Verheiratet - welche Steuerklasse?

  • Zweiteres ist unlogisch, da hast du recht.

    Ist es nicht so, dass man wählen kann, ob man Kinderfreibeträge bekommt oder pauschal Kindergeld, das in vielen Fällen besser als der Freibetrag ist?

    (Bzw. macht das Finanzamt automatisch eine Günstigerprüfung.)
    Mit zwei Kindern sind das 2025 also mindestens 6120 Euro.

    Somit ist die Last bei zwei Eheleuten mit Kindern nicht so wie bei zwei Eheleuten ohne Kinder.

  • Siehst du, das ist kein Problem der Normgebung, sondern ein "Erziehungsproblem".

    Du weißt aber schon, dass sich Gesellschaften oft erst ändern, wenn sich finanzielle Anreize bieten? Aktuell ist es eben in vielen Fällen mehr Anreiz, dass Frauen zuhause bleiben, weil sie in schlechter bezahlten Jobs arbeiten. Ich kenne das aus meinem Umfeld sehr gut. Ich bin fast die Einzige, die voll arbeitet. Alle anderen machen weniger, damit sie den Splitting-Vorteil mehr ausnutzen. Und immer ist es die Frau, die zuhause bleibt, auch in meinem Kollegium. Sag bloß, das wäre bei Dir anders?

  • Und immer ist es die Frau, die zuhause bleibt, auch in meinem Kollegium. Sag bloß, das wäre bei Dir anders?

    Ich kenne auch in meinem Kollegium einzelne andere Konstellationen, aber diese sind leider viel zu häufig die Ausnahme.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Und immer ist es die Frau, die zuhause bleibt, auch in meinem Kollegium. Sag bloß, das wäre bei Dir anders?

    Bei den Konstalletionen, die ich kenne ich es 50% die Frau allein und 50% irgendeine andere Aufteilung (bei de Teilzeit, beide Vollzeit, nur die Frau Vollzeit [wobei ich da auch nur ein Beispiel kenne]).

    Ich wehre mich dagegen, weil von außen immer geschrien wird, die Frauen (oder eben beide) müssen voll arbeiten. Nein es muss niemand irgendwas. Bei uns bleibt meine Frau zuhause, weil es für uns eben so passt. Sie erledigt viele Aufgaben, die für die Familie ebenso, wenn nicht wichtiger sind als das Familieneinkommen. Dafür soll es dann eine Strafe geben, weil sie nicht "richtig" arbeitet?

    Aktuell ist es eben in vielen Fällen mehr Anreiz, dass Frauen zuhause bleiben, weil sie in schlechter bezahlten Jobs arbeiten.

    Jedes zusätzliche Einkommen erhöht doch das Familieneinkommen. Wenn die Frau daheim bleibt, hat keine einzige Familie mehr Geld. Ich verstehe das Argument mit dem Anreiz nicht.

    Alle anderen machen weniger, damit sie den Splitting-Vorteil mehr ausnutzen.

    Wirklich nur deswegen? Also ich habe schon mit vielen Menschen gesprochen, aber sowas habe ich wirklich noch nie gehört.

  • Jedes zusätzliche Einkommen erhöht doch das Familieneinkommen. Wenn die Frau daheim bleibt, hat keine einzige Familie mehr Geld. Ich verstehe das Argument mit dem Anreiz nicht.

    Die Rechnung geht so:

    Zusätzliches Einkommen der Frau - Kosten für dann nötige Betreuung = Geld das mehr ist

    Wenn man dann das Einkommen mit Steuerklasse V berechnet, dann kommt häufiger ein kleiner oder sogar negativer Betrag raus.

    Alle anderen Aspekte, z.B. Rentenpunkte werden dann gar nicht mehr beachtet.

    • Offizieller Beitrag

    Kann es sein, dass ihr aneinander vorbei redet?
    Familiensplitting "bestraft" keine Frau (oder Mann), die/der zuhause bleiben würde, sondern begünstigt Familien.

    Bsp. Familiensplitting in Frankreich (sehr grob vereinfacht!)
    Mein Mann und ich sind kinderlos: unser gesamtes Einkommen wird durch 2 geteilt, und die sich ergebende Zahl ergibt die Steuerlast.
    Mein Mann und ich haben ein Kind: unser gesamtes Einkommen wird durch 2,5 geteilt.
    ab dem dritten Kind: das Kind zählt eine volle Einheit.
    Bei Alleinerziehenden zählt es auch anders (meine Schwester hat ein Kind, das Kind zählt eine volle Einheit glaube ich)

    Man kann am französischen Familiensplitting auch viel kritisieren (starke Bevorzugung reicher Familien, usw..), das gesamte Modell mit allen kinder- und familiennahen Leistungen muss als Gefüge zusammenpassen.

  • Bei uns bleibt meine Frau zuhause, weil es für uns eben so passt. Sie erledigt viele Aufgaben, die für die Familie ebenso, wenn nicht wichtiger sind als das Familieneinkommen. Dafür soll es dann eine Strafe geben, weil sie nicht "richtig" arbeitet?

    Nein, natürlich kann sie sich selbst dazu entscheiden. Jedoch bedenken einfach viele nicht, was passiert bei einer Trennung oder Wegbrechen des Einkommens der Männer. Es gibt einfach sehr viele Frauen, die dann plötzlich da stehen, da sie wichtige Karriereschritte im Leben verpasst haben. Das ist einfach Fakt, das können sie nie wieder aufholen. Sie haben nie für Ihr Alter vorgesorgt, da das übliche Ehe-Modell ein Versorgermodell ist, was aber heute nicht mehr greift. Es gibt auch Gruppen, bei denen zB Männer sich gegenseitig bei Trennungen das Wechselmodell empfehlen, um keinen Unterhalt zahlen zu müssen. Heißt also: Die Frau hat womöglich viele Jahre nicht gearbeitet und konnte kein Vermögen aufbauen. Das Splitting aktuell ist ein Grund, warum solche Modelle häufig gewählt werden. Fehlende Kinderbetreuung und teure Betreuungsplätze kommen dazu. Da "lohnt" es sich wirklich manchmal nicht, wenn man dann auch noch fast 4-stellige Summen für die Betreuung ausgeben muss. Klar, ist das kurzsichtig gedacht, ist aber eben oft so.

    Es ist gut, wenn ihr das bedenkt, aber wie gesagt: In der Gruppe ist das Thema jeden Tag manchmal mehrmals präsent, dass Frauen plötzlich vor dem Nichts stehen.

  • Sie haben nie für Ihr Alter vorgesorgt, da das übliche Ehe-Modell ein

    Das verstehe ich, allerdings sind die meisten Ehen Zugewinngemeinschaften. Also wird im Fall der Fälle auch alles geteilt. Auch die Altersvorsorge. Wenn es Gütertrennung bei einer " asymmetrischen" Ehe gibt, puh das ist natürlich bitter und traurig.

    Was mich an dieser doch recht einseitigen Diskussion echt nervt, ist die zunehmende Stigmatisierung von Partnern ohne oder mit kleinem Einkommen. Wir haben es schon oft erlebt, dass meine Frau fast angefeindet wurde wegen unseres Lebensentwurfs. Sowas kommt auch immer nur von anderen Frauen. Wieso können die Leute denn mit ihren Lebensentwürfen nicht einfach in Ruhe gelassen werden?

    Das beziehe ich jetzt nicht auf dich. Bitte nicht falsch verstehen, vielleicht extrapoliere ich das auch zu weit, weil's mir tierisch auf den Wecker geht.

  • Sowas kommt auch immer nur von anderen Frauen. Wieso können die Leute denn mit ihren Lebensentwürfen nicht einfach in Ruhe gelassen werden?

    Es kommt ja auch darauf an: Benennt man Fakten (sowie intendiere ich es) oder verurteilt man andere für ihren Lebensentwurf?

    Ich verurteile gar keinen, persönlich ist mir das völlig egal, kenne aber eben auch Frauen, die wirklich einfach gar nichts mehr hatten und plötzlich wieder mit Kindern bei den Eltern einziehen mussten, weil sie Jahre nicht gearbeitet haben. Diese Gefahr besteht und darf man dann auch mal benennen.

    Für mich ist es schon allein deswegen nicht, weil ich

    1. den Haushalt und Kochen und alles weitere hasse wie die Pest

    2. für mich einfach extrem wichtig ist, dass ich quasi morgen ausziehen könnte, wenn der Mann plötzlich doof ist

    3. einfach auch so weiterleben könnte, wie aktuell, wenn der Mann plötzlich verstirbt und/oder krank wird.

    Fall 2 häuft sich grad übrigens sehr im Bekanntenkreis. Und tatsächlich sind es in allen Fällen die Männer gewesen, die fremdgegangen sind. Zwei Fälle übrigens auch mit leergeräumten Bankkonto und heimlichem Wegorganisieren von Vermögenswerten.

    Ich bin halt im Alter, wo die Midlife-Krisis hart zuschlägt. Ich mache mir keinen Illusionen: Das kann auch meinen Mann und mich treffen. Es beruhigt mich, dass ich dann nur Herzschmerz und keinen Geldschmerz habe, da wir weiterhin getrennt wirtschaften.

  • Wir haben es schon oft erlebt, dass meine Frau fast angefeindet wurde wegen unseres Lebensentwurfs. Sowas kommt auch immer nur von anderen Frauen.

    Ach so: Ich sage übrigens nie was dazu, außer es wird danach gefragt: so wie hier. Im privaten halte ich zu den Lebensentwürfen in der Regel meinen Mund, da ich die genauen Umstände ja gar nicht kenne.

    Ich kenne es übrigens auch andersherum. Mir wurde gesagt, es wäre ja auch quatsch, dass ich Kinder hätte, da ich so Karrierefixiert wäre.

    Komisch, meinem Mann wurde das noch nie gesagt, dabei ist er viel später zuhause als ich und kümmert sich auch weniger.

  • Immer dieses Gelabber gegen das Ehegattensplitting.

    Solange es nicht durch ein Familiensplitting ersetzt wird, wird es eine riesen Steuererhöhung durch die Hintertür, wenn es abgeschafft wird.

    Ich habe bislang auch noch keine Stelle in der Steuergesetzgebung gefunden in der steht, das "nur" Frauen weniger arbeiten dürfen.

  • ch habe bislang auch noch keine Stelle in der Steuergesetzgebung gefunden in der steht, das "nur" Frauen weniger arbeiten dürfen.

    Und was glaubst Du, warum es trotzdem die Frauen sind, die zuhause bleiben? Mich nervt, dass den Frauen selbst die Schuld zugeschoben wird.

    PS: Wenn Dich das Gelaber stört, halt Dich doch einfach raus.

  • Ich schreibe nicht von Schuld.

    Ich beschreibe die Neutralität des Gesetzes.

    Den Schuldvorwurf konstruierst du dir herbei.

    Die Idee des Ehegattensplittings geht wie schon geschrieben wurde von einer Ehe als Wirtschaftsgemeinschaft aus.

    Was u.a bedeutet, dass man im Schadensfall finanziell füreinander einsteht.

    Wenn nun ein Parter sich finanziell verarschen lässt, würde die Abschaffung des Ehegattensplittings was daran ändern?

    Und natürlich betrügen nur Männer und die Frauen mit denen betrogen wird sind ausnahmslos Singlefrauen ohne Kind.

  • Wenn nun ein Parter sich finanziell verarschen lässt, würde die Abschaffung des Ehegattensplittings was daran ändern?

    Ja, weil der fehlende Anreiz, dass ein Partner überproportional zurücksteckt, wegfallen würde. Dann würde es vielleicht mal mehr "Mode" werden, dass beide 30 Std arbeiten, anstatt einer 20 und der andere 40.

    Und natürlich betrügen nur Männer und die Frauen mit denen betrogen wird sind ausnahmslos Singlefrauen ohne Kind.

    Hab ich nicht behauptet, ist aber in meinem Freundeskreis grad so. Und das darf ich dann auch beschreiben, auch wenns nicht in Deine Lebenswirklichkeit passt.

    Es gibt übrigens auch genügend Menschen, die nicht mal wissen, dass die Steuerlast immer gleich bleibt, egal, welche Aufteilung man hat.

  • Die Ehe ist eine Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft. Durch die Ehe entstehen Versorgungs- und Unterhalts-Pflichten untereinander. Mit der Ehe sind also Pflichten und Rechte verbunden.

    Eine Abschaffung des Splittings ohne entsprechende Kompensation wird höchstwahrscheinlich am Ende vom BVerfG beerdigt. Das heißt, wenn am Ende zwei Ehepaare, die - unter gleichen Bedingungen - in Summe das gleiche Brutto haben, Netto deutlich unterschiedlich liegen, wird das aufgrund des Charakters der Ehe sehr wahrscheinlich rechtswidrig sein.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Ja, weil der fehlende Anreiz, dass ein Partner überproportional zurücksteckt, wegfallen würde. Dann würde es vielleicht mal mehr "Mode" werden, dass beide 30 Std arbeiten, anstatt einer 20 und der andere 40.

    Wenn der eine Partner 60 € die Stunde verdient und der andere 45€ macht das wenig Sinn.

  • Fall 2 häuft sich grad übrigens sehr im Bekanntenkreis. Und tatsächlich sind es in allen Fällen die Männer gewesen, die fremdgegangen sind. Zwei Fälle übrigens auch mit leergeräumten Bankkonto und heimlichem Wegorganisieren von Vermögenswerten.

    Das geht auch umgekehrt, habe ich bei meinem Bruder miterlebt. Nur es wurden keine Konten geplündert. Das ist eh alles anekdotisch, ich verstehe deinen Standpunkt natürlich auch. Eigentlich sind wir uns auch einig. Jeder soll es so machen wie es am besten passt bzw. was man sich so vorstellt.

    Und dass die Einkommensteuer mal grundlegend reformiert werden muss ist eh klar. Alleine die Sätze hinken der Inflation schon einige Jahrzehnte hinterher.

    Ja, weil der fehlende Anreiz, dass ein Partner überproportional zurücksteckt, wegfallen würde. Dann würde es vielleicht mal mehr "Mode" werden, dass beide 30 Std arbeiten, anstatt einer 20 und der andere 40.

    Würde das Splitting wegfallen, wäre es einfach nur eine Steuerhöhung bzw. der Raub von Freibeträgen. Für viele wäre das eine Katastrophe. Es sind nicht alle Frauen Akademiker mit super Gehaltsaussichten. Das wäre eine ungeheuere Benachteiligung.

  • Wenn der eine Partner 60 € die Stunde verdient und der andere 45€ macht das wenig Sinn.

    Stimmt. Eigentlich müsste der mit dem höheren Stundenlohn noch kürzer treten, damit der andere noch Zeit in Ausbildung und weiterkommen investieren kann.

  • Wenn der eine Partner 60 € die Stunde verdient und der andere 45€ macht das wenig Sinn.

    Genau, weil Ehen ja bekanntlich ewig halten, Frauen im Trennungsfall nicht in den meisten Familien hauptsächlich oder bis auf etwas Unterhalt komplett allein für die gemeinsamen Kinder sorgen und Frauen auch nicht besonders häufig von Altersarmut betroffen sind, weil sie infolge all dieser vielen, „kleinen“ Entscheidungen gegen die eigene, volle Erwerbstätigkeit zu wenig Altersvorsorge betreiben (können). Partnerunabhängige Erwerbstätigkeit und Altersvorsorge ist immer sinnvoll, ganz besonders aber als Frau. Das hilft dann im Zweifelsfall auch mancher Ehe auf die Sprünge, wenn Mann genau wie Frau gewollt werden muss, nicht einfach qua Geldbeutel und aus Angst vor dem finanziellen Absturz weiter ertragen wird.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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