Hefte versus Ordner

  • Hallo zusammen,


    in meiner Schulzeit verwendeten die meisten bis zur 8. oder 9. Jahrgangsstufe Hefte, dann gingen viele zu Ordnern über (die dicken Aktenordner mit dem Metalhebel, meist nach Fächern/Kursen mit Trennblättern sortiert). Dass man bei jüngeren Kindern noch genau die Lineaturen, Heftformate und Einbände vorgibt, erscheint mir sinnvoll.


    Ich unterrichte derzeit vor allem in 7. und 8. Klassen. Eine halbwegs ordentliche Heftführung, die richtige Reihenfolge von Einträgen, das Nachtragen fehlender Einträge, ...das sind so Dauerbaustellen bei einigen Schülerinnen und Schüler. Manche Familien schaffen es auch Wochen nicht, dass die Kinder ihre Hefte in die Schule mitbringen.


    Dass oft jedes Jahr Berge von Plastik für Einbände, Schnellhefter, etc. angeschafft werden müssen, ist nochmal ein Thema für sich. Der "Schwund" und die tägliche Beanspruchung ist so hoch, dass nicht selten zwei bis dreimal der gleiche Hefter nachgekauft werden muss.


    Lange Rede, gar kein Sinn: Sollte ich in meiner 8. Klasse pauschal Ordner mit Trennbllättern führen lassen?


    Pro:

    + "Ich hab mein Heft vergessen" wird hoffentlich kein tägliches Thema mehr sein

    + Weniger Plastikmüll

    + Weniger Einkaufsstress für Eltern

    + Unsereins hat die Ordner damals gestaltet - wahlweise mit 50-Cent-Albumcovern, Twilight-Edward oder 2-Fast-2-Furious-Autos.

    - ?


    Contra:

    - Wird mit der Zeit schwer --> Ausheften zu Hause?

    - Wenn verloren/Wasserschaden, dann ist gleich alles weg

    - Einsammeln zum Korrigieren ist bei losen Blättern schwierig

    - ?

    • Offizieller Beitrag

    mein erster Gedanke, ehrlich?

    "Ich hab mein Heft vergessen"-Kinder dürfen NIE im Leben einen Ordner (als "Belohnung") bekommen.
    Wer sein Heft vergisst, muss nachweisen, dass er alles nachgetragen hat. Einen Ordner führen zu dürfen muss man sich mehr oder weniger verdienen.

    "Oh ich habe meinen Ordner vergessen, kein Problem, ich werde das Blatt einfügen"

    "oh der Ordner bleibt zu Hause, aber ich ordne es zu Hause" (dass ich nicht lache)

    Noch mehr Verschwendung, weil die meisten Kids immer ein neues Blatt pro Stunde nehmen (weil auch oft das alte Blatt fehlt...

  • Also ich habe in meiner Schulzeit (und Studienzeit) seit etwa 8./9. Klasse eigentlich nur noch einen Collegeblock verwendet, wo ich alles an Blättern mehr oder weniger einfach reingeschmissen habe. :zahnluecke:


    Ich denke mir auch, wenn man es in der achten Klasse nicht fertig bringt, sein Zeug für sich selbst anständig zu ordnen und dabei zu haben, dann hat man einfach Pech gehabt. Man kann ja nicht jedem seinen A. hinterher tragen.


    Ist das bei euch ein so großes Problem bzw. wird der Unterricht dadurch maßgeblich behindert? Denn auf Einzelfälle würde ich da keine Rücksicht nehmen.

  • Mach’ doch digital. Alles iPad.

    Auch hier braucht man ja Ordnung, sonst kann auch schnell der Desktop eines iPads zum völligen Chaos mutieren. Das verschwundene Arbeitsblatt ist hier "Ich habe es irgendwo abgespeichert, finde es aber nicht mehr.".

    Außerdem kann auch bei einem iPad die Flasche mit Apfelschorle auslaufen und dann ist die Hardware im besten Fall verklebt, im schlechtesten Fall dahin. Ich habe in meiner Schulzeit durchaus mehrfach pokern müssen, ob die Lehrbuchausleihe meine Lehrbücher zum Ende des Schuljahres wieder zurücknimmt.


    Die übergeordeten Themen wie Ordnung und Sorgfalt sind unabgängig von Medium.

  • Weil das iPad alles zeitnah in die Cloud sichert, sofern es das Schul-WLAN zulässt?


    Sofern die Dateien entsprechend benannt sind, sollte man diese tatsächlich leicht auf dem Gerät (wieder-)finden können - egal wie schlimm die Ordnung dort ist.


    Aber ist nicht die Vorstellung, dass man jede Klasse (an einer Mittelschule in unbekanntem Bundesland) einfach mal so mit iPads ausstatten kann, etwas merkwürdig?

  • Ich habe es so verstanden: Die digitale Mappenführung gehört eingeübt. Ansonsten hat man z. B. bei Goodnotes zig unbenannte Dokumente. In dem Sinne scheint der chaotische Desktop als chaotische Oberfläche gemeint… Korrigiert mich ansonsten.

  • Sofern die Dateien entsprechend benannt sind, sollte man diese tatsächlich leicht auf dem Gerät (wieder-)finden können - egal wie schlimm die Ordnung dort ist.

    Das setzt voraus, dass man sich als Nutzer erst einmal eine gewisse Grundstruktur überlegt, bei der man Inhalte sinnvoll ablegt, um sie bei Bedarf schnell wiederfinden zu können. Ist der einzige Gedanke "Hauptsache mal schnell irgendwo abgelegt!", ist binnen weniger Wochen Chaos und man findet nichts mehr.


    Klukski: Gibt letztendlich ganz viele Möglichkeiten, Durcheinander zu generieren: Dokument unbenannt oder so benannt, dass man es nicht wieder findet, im falschen Ordner abgespeichert, Dokumentenname überschrieben, Dokument am Ende doch nicht abgespeichert (Das ist mir selbst schon sehr oft passiert.), falsches Dateiformat gewählt. Wer generell chaotisch ist, findet immer Wege, dass die Materialien im Chaos enden, unabhängig vom Medium.

  • Danke für die ersten Beiträge.


    Über Tablets und digitales Arbeiten brauchen wir nicht diskutieren. Ich habe nicht mal ein Dienstgerät, die Schüler erst recht nicht, WLAN gibt es nicht.


    Wir reden konkret von einer Mittelschule im Brennpunktviertel einer bayerischen Großstadt. Ausstattung von 1980 oder älter.


    Fehlende Hefteinträge einzufordern führt bei manchen Schülern zu einem Rattenschwanz an Nacharbeitsstunden, Elterngesprächen, Telefonaten mit dem Jugendamt, ... ohne dass sich notwendigerweise im Laufe eines kompletten Schuljahres etwas ändert. Schüler erscheinen über Wochen und Monate ohne Material, die Eltern - wenn erreichbar und des Deutschen mächtig - versichern, darauf ein Auge zu haben. Selten mit gewünschtem Erfolg.

  • Unsere Klientel ist ähnlich, ich gebe daher kaum noch Hausaufgaben und jede*r Schüler*in hat die Möglichkeit, sein/ihr Material in der Schule zu lassen. Ob sie einzelne Hefter nutzen, oder alles in einen Leitz-Ordner packen macht null Unterschied. Wer seinen Kram nicht beieinander hat und nichts sortiert bekommt, tut das auch nicht mit größeren Gebinden. Probiers also einfach aus und gucke, wem das was nützt oder auch nicht.


    Edit: falls du das meinst: Ordner für jedes Fach mit Trennblättern funktionieren nicht besser als Schnellhefter! Vor allem, wenn sie mit nach Hause gehen. Auch das Schreiben in diesen Ordnern ist nicht hilfreich. Dann lieber gleich in großen Ordner heften und in der Schule lassen.

  • Wie auch immer. Digital geht alles besser. Ist doch klar.


    Genau, und die SuS werden dann auch automatisch schlauer. Diesen Wunschtraum haben scheinbar tatsächlich manche Leute in der Politik usw.



    Das setzt voraus, dass man sich als Nutzer erst einmal eine gewisse Grundstruktur überlegt, bei der man Inhalte sinnvoll ablegt, um sie bei Bedarf schnell wiederfinden zu können.


    Also eigentlich reicht es schon aus, wenn sich der Lehrer einen entsprechenden Dateinamen überlegt. Dann kann die Datei schnell wiedergefunden werden, und mag es noch so chaotisch auf dem Endgerät des Schülers aussehen.



    jede*r Schüler*in hat die Möglichkeit, sein/ihr Material in der Schule zu lassen.


    Das wäre jetzt auch meine Idee gewesen. Kenne ich sonst eigentlich nur von den frühen Jahrgängen, aber wenn es da solche Probleme gibt, könnte man das schon mal andenken.

  • Da sind die Nutzer unterschiedlich. Ich mache mich an freien Tagen gerne mal daran, E-Mails, What's App-Nachrichten und Dateien auf dem PC zu sortieren oder auch zu löschen, weil ich oft mal irgendetwas auf die Schnelle irgendwo ablege und dann ist nach Monaten heilloses Chaos. Ich gebe aber auch zu, dass ich gerade an meinem Schreibtisch sitze und der wie Kraut und Rüben aussieht, also ist das, wie zuvor beschrieben, unabhängig vom Medium, sondern eher eine generelle Sache der Persönlichkeit.

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