattoos oder Kleidung ist, zu bewerten. Klar, ich bin ebenfalls so geprägt und manchmal passiert es mir auch noch, aber ich arbeite dran. Andere mögen das anders halten, aber ich frage mich, was das aussagt, Rückschlüsse über etwas anderes als das Arbeits- und Sozialverhalten, den Charakter und das Miteinander zu tätigen.

  • Ich habe es schon zum Thema Inklusion gesagt: Es zeigen sich hier ganz verbreitet die Versuche der Machterhaltung der Mehrheitsgesellschaft bzw. der privilegierten Gesellschaft, derer die Lehrkräfte größtenteils angehören. Viele Schüler*innen gehören dieser nicht an. Minderheiten und weniger privilegierte Menschen integrierten sich in den letzten Jahrzehnten so erfolgreich, dass sie nun mehr vom Kuchen haben wollen und dann kommt es zu Konflikten. Schule als Abbild der Gesellschaft spiegelt das besonders wider, weil die Machtunterschiede hier teilweise besonders groß sind und sich gleichzeitig zunehmend ein Druck zur Demokratisierung und Mitbestimmung entwickelt.

    Am I out of touch? :/ No, it's the children who are wrong. :musik:

  • Hat vor einigen Jahren Karl Lagerfeld noch gesagt: "Wer Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren",

    Die Jogginghose ist außerdem noch da - im Gegensatz zu Karl Lagerfeld.

  • Es zeigen sich hier ganz verbreitet die Versuche der Machterhaltung der Mehrheitsgesellschaft bzw. der privilegierten Gesellschaft, derer die Lehrkräfte größtenteils angehören. Viele Schüler*innen gehören dieser nicht an. Minderheiten und weniger privilegierte Menschen integrierten sich in den letzten Jahrzehnten so erfolgreich, dass sie nun mehr vom Kuchen haben wollen und dann kommt es zu Konflikten. Schule als Abbild der Gesellschaft spiegelt das besonders wider, weil die Machtunterschiede hier teilweise besonders groß sind und sich gleichzeitig zunehmend ein Druck zur Demokratisierung und Mitbestimmung entwickelt.

    Das Tragen von Mützen oder bestimmter Kleidungsstücke ist an Gymnasien und Grundschulen kein Thema - bei uns an der Hauptschule in Klasse 8 und 9 durchaus. Das hat nichts mit "Macht", "Privilegien" oder gar Kuchenstücken zu tun. Bei uns sind die Schüler näher an den berufsentscheidenden Praktika - und wir als Lehrer näher an den Betrieben. Von dort erhalten wir auch Rückmeldungen, aus welchen Gründen die Schüler nach dem Praktikum eine Ausbildungszusage erhalten - oder nicht. Unpassende Kleidung und unpassendes Auftreten sind oft genug Gründe. Daher sind entsprechende Punkte auch Teil der Schulordnung, um hier erzieherisch und prophylaktisch auf die Schüler einzuwirken.
    Schüler der SEK II betrifft das nicht.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

Werbung