Arbeitszeit für nicht unterrichtliche Aufgaben - Recht der LuL

  • Die Schulleiter, mit denen ich zu tun hatte, waren immer die "Außenminister".

    Das heißt Abendtermine bei Veranstaltungen, politische Termine, Besprechungen mit Schulträger, Firmenbesuche (berufliche Schule)

    Dazu Beurteilungen von Kollegen, Haushaltsmanagement.

    Die Abteilungsleiter, zu denen ich gehöre haben täglich mehrere Gespräche mit Schülern, Eltern, Kollegen, regeln den Stundenplan, unterrichten nebenher noch 17 Stunden. Allein heute hatte ich vier Gespräche mit Schülern, eins mit der Sozialpädagogin, zwei mit Eltern und drei Mitarbeitergespräche. Das wird dann hinterher oft noch protokolliert.

    Diese Gespräche haben extrem zugenommen.

    Dazu gibt es täglich 50 bis 100 Mails zu bearbeiten, 10 bis 20 Telefonate zu führen und 10 bis 30 Briefe zu bearbeiten.

    Und da wird eben einiges delegiert, sonst wäre das alles zeitlich nicht machbar.

    Gerade die Mails sind vom Segen zum Fluch geworden, da werden Dinge angefragt, die als Brief nie geschrieben worden wären, eine Mail ist aber schnell mal geschickt.

  • Heute früh kam es übrigens zum Gespräch, dass ein Großteil des Kollegiums nicht bereit ist zur Einwohnerversammlung zu gehen. Daraufhin ist die sl ziemlich laut und unsachlich geworden. Jetzt dürfen wir wahrscheinlich wieder wochenlang mit der Katz fressen.

  • mit der Katz fressen.

    Die Redewendung kannte ich noch nicht. Wenn ich auf meine so schaue , kann das ja nur heißen Ihr werdet wie Könige behandelt🙈🤷

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Heute früh kam es übrigens zum Gespräch, dass ein Großteil des Kollegiums nicht bereit ist zur Einwohnerversammlung zu gehen. Daraufhin ist die sl ziemlich laut und unsachlich geworden. Jetzt dürfen wir wahrscheinlich wieder wochenlang mit der Katz fressen.

    Geht die Dame denn selbst zu der Versammlung, oder muss sie da zum Benefiz-Teebeutel-Weitwurf nach Lampukistan?

  • Die Ferien sind der einzige wirklich “Perk“, den unser Job noch hat. Als Lehrer bekommt man keinen ergonomischen Bürostuhl für zu Hause, ein 3000 Euro Thinkpad, einen Gympass oder ähnliches gestellt. Überdimensional ist das Gehalt auch nicht. Warum soll ich dann auch noch auf den einzigen Luxus, die vielen Ferien verzichten.


    Wenn ich 30 Tage Urlaub einreichen soll, dann aber bitte außerhalb der Ferien. Dann könnten wir drüber reden. Aber 30 Tage IN DEN FERIEN?! Die Hölle. Da wäre ich SOFORT weg.

    Auch da hilft wieder ein Blick ins Arbeitsrecht. Dem Arbeitgeber steht es zu bis zu 3/5 der Urlaubszeit als Betriebsurlaub fest vorzugeben. Die verbleibenden 2/5 hingegen stehen in der alleinigen Verfügungsgewalt des Arbeitnehmers. Also von unseren 30 Tagen müßte jeder Arbeitnehmer 12 Tage wirklich frei nehmen können, eben auch während der Unterrichtszeit.


    --> Beschluß des Bundesarbeitsgerichts vom 28.07.1981, 1 ABR 79/79

  • Ich hab nochmal nachgesehen. Die Teilnahme an irgendwelchen Volksversammlungen gehört nicht zu den Aufgaben die in der ADO gelistet sind🤷

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • "Also von unseren 30 Tagen müßte jeder Arbeitnehmer 12 Tage wirklich frei nehmen"

    Danke, das Urteil behalte ich mal in der Hinterhand. Wenn denn die Arbeitszeiterfassung kommt, werden sie in dem Bereich der Sommerferien Mal genauer drauf schauen. In dem Fall schau ich dann auch Mal genauer drauf😉

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • "Geht die Dame denn selbst zu der Versammlung, oder muss sie da zum Benefiz-Teebeutel-Weitwurf nach Lampukistan?"

    😄 Tatsächlich wollte sie selbst hingehen. Wahrscheinlich will sie sich kurz vor der Rente nochmal ein paar Lorbeeren verdienen.

    Unprofessionell ist sie in jeder Hinsicht. Rumbrüllen tut sie regelmäßig. Und wenn unsere Sekretärin ihr nicht permanent den Hintern nachtragen würde, wäre sie geliefert.

  • Auch da hilft wieder ein Blick ins Arbeitsrecht. Dem Arbeitgeber steht es zu bis zu 3/5 der Urlaubszeit als Betriebsurlaub fest vorzugeben. Die verbleibenden 2/5 hingegen stehen in der alleinigen Verfügungsgewalt des Arbeitnehmers. Also von unseren 30 Tagen müßte jeder Arbeitnehmer 12 Tage wirklich frei nehmen können, eben auch während der Unterrichtszeit.


    --> Beschluß des Bundesarbeitsgerichts vom 28.07.1981, 1 ABR 79/79

    Danke für das Urteil, aber bitte vorsichtig mit der Schlussfolgerung. Diese ist nämlich so nicht korrekt. Im konkreten Urteil wurde die Festsetzung einer dreiwöchigen Betriebsruhe in den Sommerferien für rechtmäßig erklärt und darauf aufbauend festgestellt, dass die Bindung des zustehenden 5-wöchigen Urlaubs auf 3 ganz konkrete Wochen und 2 frei zu legende Wochen in Ordnung ist.


    Daraus lässt sich gerade nicht herleiten, dass Arbeitnehmer grundsätzlich Anspruch auf die völlig freie Festsetzung von 2/5 ihres Jahresurlaubs haben. Man bedenke dabei, dass selbst unter Auflage, Urlaub nur in den Ferienzeiten zu nehmen, uns für 30 Tage noch immer 63 Tage bei einer 5-Tage-Woche bzw. 75 Tage bei einer 6-Tage-Woche zur Verfügung stehen. Das BAG stellte auch gezielt darauf ab, dass selbst bei freier Wahl des Urlaubs 89% der Tage innerhalb der Sommerferien genommen würden.


    Die gesetzliche Grundlage für die Wahl der Urlaubstage bei Arbeitnehmern ist das BUrlG. Dort heißt es explizit:

    Zitat von §7 Abs. 1

    (1) Bei der zeitlichen Festlegung des Urlaubs sind die Urlaubswünsche des Arbeitnehmers zu berücksichtigen, es sei denn, daß ihrer Berücksichtigung dringende betriebliche Belange oder Urlaubswünsche anderer Arbeitnehmer, die unter sozialen Gesichtspunkten den Vorrang verdienen, entgegenstehen.

    Solche dringenden betrieblichen Belange (nicht verwechseln mit "zwingenden"!) sind bereits erfüllt, wenn z.B. die "Auftragslage die Anwesenheit des AN erfordert" oder wenn durch Ausfälle erheblicher Vertretungsbedarf entstünde.

  • Solche dringenden betrieblichen Belange (nicht verwechseln mit "zwingenden"!) sind bereits erfüllt, wenn z.B. die "Auftragslage die Anwesenheit des AN erfordert" oder wenn durch Ausfälle erheblicher Vertretungsbedarf entstünde.

    Und auch bei so einer Urlaubssperre muß der Personalrat zustimmen. Wenn der sich quer stellt, wird es interessant, wie der Fall aus Freiburg zeigt.


    --> https://rostock.verdi.de/++fil…lyerUrlaubSchule_endg.pdf


    Nachtrag:


    Auch interessant dazu:

    "Grundsätzlich liegt die Verantwortung jedoch beim Arbeitgeber. Durch seine Planung hat er sicherzustellen, dass der Mitarbeiter Urlaub zum Wunschtermin nehmen kann. Chronischer Personalmangel ist also kein Grund, denn darauf müsste der Chef frühzeitig mit Neueinstellungen reagieren."


    Quelle: https://www.wirtschaftsforum.d…bssperre-verhaengt-werden


    Der Arbeitgeber muß also genug Lehrkräfte einstellen, um auch einen reibungslosen Betrieb sicherstellen zu können, wenn Kollegen während der Unterrichtszeit Urlaub einreichen, zumal es da ja nicht um Lastspitzen geht wie beim Ernteeinsatz.


    Oder:


    https://www.dgbrechtsschutz.de…ewaehren/details/anzeige/


    Zitat daraus: "Im Zweifel muss der Arbeitgeber beweisen, dass ein solcher Grund auch vorliegt. Das allein reicht aber für eine Ablehnung auch noch nicht aus. Maßgeblich ist darüber hinaus, ob der Arbeitgeber durch „eine sachgerechte Organisation der Betriebsabläufe“ dem Urlaubswunsch nicht doch hätte nachkommen können. Niemand kann zwar einem Unternehmen vorschreiben, wie er seinen Betrieb organisiert. Wenn er aber etwa die Personalstärke seines Unternehmens „auf Kante näht“, muss er die Nachteile, die sich daraus ergeben, schon hinnehmen."


    Bei uns Lehrern wird ja nun wirklich mehr als nur "auf Kante genäht".

  • Die Schulleiter, mit denen ich zu tun hatte, waren immer die "Außenminister".

    Das heißt Abendtermine bei Veranstaltungen, politische Termine, Besprechungen mit Schulträger, Firmenbesuche (berufliche Schule)

    Dazu Beurteilungen von Kollegen, Haushaltsmanagement.

    Bei unserem Schulleiter kommen u. a. noch die Teilnahme an "großen" Unterrichtsbesuchen und Prüfungen unserer Refis, Vorsitz bei Ordnungsmaßnahmenkonferenzen, Leitung der wöchentlichen Sitzung des Schulleitungsteams (Schulleiter selber plus seine Stellvertreterin und alle Abteilungsleiter*innen), zum Halbjahres- und Schuljahresende Verabschiedungen von in den Ruhestand gehenden KuK und von Abschlussklassen inkl. Zeugnisübergabe (wo er i. d. R. auch eine Rede hält) und natürlich auch Teilnahme an Fortbildungen oder Tagungen und weitere Termine hinzu.

    Unser Schulleiter unterrichtet zwei bis vier Stunden, also ein bis zwei Doppelstunden.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)


  • Daraufhin ist die sl ziemlich laut und unsachlich geworden.

    Und? Habt ihr ihr gesagt, wie lächerlich das auf euch wirkt?

    Jetzt dürfen wir wahrscheinlich wieder wochenlang mit der Katz fressen.

    Was immer das heißen mag. Lasst euch nicht schikanieren. Gebt eurer Schulleiterin zu verstehen, dass sie nur mit Mitarbeiterinnen, die mitziehen, etwas reißen kann.

  • Bei unserem Schulleiter kommen u. a. noch die Teilnahme an "großen" Unterrichtsbesuchen und Prüfungen unserer Refis, Vorsitz bei Ordnungsmaßnahmenkonferenzen, Leitung der wöchentlichen Sitzung des Schulleitungsteams (Schulleiter selber plus seine Stellvertreterin und alle Abteilungsleiter*innen), zum Halbjahres- und Schuljahresende Verabschiedungen von in den Ruhestand gehenden KuK und von Abschlussklassen inkl. Zeugnisübergabe (wo er i. d. R. auch eine Rede hält) und natürlich auch Teilnahme an Fortbildungen oder Tagungen und weitere Termine hinzu.

    Unser Schulleiter unterrichtet zwei bis vier Stunden, also ein bis zwei Doppelstunden.

    Da sieht man die Unterschiede.

    Unterichtsbesuche bei Prüfungen, Ordnungsmaßnahmenskonfrenzen machen bei uns die jeweiligen Abteilungsleiter.

    Leitung des Schulleitungsteams auch der Schulleiter, Zeugnisübergaben gemeinsam.

    Schulleiter unterrichtet 4 Stunden, Abteilungsleiter 17.

    Aber wie geschrieben, Schulleiter hat sehr viele Abend und Wochenendtermine, die 41 Stundenwoche erreicht er dadurch locker.

Werbung