Schlechter Unterrichtsbesuch im Studium

  • Hallo, ich melde mich mal mit einem Thema, wozu sich leider kaum was finden lässt. Ich bin Lehramtsstudentin für Deutsch / Kunst LA Gym und studiere an der Uni Greifswald auf Staatsexamen. Ich komme jetzt ins 7. Semester und habe erst einmal eine SPÜ in Kunst als Projektwoche geleitet. Damals habe ich zum Großteil gutes Feedback bekommen und die Kritikpunkte, ich würde zu viele Modalsätze verwenden und Füllwörter, habe ich versucht die nächste Stunde umzusetzen.


    Jetzt bin ich gerade im ersten Schulpraktikum (eig. Nur Hospitation) an einer privaten Gesamtschule mit integrieten Gymnasium und habe freiwillig ein Stundenthema übernommen in Deutsch. Der betreuende Deutschlehrer hatte mir dies angeboten. Ich habe dann sein Material bekommen und die Stunde schonmal in einer 8. Klasse gehört und mir Notizen gemacht. Kurz in der Pause habe ich nochmal die Aufgaben durchgesprochen und meinen Stundeneinstieg erzählt, daraufhin forderte der Lehrer, ich solle doch eine Grammatik oder Rechtschreibkontrolle vorher durchführen mündlich, wie er es auch immer macht. Da ich dies nicht geplant hatte, dachte ich mir schnell in der Pause was aus spontan. Natürlich war der Einstieg sehr holprig, von den Schülern kamen keine Beiträge und ich hielt mich viel zu lang auf. Das habe ich selbst schon gemerkt, wusste aber nicht wie ich aus der Situation gut rauskomme. Dann hatte ich leider schon in der Vorbereitung einen Fehler (habe im Satz; "fröhlich pfeifend" das Wort pfeifend als Adjektiv erklärt :/ ungünstig ich weiß). Der Rest verlief gut und ich hatte auch ein gutes Gefühl, nur leider hat der hospitierende Lehrer an dem Unterricht so viel kritisiert, dass ich mich frage, ob ich überhaupt eine gute Lehrkraft sein kann. Ich weiß, dass es quasi noch um nichts geht, aber trotzdem hat mich das sehr geschockt und ich konnte das nur schlucken. Er hat u.a. auch bemängelt, dass ich die Schüler, welche sich nicht gemeldet haben nicht aufgerufen habe, da diese ja trotzdem gute Beiträge hätten (bin seit 2 Wochen in der Schule und kenne kaum überhaupt die Namen) und ich sollte mich in den Arbeitsphasen hinsetzen und nicht zu den Schülern aktiv hingehen (dabei haben wir das genau umgedreht in der SPÜ gelernt). Ich weiß grade nicht was ich machen soll. Ich würde gerne noch eine Stunde halten, um zu zeigen dass ich die Kritik annehmen kann, aber habe Angst, dass der Lehrer das jetzt nicht mehr will.


    Wie seht ihr das? Hattet ihr auch solche Phasen schon im Studium? Und wie soll das erst im Ref werden? Habe echt Schiss jetzt. :(

    • Offizieller Beitrag

    Appellohr ausschalten, Sachohr einschalten.

    Du hast zu wenig SuS einbezogen? Es ist ein Fakt, es wird dir rückgemeldet, jetzt lernst du daraus (und es wird noch sehr viele Stunden dauern.)
    Du warst zu präsent und hibbelig/in Bewegung? Es ist ein Fakt, es wird dir rückgemeldet, jetzt lernst du daraus (und auch das wird noch sehr viele Stunden dauern)


    und so weiter...
    Vielleicht hat der Lehrer zu wenig positives Feedback genannt, vielleicht hast du nur das negative gehört?

    Du bist im Studium, es ist deine erste Stunde, es wäre vielleicht vermessen (von dir selbst, vom Lehrer) zu erwarten, dass du fehlerfrei unterrichtest, oder?

    Also: Mutig sein, auf den Lehrer hingehen und GENAU das sagen: du möchtest gerne noch mal eine Stunde halten, um genau das umzusetzen (1-2 Punkte aussuchen, MEHR NICHT!), er soll das auch beobachten und dir dann konstruktive Kritik formulieren.

  • Leider übertreiben es die ein oder anderen mit ihrem "Feedback" bzw. wissen überhaupt nicht, was gutes Feedback überhaupt ist. Dieses "Zerrupfen" von Unterrichtsstunden ist leider weit verbreitet, aber keinesfalls sinnvoll. Des Weiteren muss natürlich auch miteinbezogen werden, wem man da Feedback gibt. Einem Praktikanten gebe ich bsw. ganz anderes Feedback als einem Referendar, der schon ein gutes Jahr dabei ist.


    Die Erwartungen, die er an dich gestellt hat, sind zu hoch. Das Ziel soll ja sein, dass man selbstsicherer wird, aber auch zugleich die Gelegenheit bekommt, in zukünftigen Stunden Fehler zu vermeiden, die man zuvor gemacht hat.


    Deine Erfahrungen an der Schule sagen nichts über deine Eignung als Lehrkraft aus.

  • Erstmal Kopf hoch, du bist noch am Anfang und wirst noch einiges lernen.

    Ich kann dir natürlich keine Ferndiagnose geben, ob du für den Lehrerberuf geeignet bist, möchte dir aber Mut machen, dass du dich noch entwickeln wirst.


    Zur Kritik:

    1. Mit vorgefertigten Stunden von Kollegen kann ich (auch) wenig anfangen.

    2. Für Türschwellendidaktik braucht man Erfahrung, ggf schon fertiges Material und die Nerven dafür. Das hat nicht jeder von Beginn an.

    3. "damit hielt ich mich zu lange auf" - Zeitmanagement ist trainierbar und man lernt den Zeitaufwand für Unterrichtsphasen besser einzuschätzen. Mal nebenbei: Ich habe manchmal Trödelphasen - na und?

    4. "aus der Situation rauskommen" - Lernt man im Laufe der Jahre.

    5. Fachliche Flüchtigkeitsfehler: Ich habe mich vor ein paar Jahren bei irgendwas mal 1 verrechnet - Shit happens. Fehler passieren. Dann stellt man sie einfach richtig und fertig.

    6. Hinsetzen oder umhergehen? - Der Lehrer stört den Unterricht 😉🤣. Es gibt für beides Gründe, was man in der Situation abschätzen muss. Lernst du noch.


    Du schaffst das :rose:

  • Versteh' mal die Rückmeldung bzgl. des Aufrufens und Herumlaufens nicht als "Kritik", sondern Tipps für's nächste Mal.
    Das sind Kleinigkeiten, die Du sehr leicht lernen wirst.

    Für jmd., der eigentlich nur hospitieren soll, ist das m.E. ein gutes Ergebnis. Jetzt geht es doch erst mal darum, ob Du überhaupt "vor einer Klasse stehen" kannst und man Dich auf die Menschheit loslassen kann. Danach kommt dann das eigentliche unterrichten können, das man nicht mitbringt, sondern durch Üben erlernen muss.
    (Nur über das Adverb solltest Du Dich m.E. ärgern, falls Dir das während des Unterrichts nicht selbst aufgefallen ist.)


    Dass Dir der betreuende Deutschlehrer das Unterrichten und auch noch seine Stunde, die Du davor in einer anderen Klasse anschauen konntest, angeboten hat und Dir danach eine ausführliche Rückmeldung gegeben hat, finde ich toll.
    Ich vermute ganz stark, dass er Dich sehr gerne nochmal unterrichten lassen wird.
    Evt. magst Du ihm auch mitteilen, dass Dich seine Rückmeldung verunsichert hat.

  • Wie seht ihr das?

    Dass du dir angewöhnen solltest, dir weniger Gedanken zu machen. Die Inhalte der Kritik sind total normal und die hätte man sich an dieser Stelle alle sparen können. Die erste Stunde ist dafür da, sich vor der Tafel gut zu fühlen. Und einem blutigen Anfänger 5 min vorher zu sagen "mach doch mal das und das" ist einfach nur unprofessionell.

  • Durchatmen, dann anschauen was du Positives aus dem Feedback mitnimmst und dann schauen, welche Kritikpunkte du die für das nächste Mal anschauen willst. Am Anfang lege lernst du erstmal, das wird besser!


    Und vergiss dich nicht im Geokeller oder der Kiste mal zu entspannen 😊

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Ein Partizip als Wortart
    Als Satzteil ein Modaladverb

    Ich kenne keine Grammatik, die Partizip als Wortart aufzählt.


    Adverben sind Wortarten, aber keine Satzteile. Das wären Adverbiale.

  • habe im Satz; "fröhlich pfeifend" das Wort pfeifend als Adjektiv erklärt

    "fröhlich pfeifend" ist kein Satz.

    "pfeifend" scheint hier ein PPA zu sein, das adverbial verwendet wird.
    "fröhlich" ist ein Adjektiv, das attributiv zum Adverbial "pfeifend" verwendet wird.


    3 LoLs > 3+n Erklärungsansätze

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • "fröhlich pfeifend" ist kein Satz.

    "pfeifend" scheint hier ein PPA zu sein, das adverbial verwendet wird.
    "fröhlich" ist ein Adjektiv, das attributiv zum Adverbial "pfeifend" verwendet wird.


    3 LoLs > 3+n Erklärungsansätze

    Dass pfeifend ein Partizip Präsens / Präsenspartizip / Partizip I / ... ist, wird wohl niemand bestreiten. Das ist aber in den gängigen Grammatiken des Deutschen keine eigene Wortart und es wäre auch schwierig, hier eine eigene Wortart zu rechtfertigen. Der Satzgliedwert lässt sich hier aber nicht feststellen, dafür enthält fröhlich pfeifend zu wenig Informationen. Eine adverbiale Verwendung liegt nahe, grundsätzlich wäre aber auch eine prädikative Verwendung denkbar.

  • update:

    Vielen Dank für die hilfreichen Antworten. Mir ging es schon viel besser am Wochenende :). Habe ihn heute nochmal reflektiert angesprochen und ich darf nächste Woche Freitag nochmal in der gleichen Klasse eine Stunde halten. Er war auch heute entgegenkommender und hat nochmal gesagt, dass die Stunde gut lief.

    LG

  • Das Partizip ist ein substantiviertes Verb, also eine Wortart. Das Adverb ist als Satzteil eine adverbiale Bestimmung.

    Bitte die entsprechende Grammatik nennen, in der Partizip als Wortart aufgeführt wird. Darüber hinaus sehe ich wirklich nicht, wo pfeifend substantiviert ist.

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