Launenhaftigkeit eines Kollegen

  • So einfach ist das mit der Inklusion nicht. Zum Beispiel sind tatsächlich Förderschulen mit dem Schwerpunkt Hören ganz anders ausgestattet als die anderen Schulen. Da haben die Kinder Kopfhörer und Hörgeräte, die die Lehrkraft vorne an einem Pult steuern kann usw.... So etwas haben die anderen Schulen gar nicht. Gebärdensprache usw... Wie soll man als nicht in dem Bereich ausgebildete Lehrkraft diese Kinder fördern, zumal die Ausstattung fehlt?

    Ein wichtiger Punkt sind auch die kognitiven Fähigkeiten. Autisten, die manchmal sehr intelligent sind, gehören schon aufs Gymnasium, aber was soll da z.B. ein Kind mit Downsyndrom? Da könnten ja auch Eltern, deren Kind eine Hauptschulempfehlung hat, den Besuch des Gymnasiums einklagen...

  • Ein wichtiger Punkt sind auch die kognitiven Fähigkeiten. Autisten, die manchmal sehr intelligent sind, gehören schon aufs Gymnasium, aber was soll da z.B. ein Kind mit Downsyndrom? Da könnten ja auch Eltern, deren Kind eine Hauptschulempfehlung hat, den Besuch des Gymnasiums einklagen...

    Was sollen die denn einklagen können? Die Kinder, die zieldifferent unterrichtet werden, können doch keinen Abschluss machen. Es gibt doch keinen Unterschied zu Haup-, Real- und Gesamtschulen. Die könnten das auch nicht leisten. Und Eltern könnten jetzt auch nicht einklagen, dass ihre Kinder auf die Gesamtschule oder Realschule kommen.

  • braucht man nicht einklagen: Freie Schulwahl.
    Die haben wir jedes Jahr.
    Und seit G9 haben sie sogar gute Chancen, die Unterstufe zu schaffen und bis zum Mittleren Abschluss (oder darüber hinaus) zu bleiben.

  • Andreas231

    Ich begrüße das ausdrücklich, jedoch nicht unter den gegebenen Rahmenbedingungen.

    Als Positivbeispiel nenne ich nach wie vor Schweden. Zumindest unter dem Rahmenvorgaben, die ich dort vor 10 Jahren vorgefunden habe.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • So einfach ist das mit der Inklusion nicht. Zum Beispiel sind tatsächlich Förderschulen mit dem Schwerpunkt Hören ganz anders ausgestattet als die anderen Schulen. Da haben die Kinder Kopfhörer und Hörgeräte, die die Lehrkraft vorne an einem Pult steuern kann usw.... So etwas haben die anderen Schulen gar nicht. Gebärdensprache usw... Wie soll man als nicht in dem Bereich ausgebildete Lehrkraft diese Kinder fördern, zumal die Ausstattung fehlt?

    Vor allem ist es auch völlige Ressourcenverschwendung, 5 Kinder mit Förderbedarf Hören auf 5 verschiedene Schulen zu verteilen, statt diese an einer Schule zu bündeln, an der die von dir beschriebene Ausstattung und Lehrkräfte mit Expertise in Sachen Gebärdensprache vorzufinden sind. Und das in Zeiten knapper Kassen...

  • Der Förderschwerpunkt Hören ist bei weitem nicht nur Gebärdensprache, Gebärdensprache nutzende Kinder sind ziemlich sicher die große Minderheit.
    Mehrere Mikrofone und die Anlage für einen Schüler ist vielleicht teurer als für zwei, aber so ist es aber. Warum soll ein schwerhöriges Kind (ohne weiteren Bedarf und mit dieser Ausstattung sehr gut beschulbar) 30 oder 50 km fahren?

  • Eine Förderschule Schwerpunkt Hören würde immer Bedarf an den Mikrofonen und der Anlage haben, aber was ist, wenn der Bedarf an einer durchschnittlichen Realschule so aussähe, dass es mal einen Schüler mit entsprechendem Bedarf gäbe, dann mal mehrere Jahre keine und dann auf einmal drei?

    Ich persönlich fände das kein sinnvolles Management von pädagogischen Ressourcen.

  • Vor allem ist es auch völlige Ressourcenverschwendung, 5 Kinder mit Förderbedarf Hören auf 5 verschiedene Schulen zu verteilen, statt diese an einer Schule zu bündeln, an der die von dir beschriebene Ausstattung und Lehrkräfte mit Expertise in Sachen Gebärdensprache vorzufinden sind. Und das in Zeiten knapper Kassen...

    Mir ist bewusst, dass die Rahmenbedingungen nicht gut sind – oder eher katastrophal. Aber wenn wir Ressourcen sparen, um damit zu begründen, dass diese Kinder grundsätzlich nicht dabei sein können, dann gehen wir damit Schritte zurück.

    Lasst uns doch gemeinsam überlegen, wie man es möglich machen könnte!

  • Was meinst du mit "Kinder grundsätzlich nicht dabei sein können"? Was wird denn diesen Kindern verwehrt? Und vor allem, geht es nicht darum, die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen zu berücksichtigen, statt alle über einen Kamm zu scheren?

    Was ist, wenn, außerhalb des Inklusionskontextes, Eltern wollen, dass ihr Kind auf einer Privatschule oder, wenn sie in Grenznähe wohnen, im Nachbarbundesland unterrichtet werden soll? Sind diese Kinder dann auch "nicht dabei"?

  • Eine Förderschule Schwerpunkt Hören würde immer Bedarf an den Mikrofonen und der Anlage haben, aber was ist, wenn der Bedarf an einer durchschnittlichen Realschule so aussähe, dass es mal einen Schüler mit entsprechendem Bedarf gäbe, dann mal mehrere Jahre keine und dann auf einmal drei?

    Ich persönlich fände das kein sinnvolles Management von pädagogischen Ressourcen.

    1. es ist das Eigentum bzw. geliehenes Eigentum des Kindes (das nennt man Hilfsmittel).

    2. wenn du es unbedingt mit finanzieller Effizienz rechnen willst (das meinst du mit Management pädagogischer Ressourcen): die paar tausend Euro sind schnell rentabilisiert statt Taxischein 50km jeden Tag.

  • Mich nerven ehrlich gesagt auch Brillenträger massiv. Kostet echt unnötig Geld.
    Wäre es nicht einfacher, sie alle zusammen in eine Schule zu stecken, dann könnte ich endlich Arbeitsblätter in Schriftgröße 8 nutzen. Was für Einsparnisse.

  • Ich habe tatsächlich auch ein schwerhöriges Kind in der Klasse, das Hörgeräte trägt und ich selbst muss mir so ein Gerät umhängen, damit das Kind mich besser versteht. Es ist aber nicht taub, da geht das mit einfacher Ausstattung. Ich dachte eher an extremere Fälle.

  • Was meinst du mit "Kinder grundsätzlich nicht dabei sein können"? Was wird denn diesen Kindern verwehrt? Und vor allem, geht es nicht darum, die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen zu berücksichtigen, statt alle über einen Kamm zu scheren?

    Was ist, wenn, außerhalb des Inklusionskontextes, Eltern wollen, dass ihr Kind auf einer Privatschule oder, wenn sie in Grenznähe wohnen, im Nachbarbundesland unterrichtet werden soll? Sind diese Kinder dann auch "nicht dabei"?

    Verwehrt wird ihnen die Möglichkeit, die Gesellschaft mit Ihren Fähigkeiten zu bereichern. Dabei sollen genau die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen berücksichtigt werden.

    Es geht halt nicht darum, diese Kinder einheitlich zu einem bestimmten Ziel zu bringen, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten Ziele zu setzen.

    Ein Vorteil ist zum Beispiel, dass man sich nicht an bestimmte Lehrpläne halten muss und ganz individuell arbeiten kann.

  • Die Kinder, die zieldifferent unterrichtet werden, können doch keinen Abschluss machen.

    Nur weil ein Schüler irgendwann einmal "zieldifferent" unterrichtet wird, bedeutet das nicht automatisch, dass er niemals einen Schulabschluss erreichen wird. Da gibt es glücklicherweise vielfältige Möglichkeiten.

  • Weil die Gesellschaft auf alle Schulformen verteilt ist. Die Schüller*innen, die zieldifferent Beschult werden, würden nach dem ursprünglichen System, alle zusammen nur die Förderschule besuchen können. Das ist keine gleichberechtigte Teilhabe aller Schüler*innen in allen Bereichen der Schule, unabhängig von der Behinderung.

    Inwiefern ist es Teilhabe, in einem Raum mit anderen Kindern zu sitzen, die einen anderen Abschluss anstreben? Und welchen Sinn hat das Ganze, außer dass es die Lernbedingungen für Mitschüler durch häufige Störungen (ES, aber auch LE hatte häufig ein interessantes Sozialverhalten) sowie natürlich für die Lehrkräfte verschlechtert? Teilhabe am Bildungssystem ist meines Erachtens mit dem Recht auf passende Beschulung erfüllt - und das hatten Kinder hier immer.

    Ich habe LE und GE Beschulung am Gymnasium (Klasse 5-9) und an der Realschule (Klasse 6 und 8 erlebt und am Gymnasium crashed es komplett mit dem notwendigen Tempo der Unterrichtsprogression. Man hat einfach keine Zeit, sich Studen durch Sozialverhalten zerschießen zu lassen oder ständig irgendwo zu unterstützen. An der Realschule was es auch nicht spaßig, ging aber irgendwie besser. Wir mussten übrigens am Ende auch schauen, ob wir die LE Kinder zum Hauptschulabschluss führen können und einige haben ihn auch geschafft. Dass es bei den Inklusionskindern von Anfang an nur um Dabeisitzen geht, ist also auch nicht richtig.


    Wenn ich es richtig rauslese, ist das Hauptargument gegen Verzicht auf zieldifferente Inklusion am Gymnasium, dass es dort bitte genauso schlecht laufen soll, wie woanders auch. Finde ich etwas problematisch unter dem Aspekt, dass diese Schulform (eigentlich) die Aufgabe hat, Studierfähigkeit zu vermitteln und die Leistungsträger von morgen zu generieren, die den ganzen sozialromantischen Luxus, den dieses Land sich leistet, gegenfinanzieren sollen. Es hat gesamtgesellschaftlich niemand was davon, hier durch noch mehr Heterogenität noch schlechtere Rahmenbedingungen zu schaffen, als wir sie sowieso schon haben. Es ist auch nicht falsch, wenigstens eine Schulform vorzuhalten, wo Kinder halbwegs ungestört lernen können. Diese ominöse Teilhabe übersetzt sich bisher nicht sonderlich beeindruckend in Teilhabe außerhalb der Schule - man sollte also auch berücksichtigen, was man diesem Ideal alles an Leistungspotential bei anderen Schülern opfert und ob die Schaden/Nutzen-Rechnung unterm Strich so gelungen ist.


    tibo

    Naja Pisa wird später erhoben und da schneiden Sachsen und Bayern ja auch sehr gut ab 😊

  • Mich nerven ehrlich gesagt auch Brillenträger massiv. Kostet echt unnötig Geld.
    Wäre es nicht einfacher, sie alle zusammen in eine Schule zu stecken, dann könnte ich endlich Arbeitsblätter in Schriftgröße 8 nutzen. Was für Einsparnisse.

    Provokation kann manchmal neue Sichtweisen ermöglichen, daher völlig legitimer Einwand.

    Mein "Aber" an der Stelle würde in die Richtung gehen, dass die Brille vom Schüler (m/w/d) bereits mitgebracht und (durch die Schülereltern) selbstfinanziert wird. Dadurch könnten sie ja an dem exemplarisch angebrachten Arbeitsblatt in Schriftgröße 8, ohne dass auf deiner Seite ein Mehraufwand bestünde, arbeiten, oder lasse ich gerade eine Variable außer Acht?

  • Es geht halt nicht darum, diese Kinder einheitlich zu einem bestimmten Ziel zu bringen, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten Ziele zu setzen.

    Wie sähe das konkret am Gymi aus bei SuS, die durch eine massive Einschränkung keinerlei Chance auf den gymnasialen Abschluss haben? Wie könnte das dann in der Oberstufe konkret weitergehen? Könnte das überhaupt? Wie würde das konkret im Gym-Setting stattfinden können? Inwieweit hätte ein(e) andere(r) SoS mit HS-Empfehlung nicht auch das gleiche Recht für den Besuch des Gym unter diesen Bedingungen?

    Ich bin überhaupt nicht im Gym-System drin, wir sind aber an der BBS in verschiedensten Schulformen mit einer extrem herterogenen Schülerschaft unterwegs. Da ist es für mich bspw. ein Erfolg, wenn ein(e) SoS einer Fachabi-Schulform nach 1/2 Jahren anstelle eines Abschlusses dann mit voller Überzeugung und Eignung in eine Ausbildung findet.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Inwiefern ist es Teilhabe, in einem Raum mit anderen Kindern zu sitzen, die einen anderen Abschluss anstreben?

    Insofern als Schule mehr ist als einen Abschluss anzustreben. Am WBK mag das der Fokus sein, aber ganz sicher nicht für Kinder.

    Und welchen Sinn hat das Ganze, außer dass es die Lernbedingungen für Mitschüler durch häufige Störungen (ES, aber auch LE hatte häufig ein interessantes Sozialverhalten) sowie natürlich für die Lehrkräfte verschlechtert?

    Ich finde es problematisch, zu unterstellen, Schüler mit Förderbedarf (bestimmter Förderschwerpunkte) würden pauschal häufiger "stören" (und Regelschüler natürlich nie).

  • Ein Vorteil ist zum Beispiel, dass man sich nicht an bestimmte Lehrpläne halten muss und ganz individuell arbeiten kann.

    Aber der Staat denkt sich doch etwas bei Lehrplänen, die es ja auch für Kinder mit Förderschwerpunkt Lernen oder geistige Entwicklung gibt. Eltern, besonders solche ohne pädagogisches Vorwissen, müssen sich doch darauf verlassen können, dass bei aller Individualität bestimmte Mindeststandards erfüllt werden. Ich fände es problematisch, wenn rein hypothetisch eine Lehrkraft arithmetische Inhalte ausblenden und primär Geometrie im Mathematikunterricht vermitteln würde, weil sie aus welchem Grund auch immer der Meinung ist, dass dies besser sei.

    Und wenn ich Inhalte, die für 2 Monate gedacht waren, auf ein halbes Jahr strecke, lasse ich ja auch indirekt andere Inhalte weg, was zu einem Konflikt mit der inhaltlichen Breite, die der Lehrplan (berechtigterweise?) vorsieht, führen kann.

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