Abizeitung und Lehrerranking... braucht man ein dickes Fell?

  • Ich sehe auch die genannten Kategorien in diesem Ranking für recht harmlos und den Unterricht bis zur letzten Sekunde, das ist doch das, was eigentlich unsere Aufgabe ist. Das sollte dich keinesfalls davon abhalten, wieder einen Leistungskurs zu übernehmen.
    Kleine Anekdote: Bei den Rankings stehe ich regelmäßig unter "schwierigste Klausuren" unter den Top 3. Der Witz: Wir erstellen in unseren zwei oder drei Parallelkursen die Schulaufgaben in der Regel gemeinsam, sie sind also identisch und werden gleichzeitig geschrieben. Die anderen beiden Lehrkräfte tauchen aber in diesem Ranking nicht auf. Das nehme ich mit Humor und erwähne das sogar in meinem jetzigen Kurs und wir lachen gemeinsam drüber.
    Andere Anekdote: Bei einem Schüler stand einmal, er hätte das Unmögliche geschafft, nämlich bei Sarek in einer Klausur erfolgreich zu spicken. Daraufhin habe ich tatsächlich alle meine Notenbücher dieser Zeit durchsucht, um sicher zu gehen. Und tatsächlich, ich hatte diesen Schüler nie unterrichtet. :_o_D Aber es war doch schön zu lesen, dass ich diesen Ruf unter den Schülern habe.

  • Wie schon beschrieben wurde, haben manche Schüler eine andere Vorstellung von gelungenem Unterricht als die Lehrer selbst. Ansonsten ist die Rückmeldung nach 2 Jahren Leistungskurs aus Schülersicht einerseits vom Fach/den reinen Fachinhalten und andererseits von der Lehrerpersönlichkeit und der Art wie die Lehrkraft die Unterrichtsgegenstände vermittelt gefärbt.

    Es gibt Jugendliche, die feststellen, dass sie sich für den falschen Leistungskurs entschieden haben, und für sich zu der Erkenntnis kommen, dass sie selbst hieran Schuld sind. Für andere Jugendliche in derselben Position ist es dann wiederum der Lehrer.

    Man kann es nicht jedem Recht machen. Wenn du alle curricularen Inhalte vermittelt hast und somit die Schüler auf die Abiturprüfungen ausreichend vorbereitet hast, hast du dein Soll erfüllt. Keiner möchte gehasst werden und klar freut es, wenn man in einer positiven Kategorie besonders gut abschneidet, aber das sollte bei unserer Arbeit nicht die primäre Motivation sein.

  • Ich lese die Abizeitung nicht.


    Das habe ich nur in meinem ersten Jahr als Lehrerin getan und fand einige Gemeinheiten gegenüber Kollegen unter der Gürtellinie. Ich tauchte nicht auf, da ich gar keinen Abikurs hatte in dem Jahr. Im nächsten Jahr hatte ich einen und war wahnsinnig nervös, als das Buch rauskam. Mein Herz hat richtig gepocht, als ich es in der Hand hatte, weil ich Angst hatte, dass ich mies behandelt werde, obwohl ich mir auch wahnsinnig viel Mühe gegeben hatte. Das hätte mich wirklich verunsichert und demotiviert.

    Das fand ich eine für mich ungesunde Reaktion und habe mir überlegt, wie ich damit umgehe: Ich wollte nicht jedes Jahr nervös sein, wenn die Abizeitung rauskommt. Daher habe ich beschlossen, nicht reinzuschauen. So bekomme ich über die Abizeitung weder Lob, noch Spott und lebe glücklich mein Lehrerleben. Rückmeldung können SuS mir direkt (auch anonymisiert über Kurssprecher) oder gar nicht geben. Das halte ich für den wesentlich konstruktiveren und im gegenseitigen Umgang miteinander sinnvolleren Weg als diese anonymen Rankings.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Ich war im letzten Abibuch erstmalig in 2 Kategorien dabei, die mir nicht gefallen haben.

    Einmal bei „geht oft kopieren während des Unterrichts“. Den Schuh habe ich mir nach einigem Grübeln tatsächlich angezogen; ich war in diesem Schuljahr sehr angespannt und bin wahrscheinlich wirklich zu oft, während der Kurs arbeitete, noch eben was erledigen gegangen. Da achte ich in diesem Jahr drauf.

    Die andere war „guckt oft Filme“ und da konnte ich voller Überzeugung sagen, dass das totaler Blödsinn ist. Ich habe dann auf dem Abiball mal ein paar Leute gefragt, wie das denn zustande kam und sie sagten in der Tat, ihnen sei niemand eingefallen und dann hätten sie einfach irgendeinen Namen hingeschrieben. 🤷🏻‍♀️

  • Meine Schüler (sic), die Fachabi machen, bekommen keine Fachabi-Zeitung zustande, da muss ich mir keine Gedanken machen ;)


    Was in der Schule meiner Tochter in den Abizeitungen steht, ist teils sehr positiv bei den Rankings:

    * streng, schwierig, anspruchsvoll, humorvoll, den Schülerinnen zugewandt, fair...

    oder auch negativ:

    * Türschwellenpädagogik, unfreundlich, unfair, unvorbereitet...

    und teils frech:

    * Aussehen, Kleidung...

    Das ist irgendwie die typische Mischung. Was mir auffällt: Es steckt da inzwischen mehr Selbstdarstellung drin und weniger Geschichten und Artikel als "früher". Nur beschreibend, nicht wertend.


    Ich blättere ab und zu mal in meiner eigenen jahrzehntealten Abizeitung und finde, dass die LuL zu 90% gut charakterisiert/karikiert wurden und zu 10% persönliche Befindlichkeiten und Rache drin steckten. Aber der Unterschied zu heute in drucktechnischer Qualität und im Design ist Wahnsinn...


    Im Zweifel nicht kaufen/lesen, wenn man weiß, dass man zu sehr drauf reagiert ;)

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Bis zum Stundenende zu unterrichten, ist wohl eher ein Positivmerkmal und würde ich auch für mich selbst als solches verbuchen.


    Sich selbst gerne reden hören und nicht zum Punkt kommen, ist Berufskrankheit und erlebt man doch selbst ständig auf Konferenzen. Da könnte man tatsächlich mal drüber nachdenken und ehrlich reflektieren, ob man zu umständlich und lange "erklärt". Kommst du für dich aber zum Ergebnis, dass du mit dir in dem Punkt im Reinen bist -> abhaken und fertig.



    Ich bin an alter Wirkungsstätte mal auf Platz 2 (immerhin mit gigantischem Abstand zur Nr. 1, aber dennoch) in der Läster-Kategorie gelandet. Das fand ich nicht so witzig, weil ich wirklich NIE über Personen gesprochen habe, sondern lediglich wenig hinterm Berg gehalten habe mit meiner Meinung zu Vorgaben und schulischen Regelungen usw., die ich halt schwachsinnig fand. Aber das wusste ja von den mitlesenden Kollegen keiner.


    Fies sind Kategorien, die sich auf Optik und Kleidung beziehen. Die würden mich wahrscheinlich mehr fuchsen als alles andere, weil eben persönlich angreifend und beleidigend.

  • Wie reagiert man souverän auf so etwas?

    Schüler: „Wir wissen wo sie wohnen.“

    Ich: „Das ist ja schön. Da findet ihr eh nicht hin.“


    Schüler: „Kennen sie ihre Bewertungen im Internet?“

    Ich: „Ihr wisst doch, gute Medizin muss immer bitter schmecken. Je schlechter die Bewertungen, desto besser der Unterricht.“


    Schüler: „Wir haben sie auf dem Weihnachtsmarkt gesehen. Da haben sie zwei Glühwein getrunken, was man ihnen auch ansehen konnte.“

    ICH: „Falsch, waren drei mit Schuß.“


    Also, wenn Du in solche Situationen kommst, nimm es nicht persönlich und zieh es ggf. ins Lächerliche.

  • Nun - wer verfasst die Abizeitung? Es sind Schüler mit journalistischen Ambitionen. Manche kommen später vielleicht zur BILD-Zeitung, viele zum Lokalteil, die wenigsten in die Zeit. In der Regel machen sich die Verfasser nicht zu viele gedanken - oft genug jedoch ein Bier zu viel auf und wollen vor allem eins: Lacher.
    Daher: Was kratzt es die Tanne im Wald, wenn sich ein Hirsch an ihr reibt?

    Falls es jedoch in beleidigende oder herabsetzende Dimensionen abrutscht, kann die Schulleitung problemlos ein Vertriebsverbot auf dem Schulgelände erlassen. Wobei das eventuell kontraproduktiv und Absatz fördernd wirken kann.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • Hey. :)


    Du fragst selbst: "Braucht man ein dickes Fell?" - naja, auf jeden Fall ein dickERES, würde ich sagen.

    Wenn du bei solchen Beispielen schon an dir zweifelst und dir das nahegeht, dann darf eine gehörige Portion Selbstwert und Lockerheit draufgepackt werden. Du bist noch recht neu dabei, wenn ich deinen Erstbeitrag richtig verstehe - gib dir Zeit, sowas in den richtigen Hals zu kriegen. Oft kommt das mit etwas mehr Routine. Du selbst weißt doch, was du geschafft hast und wo du noch dran arbeiten kannst. Selbstkritisch ja, selbstzweifelnd...dann wird's schwierig.


    Ich weiß noch, dass ich in meinen Anfängen total traurig war, als eine Schülerin zu mir sagte: "Heute bist du aber nicht schön angezogen..." - ich hatte sehr elegante, schwarze Sachen an, gut abgestimmt. Ein paar Tage später hatte ich, weil ich in Werken rumsauen würde, eine alte, pinke Jogging-Hose angezogen. "Oh, heute siehst du schön aus!!" .............der Blick von Kindern und Jugendlichen auf die Lehrkraft muss nicht immer der Realität entsprechen.


    "Der Herr ... ist mein absoluter Lieblingslehrer!!" - Aha, warum? "Weil wir im Unterricht Kaugummi kauen dürfen!!!"


    Ähmja. :D


    "Hört sich selbst gern reden" ist halt eine Kategorie, in die Lehrkräfte kommen, die "viel erzählen". Wenn dein Fach eins ist, in dem das so ist, gehörst du halt schnell dazu, ohne dass du deshalb schlecht sein musst oder das wirklich zutrifft.


    Vielleicht kannst du sehen lernen, in welchen für deine Wahrnehmung negativen Kategorien du überall NICHT genannt bist? ;) Das scheinen doch einige mehr zu sein. Ich wünsche dir noch ganz viel Spaß mit deinen Schülern und Schülerinnen...und wer weiß, vielleicht schmückst du in ein paar Jahren, wenn du einige Kurse mehr ins Abi gebracht hast, einige nette Kategorien weiter oben?

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