Adieu Fremdsprachen? – Macht KI dem Fremdsprachenunterricht wertlos?

  • Schwaches Argument. Die meisten Studiengänge benötigen lediglich Englischkenntnisse. Wenn man nicht gerade eine andere Fremdsprache studiert und hierfür natürlich entsprechende Vorkenntnisse vorweisen muss, dann ist oft nur ein Latinum (seltener noch Altgriechisch- oder Hebräischkenntnisse) am Ende des Studiums vorzuweisen. Da haben sich aber die Unis drauf eingestellt und bieten entsprechende Vorbereitungskurse an oder man besucht außeruniversitäre Kurse, die sich auf das Nachholen spezialisiert haben.


    À+

    Wenn es deinen Studienwahl betrifft, ist das ein sehr starkes Argument. Dass sich Unis darauf einstellen ist schon sehr optimistisch formuliert. Im dritten Lateinkurs saßen noch locker 200 Studenten.

    Die englische Sprache wurde durch Französisch extrem aufgewertet, u. a. besteht das gehobene Englisch überwiegend aus französischen Lehnwörtern. Lateinkenntnisse sind für Französisch, Englisch und auch Deutsch sehr hilfreich und da kann man schon herleiten, dass der höchste Schulabschluss diese Sprache beinhalten sollte.

  • Ich bin der Meinung, dass der Anteil der Schüler, die, unabhängig von Fremdsprachen, versuchen, ihre gesamte Schullaufbahn damit verbringen, den geringsten Aufwand zu betreiben, zumindest im Gymnasialzweig stark sinken würde, wenn die Anforderungen, um überhaupt am Gymnasium beschult werden können, stark (!) ansteigen würden. Da kämpft man aber zumindest in NRW gegen Windmühlen. Aktuell habe ich nicht wirklich das Gefühl, dass dieses Thema unter Bildungspolitikern als akutes Problem wahrgenommen wird.

    Ich würde aber mal behaupten, dass du, Chili, derzeit einfach an der falschen Schule bist, an der ein starkes Ressentiment gegenüber dem Unterrichtsfach Französisch zu herrschen scheint, das wiederum dazu führt, dass kaum einer das Fach noch freiwillig in der Sek II belegen möchte. Wie sieht es denn an anderen Schulen in der Umgebung aus? Wäre eine Abordnung/Versetzung an eine Schule mit mehr Französischbedarf eine Möglichkeit?

  • Die englische Sprache wurde durch Französisch extrem aufgewertet, u. a. besteht das gehobene Englisch überwiegend aus französischen Lehnwörtern. Lateinkenntnisse sind für Französisch, Englisch und auch Deutsch sehr hilfreich und da kann man schon herleiten, dass der höchste Schulabschluss diese Sprache beinhalten sollte.

    Mein Prof sagte "fucked up" statt aufgewertet, wenn ich mich richtig erinnere.


    Ich hatte in der Schule sowohl Latein als auch Französisch, nichts davon habe ich aktiv im Englischstudium benötigt. Viel hängen geblieben ist leider auch nichts. Ich halte es für vertretbar, Kenntnisse in diesen Sprachen als Voraussetzung fürs Studium zu kicken. Wer vertieft in Etymologie einsteigen möchte, findet alle wesentlichen Infos, wenn er sie tatsächlich braucht.

    • Offizieller Beitrag

    derzeit einfach an der falschen Schule bist, an der ein starkes Ressentiment gegenüber dem Unterrichtsfach Französisch zu herrschen scheint, das wiederum dazu führt, dass kaum einer das Fach noch freiwillig in der Sek II belegen möchte. Wie sieht es denn an anderen Schulen in der Umgebung aus? Wäre eine Abordnung/Versetzung an eine Schule mit mehr Französischbedarf eine Möglichkeit?

    Soweit ich das überblicke: An keiner der 4 Oberstufen der Stadt gibt es Französisch jenseits der Einführungsphase. Auch nicht kooperativ zwei Schulen zusammen.
    Ist vielleicht natürlich purer Zufall und anekdotisch, es wäre egal, es ist nunmal so.

    Und es ist kein _Ressentiment_. Die SuS wählen Französisch, werfen es wie eine alte Socke und nehmen die nächste Sprache.
    Würde die andere Sprache in der Sek 1 angeboten werden, und Französisch nur in der Sek2, hätte ich volle Kurse.

  • Mein Prof sagte "fucked up" statt aufgewertet, wenn ich mich richtig erinnere.


    Ich hatte in der Schule sowohl Latein als auch Französisch, nichts davon habe ich aktiv im Englischstudium benötigt. Viel hängen geblieben ist leider auch nichts. Ich halte es für vertretbar, Kenntnisse in diesen Sprachen als Voraussetzung fürs Studium zu kicken. Wer vertieft in Etymologie einsteigen möchte, findet alle wesentlichen Infos, wenn er sie tatsächlich braucht.

    Da wollte er hoffentlich nur mal kurz lustig sein bzw. die englisch-französische Rivalität ausleben.

    Ich bin nicht sicher, ob der Ansatz nur noch das zu lernen, was "verwertbar" ist, noch als Bildung durchgeht.

  • chilipaprika : Ist es bei euch üblich, eine 2. Fremdsprache in der Sek II durch eine andere 2. Fremdsprache zu "tauschen"? Bei uns wählen die allerallermeisten Schüler eine neueinsetzende 2. Fremdsprache, wenn sie in der Sek I keine hatten. Ich kann jetzt aus der Ferne schlecht einschätzen, ob das ein NRW-Phänomen ist oder eher eines deines erweiterte Einzugsgebiets.

    Bei uns hat Französisch kein derart schlechtes Image. Im Vergleich kommt da manch eine Naturwissenschaft deutlich schlechter weg.

    • Offizieller Beitrag

    chilipaprika : Ist es bei euch üblich, eine 2. Fremdsprache in der Sek II durch eine andere 2. Fremdsprache zu "tauschen"? Bei uns wählen die allerallermeisten Schüler eine neueinsetzende 2. Fremdsprache, wenn sie in der Sek I keine hatten. Ich kann jetzt aus der Ferne schlecht einschätzen, ob das ein NRW-Phänomen ist oder eher eines deines erweiterte Einzugsgebiets.

    Bei uns hat Französisch kein derart schlechtes Image. Im Vergleich kommt da manch eine Naturwissenschaft deutlich schlechter weg.

    Ich habe keine Zahlen aus NRW, nur meine Stadt und Gespräche mit vereinzelten Menschen in anderen Städten.
    Es ist nicht ÜBLICH, die 2. Fremdsprache zu tauschen.
    Aber: viele wählen sowieso grundsätzlich ab (naturwissenschaftlicher Schwerpunkt).
    Und diejenigen, die keinen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt haben, sind nicht unbedingt gut in einer Fremdsprache. Also muss eine neue her.

    Und die meisten (!!!) guten Französisch-Schüler*innen sind gut in Allem. Bis sehr gut. Also: aus den wenigen guten wählt die Hälfte (oder mehr) den naturwissenschaftlichen Schwerpunkt, die andere Hälfte ist vielleicht (!) traurig, wenn der sprachliche Schwerpunkt nicht zustande kommt, aber mein Gott, es ist ja auch nur ein Fach unter Vielen.

    Es hat sicher mit den Belegungsbedingungen in der Oberstufe zu tun. Es ist für viele einfacher Mathe (belegt eh jede*r) und eine NaWi schriftlich zu belegen, eine zweite Nawi mündlich, als eine Fremdsprache schriftlich (und dann eine NaWi mündlich).

  • chilipaprika : Dann hat das bei euch in der Tat viel mit dem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt zu tun. Wir haben natürlich auch ein paar passionierte Naturwissenschaftler, aber gleichzeitig sind in jedem Abijahrgang immer ein paar SchülerInnen, die ganz dankbar sind, das Abitur mit Schwerpunkt im sprachlichen Bereich absolvieren zu können.

  • Dass man Privat- und Strafrecht nicht unterscheiden kann, seinen ersten Arbeitsvertrag nicht mal im Ansatz versteht, nicht versteht, wie BAföG oder Sozialabgaben funktionieren und das Internet für Magie hält, ist egal. Hauptsache, man hat ein bisschen Französisch gelernt, das man nie wieder benutzt und an dem man gar kein Interesse hat.

    Was möchtest du damit sagen, dass Gemeinschaftskunde (oder Synonym) mehr Stunden braucht? Ich hänge mal einen Ausschnitt Klasse 9, Sachsen, Gym GK/Recht/Wirtschaft an.


    Das Thema interessiert zwar in dem Alter niemanden, aber gemacht wird es durchaus. Ich sehe einfach nicht den Untergang des Abendlandes, weil in Klasse 7-10 Französisch oder Spanisch zusätzlich unterrichtet wird.

  • Was möchtest du damit sagen, dass Gemeinschaftskunde (oder Synonym) mehr Stunden braucht?

    Ich habe ausführlich beschrieben, welche Fächer wichtiger sind, als eine zweite Fremdsprache. Das erkläre ich nicht noch einmal.

    Zitat

    Ich sehe einfach nicht den Untergang des Abendlandes, weil in Klasse 7-10 Französisch oder Spanisch zusätzlich unterrichtet wird.

    Ich bin gerade nicht sicher, ob du hier nicht einfach nur trollen willst. Die gesamte Diskussion scheint irgendwie an dir vorbei zu gehen. 😅

  • Wenn es deinen Studienwahl betrifft, ist das ein sehr starkes Argument. Dass sich Unis darauf einstellen ist schon sehr optimistisch formuliert. Im dritten Lateinkurs saßen noch locker 200 Studenten.

    Wie ich schon bemerkte, ist Latein an der Uni Hamburg nur noch Zulassungsvoraussetzung in den Studiengängen der Theologie und Geschichte. Damit ist nur noch ein kleiner Teil der Studierenden betroffen (von denen einige unter Umständen sogar schon Latein in der Schule hatten).


    Die englische Sprache wurde durch Französisch extrem aufgewertet, u. a. besteht das gehobene Englisch überwiegend aus französischen Lehnwörtern.

    Böser Seitenhieb auf die englische Sprache, ist es nicht? ;)


    Lateinkenntnisse sind für Französisch, Englisch und auch Deutsch sehr hilfreich und da kann man schon herleiten, dass der höchste Schulabschluss diese Sprache beinhalten sollte.

    Also ich habe mein Latinum an der Uni nachgeholt und kann sagen: Nö. Wenn man Latein lernt, dann erfährt man etwas über die lateinische Sprache (die wirklich toll ist) und setzt sich mit altrömischer Geschichte und Kultur auseinander (was wirklich cool ist) (und schnappt eventuell noch ein paar neulateinische Phrasen auf). Klar lernt man dabei, dass ein paar Wörter der deutschen und englischen und französischen Sprache ihren Ursprung in Latein haben. Die Syntax ist aber komplett anders, germanisch eben.


    À+

  • Nur ein kurzer Einwurf, weil bei mir durch die Diskussion hier und a äuch in anderen Threads grade der Eindruck erweckt wird, dass die KI bald alles selbst macht:


    Euch ist schon klar, dass die KI von Menschen programmiert und mit menschlichen geistigen Ergüsse gefüttert wird?

    Also so ein bisschen was muss man schon lernen. Und da wäre es doch sehr sinnvoll, wenn man sich nicht damit abquälen müsste, was man nicht kann, sondern da noch mehr lernt, worin man talentiert ist. Insofern wäre ein größerer Wahlpflichtbereich vielleicht sehr sinnvoll.


    Just my two cents.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

    • Offizieller Beitrag

    Dir ist schon klar, dass dies für die ganze Technik gilt? Trotzdem brauchen 99% der Menschen nicht die Hintergründe der Programmierung von XY zu durchschauen, der Taschenrechner lässt sich auch für sehr hohe Zahlen nutzen, wenn man nur das 1*1 selbst kann, in vielen Berufen erlernt man grundsätzlich nur die Basics hinter der Nutzung von Maschinen und Programmen, wäre aber nicht in der Lage, es selbst zu machen...
    Die KI wird ja nicht von mir gefüttert, es ist für mich als Nutzerin irrelevant, wie die KI trainiert wird, welche neuronalen Netze in das Programmieren bzw. Trainingsprogramm eingepflegt werden, usw.. ich weiß nur, dass ich mich darauf verlassen kann, dass das und das klappt.
    Und wer schon eine Fremdsprache (hier: Englisch) gelernt hat, wäre in der Lage zu verstehen, dass eine KI die Kompetenz haben muss, das Geschriebene zu verstehen und dann mit allen Zwischentönen wiederzugeben.

    • Offizieller Beitrag

    und es ist/wird auch Aufgabe der Schule sein, genau das den Schüler*innen klar zu machen: den Umgang mit Technik zu schulen.
    Und trotzdem werden Leute weiterhin Französisch oder Spanisch studieren, genauso wie es jetzt Menschen gibt, die Japanisch, Bambara oder Guarani lernen, obwohl sie damit keinen Kontakt in der Schule hatten.

  • Dir ist schon klar, dass dies für die ganze Technik gilt? Trotzdem brauchen 99% der Menschen nicht die Hintergründe der Programmierung von XY zu durchschauen, der Taschenrechner lässt sich auch für sehr hohe Zahlen nutzen, wenn man nur das 1*1 selbst kann, in vielen Berufen erlernt man grundsätzlich nur die Basics hinter der Nutzung von Maschinen und Programmen, wäre aber nicht in der Lage, es selbst zu machen...
    Die KI wird ja nicht von mir gefüttert, es ist für mich als Nutzerin irrelevant, wie die KI trainiert wird, welche neuronalen Netze in das Programmieren bzw. Trainingsprogramm eingepflegt werden, usw.. ich weiß nur, dass ich mich darauf verlassen kann, dass das und das klappt.
    Und wer schon eine Fremdsprache (hier: Englisch) gelernt hat, wäre in der Lage zu verstehen, dass eine KI die Kompetenz haben muss, das Geschriebene zu verstehen und dann mit allen Zwischentönen wiederzugeben.

    Ich fürchte, dass du meinen Beitrag völlig missverstandne hast.

    Ich rede nicht von dir als Lehrkraft, sondern von den angehenden Fachkräften (deinen Schüler*innen), die möglicherweise in dem Bereich (Entwicklung intelligenter Systeme) tätig werden möchten. Diese brauchen andere Voraussetzungen für hr Studium, als jemand, der Journalist*in werden möchte. Daher der Hinweis , dass mehr Wahlfreiheit in den Fächern mMn sinnvoll wäre.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Was möchtest du damit sagen, dass Gemeinschaftskunde (oder Synonym) mehr Stunden braucht? Ich hänge mal einen Ausschnitt Klasse 9, Sachsen, Gym GK/Recht/Wirtschaft an. Das Thema interessiert zwar in dem Alter niemanden, aber gemacht wird es durchaus.

    Für den kompletten Bereich "Recht" , der zugegeben überhaupt Raum findet, stehen bei euch über alle Jahrgänge von 7 bis 12 hinweg genau 25 Unterrichtsstunden im Jahrgang 9 zur Verfügung. Man muss echt nicht so tun, als könnte da mehr erfolgen als eine grobe Übersicht über bürgerliches Recht und Strafrecht.


    Ich sehe einfach nicht den Untergang des Abendlandes, weil in Klasse 7-10 Französisch oder Spanisch zusätzlich unterrichtet wird.

    Nein, das Abendland wird sicher nicht untergehen, weil Schüler eine 2. Fremdsprache erlernen. Dass Deutschland (und eigentlich Europa insgesamt) nicht mehr wettbewerbsfähig ist und in entscheidenden Schlüsselbereichen den Anschluss verliert, ist hingegen kein Geheimnis. Und zum Gegensteuern wären andere Bildungsinhalte als eine 2. Fremdsprache auf Basisniveau vermutlich sinnvoller.

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