Klassenlehrerprinzip - oder doch nicht?

  • Je früher die Dyskalkulie erkannt wird, desto eher kann man noch etwas machen.

    Was schwierig bleibt mangels Therapieplätzen und Förderstunden.

    Ich finde Schwierigkeiten im Lesen weiterhin problematischer, vielleicht fallen sie eher/schneller auf (Mitte 1- Mitte 2)? Das Üben ist ab einem gewissen Punkt einfacher und erfordert dann schlicht Fleiß und jemanden, der zuhört.

    Bei einer Rechtschreibschwäche fallen zu diesem Zeitpunkt Teilleistungen auf, für eine Testung reicht das aber nicht, zumal der Rahmen des Lernprozesses weit gesteckt ist. Durch Förderung ist hier viel möglich, wenn sie konsequent umgesetzt wird.

    Eine Dyskalkulie wird etwa zur gleichen Zeit entdeckt, wenn sie heftig ist, ist sie das nicht, „retten“ sich viele Kinder lange zählend. Das fällt nicht allen Lehrkräften auf, da wundere ich mich auch. Wenn man nur auf das Ergebnis guckt, kann das lange übersehen werden.

    Auch da kann man fördern, es gibt vieles, was auch Laien (Eltern) mit den Kindern üben können, das wichtig ist, aber nicht unter „Mathematik“ oder „Rechnen“ gelesen wird. Deshalb ist es viel schwieriger, es abzugeben.

    Und es ist unendlich schwer, hinzubekommen, dass Kinder sich davon lösen, denn man muss beim Rechnen neben ihnen sitzen, Finger, Füße, Augen im Blick behalten und Rechenwege ohne Umwege konsequent einfordern, damit sie nicht unentwegt ins alte Muster verfallen, das ihnen (vermeintlich) Sicherheit bietet.

    Aber da geht es ja nicht um falsch vermittelte Inhalte, sondern um Kinder, die Schwierigkeiten im Lernen haben, auf die individuell eingegangen werden muss.

    Mein Eindruck ist, dass das Studium auf Diagnostik und Förderung kaum vorbereitet und es kaum Antworten auf die Möglichkeiten im inklusiven Unterricht gibt.

  • Als ich Abitur gemacht habe, wurde die Kurvendiskussion noch ganz motiviert, dass man die Funktion besser zeichnen kann, wenn man Extrempunkte, Nullstellen etc. kennt. Das ist mittlerweile hinfällig. Das mit dem Taschenrechner und dem multiplizieren großer Zahlen erst recht.

  • Addieren im Kopf benötige ich aber keine schriftlichen Normalverfahren

    Tja, aber das addieren im Kopf kann man ja auch nicht mehr, gibt ja den Taschenrechner, also sollte man es dann wenigstens schriftlich können.

    Oder meinetwegen auch halbschriftlich.

    Außerdem: Wenn der PC ausfällt, haben die meisten immer noch Handy, Tablet, Smartwatch, .

    Dazu müsste man aber wissen, wie es geht.

    Als ich Abitur gemacht habe, wurde die Kurvendiskussion noch ganz motiviert, dass man die Funktion besser zeichnen kann, wenn man Extrempunkte, Nullstellen etc. kennt. Das ist mittlerweile hinfällig

    Wie kommst du darauf, genau das wird in den Prüfungen der 10. Klasse aktuell in Brandenburg verlangt.

  • Das halte ich für ein sehr nobles Ziel. Ich habe sie erst viele viele Jahre später verstanden und als Kind halt gemacht.

    Man muss vllt. zwischen den verschiedenen Grundrechenarten unterscheiden. Das schriftliche Additionsverfahren nachzuvollziehen ist auch für Grundschulkinder nicht so kompliziert.

    Außerdem wird heute - im Idealfall - im Unterricht mehr Wert auf das Verständnis und das Argumentieren gelegt als zu unserer Zeit.

    • Offizieller Beitrag

    Ne, ich beziehe mich nur aif deine Aussage, dass Mathe fachfremd kein Problem sei, Englisch fachfremd aber schon (wegen der Aussprache!). Das stimmt schlicht und ergreifend nicht

    Doch.

    (Eigentlich müsste ich nicht mehr schreiben, es steht alles schon weiter oben in meinen Beiträgen. Ich mache es aber dann doch noch. Also:)

    Das ist die minimale fachliche Grundlage Die sollte muss schon da sein. (Und darum ging es in meinem Beitrag 40. )

    Wenn jemand Englisch unterrichtet, der kein vernünftiges Englisch sprechen kann, ist das ein Problem. Ein NoGo. - Erst recht in der Grundschule, wo es darum geht, dass die Kinder Englisch sprechen lernen.

    Wenn jemand Mathe unterrichten möchte, der selber nicht rechnen kann, wäre das auch ein Problem.*

    Wenn die fachliche Grundlage da ist , kriegt ein Grundschullehrer den Unterricht auch aufgrund seiner generellen Ausbildung hin ... ist meine Erfahrung.

    Daher darf und kann nicht jeder Englisch unterrichten. Mathe schon. Ganz einfach.

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    * Das habe ich aber um Gegensatz zu Englisch noch nie erlebt.

  • Ich habe live erlebt, wie Grundschullehrerinnen nicht wussten, was ein Quadrat ist und es den Kinder falsch erklärt haben.

    Beim Hospitieren?

    Das sind nach meinem Ermessen anekdotische Einzelfälle. Aber dass es gleich mehrere Grundschullehrerinnen waren....

    Ich selbst kenne solche Fälle nicht. Wenn das die Regel wäre, wäre es schon krass. Vielleicht ist es auch in dem Zusammenhang zu sehen, dass ein Quadrat quasi eine Sonderform eines Rechtecks ist und das Thema des Unterrichts war.

    Und Kinder verwechseln gerne einmal Flächen mit Körpern. Da gehen Quader, Quadrat, Rechteck, (Würfel) munter durcheinander.

    • Offizieller Beitrag

    Wir hatten eine SekII-Mathereferendarin (regulär ausgebildet), die froh war, bei der "Wiederholung zu Bruchrechnung" in der EF zu hospitieren, weil sie es "selbst nie verstanden hat".

    Vor einigen Jahren hatte ich eine Lehramtsanwärterin mit dem Fach Geschichte an meiner alten Schule. Die LAA gab an, nicht in diese oder jene Lerngruppe gehen zu wollen, weil sie die dort unterrichteten Themen nicht im Studium hatte.
    (Ginge man danach und nach der Struktur des Studiums vor ca. 25 Jahren, dann hätte ich der Logik zufolge in nicht einmal in der Hälfte der Lerngruppen unterrichten können...)

  • Daher darf und kann nicht jeder Englisch unterrichten. Mathe schon. Ganz einfach.

    Das ist Bundeslandabhängig, in Berlin und Brandenburg z.B. darf es jeder.
    Englisch genauso wie Mathe und auch Sport (das muss man aber nicht, wenn man nicht will, Englisch und Mathe schon!).

    Man müsste halt Primatlehrkräfte verpflichtend Ma,D, SU, Ku, Mu und Spo studieren lassen, wäre ja kein Ding der Unmöglichkeit. Aber würde halt was kosten, das darf nicht sein.

    Nunja, in meinem Studium damals in Potsdam gab es Anfangsunterricht für Mathe, Deutsch, Sachunterricht und Musik oder Kunst oder Sport.
    Ich fand es sehr schade, dass ich mich zwischen Musik und Sport entscheiden musste (Kunst kriege ich auch so hin), aber die Entscheidung war klar und ich profitiere heute noch von den Sportsachen, aber mein Musikunterricht hätte davon sicher auch das ein oder andere gebrauchen können.

    In Berlin muss nun übrigens Mathe und Deutsch zumindest bei den Quereinsteigern mit drin sein und ich meine sogar im Ref, bei uns war es im Ref noch auf zwei Fächer begrenzt, auf dem Zeugnis stehen trotzdem alle vier (wobei drei davon nur als Lernbereiche bezeichnet werden).

    • Offizieller Beitrag

    Ganz genau das. Die Raute kam denen nicht in den Sinn.

    Hm. Interessant.

    Hat sie nur von "4 gleich langen Seiten" gesprochen? Oder hat sie gesagt "Ein Rechteck mit 4 gleich langen Seiten?"

    Oder ging es in der Stunde eh nur um Rechtecke, so dass die Lehrkraft das Quadrat als "Spezialversion eines Rechtecks" definiert hatte und daher nur die 4 gleichlangen Seiten erwähnt hat? (Der "rechte Winkel" gehört ja schon zur Definition eines Rechtecks.)

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