Gibt es überhaupt Vorteile vom Lehrerdasein in NRW?

  • Hobby zum Beruf: Meiner Meinung nach ist es ein deutlicher Unterschied ob man:

    - Im Hobby Geld verdienen muss (!), um seinen Lebensunterhalt zu verdienen oder

    - Mit seinem Hobby nebenher noch Geld verdient. Aber wenns weg fällt, ist es auch nicht schlimm.

    Zweiteres kann ich mir vorstellen. Ersteres eher weniger. Mich entspannt mein Hobby, aber wenn plötzlich Termindruck dazukäme oder eine bestimmte Leistung von mir erwartet wird, dann wird es mit womöglich zur Last. Dazu bin ich eben nur Laie und kein Profi. Wäre vielleicht anders, wenn ich eine Ausbildung gemacht hätte und nicht nur auf der YouTube-Uni gewesen wäre.

  • Genau das was Sissy beschreibt, meinte ich mit meinen Beitrag. Wenn wie gesagt das Hobbyprogrammieren plötzlich ständiges playtesting und debugging erfordert, analoges für andere kreative Tätigkeiten.

    Wenn von dem, was man hobbymäßig produziert plötzlich Bestellungen im Akkord abgearbeitet werden müssen. Wenn das spaßige kochen plötzlich im Restaurant mit nervigen Kunden stattfindet statt in der Freundesrunde. Da kann man sich vieles vorstellen, wie die Erwerbstätigkeit das Hobby ruiniert.

  • Klar, das kann passieren, muss aber nicht. Man hat doch bspw. im Restaurant nicht ständig mit nervigen Gästen zu tun oder muss nicht unbedingt dauernd "Bestellungen im Akkord abarbeiten", wenn man z. B. Töpferwaren o. ä. herstellt.

    Ich hatte ja als ein Beispiel für "Hobby zum Beruf gemacht" das eines alten Freundes meines Mannes gebracht, der sein Hobby Aquaristik zum Beruf gemacht und sich mit einem Geschäft für Zierfische und Co. und Aquaristikzubehör selbstständig gemacht hat. Der hat eigentlich einen komplett anderen Beruf gelernt (Kunststoffformgeber) und dort sogar einen Meistertitel erworben, war aber nach etwa 15 Jahren in diesem Beruf ziemlich unglücklich, ist daher ausgestiegen und hat dann jahrelang im Zoofachhandel - Schwerpunkt Aquaristik gearbeitet. Vor 10 Jahren hat er sich dann selbstständig gemacht und hat nach eigenem Bekunden noch immer große Freude an seiner Arbeit. EDIT: Also bei ihm hat die Erwerbstätigkeit sein Hobby definitiv nicht ruiniert (er beschäftigt sich auch privat weiterhin mit Aquaristik) oder ist ihm in irgendeiner Form zur Last geworden.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    Einmal editiert, zuletzt von Humblebee (27. April 2025 11:01)

  • Im Vergleich finde ich den Beruf schon ok, aber wenn ich nie wieder 30 Abiturprüfungen mit einer sehr knappen Deadline korrigieren müsste (so wie dieses Jahr), dann wäre ich nicht traurig. Es ist halt meine Arbeit, die ich (gut) mache, weil ich Geld brauche. Natürlich freut es mich auch, wenn meine SuS durch mich etwas lernen und erfolgreich sind. Aber die Arbeit kann auch sehr frustrierend sein, vor allem diese elendige Korrektur, die gar keinen Spaß macht, führt häufig dazu, dass ich meine Berufswahl hinterfrage. Aber ich komme am Ende trotzdem immer zum Ergebnis, dass das Lehramt von allen Optionen, die ich (realistischerweise) habe, die beste für mich ist.

  • Wenn ich die Kohle hätte, würde ich sofort auf ein Minimum reduzieren bzw..wäre ganz raus ohne jemals wehmütig zurückzublicken. Ich mache meinen Job gut und finde den auch okay, aber ich kann auch gut ohne. Ich vermisse in den Ferien nichts, dafür habe ich zu viele Interessen.

    Mein Lehrerdasein ist mein Job, um Geld zu verdienen. Mein eigentliches Leben findet aber abseits dieses Jobs statt und der Fokus liegt auch ganz klar darauf, alles, was den Job betrifft, möglichst effizient zu gestalten, so dass ich Zeit für wichtigere Dinge habe.

    Bevor ich Familie hatte und den Garten als meinen Lebensraum entdeckt hatte, nahm die Schule viel mehr Raum ein, weil ich einfach immernoch genug Zeit für mich hatte. Seit der Familiengründung ist Schule absolut zweitrangig.

  • Bevor ich Familie hatte und den Garten als meinen Lebensraum entdeckt hatte, nahm die Schule viel mehr Raum ein, weil ich einfach immernoch genug Zeit für mich hatte. Seit der Familiengründung ist Schule absolut zweitrangig.

    Ich habe weder Familie noch Garten. Möchte beides auch nicht. Die Schule ist trotzdem absolut zweitrangig.

  • Mein Lehrerdasein ist mein Job, um Geld zu verdienen. Mein eigentliches Leben findet aber abseits dieses Jobs statt und der Fokus liegt auch ganz klar darauf, alles, was den Job betrifft, möglichst effizient zu gestalten, so dass ich Zeit für wichtigere Dinge habe.

    Eben. Ich dachte eigentlich auch, dass das selbstverständlich sei, aber viele KuK sehen das anders, was für mich ok ist, wenn ich nicht dafür verurteilt werde, dass ich das anders sehe. Ich wurde einmal von einer Kollegin schräg angeguckt, weil ich gesagt habe, dass die Arbeit zweitrangig ist für mich. Wenn ich irgendwann auf dem Sterbebett liege, werde ich nicht bereuen, dass ich nicht mehr Zeit in die Unterrichtsvorbereitung meines Abikurses gesteckt habe.

  • Hobby und Beruf:

    Ich kenne einen befreundeten Arzt der hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Der hat abends um 22.00 Uhr noch Patienten in der Praxis. In seiner Freizeit ist er dann noch für eine Hilfsorganisation im Einsatz und weil das immer noch nicht reicht, fährt er auch ehrenamtlich einige Schichten im regulären Rettungsdienst als Notarzt mit, ehrenamtlich. So schön und gut, aber so etwas sollte man wirklich nur machen, wenn man wie er selbständig ist.

    Man stelle sich nur vor, er würde angestellter Arzt im Krankenhaus sein. Da werden die Ärzte dienstverpflichtet und kriegen dann ihren Einsatz vom Krankenhaus vergütet. Man stelle sich jetzt vor, er macht dann seinen Einsatz ehrenamtlich. Seine Kollegen wären nicht begeistert, könnte Chef doch auf die Idee kommen, dass von Ihnen auch zu erwarten. Ähnliche Konstellationen kenne ich auch in Schule. Da leisten Kollegen über ihre Dienstpflichten hinaus in verschiendenster Form zusätzliche Arbeitszeit für die Schule. Für sie ist es vielleicht Hobby. Die Kollegen , für die es kein Hobby ist, sind vergrätzt, weil sie die schlechtere Beurteilung erhalten, weil der Chef ehrenamtliches Engagement quasi beurteilt, was aber kein Kriterium sein darf.

    Aber auch für einen selber kann es sehr schnell unangenehm werden. Spätestens dann, wenn auf einmal der Vorgesetzte wechselt und der neue Chef mit dem Team was er um sich herum bildet auf einmal so ganz andere pädagogische Vorstellungen hat wie man selbst. Hier habe ich schon mehrfach Menschen in ein tiefes Loch fallen sehen, weil die 20 Jahre in denen sie quasi ihr ganzes Leben für ihre Schulprojekte aufgeopfert haben auf einmal nicht mehr anerkannt werden. Wie gut, wenn man sich, wie in der Finanzplanung , von Anfang an sehr diversifiziert aufgestellt hat. Das kommt einem in diesem Moment zu Gute.

    Wer aber seinen ganzen Selbstwert aus Schule geschöpft hat, der gerät in dieser Situation ins Burnout. Nennt man übrigen im Arbeits- und Gesundheitsschutz overcommitment . Die OC Leute sind es, die am ehesten burn out gefährdet sind. Tut dann keiner Seite wirklich gut.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • chemikus08 : Bei dem von dir genannten Herrn würde ich fast sagen, dass er seinen Beruf zum Hobby gemacht hat und nicht umgekehrt...

    Für mich ist übrigens mein Privatleben auch wichtiger als mein Berufsleben, letzteres also zweitrangig. Nichtsdestotrotz würde ich - wie schon gesagt - nicht in einem Beruf rein des Geldes wegen arbeiten wollen, sondern er muss mir auch Spaß machen, da das Arbeitsleben halt einen großen Teil der Lebenszeit ausmacht.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • chemikus08 : Bei dem von dir genannten Herrn würde ich fast sagen, dass er seinen Beruf zum Hobby gemacht hat und nicht umgekehrt...

    Für mich ist übrigens mein Privatleben auch wichtiger als mein Berufsleben, letzteres also zweitrangig. Nichtsdestotrotz würde ich - wie schon gesagt - nicht in einem Beruf rein des Geldes wegen arbeiten wollen, sondern er muss mir auch Spaß machen, da das Arbeitsleben halt einen großen Teil der Lebenszeit ausmacht.

    Ich glaube auch, dass es idealerweise so sein sollte. Für viele ist es jedoch so, dass sich Beruf und Spaß grundsätzlich gegenseitig ausschließen, denn wir arbeiten, weil wir müssen. Ich kann nicht einfach spontan sagen: "Ach, scheiß drauf, heute mache ich nichts." Auch meine Hobbys machen mir nicht immer Spaß – erst recht nicht, wenn ich gezwungen wäre, sie jede Woche montags um 7:40 Uhr auszuüben. :D

  • Nichts aufzuschieben.

    Genau, und das Lieblingsgeschirr decken, auch wenn es "das Gute" ist, ebenso die Lieblingskleider tragen und nicht "für gut" aufheben (auch wenn ich so erzogen bin) und meinetwegen den Schmuck, den man mag... Irgendwann gefällt einem das sowieso nicht mehr...

    Also irgendwann ist jetzt!

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