Karfreitag - Trauer und Freude?

  • Nein, Karfreitag ist wirklich nicht der wichtigste Feiertag, Pfingsten (und dann Ostern) ist wichtiger.


    An Karfreitag steht Tod im Mittelpunkt, die Gottesferne, für Evangelische auch die eigenen Fehler, Sünde, die Jesus Tod zu Folge hat, zu feiern gibt es da nichts.


    Ostern ist extra. Durchfeiern (für Gläubige, die anderen betrifft es nicht), fände ich wirklich seltsam. Für mich stehen Nachdenklichkeit, Bewusstsein für das eigene "Böse" und Dankbarkeit an Karfreitag und Karsamstag im Mittelpunkt.


    Wichtigster kirchlicher (evangelischer, im Katholizismus kenne ich mich nicht so aus) Feiertag ist Pfingsten. Ganz einfache Erklärung, ohne Pfingsten gäbe es keine Kirche. Die Sache wäre mit dem Tod der Jünger beendet gewesen.

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  • genau. Dann brauchte es einen Judas Ischarioth, einen Pontius Pilatus, und den Juden hätte man dankbar sein müssen, weil sie auf Jesu Kreuzigung bestanden haben statt auf der des Barrabas. Was hätte man der Welt damit alles erspart an Verfolgung, an Hass und Feindschaft..

    meine Schüler gucken immer irritiert, wenn ich das anspreche

    Deshalb können wir sehr froh sein, dass die ganzen anderen Religionsstifter, die zu jeder Zeit wirken, nie über die Größe von Kleingartenvereinen hinauskommen.

  • Wie wird denn eigentlich die Wichtigkeit bzw. Höhe eines Feiertages gemessen?


    Wichtigster kirchlicher (evangelischer, im Katholizismus kenne ich mich nicht so aus) Feiertag ist Pfingsten. Ganz einfache Erklärung, ohne Pfingsten gäbe es keine Kirche. Die Sache wäre mit dem Tod der Jünger beendet gewesen.

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  • Welches ist denn nun die Skala, nach der verglichen wird. Bisher höre ich nur Einschätzungen. Hätte es denn ohne Ostern auch eine Kirche gegeben? Oder greift hier das gleiche Argument?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Wichtigster kirchlicher … Feiertag ist Pfingsten.

    Kenne ich so aus baptistischer Sichtweise, passt auch zu BW.


    Mir ist das schon oft begegnet, dass Karfreitag der wichtigste Tag sei. Wenn man Außenstehenden die Religion erklärt, ist es merkwürdig, wenn man auf die Kreuzigung als Wichtigstes verweist.


    Für mich haben die Feiertage momentan keine Wertigkeit an sich, das eine ist ohne das andere nicht möglich. Dazu erlebe ich es so, dass alles unterschiedliche Facetten hat und mich jeweils etwas anderes mehr anspricht. In manchen Jahren gehe ich die Passion voll mit, in anderen nicht, das ist nicht immer gleich.


    Den Gedanken, dass man Karfreitag ganz anders feiern könnte, hatte ich eben auch schon und finde es weiterhin möglich. Dann feiert man die Erlösung und wenn das der Glaubensgrund ist, ist es etwas sehr Schönes.

  • Welches ist denn nun die Skala, nach der verglichen wird. Bisher höre ich nur Einschätzungen. Hätte es denn ohne Ostern auch eine Kirche gegeben? Oder greift hier das gleiche Argument?

    Ostern gilt daher als zweitwichtigster Feiertag der (evangelischen) Kirche und ist natürlich Voraussetzung für Pfingsten. Gut, manche nennen ihn auch den wichtigsten. Es gibt keine festgelegte Reihenfolge.


    (Aber theoretisch ist eine Religion auch ohne Erlösung möglich.)


    Was soll BW hier bedeuten? (Ich denke immer zuerst bei dieser Abkürzung an Bundeswehr. ;))

    Baden-Württemberg gibt es noch keine 80 Jahre, wir haben noch nicht einmal eine Landeskirche.


    Und wie Plattenspieler bereits schrieb, es wurde manchmal fälschlich behauptet. Vielleicht hat es irgendjemand vor langer Zeit behauptet, um seine Schäfchen maßzuregeln und es wurde unreflektiert weiter gegeben? Aber Karfreitag bedeutet Gottesferne.


    Ja, es gibt viele falsche Vorstellungen und ich finde es gut, wenn mich jemand darauf hinweist (z. B. habe ich vor 2 Tagen gelernt, das mein geliebtes Zitat "Achte auf deine Gedanken" nicht im Talmud steht, sondern vermutlich auf einem chinesisches Sprichwort beruht).

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  • Dann feiert man die Erlösung und wenn das der Glaubensgrund ist, ist es etwas sehr Schönes.

    Ist der Tod nicht Erlösung genug? In meiner Vorstellung ist es so. Der Tod ist für jeden wenigstens sicher ohne Ansehen der Person, was man ist oder war.

  • Wichtigster kirchlicher (evangelischer, im Katholizismus kenne ich mich nicht so aus) Feiertag ist Pfingsten.

    Höchster christlicher Feiertag war, ist und bleibt Ostern. Auch bei Protestanten. So schreibt zum Beispiel auch die EKD: "[...] ist Ostern, die Feier der Auferweckung Jesu, das höchste Fest der Christenheit." (https://www.ekd.de/Karfreitag-Basiswissen-Glauben-54865.htm)

    Splittergruppen mögen es anders sehen.

    Aber die Protestanten haben es ja eh weniger mit dem Feiern und viele (Hoch-)Feste aus dem liturgischen Kalender gestrichen.

  • Höchster christlicher Feiertag war, ist und bleibt Ostern. Auch bei Protestanten. So schreibt zum Beispiel auch die EKD: "[...] ist Ostern, die Feier der Auferweckung Jesu, das höchste Fest der Christenheit." (https://www.ekd.de/Karfreitag-Basiswissen-Glauben-54865.htm)

    Splittergruppen mögen es anders sehen.

    Aber die Protestanten haben es ja eh weniger mit dem Feiern und viele (Hoch-)Feste aus dem liturgischen Kalender gestrichen.

    War vielleicht missverständlich ausgedrückt. Ohne Ostern gäbe es keinen christlichen Glauben (Christenheit), sondern irgendeine Religion, ohne Pfingsten keine Kirche, kein Weitererzählen.

    Es ist also kein Widerspruch.


    (Welche Rolle spielt der Heilige Geist? Vielleicht erklärt das den Unterschied? )

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  • Ist der Tod nicht Erlösung genug? In meiner Vorstellung ist es so. Der Tod ist für jeden wenigstens sicher ohne Ansehen der Person, was man ist oder war.

    Wenn man Leben nur als Leid sieht, vielleicht? Aber ich frage mich, warum man bei dieser Einstellung nicht (gleich) Suizid begeht?


    Ich höre und erlebe allerdings immer wieder, dass wenn es wirklich so weit ist, Menschen sich ans Leben klammern. Es lässt sich leicht darüber reden, wenn der Tod weit weg erscheint.


    Ich lebe gerne.

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  • Ist der Tod nicht Erlösung genug? In meiner Vorstellung ist es so. Der Tod ist für jeden wenigstens sicher ohne Ansehen der Person, was man ist oder war.

    Für viele, zum Beispiel auch für mich, steht der Tod im direkten Widerspruch zur Liebe. Weil wir lieben, ist der Tod so schmerzhaft. Ich kann den Tod daher nicht als Erlösung begreifen. Wenn ich jemanden liebe, dann bejahe ich ihn und zwar grundsätzlich. Wenn das menschliche Bewusstsein mit dem Tod erlischt, dann ist diese Liebe genau so absurd wie alles andere. Ich finde diesen Gedanken sehr schwer zu ertragen. Einen Glauben annehmen, kann ich aber auch nicht.

  • Du kannst doch jemanden weiterlieben, auch wenn er tot ist.

    Man kann nur ein Du lieben. Wenn jemand tot ist, ist er nicht mehr da. Man kann keine Erinnerung lieben. Eine Erinnerung ist keine Person. Außerdem heißt lieben eben genau das: Dass ich will, dass der Andere ist, dass er da ist. So gesehen ist der Tod genau das Gegenteil davon. Wenn man einen Toten liebt, liebt man "ins Nichts" hinein. Das tut unglaublich weh.


    Kurzer Hinweis: Ich schreibe aus der Sicht eines Philosophielehrers, der genau zu diesem Thema auch forscht. Wir müssten erst einmal definieren, was "Liebe" ist. Ich bin sehr geprägt von der Philosophie Martin Bubers, was diese Frage angeht. Daher besteht natürlich die Gefahr, dass wir aneinander vorbeireden. :)

    • Offizieller Beitrag

    Wichtigster kirchlicher (evangelischer, im Katholizismus kenne ich mich nicht so aus) Feiertag ist Pfingsten. Ganz einfache Erklärung, ohne Pfingsten gäbe es keine Kirche. Die Sache wäre mit dem Tod der Jünger beendet gewesen.

    kommt auf die evangelische Richtung an:
    Die Lutheraner sehen Karfreitag als höchsten Feiertag an.
    Die Katholiken Ostern.

  • kommt auf die evangelische Richtung an:
    Die Lutheraner sehen Karfreitag als höchsten Feiertag an.
    Die Katholiken Ostern.

    Nein, nicht die Lutheraner. Manche. Zu Luthers Zeiten war es Werktag.


    Dazu z. B. https://www.br.de/nachrichten/…e-feiertag-ostern,RO0pRrD


    "Nach der Reformation 1517 blieb der Tag in katholischen Regionen zunächst ein gewöhnlicher Werktag. Anders war dies in evangelischen Gemeinden: Hier wurde der Karfreitag aufgewertet, erst zu einem halben Feiertag, später zu einem Bußtag. Martin Luther bezeichnet den Tag sogar als "Guten Freitag" (good friday).

    Fakt ist: Für viele evangelische Christen war und ist der Karfreitag der wichtigste Feiertag. Heute sagt die evangelische Kirche: "Protestanten betrachten den Karfreitag als ganz besonderen Feiertag. Doch Ostern, die Feier der Auferstehung Jesu, ist für sie - wie für alle Christen - das höchste Fest."


    Plattenspieler hat bereits die Meinung der EKD veröffentlicht.


    (Vielleicht ist das Grund der falschen Vorstellung, die Protestanten hatten einen Feier, die Katholiken nicht?)


    Pfingsten war für viele traditionelle zu schwierig (und reduzierten es auf eine kleine Taube, die dem absolut nicht gerecht wird). Ich verlinke dazu https://www.luther2017.de/de/n…ekannte-wunder/index.html


    Christen, die weniger in irgendwelchen später dazu gekommenen Traditionen verhaftet sind, und mehr auf das Original die Bibel und den persönlichen Glauben achten, sehen Pfingsten wichtiger bis sehr wichtig. Und die sind nicht nur bei den Pfingstlern beheimatet, sondern auch in den Landeskirchen.

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  • Wenn man einen Toten liebt, liebt man "ins Nichts" hinein. Das tut unglaublich weh.

    Man kann auch einen Lebenden ins Nichts hinein lieben. Das tut auch unglaublich weh.


    Wenn jemand Geliebtes gestorben ist, kann man doch die Liebe nicht einfach beenden. Es sei denn, man definiert Liebe so, dass sie erwidert werden muss.

  • christen, die weniger in irgendwelchen später dazu gekommenen Traditionen verhaftet sind, und mehr auf das Original die Bibel und den persönlichen Glauben achten, sehen Pfingsten wichtiger bis sehr wichtig.

    Das kann ich so aus meiner Erfahrung mit "freien evangelischen Gemeinden" nicht bestätigen. Auch hier sind wie in der evangelischen Landeskirche Karfreitag und Ostern die Feiertage, die eher im Fokus stehen. Karfreitag als Erinnerung an die Aufopferung Jesu für die Menschen und Ostern die Auferstehung Jesu. Pfingsten ist nicht unwichtig, aber nicht die Hauptfeier.

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