Alltag in inklusiven Schulen

  • Hallo,

    mich würde mal interessieren, ob jemand von euch an einer inklusiven Schule tätig ist und wie es dort so läuft? Aufgrund des Personalmangels stell ich mir das sehr schwierwig vor. Wie sind die strukturen aufgebaut, wie läuft der Alltag a, was funktioniert gut, was könnte verbessert werden?

    Ich überlege mich auch an einer inklusiven Schule zu bewerben und frage mich, wie sich inwiefern das von einer Regelschule unterscheidet.

    Freundliche Grüße :rose:

  • Vermutlich hast du Recht. Mich irritiert die Unterscheidung "inklusive Schule" vs. "Regelschule" sehr. Hier in NDS ist inzwischen jede Schule gleichzeitig auch inklusive Schule in dem Sinne, dass sie grundsätzlich auch Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf in allen Jahrgängen von 1-13 offen stehen.

  • Ich überlege mich auch an einer inklusiven Schule zu bewerben und frage mich, wie sich inwiefern das von einer Regelschule unterscheidet.

    Jede „inklusive Schule“ ist eine Regelschule, insofern gibt es keinen generellen Unterschied. Nenn dein Bundesland und die Schulart, um die es dir geht, formuliert gezielte Fragen zu denen du dir Antworten aus der Praxis erhoffst, dann ist es unter Umständen möglich, dir auch tatsächlich weiterzuhelfen mit passenden Informationen zu Vorgehensweisen und inklusiven Settings in deinem Bundesland und an deiner Zielschulart.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • In Niedersachsen ist jede Schule mittlerweile eine inklusive Schule. Insofern verstehe ich die Frage nicht. Es läuft, aber von zufriedenstellend sind wir weit entfernt. Das liegt daran, dass nicht genügend personelle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. An niedersächsischen Grundschulen gibt es nur eine Grundversorgung in Höhe von 2 Stunden pro Klasse, die nach dem Gießkannenprinzip vergeben werden, unabhängig davon, wieviele Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf tatsächlich die Schule besuchen. Egal, ob 2 oder 20 - die Grundversorgung ist überall gleich. Das ist natürlich schlecht, aber geändert wird es auch nicht.

  • Ich dachte schon, nur mich verwirrt es so, denn ja, wir sind Regel-Grundschule und trotzdem inklusiv und zwar sowohl für körperliche als auch geistige Einschränkungen (weil ein Teil der Klassenräume ebenerdig gebaut ist)

  • Zum Unterschied kann ich gar nichts mehr sagen. Wir sind schon so lange in der Inklusion, dass mir das nicht mehr wirklich präsent ist.


    Was könnte verbessert werden?

    • Mehr Sonderpädagogen
    • Verlagsmaterialien sollten generell auch Lernen-Material beinhalten
    • Infrastruktur für ESE-Schüler (Auszeiträume, Kopfhörer, etc.)
    • Kleinere Klassen. Deckelung auf 27 ist noch zu viel, bei nur sporadischer Teambesetzung.


    Was mir generell auffällt ist, dass es einen deutlichen Ressourcenunterschied bei der technischen Ausstattung zwischen den Förderschwerpunkten gibt.

    Für KME, Sehen und Hören bekommen wir die nötigen Hilfsmittel, für Lernen, ESE und GE nicht.

    Vermutlich liegt das daran, dass bei KME, Sehen und Hören viel über die Krankenkasse läuft.

  • Jede „inklusive Schule“ ist eine Regelschule, insofern gibt es keinen generellen Unterschied. Nenn dein Bundesland und die Schulart, um die es dir geht, formuliert gezielte Fragen zu denen du dir Antworten aus der Praxis erhoffst, dann ist es unter Umständen möglich, dir auch tatsächlich weiterzuhelfen mit passenden Informationen zu Vorgehensweisen und inklusiven Settings in deinem Bundesland und an deiner Zielschulart.

    Danke für den Hinweis! Ich habe gar nicht an den Unterschied der Bundesländer gedacht, dumm von mir. Ich wohne in Bayern und würde gerne etwas von Erfahrungen zu Mittelschulen mit einem inklusiven Profil erfahren :)

  • Danke für den Hinweis! Ich habe gar nicht an den Unterschied der Bundesländer gedacht, dumm von mir. Ich wohne in Bayern und würde gerne etwas von Erfahrungen zu Mittelschulen mit einem inklusiven Profil erfahren :)

    Was genau meinst du mit einem „inklusivem Profil“? Ist das etwas typisch bayrisches, dass das ein spezielles Profil wäre, wie ein Sprachzug an einer Schule ( fossi74 oder auch Gruenfink ?)?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ja genau, in Bayern wird zwischen Regelschulen und Schulen mit dem Profil "Inklusion" unterschieden.

    Liest sich für mich kurios. Findet an Schulen ohne dieses Profil dann keinerlei Inklusion statt? Was genau bedeutet dieses Profil abgesehen davon, dass man zieldifferent beschulte SuS an der Schule hat? Bekommen Schulen mit dem Profil mehr Gelder? Haben diese einen anderen Personalschlüssel?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Liest sich für mich kurios. Findet an Schulen ohne dieses Profil dann keinerlei Inklusion statt? Was genau bedeutet dieses Profil abgesehen davon, dass man zieldifferent beschulte SuS an der Schule hat? Bekommen Schulen mit dem Profil mehr Gelder? Haben diese einen anderen Personalschlüssel

    In Schulen mit dem Profil "Inklusion" sind die Lehrkräfte für Sonderpädagogik in das Lehrerkollegium der allgemeinen Schule mit eingebunden und das gemeinsame Lernen wird in einem multiprofessionellen Team gemeinsam gestaltet. Aber da ich mich da auch nicht so gut auskenne, habe ich die Frage gestellt, wie das genau abläuft, was die Unterschiede im Alltag sind und so :grimmig:

  • Vermutlich hast du Recht. Mich irritiert die Unterscheidung "inklusive Schule" vs. "Regelschule" sehr. Hier in NDS ist inzwischen jede Schule gleichzeitig auch inklusive Schule in dem Sinne, dass sie grundsätzlich auch Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf in allen Jahrgängen von 1-13 offen stehen.

    Österreich im Prinzip auch.

  • Hallo,

    mich würde mal interessieren, ob jemand von euch an einer inklusiven Schule tätig ist und wie es dort so läuft? Aufgrund des Personalmangels stell ich mir das sehr schwierwig vor. Wie sind die strukturen aufgebaut, wie läuft der Alltag a, was funktioniert gut, was könnte verbessert werden?

    Ich überlege mich auch an einer inklusiven Schule zu bewerben und frage mich, wie sich inwiefern das von einer Regelschule unterscheidet.

    Freundliche Grüße :rose:

    Bist du Sonderpädagogin oder Grundschullehrerin o.ä.? Ich ahne langsam, was du meinst. Du meinst wahrscheinlich feste Inklusionsklassen, bei denen ca. ein Drittel einen sonderpädagogischen Förderbedarf (z.B. Sprache) hat und in denen regelmäßig eine Sonderpädagogin mitarbeitet, teilweise als Doppelbesetzung.

    Nachteil: Als Regelschullehrerin wird man oft zur Vertretung eingesetzt und die Doppelbesetzung hat sich erledigt.

    Wenn die Chemie nicht stimmt, wird es schwierig.

    Vorteil: Wenn man sich gut austauscht, kann man viel voneinander profitieren, die Kinder auch. Habe gute Erfahrungen gemacht. Auch im Austausch mit den Eltern ist man nicht allein.

    Mir hat es Spaß gemacht, aber ich kann mich gut auf alles mögliche einstellen und bin offen. Mit anderen arbeite ich auch gerne zusammen, wenn es ausgewogen ist.

  • Findet an Schulen ohne dieses Profil dann keinerlei Inklusion statt?

    Jein.

    Grundsätzlich hat ja jedes Kind mit besonderen Bedürfnissen das Recht in einer Regelschule beschult zu werden, es gibt aber tatsächlich eine Ausnahme, nämlich die Kinder mit ADS. Laut Schulordnung können Kinder mit Konzentrationsschwächen eigentlich nicht an einer Regelschule beschult werden. Das ist natürlich insofern nice try, weil sich die Fälle von ADS oder ADHS mittlerweile häufen und wir die genauso an der Schule haben wie Kinder ohne. Eine Schule, die Kinder mit ADS/ADHS hat, betreibt also automatisch Inklusion.

    Für ein vernünftiges Schulprofil "Inklusion" muss deine Schule aber so ausgerüstet sein, dass sämtliche Beeinträchtigungen händelbar sind. Das ist bei Kindern mit neurologischen Störungen wie Autismus z.B. kaum ein Problem, weil die mit einer Schulbegleitung kommen. Körperliche Beeinträchtigungen dagegen sind bei uns schwierig, weil wir z.B. keinen Aufzug haben, von daher gucken Rollis in die Röhre. Auch sind wir nicht technisch ausgerüstet, um sehbeeinträchtigte Kindern zu beschulen.

    Ich persönlich habe also eher den Eindruck, dass Regelschulen gerne das Profil haben wollen, weil's halt schön ist zu sagen - hey, wir können alle beschulen! Das steigert halt die Beliebtheit bei den Eltern. Inwiefern sich das monetär oder sonstwie auswirkt, weiß ich leider nicht. Es wäre aber unfair, weil eine handelsübliche Regelschule aus den 60ern meistens aus bautechnischen Gründen nicht mithalten kann. Unser SL kann ja nix dafür, dass wir kein Aufzug haben und der Sachaufwandsträger auch keine Anstalten macht, einen einzubauen.


    Eine Schule, die komplett inklusiv arbeitet, ist meistens eher eine förderpädagogische Einrichtung, keine Regelschule.

  • Gruenfink

    Interessant. In NRW haben alle Realschulen gemeinsames lernen und es wird dabei auch nicht sonderlich zwischen den unterschiedlichen Einschränkungen unterschieden. Lediglich bei Körperbehinderung (Rollifahrer) gibt es gebäudemäßig bestimmte Einschränkungen und was wir auch nicht leisten können ist hören und sehen. Leisten können müssen, sollte ich lieber sagen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

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