Wie mit Kollegen umgehen, die SoS auf Biegen und Brechen durchkriegen wollen?

  • Bei einer solchen Aussage platzt mir der Kragen - weil Noten instrumentalisiert werden, um einem Kollegen dazwischen zu grätschen. Noten dürfen nur nach Leistung vergeben werden. Dein "Verfahren" ist sachfremd und unangemessen.

    Ich habe das noch nicht gemacht, aber schon in Erwägung gezogen. Warum soll das weniger in Ordnung sein, als einen ungerechtfertigten Abschluss zu ermöglichen, der am Ende nur das eigene Gewissen beruhigt?

    Ich rede hier nicht von den durchaus gerechtfertigten Fällen. Nur von den Fällen, in denen auf Biegen und Brechen trotz klar erkennbarem Nichterreichens ein Abschluss verschenkt werden soll.

  • keiner Weise belegt ist

    Das verschenken der Hochschulreife durch massives Absenken der Standards? Wenn das bei dir nicht angekommen sein sollte, dann wundert mich wirklich nichts mehr.

    Wir haben teilweise 11er, bei denen von 30 Personen um die 25 absolut nicht in die Oberstufe gehören (unabhängig vom Fach). Aber die Zubringerschulen (Gymnasium, GS, IGS, Realschule) verpassen diesen Aspiranten dann tolle Abgangszeugnisse und hier werden diese dann auch mitgeschleift weil man ansonsten wieder das Problem hat, dass am Ende diese WAHLSchule dichtgemacht wird es zu entsprechenden Abordnungen/Versetzungen käme.


    Ich für meinen Teil senke überhaupt nichts ab. Ich passe Unterricht an das sich verändernde Klientel an (wertungsfrei gemeint) und bemühe mich redlich aber ich verschenke keine Noten. Wenn das in Konsequenz bedeutet das 25 von 30 plötzlich 0 - 3 MSS Punkte erhalten, ist es eben so. Das ist auch kein Indikator für schlechte Lehre oder schlechte Materialien. Jeder der das glaubt lade ich herzlich ein, mal einen Tag bei uns zu hospitieren und nach einer Doppelstunde im "Gymnasium" wird sich 99% hier fragen ob sie gerade in einer gymnasialen Klasse hospitiert haben oder vllt. doch in der Hauptschule gelandet sind.

    Noten dürfen nur nach Leistung vergeben werden

    Richtig und wenn diese auch nur nach Leistung vergeben werden würden, müsste man auch keine instrumentalisieren :). Ich war an mehreren Schulen bei denen die SL und auch einzelne Kollegen mit absolut aller Gewalt den Abischnitt heben wollten und genau das ist die Sauerei!

    Wenn eine Person, die nachweislich nicht im Schuljahr anwesend war plötzlich im Fach Geschichte die Zeugnisnote 1 erhält (Oberstufe) findest du dann wahrscheinlich noch in Ordnung?
    Das Personen, die in allen Klassenarbeiten + Tests + Mitarbeit auf einer glatten 6,0 stehen im Zeugnis dann eine 4 erhalten, damit diese die hauseigene Oberstufe besuchen können ist die Schweinerei im System.

  • Das verschenken der Hochschulreife durch massives Absenken der Standards? Wenn das bei dir nicht angekommen sein sollte, dann wundert mich wirklich nichts mehr.

    Wir haben teilweise 11er, bei denen von 30 Personen um die 25 absolut nicht in die Oberstufe gehören (unabhängig vom Fach). Aber die Zubringerschulen (Gymnasium, GS, IGS, Realschule) verpassen diesen Aspiranten dann tolle Abgangszeugnisse und hier werden diese dann auch mitgeschleift weil man ansonsten wieder das Problem hat, dass am Ende diese WAHLSchule dichtgemacht wird es zu entsprechenden Abordnungen/Versetzungen käme.


    Ich für meinen Teil senke überhaupt nichts ab. Ich passe Unterricht an das sich verändernde Klientel an (wertungsfrei gemeint) und bemühe mich redlich aber ich verschenke keine Noten. Wenn das in Konsequenz bedeutet das 25 von 30 plötzlich 0 - 3 MSS Punkte erhalten,

    Sorry,

    wenn die Schüler die Qualifikation für die 11. Klasse erhalten, können nicht 25 von 30 von dir erfahren, dass der Abschluss von dir eigentlich nicht anerkannt wird und die Schüler nur mangelhaft sind.

    Versuche dich mal in die Schüler und deren Eltern hineinzuversetzen.

    Wenn es da ein Problem des Übergangs gibt, dürfen die Schüler nicht die Leidtragenden sein. Und dass 25 von 30 Schülern den Abschluss geschenkt bekamen, erscheint doch komplett unwahrscheinlich.

    Die Aufgabe des Lehrers ist, die Schüler da abzuholen, wo sie sind. Und nicht zu schimpfen, dass sie nix können. Das ist ja unglaublich.

  • Dem entgegen stehen so unwesentliche Dinge wie RLP, RRL, EPA und andere, bundeslandspezifissche Kleinigkeiten.

    Ich habe eine 12. Klasse im BG, bei der ich bei 80% der SuS nicht verstehe, wie sie dahingekommen sind.

    Auf der anderen Seite gibt es Vorgaben über den zu vermittelnden Stoff. Und diese Vorgaben gab es ja auch schon auf dem Weg bis zur 12.

  • Auf das Ziel, dass möglichst viele Schüler eine möglichst gute Note bekommen, weil sie aus deinem Unterricht möglichst viel mitbekommen haben, kannst du dich aber einlassen, oder? Dass das in der Praxis schwierig ist, weiß ich natürlich.

    Darauf kann ich mich einlassen. Es entspricht aber nicht ansatzweise der normalen erwartbaren Leistungsverteilung, dass alle auf 2 und besser stehen. Das ist eine selten vorkommende Anomalie.

  • Ich habe das in einer Zeugniskonferenz erlebt. Das ist keine Anekdote.

    Siehe RE: Wie mit Kollegen umgehen, die SoS auf Biegen und Brechen durchkriegen wollen?

    Genau, DU hast das erlebt, bestimmt auch ein paar andere- alles anekdotische Evidenz ohne repräsentativen Charakter dafür, wie es prinzipiell laufen würde. Das Wort „Anekdote“ begrenzt einfach nur die Aussagefähigkeit und ordnet individuelle Einzelerfahrungen ein. 🙂

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich halte das, was LegoHeld schreibt, nicht für übertrieben. Diese Zustände gibt es in einigen Regionen und mit welchen Leistungen bis zum Abitur durchgezogen wird, ist schon sehr abenteuerlich.

    Auch an meinem alten Gymnasium wäre die Oberstufe bei realistischer Notengebung locker um ein Drittel kleiner gewesen. Das ist eben das Ergebnis, wenn man nach Elternwille aufnehmen muss, nach der Erprobungsstufe kaum nennenswert Abschulungen stattfinden (dürfen) und in den Folgejahren die Prämisse ist (bzw. immer wieder eindrücklich an unsere Verantwortung für den Lebensweg der Schüler appelliert wird), dass wir ja wohl niemanden ohne Schulabschluss entlassen wollen.. also doch wenigstens bitte irgendwie über den mittleren Schulabschluss schieben.. auf diese Weise landen dann Schüler in der Oberstufe, die mit realistischer Notengebung eigentlich seit Klasse 7 in keinem Jahr die Versetzung bekommen hätten dürfen. Ich glaube nicht, dass es an den Nachbarschulen anders lief.


    Dennoch bin ich verpflichtet, meine eigenen Noten nach bestem Wissen und Gewissen zu geben und kann mich nicht dazu ermächtigen, vermeintlich zu gute Noten der Kollegen durch zu schlechte Noten in meinen Fächern zu kompensieren. Das ist ja völlig absurd.

  • und in den Folgejahren die Prämisse ist (bzw. immer wieder eindrücklich an unsere Verantwortung für den Lebensweg der Schüler appelliert wird), dass wir ja wohl niemanden ohne Schulabschluss entlassen wollen.. also doch wenigstens bitte irgendwie über den mittleren Schulabschluss schieben..

    Gibt es bei euch keine externen Prüfungen?

    Bei uns werden Kandidaten, die das Gymnasium in Klasse 9 nicht schaffen zur externen Prüfung (Hauptschulabschluss) angemeldet (und von einer Kollegin darauf vorbereitet). Jemand ohne Schulabschluss gehen zu lassen, wollen wir auch nicht (ist aber schon passiert, wenn externe Prüfung abgelehnt wird). Mittlerer Schulabschluss heißt mittlerer, weil ihn nicht jeder kriegt. Wir raten zwar viel früher zum Schulartwechsel, aber nicht immer erfolgreich. So reicht es manchmal nur zum Hauptschulabschluss (aber es kann weitergehen, vor kurzem traf ich einen ehemaligen Schüler mit externem Hauptschulabschluss, der jetzt mit dem Studium beginnt, er hat sich berappelt und mittlere Reife und Abitur abgelegt.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Externenprüfungen gibt es, aber darauf haben wir nicht vorbereitet. Wer raus ist, ist raus und muss dann selbst schauen, wo und wie er am besten weitermachen kann. Im Zweifel am Berufskolleg, nehme ich an? Kam aber faktisch in meinen Jahren dort nicht vor und es wurden alle durchgezogen.

    Bei uns funktionierte der Schulartwechsel in der Sek I schlichtweg nicht, weil es keine Schulplätze gab.

  • Die Aufgabe des Lehrers ist, die Schüler da abzuholen, wo sie sind.

    Eben genau hier liegt doch der fundamentale Denkfehler. Wenn eine Gruppe Schüler in einer Schulform landen, in der sie nichts zu suchen haben (leistungstechnisch) ist es nicht meine Aufgabe, dass Niveau so weit herabzusenken, damit diese irgendwie durchkommen.

    Um es mal ganz praktisch zu formulieren, da hier einige scheinbar nicht in solche Regionen arbeiten: Bei mir sitzen teilweise Schüler in der 11, die scheinbar nicht wissen was ein Bruchstrich ist, keinen Dreisatz können, keine Prozentrechnung, nicht in der Lage sind das Internet außerhalb von ChatGPT zu bedienen, keinen Satz formulieren können der länger ist als 3 Worte und in englisch maximal "hi, im fine" herausbekommen. Personen, die der Meinung sind der 2WK war 1700, der Bundeskanzler sei "Walla keine Ahnung" und in Informatik froh sind, wenn sie den Powerbutton vom Tower finden.

    Nein das sind keine Übertreibungen, sondern gelebte Realität. Dazu kommt das absolut tabuisierte Thema fehlgeschlagene Migration (nicht nur die aktuelle Generation). Wenn in meiner Klasse wegen dem Zuckerfest dann einfach 3/4 der Klasse wahllos, zufallsbasiert fehlt wann sie möchte und es darauf schiebt und daraufhin Nachschreibetermine für Klausuren möchte, hörts halt auf. Ne mach ich nicht mit.

    Ja, solch komplett extremen ***** gab es auch schon vor 20 Jahren und ja die hießen auch mal Hans und Herbert. Aktuell, in meiner Region sieht die Sachlage aber ganz anders aus und dann bekommen wir hier auch noch richtig unschöne religiös, kulturell motivierte Probleme die teilweise derart überhand nehmen, dass weibliche Lehrerinnen < 40 nicht mehr in solche Klassen möchten und wir reden in meinem Fall nicht von einem Berufsvorbereitungsjahr, sondern teilweise von einem beruflichen GYMNASIUM !!!

  • Gibt es bei euch keine externen Prüfungen?

    Nö, in meinem BL bereitet der Lehrer die Abiprüfung vor was das ganze dann vollends ad absurdum führt. Die Aufgaben werden zwar eingesendet und kontrolliert aber zumindest so tief stapeln das es abgelehnt wird, gibts scheinbar nicht. Eher werden die wegen des "zu hohen" Schwierigkeitsgrad abgelehnt. Mich hatte es vor genau 3 Jahren bei einer Matheaufgabe mit diesem Vermerk erwischt und witzigerweise war es eine 1:1 Kopie (nur andere Zahlen) einer Aufgabe von 2004. Herrlich.

    • Offizieller Beitrag

    Machen wir uns nichts vor - die Standards wie wir sie von vor 20 Jahren kennen, sind abgesenkt worden. Gleichzeitig wird dies mit scheinbar neuen Kompetenzen, die zu überprüfen sind, so dass es neue/andere Aufgabenformate und Erwartungshorizonte gibt, begründet.

    [Zynismus ON]

    In Zeiten, wo 40% und mehr eines Jahrgangs ans Gymnasium gehen, geht das auch nicht anders. Würden die Gymnasien noch wie früher radikal "abschulen", würden sie gerade in Großstädten ganz stark am eigenen Ast sägen. Und welche Schulleitung will schon in die Geschichte eingehen, dass sie dazu beigetragen hat, dass ihre eigene Schule geschlossen wurde.

    Was würde dann mit den Gymnasiallehrkräften passieren, die dann nicht mehr am Gymnasium gebraucht würden? An den Gesamtschulen würden sie sich gegenseitig auf den Füßen stehen, sofern sie überhaupt dorthin wollten - und im Sek I-Bereich sind sie an anderen Schulformen nicht einsetzbar.

    [Zynismus OFF]

    OK, das war jetzt böse gedacht, aber vielleicht ist das auch gar nicht so weit von der Realität entfernt...

  • Was ist denn sonst dein Ziel, wenn du nicht aus allen Schülern sehr gute Leistungen heraus kitzeln möchtest.

    Mein Ziel ist es, die Jugendlichen zur allgemeinbildendeen oder fachgebundenen Maturität zu bringen. Dafür braucht es keine 6, eine 4 ist auch bestanden.

  • Nö, in meinem BL bereitet der Lehrer die Abiprüfung vor was das ganze dann vollends ad absurdum führt. Die Aufgaben werden zwar eingesendet und kontrolliert aber zumindest so tief stapeln das es abgelehnt wird, gibts scheinbar nicht. Eher werden die wegen des "zu hohen" Schwierigkeitsgrad abgelehnt. Mich hatte es vor genau 3 Jahren bei einer Matheaufgabe mit diesem Vermerk erwischt und witzigerweise war es eine 1:1 Kopie (nur andere Zahlen) einer Aufgabe von 2004. Herrlich.

    Bei uns gibt es (und gab es schon immer) zentrales Abitur und die Chemieprüfungen (kenne alle seit 2006) sind nicht leichter geworden.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Nö, in meinem BL bereitet der Lehrer die Abiprüfung vor was das ganze dann vollends ad absurdum führt

    Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wir schreiben keine zentralen Prüfungen, im Schwerpunktfach stellt für alle Kurse im Jahrgang oft nur eine Lehrperson pro Schulhaus die Prüfung. Die geht halt durchs kantonale Ressort und es kommt immer wieder vor, dass Prüfungen zurückgezogen werden müssen, weil das Niveau zu flach ist. Ich habe persönlich schon dafür gesorgt, dass eine eingestampft werden musste weil der Anspruch bei Weitem nicht mit meiner Prüfung vergleichbar war. Da seid ihr schon selber dran schuld, wenn ihr das mit euch machen lasst. Weniger Rumjammern wäre mal ne Massnahme.

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