[NRW] Planstelle angenommen, Angebot aus anderem Bundesland

  • Hallo zusammen,


    folgende Situation: Ich habe eine Planstelle an einer Gesamtschule angenommen, die eine SEKI-Stelle mit Laufbahnwechselgarantie ist. Ich wäre ab dem 1.8. zunächst Angestellter, nach einer Qualifikationsmaßnahme dann aber erst A12-Beamter. Das Angebot habe ich unterschrieben und auch schon mein Führungszeugnis angefordert.


    Jetzt habe ich heute über das Listenverfahren eine Gym-Stelle in BW angeboten bekommen und bin in Versuchung geführt, dieser zuzusagen, da ich dort direkt als Studienrat verbeamtet werden würde. Nun weiß ich aber nicht, ob ich das überhaupt "darf". Rein theoretisch könnte ich die NRW-Stelle aber doch auch platzen lassen, indem ich einfach den Amtsarzttermin verstreichen lasse, oder? Denn die Einstellung ist ja vorbehaltlich dieser Untersuchung...

    Weil alles so hektisch ist derzeit und die Fristen kurz sind, habe ich durch Recherchen auch nichts aussagekräftiges herausfinden können.

    • Offizieller Beitrag

    Du bist doch NRW-gebunden, oder? (Familie, Freundin, ..)
    Willst du dann irgendwann zurück?
    Ohne darüber zu fantasieren, ob es eine schwarze Liste gäbe: der Umweg über das Ländertauschverfahren ist wesentlich länger als das eine Jahr im Angestelltenverhältnis und die Zeit in A12.

  • Termin zur Rechtsberatung der Gewerkschaft ist vereinbart.


    Grundsätzlich ja. Im Privaten ist es zur Zeit etwas unübersichtlich bei mir, ohne näher ins Detail gehen zu wollen.. Irgendwann zurück wäre schon cool, aber natürlich schwer planbar. Ich wäre sogar nur 1/2 Jahr Angestellter und mit den Zulagen finde ich das finanziell nicht so schlimm

    • Offizieller Beitrag

    Wenn die Stelle sich gut angefühlt hat und nicht Plan Y war, sorry für die harten Worte:

    Werde erwachsen!

    Du bist einer Verpflichtung eingegangen und stehst jetzt nicht in Lebensgefahr, um diese zu brechen.

    Eines deiner Argumente scheint sogar der (höhere) Beamtenstatus zu sein, dann verhalte dich wie ein Beamter.


    Sorry, dass du es hier abkriegst und ich meine es weder persönlich noch dramatisch, aber mich nervt die Beliebigkeit des eigenen Wortes.

    Ich muss gerade beruflich schon wieder das xte Mal dieses Jahr ausbaden, dass erwachsene Studis es sich anders überlegen, eine Stelle nicht antreten, die Miete nicht bezahlen, etc… und immer nur der Gedanke mitspielt ‚tja, Sie können ja nichts gegen mich tun‘.


    Und jetzt auch leicht netter: du suchst schon lange, in x Bundesländern und ein bisschen kopflos. Lass dich darauf ein, das Gras ist nicht immer woanders am nächsten Tag grüner. Wenn du dich nicht binden willst, bleib Vertretungslehrer, sonst musst du halt das Risiko eingehen, dass du woanders etwas verpasst. Trag dich von allen anderen Verfahren aus (wie du es bei der Annahme der Stelle in NRW nebenbei gesagt auch unterschrieben haben solltest) und freu dich auf das Gestalten und den Aufbau deiner neuen Schule.

  • Schon okay! Ich sehe das in erster Linie pragmatisch: Sollte ich zwei Tage nach Dienstantritt tot umfallen, werde ich schon von irgendwem ersetzt. Deshalb versuche ich, im Rahmen der Möglichkeiten das Beste für mich rauszuschlagen.


    Dass du momentan in der Situation bist, solche Sachen ausbaden zu müssen, tut mir Leid. Wobei ich das mit der Miete nicht ganz verstehe. Oder vermietest du Wohnobjekte und die Studenten sind unzuverlässig?


    Edit: Tatsächlich bezieht sich der Ausschluss aus anderen Verfahren nur auf das Land NRW. NRW kann ja schlecht über andere Bundesländer bestimmen.

  • Sorry, dass du es hier abkriegst und ich meine es weder persönlich noch dramatisch, aber mich nervt die Beliebigkeit des eigenen Wortes.

    Ich muss gerade beruflich schon wieder das xte Mal dieses Jahr ausbaden, dass erwachsene Studis es sich anders überlegen, eine Stelle nicht antreten, die Miete nicht bezahlen, etc… und immer nur der Gedanke mitspielt ‚tja, Sie können ja nichts gegen mich tun‘

    Ich verstehe deine Aufregung echt überhaupt nicht. Wenn ich zwei Angebote habe und eines davon gefällt mir besser, dann nehme ich das doch. Egal ob ich was anderes schon zugesagt habe.


    Also wenn erwachsen werden damit zusammen hängt sich für die "schlechtere" Option zu entscheiden, weil man schon zugesagt hat, dann will ich nicht erwachsen werden. Mir ist echt neu dass Erwachsene nur uneigennützig und für andere vorteilhafte Entscheidungen treffen dürfen.


    Ganz ehrlich, wenn ich was besseres für mich finde, dann bin ich ohne zu zögern weg. Da wäre ich auch niemand anderem böse drum, das ist echt albern.

  • In der freien Wirtschaft ist es ganz normal dass auch mal Leute vor Vertragsbeginn wieder abspringen, weil sie noch ein besseres Angebot bekommen haben. Solange die höflich absagen, sind da auch keine Brücken abgebrochen. Es sollte eigentlich jeder verstehen dass Menschen die für sich beste Entscheidung treffen und keinem Arbeitgeber etwas schuldig sind (jedenfalls nicht vor Vertragsbeginn).

  • Es sollte eigentlich jeder verstehen dass Menschen die für sich beste Entscheidung treffen und keinem Arbeitgeber etwas schuldig sind (jedenfalls nicht vor Vertragsbeginn

    Auch nicht nach Vertragsbeginn. Im Angestelltenverhältnis gibt es Kündigungsfristen und in der Probezeit ist man noch schneller raus.


    Leider haben viele eine komische Beziehung zum Arbeitgeber/Dienstherren. Eine toxische einseitige Beziehung, in der geglaubt wird man sei sehr wichtig für den Vertragspartner. Der Vertragspartner das aber nicht so emotional sieht und es ihm eigentlich völlig egal ist ob einer sich was anderes sucht.

  • Auch nicht nach Vertragsbeginn. Im Angestelltenverhältnis gibt es Kündigungsfristen und in der Probezeit ist man noch schneller raus.

    Ich habe das eingeschränkt, weil es durchaus Konstellationen gibt, in denen man seinem Arbeitgeber bis zu einem gewissen Grad dankbar sein kann. In der Regel ist man dem AG aber wirklich nichts schuldig. Und würde gegenseitig auch sofort entlassen werden, wenn sich an den Plänen des AG etwas ändert.

    • Offizieller Beitrag

    Ich vermiete keine Wohnobjekte, sondern arbeite mit Studis, die Praktikumsverträge unterschreiben und dann sagen ‚und? Wollen Sie mich etwa festhalten?‘, die eine Wohnung mündlich/schriftlich (läuft alles per Mail) bekommen und zusagen (nachweislich!) und dann woandershin gehen und der Vermieter hat einen Geldverlust, weil er jemandem anderen hätte vermieten können.

    Und alles läuft eben nach ‚ich könnte tot umfallen‘ (das hatte ich tatsächlich auch schon als Grund).

    Und diese beliebige/unzuverlässige Haltung zu Absprachen wird an der Uni eindeutig beobachtet. Die no-show-Quote bei kostenlosen (oder ‚am Tag bezahlen‘) Angeboten (Workshops zb) mit vorheriger Anmeldung und eingeschränkter TN-Zahl liegt bei fast 50% seit Corona.

    Ich kann es halt nicht verstehen.


    Es ist aber so: man entscheidet sich eben NICHT für die freie Wirtschaft mit ihrer möglichen Kündigung in der Probezeit, sondern für das Beamtenverhältnis (und in diesem Fall spielt es eine Rolle)

  • Und diese beliebige/unzuverlässige Haltung zu Absprachen wird an der Uni eindeutig beobachtet. Die no-show-Quote bei kostenlosen (oder ‚am Tag bezahlen‘) Angeboten (Workshops zb) mit vorheriger Anmeldung und eingeschränkter TN-Zahl liegt bei fast 50% seit Corona.

    Wundert Dich das ernsthaft? Eine solche Quote hatten wir vor 15 Jahren schon bei den Nachprüfungen am Ende der Sommerferien, wenn es um die Versetzung geht. Damals schon hätten meine Ausbildungslehrer am liebsten 50€ Pfand genommen bei der Anmeldung. Das Geld gibt es zurück, wenn die Schüler die Prüfung antreten.

    Bei unseren Schüleranmeldungen ist es ähnlich. 30% Ausfall zwischen Schulanmeldung und 1. Schultag sind da normal, leider.

  • Okay, das ist natürlich aus deiner Sicht sehr ärgerlich und ich verstehe den Unmut, weil du am arbeitsaufwendigen Ende sitzt. Trotzdem: In einer Zeit des Fachkräftemangels ist es - anders als in den Jahrzehnten vorher - kein Arbeitgebermarkt mehr. Man muss als qualifizierte Fachkraft nicht mehr als Bittsteller auftreten und jeden Morgen Gott danken, eingestellt worden zu sein. Stattdessen schaut man natürlich bei einer entsprechenden Auswahl, was für einen selbst das Beste ist. Das ist in HR-Abteilungen von normalen Unternehmen (also sprich außerhalb der Sonderbubble Schule, im normalen Arbeitsleben) ganz normal. Und das kommt auch in den Köpfen der jungen Menschen an. Selbst die Schulleiter haben mir dazu geraten, beim Einstellungsverfahren nur auf mich zu schauen.


    Durch meine Bewerbungen in verschiedenen Bundesländern kann ich übrigens nur den Kopf schütteln über die generellen Prozedere im Lehrereinstellungsverfahren. Denn die Behörden haben diesen angeblich so großen Mangel ja noch nicht mitbekommen, wenn ich nur lese, in welch abschätzigem Befehlston mit mir als Bewerber in offiziellen Dokumenten kommuniziert wird. Als wären wir noch im Feudalsystem in einer absolut frechen Grundherrenart. Die Zeiten ändern sich und auch die Schulbehörden müssen sich dem Wettbewerb um die Lehrer stellen, und das fängt mit normaler, wertschätzender Kommunikation an. Und mit modernen Arbeitsbedingungen kann sich das System ja nun überhaupt nicht rühmen. Insofern steht hier mein Eigeninteresse über allem anderen.


    Die Stelle an der GS in NRW ist übrigens nicht direkt mit Verbeamtung, sondern erst mit 6-monatigem Tarifbeschäftigungsverhältnis. In dieser Zeit gelten (Gott sei Dank?) die normalen Regeln des Arbeitsrechts. Zweiwöchige, beiderseitige Kündigungsfrist.


    Die Beratung der Gewerkschaft hat Folgendes ergeben (vlt. ganz interessant für andere Bewerber in ähnlicher Situation): Die schriftliche Annahme des Angebots in NRW begründet alleine keinen Arbeitsvertrag / Beschäftigungsverhältnis. Das passiert dann erst am ersten Arbeitstag, entweder durch Unterzeichnung eines Arbeitsvertrags oder der Entgegennahme der Beamtenurkunde (je nachdem, was vorgesehen ist). D.h., ich könnte bis zum 1.8. noch woandershin "durchbrennen".

    Früher stand in dem schriftlichen Planstellenangebot wohl drin, dass man im Falle einer Unterzeichnung und anschließendem Nichtantritt eine Vertragsstrafe von 2500€ Zahlen müsse. Das wurde aber gerichtlich nach einer Klage als sittenwidrig erklärt und dann gekippt (für den Fall, das ältere Kollegen einem was erzählen wollen).

  • Denn die Behörden haben diesen angeblich so großen Mangel ja noch nicht mitbekommen, wenn ich nur lese, in welch abschätzigem Befehlston mit mir als Bewerber in offiziellen Dokumenten kommuniziert wird. Als wären wir noch im Feudalsystem in einer absolut frechen Grundherrenart. Die Zeiten ändern sich und auch die Schulbehörden müssen sich dem Wettbewerb um die Lehrer stellen, und das fängt mit normaler, wertschätzender Kommunikation an.

    Wenn du dich von der Rechts- & Amtssprache so angegriffen fühlst, dann wäre vielleicht ein Job im Ausland besser. Rechts/Amtsdeutsch wird dir im Schulsystem überall in Deutschland begegnen. Daran wird sich auch nichts ändern, weil es da um rechtssichere Kommunikation geht und nicht um psychologische Befindlichkeiten der Kommunikationsbeteiligten.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn du dich von der Rechts- & Amtssprache so angegriffen fühlst, dann wäre vielleicht ein Job im Ausland besser. Rechts/Amtsdeutsch wird dir im Schulsystem überall in Deutschland begegnen. Daran wird sich auch nichts ändern, weil es da um rechtssichere Kommunikation geht und nicht um psychologische Befindlichkeiten der Kommunikationsbeteiligten.

    Völlig richtig. Und ich weiß, wovon ich rede (bzw. schreibe). Aus meiner Zeit in der Behörde durfte ich eben solche Schreiben verfassen, die in der Sache klar zu sein hatten und damit leider nicht das vom Gegenüber gewünschte Maß an Empathie und Verständnis aufweisen konnten.
    Das Problem ist hier in meinen Augen auch weniger das Amtsdeutsch als vielmehr die mitunter völlig absurden Vorstellungen und Erwartungshaltungen derjenigen, die diese Schreiben bekommen.
    "Sie werden versetzt" oder "hiermit ordne ich sie ab" oder "hiermit beurlaube ich Sie" etc. sind ganz normale Beschreibungen für Rechtsakte. Da geht es in der Tat nicht um Befindlichkeiten des Gegenübers.

  • Wenn du dich von der Rechts- & Amtssprache so angegriffen fühlst, dann wäre vielleicht ein Job im Ausland besser. Rechts/Amtsdeutsch wird dir im Schulsystem überall in Deutschland begegnen. Daran wird sich auch nichts ändern, weil es da um rechtssichere Kommunikation geht und nicht um psychologische Befindlichkeiten der Kommunikationsbeteiligten.

    Gut, dann möchte ich aber auch nichts mehr vom Lehrermangel hören, wenn das ja alles so toll und in Ordnung ist. Namhafte Betriebe, Firmen und Konzerne schaffen es komischerweise trotzdem, den Spagat zwischen rechtssicherer und arbeitnehmerfreundlicher Kommunikation zu schlagen. Ich frage mich, weshalb die Behörden der "glorreichen 16" hier eine Ausnahme sein sollten. Gerade, weil das System Schule nicht wirklich mit arbeitnehmerfreundlichen Bedingungen aufwarten kann, erwarte ich eine gewisse Wertschätzung, die eben in einer respektvollen Kommunikation beginnt. So lässt sich im 21. Jhd. eben keiner mehr behandeln.


    Völlig richtig. Und ich weiß, wovon ich rede (bzw. schreibe). Aus meiner Zeit in der Behörde durfte ich eben solche Schreiben verfassen, die in der Sache klar zu sein hatten und damit leider nicht das vom Gegenüber gewünschte Maß an Empathie und Verständnis aufweisen konnten.
    Das Problem ist hier in meinen Augen auch weniger das Amtsdeutsch als vielmehr die mitunter völlig absurden Vorstellungen und Erwartungshaltungen derjenigen, die diese Schreiben bekommen.
    "Sie werden versetzt" oder "hiermit ordne ich sie ab" oder "hiermit beurlaube ich Sie" etc. sind ganz normale Beschreibungen für Rechtsakte. Da geht es in der Tat nicht um Befindlichkeiten des Gegenübers.

    Von solchen Formulierungen rede ich doch nicht einmal. Bei Interesse lade ich mal in anonymisierter Form den Fetzen vom Freistaat hoch, der lediglich den Eingang der Bewerbung bestätigen soll. Da wundert sich der ein oder andere.

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