Wie findet man die richtige Einstellung (Psychohygiene)?

  • - Ich arbeite, um zu leben, nicht umgekehrt.

    Ich verbringe viel Zeit auf der Arbeit und sie ist schon ein großer Teil meines Lebens. Ich wünsche mir durchaus Wertschätzung meines Chefs oder Chefin. Es ist auch kein psychologisches Geheimnis, dass das den allermeisten Menschen so geht.


    Und das Aufgebrummtkriegen von korrekturintensiven Klassen und zähen Stundenplänen ist zudem eine handfeste Belastung und hat nichts mehr mit Verheiratetsein zu tun.


    zu 1: So einen Fall gab es kürzlich. Ich war da, jemand anderes nicht. Daraufhin wurde dieser zum Chef zitiert. Es sei respektlos nicht zu erscheinen, damit zeige man, dass man sich nicht mit der Schule identifiziere.

    Ui ja, "Respekt" ist ein vielfältig besetzter Begriff. Ob dem Chef klar ist, dass vor ihm niemand Respekt hat und er auf diese Weise auch keinen bekommen wird?


    Jetzt scheint mir die Frage zu sein, was du für dich daraus mitnimmst. Wenn du nicht zu nichtverpflichtenden Zusatzterminen und freiwilligen Veranstaltungen wie Feiern erscheinst, ist das dein gutes Recht. Offenbar fühlst du dich damit aber unwohl und dem würde ich versuchen, nachzugehen: Kannst du damit gut leben, nicht zum Inner Circle zu gehören? Oder wurmt dich vielleicht doch etwas daran? Weißt du, wie du auf ein "Hereinzitiertwerden und Respektsvorträge anhören" reagieren könntest? Lässt du dich derart runterputzen und wenn ja, warum? Machst du bestimmte Dinge nur, um keinen Konflikt austragen zu müssen? Traust du dir zu, es von nun an anders zu versuchen?


    Ich hab weiß Gott schwierige Schulleitungen gehabt. Es ist am Ende vor allem ein Kampf mit sich selbst, wie man mit bestimmten Dingen umgeht. Wir sind nunmal soziale Wesen und auf Anerkennung und Bindung angewiesen. Was sowohl inneres Emigrieren als auch Kämpfe mithilfe von Bezirkspersonalräten usw. angeht, kann ich leider aus eigener Anschauung berichten. Lass ich aber, lieber die Empfehlung, dir selbst Zeit zu geben, deine Position zu finden und in Ruhe entscheiden zu können, wo du "nein" sagst und wie du mit den Konsequenzen leben kannst. Bei anderen ein Verhalten zu erzwingen, kann man jedenfalls in aller Regel vergessen.

  • Ich definitiv nicht (mehr). Danke

    Junge Kollegen fürchten um Beförderungschancen....

    Die müssen sich auch überlegen, was ihnen wie viel wert ist. Da kann man sich auch falsch entscheiden. Ich hätte da was zu erzählen. Mittlerweile bin ich geerdet genug.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich verbringe viel Zeit auf der Arbeit und sie ist schon ein großer Teil meines Lebens.

    41 Std./Woche. Ich schlafe mehr.

    Ich wünsche mir durchaus Wertschätzung meines Chefs oder Chefin.

    Und wenn du sie nicht bekommst, bekommst du sie nicht. Es lohnt sich für mich nicht, ihr hinterherzurennen.


    In großen Einheiten kann die Schulleiterin gar keinen Überblick haben, was die Einzelne so treibt. Ehrliche Anerkennung ist kaum möglich.


    Ich bekomme im Verein jede Woche mehr Anerkennung als in meiner ganzen Dienstzeit. Ich weiß, dass das ernst gemeint ist.


    Für die Arbeit geben sie mir Geld. Das ist mir genug.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich verbringe viel Zeit auf der Arbeit und sie ist schon ein großer Teil meines Lebens. Ich wünsche mir durchaus Wertschätzung meines Chefs oder Chefin. Es ist auch kein psychologisches Geheimnis, dass das den allermeisten Menschen so geht.


    Und das Aufgebrummtkriegen von korrekturintensiven Klassen und zähen Stundenplänen ist zudem eine handfeste Belastung und hat nichts mehr mit Verheiratetsein zu tun.

    Grundsätzlich stimmt das mit der Wertschätzung. Für mich allerdings ist es so, dass (sehr wenige) Menschen durch ihr Verhalten sich so darstellen, dass mir ihre Wertschätzung (oder eben nicht) völlig egal ist.

    Zähe Stundenpläne hat man immer mal wieder, die Frage ist, ob das häufig geschieht und andere nie einen haben. Korrekturintensive Klassen hat man immer wieder ... die Frage ist ... usw. Das Verheiratetsein bezog sich darauf, dass man sich eben nicht verpflichtet fühlt, über jedes Stöckchen zu springen, über das man nicht springen muss (z.B. eben zu Veranstaltungen zu gehen, zu denen man nicht verpflichtet ist). Wenn man durch Dinge, die man nicht vermeiden kann, handfest belastet ist, muss man versuchen, sich eine Entlastung bei Dingen zu suchen, über die man die Kontrolle hat (und zwar ohne schlechtes Gewissen).

    Als Vollzeitler verbringe ich auch viel Zeit mit Arbeit, sie mag ein "großer Teil meines Lebens" sein. Oft ist sie auch ein schöner Teil. Und dennoch ist mein Leben viel mehr als diese Arbeit und wenn es gilt zwischen anderen Teilen meines Lebens und der Arbeit abzuwägen, nehme ich mir mal die Freiheit, auch den anderen Teilen meines Lebens mehr Gewicht zuzugestehen.

  • Die TE fragte nach der „richtigen“ Einstellung. Ich gibt es womöglich gar nicht. Es gibt aber passende Einstellungen. Wir haben unterschiedliche Einstellungen an unseren Beruf. Uns sind unterschiedliche Ziele wichtig. Mir z. B. reicht es, wenn die Kohle stimmt und ich so weit wie möglich in Ruhe gelassen werde. Ich möchte weder die Schule noch die Welt retten. Ich habe mich auch damit abgefunden, dass die Umstände mir keinen vernünftigen Wirkungsgrad erlauben.


    Wer vielleicht noch etwas erreichen oder etwas verbessern will, muss sich überlegen, wie wichtig das ist und wie groß die zu schluckende Kröten sein dürfen. So muss jede ihre Grenze ziehen.


    Ein Problem wird’s, wenn man das nicht tut. Wenn die Kröten immer größer werden und man immer mehr auszuhalten versucht.


    Also einfach vor sich hin wurschteln und hoffen, dass es besser wird, wird kaum funktionieren. Man muss sich entscheiden, was man macht und wie.

  • Bei uns wird tatsächlich erwartet, dass man lang anberaumte Termine (Arzt etc.) verlegt, wenn 1 Woche vorher eine Sitzung/Sondertermin anberaumt wird.

    Derartige Formulierungen im Passiv können leicht etwas offen lassen. Wer erwartet etwas? Und warum kann man diejenige nicht benennen?


    Ich erlebe oft, dass man so formuliert, weil man eben niemanden benennen kann. Dann meint man eigentlich so etwas wie „Haben wir schon immer so gemacht.“ Es gibt außerhalb der Gewohnheit gar keinen Grund, so zu handeln. Kolleginnen erzählen gerne alles Mögliche, das „erwartet“ würde. Auf Nachfrage können sie gerade genau gar keine rechtliche Grundlage benennen. Das kann man alles getrost ignorieren.


    Manchmal sind es aber genau die, die etwas erwarten, die so formulieren, weil sie sich selbst nicht benennen möchten. Unehrlich.


    Was meinst du hier?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Und das Aufgebrummtkriegen von korrekturintensiven Klassen und zähen Stundenplänen ist zudem eine handfeste Belastung und hat nichts mehr mit Verheiratetsein zu tun.

    Ohne mich jetzt auf irgendwelche konkreten Fälle beziehen zu wollen, die ich gar nicht persönlich kenne (bspw. an deiner Schule oder die TE), halte ich pauschal gesagt die Angst vor solchen Sanktionen bei den meisten Kollegen für unbegründet.

    Unterrichtsverteilung und Stundenplangestaltung sind extrem komplexe Vorgänge, bei denen unfassbar viele Sachzwänge berücksichtigt werden. Dass sich ein Schulleiter darüber hinaus noch zusätzlich die Mühe macht, für einzelne Kollegen besonders ungünstige Stundenpläne zu gestalten oder ihnen besonders undankbare Klassen zuzuschieben, halte ich für die extreme Ausnahme.

    Höchstens kann ich mir vorstellen, dass sich ein Schulleiter, der unprofessionelle Antipathien hegt, vielleicht nicht die Mühe macht, ungünstig liegende Stunden, wie sie UNTIS ausgespuckt hat, vielleicht doch noch verschieben zu können, oder bei gewissen Wahlmöglichkeiten, die sich im Einzelfall selten mal ergeben, andere Kollegen zu favorisieren. Ob diese Einzelfälle zu einer langfristigen handfesten Mehrbelastung führen können, würde ich persönlich bezweifeln.

    Wie gesagt, im Einzelfall mag es Soziopathen unter den Schulleitern geben, die extremer agieren. Hier sind funiertes Wissen um die eigenen Rechte und Pflichten und ein funktionierender Personalrat zumindest eine Möglichkeit, solchen Menschen bei ihrem Rachefeldzug wenigstens noch ein paar mehr Steine in den Weg zu legen zu können. Irgendwann sollte es für den Schulleiter dann einfach zu unbequem werden. Besonders wirkungsvoll sind dabei "unschuldige" Anfragen bei der übergeordneten Behörde über die Gültigkeit von gewissen Aussagen oder bzgl. von angeblichen Sachzwängen. Schulleiter sind nur solange "kleine Könige", solange alles intern in ihrem "kleinen Königreich" bleibt. Im weiteren Kontext sind sie Führungskräfte, die eine klare Leitungsaufgabe verbunden mit klarer Sorgfaltspflicht haben.

    So gesehen halte ich es für eine Mär - oder zumindest für übertrieben - wenn man immer wieder liest, der Schulleiter sitze am längeren Hebel.

  • Was soll man erst machen, wenn man wie ich noch 22 Jahre hat?

    Ich habe noch weitere 34 Jahre (und bin schon einige dabei, ich habe sehr früh angefangen).


    Im anderen Thread hast du mich leider ignoriert. Verlasse das Gymnasium, dann sollten einige deiner Probleme sich lösen.

  • Ich habe noch weitere 34 Jahre (und bin schon einige dabei, ich habe sehr früh angefangen).


    Im anderen Thread hast du mich leider ignoriert. Verlasse das Gymnasium, dann sollten einige deiner Probleme sich lösen.

    Aber ans WBK kommt doch keiner mehr oder? Empfiehlst du also Berufskollegs?

  • Dinge ändern sich nunmal. Was lange richtig gut war, ist es jetzt nicht mehr. So weit so normal. Aber mit 60+ bist du sowieso schon längst in der zweiten oder dritten Reihe angekommen, hast es vielleicht bisher nicht so gemerkt. Weniger Arbeit ist das nicht unbedingt, die machen ja vor allem die Boomerinnen, bei uns jedenfalls. Aber um irgendwas rangeln musst du eben auch nicht mehr. Konzentriere dich auf deine eigentliche Aufgabe mit den Kindern und hab Freude daran. Pausen und Freistunden kannst du in leeren Klassenräumen, im Cafe, im Supermarkt, in der Sonne auf einer Bank, im Auto etc. verbringen und arbeiten, lesen, surfen, telefonieren und früh mit deinem Tagwerk fertig sein. Es gibt übrigens mehr Kolleg:innen, die nicht ins LZ gehen, als man meint, mit denen kann man sich gelegentlich woanders unterhalten. Ab und zu setzt du dich ins Lehrerzimmer, bist selber Ohr und hälst die Klappe. Dein Chef wird sich mit dir gar nicht mehr anlegen, denn für den bist du sowieso bald weg. Verabschiede dich innerlich langsam, genieße, was noch schön ist, und und bereite deine neue Lebensphase vor. Zieh die Alterskarte und nimm dich einfach nicht mehr wichtig. Die anderen sind selber groß und werden schon für sich sorgen.

  • Aber mit 60+ bist du sowieso schon längst in der zweiten oder dritten Reihe angekommen, hast es vielleicht bisher nicht so gemerkt.

    Bis auf einzelne sehr löbliche Ausnahmen, wird der Löwenanteil der Arbeit bei uns von der Generation unter 40 übernommen.

  • Bis auf einzelne sehr löbliche Ausnahmen, wird der Löwenanteil der Arbeit bei uns von der Generation unter 40 übernommen.

    Das ist bei uns sehr anders. KuK unter 40 sind mit der Familie beschäftigt und achten sehr auf ihre Work-Life-Balance, von vereinzelten Ausnahmen mal abgesehen. Außerdem achten sie tendenziell sehr darauf, dass ihnen die Arbeit „was bringt“ und nicht, ob sie getan werden muss, fairerweise gut auf alle verteilt.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Hier im Forum zeigt sich bei einigen Lehrern (immer dieselben Personen) extreme Unzufriedenheit mit dem Beruf.

    Hm, das finde ich nicht. Wie O. Meier schon schrieb: Allenfalls mit bestimmten Aspekten unseres Berufs zeigt sich hier so manche/r unzufrieden.

    Merkwürdig ist nur, dass diese viel Freizeit hier im Lehrerforum verbringen, wo es ja auch nur um Schule geht.

    Hier geht es nicht "nur" um Schule ;) .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Hm. Noch 34 Jahre so an einem BK verbringen wäre auch nicht meins.

    Was meinst du mit "so einem BK"? state_of_Trance ist doch gar nicht an einem "BK" tätig (wie man auch in seinem Profil lesen kann).


    Hauptsache keine Minderjährigen.

    Auch an einer beruflichen Schule ist ein nicht unerheblicher Teil der SuS noch minderjährig. Aber halt selten jünger als 16 ;) .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Auch an einer beruflichen Schule ist ein nicht unerheblicher Teil der SuS noch minderjährig. Aber halt selten jünger als 16 ;) .

    Stimmt, bei uns geht's ja auch ab 16 los. Das meinte ich mit "nicht minderjährig". Die eigentliche Definition wäre ja ab 18.

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