Klausur - Schummeln nachweisen

  • Ich hatte mal für mich eine Liste erstellt. Wir haben von 8. bis 13. Klasse jedes Jahr mindestens drei "Ganzschriften" im Deutschunterricht gelesen, davon jeweils mindestens zwei klassische.

    Evtl. scheint das nicht mehr oder nicht überall oder generell nicht pauschal der Fall zu sein.

    anderes BL, andere Zeit, andere Schule oder was auch immer.

    Es ist DEFINITIV nicht mehr der Fall.

    bei uns:
    8-10: eine Ganzschrift und es ist in der Regel eine moderne (Tschick...)

    EF: eine Ganzschrift (Galileo Galilei oder die Physiker zur Zeit)

    Q1-Q2: mein LK liest 3 Ganzschriften. 2 gesetzt und 1 als Vergleich, die wir selbst wählen. Keine davon ist Goethe. Die "klassische" gesetzt ist der zerbrochne Krug, Woyzeck ist unser Vergleichdrama, Heimsuchung ist das dritte Werk.
    Und ich setzte meine Hand ins Feuer, dass einige SuS keins der zwei Dramen vollständig gelesen haben, es wird bei Heimsuchung noch mehr betreffen.

  • Dass Ganzschriften nicht (ganz) gelesen werden, gabe es zu meinr Zeit schon. Manche Schüler haben nur die Reclam Lektüreschlüssel gelesen, das hat in der Regel gereicht.

  • Plattenspieler würde generell einen Herzinfarkt bekommen, wenn er sehen würde, wozu das Gymnasium geworden ist, verglichen zu seiner Schulzeit. Von daher ist es gut, dass er nicht an einem solchen arbeitet.

  • Interessehalber, du hast keinen LK Englisch an einem allgemein bildenden Gymnasium in Baden-Württemberg besucht?

    Wir hatten sowohl als auch als SternchenthemSternchenthema. New Deal von Roosevelt aus dem Englisch-LK half mir in Geschichte im Abitur (3. Prüfungsfach).

    Ich habe an einem beruflichen Gymnasium in BW Abitur gemacht. Bei uns stand und steht Literatur zwar im Bildungsplan, war und ist aber nicht prüfungsrelevant. Das führt dazu, dass viele Englisch-KuK Literatur komplett ausklammern. Aber auch am allgemeinbildenden Gymnasium wird in Englisch längst nicht mehr so viel Literatur gelesen wie früher. Wie du wahrscheinlich weißt, sind es meist nur zwei Werke und eins davon ist sogar ein Film (Stichwort "erweiterter Textbegriff"). Ob Shakespeare gelesen wird, liegt im Ermessen der Lehrkraft, was dazu führt, dass kaum noch Shakespeare gelesen wird. Übrigens: Meine SuS haben sehr große Schwierigkeiten mit literarischen Texten. Shakespeare verstehen sie im Grunde gar nicht. Wir müssen uns jeden(!) Vers mühsam erarbeiten. Selbst zeitgenössische Literatur bereitet ihnen große Probleme. Ich bin froh, wenn sie im Abi verstanden haben, dass eine Interpretation mehr bedeutet als einfach nur die Aussage des Textes zusammenzufassen. Wir lesen vor allem Zeitungsartikel aus der Guardian und der New York Times, da die Prüfungstexte meist aus diesen Quellen stammen.

  • 8-10: eine Ganzschrift und es ist in der Regel eine moderne (Tschick...)

    EF: eine Ganzschrift (Galileo Galilei oder die Physiker zur Zeit)

    Q1-Q2: mein LK liest 3 Ganzschriften. 2 gesetzt und 1 als Vergleich, die wir selbst wählen. Keine davon ist Goethe. Die "klassische" gesetzt ist der zerbrochne Krug, Woyzeck ist unser Vergleichdrama, Heimsuchung ist das dritte Werk.

    Das heißt, die SuS (mit Deutsch-LK) haben in ihrer gesamten Schulzeit, wenn sie es nicht in ihrer Freizeit tun, kein längeres Werk von Goethe, Schiller, Lessing, Kafka, Mann oder Hesse gelesen?

    Zumindest durch Auszüge, Lyrik, Kurzprosa und/oder literaturgeschichtliche Einordnung lernen sie diese Autoren aber schon kennen?

    Dass Ganzschriften nicht (ganz) gelesen werden, gabe es zu meinr Zeit schon. Manche Schüler haben nur die Reclam Lektüreschlüssel gelesen, das hat in der Regel gereicht.

    Klar war das auch in meiner Zeit der Fall. Selbst im Studium teilweise ...

    Was heißt 'gereicht'? Um zu bestehen, in den meisten Fällen wohl schon. Allerdings waren SuS (und Studierende), die so vorgingen, meistens nicht diejenigen in den oberen Bereichen des Notenspektrums. Ob da nun nur eine Korrelation oder auch eine Kausalität vorliegt, weiß ich nicht.

    Faust I to go & #MeinSenf (Goethe in 11,75 Minuten, Fassung 3.0)

    Achtung, Plattenspieler du wirst sicher einen Herzinfarkt bekommen.

    Ne, finde ich cool. Aber ersetzt die eigene Lektüre nicht.

    Ob Shakespeare gelesen wird, liegt im Ermessen der Lehrkraft, was dazu führt, dass kaum noch Shakespeare gelesen wird.

    Das war zu meiner Zeit als Schüler bereits so. Glücklicherweise hat mein Englischlehrer mit uns Shakespeare gelesen. Ich weiß aber noch, dass das nicht in allen Kursen der Fall war.

    Meine SuS haben sehr große Schwierigkeiten mit literarischen Texten. Shakespeare verstehen sie im Grunde gar nicht. Wir müssen uns jeden(!) Vers mühsam erarbeiten. Selbst zeitgenössische Literatur bereitet ihnen große Probleme.

    Hm. SuS können etwas nicht bzw. tun sich schwer damit. Dann ist die Schlussfolgerung, es einfach sein zu lassen? Sollte man es nicht umso mehr üben?

  • Übrigens: Meine SuS haben sehr große Schwierigkeiten mit literarischen Texten. Shakespeare verstehen sie im Grunde gar nicht. Wir müssen uns jeden(!) Vers mühsam erarbeiten. Selbst zeitgenössische Literatur bereitet ihnen große Probleme. Ich bin froh, wenn sie im Abi verstanden haben, dass eine Interpretation mehr bedeutet als einfach nur die Aussage des Textes zusammenzufassen. Wir lesen vor allem Zeitungsartikel aus der Guardian und der New York Times, da die Prüfungstexte meist aus diesen Quellen stammen.

    Klingt nach ultimativer Kapitulation.

    Wer zeitgenössische Literatur nicht versteht und im (oder kurz vor dem) Abitur immer noch nicht mit Zieltextformaten umgehen kann, sollte evtl. besser einfach gar kein Abitur bekommen, denn das ist ja dann ein kompletter Witz.


    Ich hab Shakespeare gerne gemacht, denn das begann immer als ultimatives Angstthema und im Verlauf der Sequenz haben die meisten Schüler dann gemerkt, dass man durchaus sehr schnell Zugang finden kann - fand ich immer schön zu sehen 😊 Ich habe mit dem letztjährigen LK noch eine letzte Ganzschrift gelesen, freiwillig, weil wir alle Spaß dran hatten. Dass das jetzt wegfällt, finde ich sehr sehr schade.

  • Hm. SuS können etwas nicht bzw. tun sich schwer damit. Dann ist die Schlussfolgerung, es einfach sein zu lassen? Sollte man es nicht umso mehr üben?

    Ich habe nicht gesagt, ob ich diese Entwicklung gut oder schlecht finde. Wenn du mich persönlich fragst, dann würde ich auch mehr mit meinen SuS lesen, gerade weil sie es brauchen. Aber die Prüfungsvorgaben sind da sehr eindeutig und ich muss meine Kurse nun einmal auf die Prüfung vorbereiten und habe nicht viel Zeit, um mit ihnen klassische Literatur zu lesen.

  • Klingt nach ultimativer Kapitulation.

    Wer zeitgenössische Literatur nicht versteht und im (oder kurz vor dem) Abitur immer noch nicht mit Zieltextformaten umgehen kann, sollte evtl. besser einfach gar kein Abitur bekommen, denn das ist ja dann ein kompletter Witz.

    Im Forum wurde in letzter Zeit viel über Zweit- und Drittkorrekturen gesprochen. Tja, ich habe jetzt mehrere Drittkorrekturen machen müssen, weil KuK meinen, sie müssen eine Textanalyse mit 12 NP bewerten, obwohl eine echte Analyse nie stattgefunden hat. Wir reden von einer Notendifferenz von 10 NP zwischen dem Erst- und Zweitkorrektor. Die Erwartungen einiger KuK sind massiv gesunken. Also doch, diese SuS machen, wenn sie Glück mit ihren Korrektoren haben, sehr wohl Abitur.

  • Im Forum wurde in letzter Zeit viel über Zweit- und Drittkorrekturen gesprochen. Tja, ich habe jetzt mehrere Drittkorrekturen machen müssen, weil KuK meinen, sie müssen eine Textanalyse mit 12 NP bewerten, obwohl eine echte Analyse nie stattgefunden hat. Wir reden von einer Notendifferenz von 10 NP zwischen dem Erst- und Zweitkorrektor. Die Erwartungen einiger KuK sind massiv gesunken. Also doch, diese SuS machen, wenn sie Glück mit ihren Korrektoren haben, sehr wohl Abitur.

    10 NP sind heftig. Ja, ich gebe dir Recht. Das gesamte System krankt mehr und mehr.

  • Ich muss meine Kurse nun einmal auf die Prüfung vorbereiten und habe nicht viel Zeit, um mit ihnen klassische Literatur zu lesen.

    Geht mir genauso. Und nach dem Abi hab ich gerade mal zehn Stunden, von denen mindestens zwei für Prüfungssimulation mündliches Abitur draufgehen. Was sich bei mir als gangbarer Kompromiss entpuppt hat: Sonette oder eine Shakespeare-Verfilmung ansehen, die wichtigsten Szenen jedoch lesen (und "übersetzen" bzw. nachspielen lassen).

  • Geht mir genauso. Und nach dem Abi hab ich gerade mal zehn Stunden, von denen mindestens zwei für Prüfungssimulation mündliches Abitur draufgehen. Was sich bei mir als gangbarer Kompromiss entpuppt hat: Sonette oder eine Shakespeare-Verfilmung ansehen, die wichtigsten Szenen jedoch lesen (und "übersetzen" bzw. nachspielen lassen).

    An unserem Gymnasium nimmt eine Lehrkraft Shakespeare genau wie du deinen Kompromiss beschrieben hast, in Klasse 10 gegen Ende des Schuljahres durch.

  • bei uns:
    8-10: eine Ganzschrift und es ist in der Regel eine moderne (Tschick...)

    EF: eine Ganzschrift (Galileo Galilei oder die Physiker zur Zeit)

    das find ich jetzt als Nichtdeutschlehrkraft erschütternd: Sowohl die Physiker, als auch Galileo haben wir in der Sek I gelesen. (und Andorra, Unterm Rad, Jugend ohne Gott, Die Welle, Tagebuch Anne Frank, Tonio Kröger, Kleider machen Leute und noch so eins mit ähnlicher Story, Felix Krull, Biedermann und die Brandstifter, Frühlings Erwachen, Kabale und Liebe und bestimmt noch mehr, was mir jetzt nicht einfällt)

    In der Sek II hatte ich ne Deutschlehrerin, die hat es mit den Lektüren imho etwas übertrieben - das war bestimmt alle zwei Monate ne Neue, den Katalog der Deutschen Literatur hoch und runter. schlimmste Lektüre - mit absolutem Abstand - war Brandung von Martin Walser. schlimmeres lamoryantes Altherrengeschwätz, als Faust.

    edit: Lenz war auch schlimm. und Katz und Maus.

    edit: die Lektüren in Französisch und Englisch fand ich eigentlich immer irgendwie besser, als die in Deutsch. Ich teile aber die allgemeine Begeisterug für Tschick auch nicht. Arbeit und Struktur war ja als Blog sehr interessant, aber sonst.. Sand hat auch nirgendwo hingeführt imho. Ist der wirklich so toll gewesen, der Herndorf?

  • Tschick ist halt als Jugendbuch wirklich sehr gelungen. Gute Charakterentwicklung, die Handlung ist gut rhythmisiert und sprachlich ist es durchaus ansprechend. Aber man darf durchaus annehmen, dass es ohne die Hintergrundgeschichte des Autors vielleicht nicht so extrem erfolgreich geworden wäre.

    Sand ist hingegen schon ein ziemlich genialer Roman, aber halt sehr postmodern. Das muss man mögen - gerade, dass es nirgendwohin führt. Ist ein wenig wie bei Paul Auster, obwohl ich Auster vorziehe.

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