Doku über die Gräfenauschule

  • Plattenspieler

    Interessant ist aber, dass ich schon öfter Kinder hatte, die in einer SVE waren und das in Klasse 3/4 nicht aufgefallen ist. Sie sind ganz normal auf eine weiterführende Schule gegangen. Da war alles dabei: von Mittelschule bis Gymnasium. Das, was sie noch nicht konnten, hatten sie auf der SVE aufgeholt. Und das meine ich ja auch mit Vorschule: Da sollten die Defizite, die die Kinder noch nicht schulfähig machen, aufgeholt werden.

    https://www.km.bayern.de/lernen/schular…nde-einrichtung

    Tests: Die Tests in Hamburg finde ich vorbildlich. So etwas Ähnliches könnte ich mir deutschlandweit vorstellen. Ich selbst habe mit meinen KollegInnen in der (Brennpunkt)Schule, wo ich in Ba- Wü tätig war, solche Tests, wie sie im Film gezeigt wurden, zur Einschulung durchgeführt. Wir hatten damals Ende der 80iger eine Vorschule (vermutlich Schulversuch ) angegliedert, wo eine Lehrkraft von uns tätig war. Hier an meiner Schule in Bayern gibt es Sprachstandstests, Beobachtung im Kindergarten durch Lehrkräfte im letzten Kindergartenjahr und Rückmeldungen der Erzieherinnen.

  • In den letzten 20 Jahren erhielten Eltern viele Rechte, Schulen hingegen viele Pflichten im Bereich "Bildung". Dies stellt sich Stand heute als Fehler heraus - die Symptome wurden von Caro07 auf der letzten Seite aufgeführt. Eltern haben nicht qua Status automatisch die Expertise, fundierte Entscheidungen über die Bildungsbiographie ihrer Kinder zu treffen. Hier sollten die Fachkräfte entscheiden und diese Entscheidungen sollten von den Eltern im außerschulischen Kontext wiederum umgesetzt werden.

    Wir müssen gesamtgesellschaftlich wieder dahin, dass Schulen, als Experten im Bereich "Bildung", wieder mehr Rechte erhalten und Eltern viel stärker in die Pflicht genommen werden als dies aktuell der Fall ist. Entsprechende Forderungen kommen inzwischen sogar schon von der Bundesbildungsministerin Prien.

  • Wir müssen gesamtgesellschaftlich wieder dahin, dass Schulen, als Experten im Bereich "Bildung", wieder mehr Rechte erhalten und Eltern viel stärker in die Pflicht genommen werden als dies aktuell der Fall ist. Entsprechende Forderungen kommen inzwischen sogar schon von der Bundesbildungsministerin Prien.

    Das hört sich alles total toll an und würde ich auch sofort unterschreiben, es scheitert aber an der Realität. Die meisten Eltern, die das wollen und können, fördern ihre Kinder vorbildlich. Wir kriegen immer bei uns Kinder, die viel mehr können als früher. Aber eine große bzw. immer größer werdende Anzahl von Kindern kommt mit großen Defiziten. Da können wir uns drüber streiten, ob diese Eltern es nicht können oder nur nicht wollen. Aber im Endeffekt können wir sie nicht zwingen. Deswegen brauchen wir mehr vorschulische Bildung mit einer verpflichtenden Vorschule etc..

  • Wir müssen gesamtgesellschaftlich wieder dahin, dass Schulen, als Experten im Bereich "Bildung", wieder mehr Rechte erhalten und Eltern viel stärker in die Pflicht genommen werden als dies aktuell der Fall ist.

    Was genau soll das deiner Meinung nach bedeuten? Wenn wir die Bildungsexperten sind, warum müssen dann die Eltern mehr in die Pflicht genommen werden.

    Ich finde das immer etwas befremdlich, wenn Politiker das gern fordern, um von ihrem eigenen Versagen abzulenken. Es wäre vielleicht mal gut, wenn sie ihre Versprechen, die sie schon seit Jahrzehnten wiederholen, die Schulen zu stärken, erfüllen würden.

  • Ich habe mir die Doku gestern auch angeschaut und auch wenn ich verpflichtenden Sprachtests und einer ggf. daraus folgenden Vorschul-/Schulkindergartenpflicht offen gegenüberstehe, sind bei mir ein paar große Fragezeichen offen geblieben:

    1.) Ich habe mir gerade historische Zahlen für BW rausgesucht und aktuelle Zahlen für ganz Deutschland. In den 50er Jahren standen für ca. 60% der 3-6 Jährigen Kitaplätze bereit, für U3 hätten ca. 1-2% der Kinder einen Betreuungsplatz bekommen. Im letzten Jahr besuchten 91,3% der 3-6 Jährigen eine Kita und 37,4% der U3 Kinder. Die Idee, dass mehr Kitaplätze das Problem lösen, scheint mir angesichts der Zahlen nicht direkt einsichtig. Irgendwas scheinen die Eltern damals richtig gemacht und heute verlernt zu haben.

    2.) Es wird als große Frage aufgeworfen, was Kinder zu Schulbeginn können sollten und dass es da keine einheitliche Festlegung gibt. Ich kann problemlos rausfinden, was der Kinderarzt bei den U-Untersuchungen abprüft und was das Gesundheitsamt bei der Schuleingangsuntersuchung haben möchte. Das Problem ist doch nicht, dass man vergessen hat die Kinder zu testen, das Problem ist, dass daraus absolut gar nichts folgt.

    3.) Man hatte in fast allen Bundesländern früher solche Dinge wie Schulkindergärten/Vorschule etc. und hat das aus Kostengründen eingestampft. Das wieder aufzubauen ist angesichts des Personalmangels gerade in den Grundschulen eine Mammutaufgabe, die mindestens ein Jahrzehnt dauern wird.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • warum müssen dann die Eltern mehr in die Pflicht genommen werden.

    Weil eben die grundsätzliche Erziehung schon bei den Eltern liegen soll, es kann nicht sein, dass sie NICHTS können, wenn sie in die Schule kommen, sich nicht alleine den Hintern abwischen, nicht mit jemandem anderen Reden, nicht wissen, was Respekt ist usw.
    Das kann und darf nicht alles Aufgabe der Schule sein.

  • Was genau soll das deiner Meinung nach bedeuten? Wenn wir die Bildungsexperten sind, warum müssen dann die Eltern mehr in die Pflicht genommen werden.

    Die letzten 20 Jahre lief es immer mehr so, dass die Eltern Forderungen stellten und die Schulen sahen sich gezwungen, sich dem zu beugen, ob sie diese sinnvoll fanden oder nicht. Eltern konnten im Zweifelsfall gegen jede schulische "Empfehlung" ein Veto einlegen. Auf welcher Basis denn? Die Annahme war, Eltern wüssten, was das Beste für ihr Kind wäre. Zumindest in Sachen Bildung lässt sich dies leider inzwischen verneinen.

    Die Alternative wäre, dass Schulen nicht mehr nur Empfehlungen ausgeben, sondern final entscheiden und Eltern diese verbindlich umsetzen müssen. Ausnahme wäre natürlich, wenn Schulen nachweislich dieses Recht missbrauchen würden und nach Nase statt nach fachlicher Expertise entscheiden würden.

  • Meine liebste Kollegin leitet unsre SVE und natürlich gibt es im Vorfeld des Besuchs ein Sonderpäd. Gutachten (wenn sie denn dann zu uns kommen, sonst gibt es die abgespeckte Version) mit IQ Test etc.

    Dennoch gehen nach dem Jahr SVE beiweitem nicht alle Kinder in ein SFZ oä. So wie Caro das auch erlebt hat: Diese frühe Förderung bringt tatsächlich was.

    Einmal editiert, zuletzt von Magellan (15. Juni 2025 16:34) aus folgendem Grund: Viele RS Fehler

  • Man hatte in fast allen Bundesländern früher solche Dinge wie Schulkindergärten/Vorschule etc. und hat das aus Kostengründen eingestampft. Das wieder aufzubauen ist angesichts des Personalmangels gerade in den Grundschulen eine Mammutaufgabe, die mindestens ein Jahrzehnt dauern wird.

    Dann wird es dringend Zeit, damit zu beginnen.

    NDS hatte auch Sprachförderung vor der Einschulung mit Sprachtest vorab. Dadurch war der Zeitraum vor der Einschulung viel besser abgedeckt, es gab mehr Kontakt zu den Kindergärten, mehr Kontakt zu Kindern, die nicht in einer KiTa waren, mehr Kontakt zu Eltern und Kindern.

    Der Test war etwa 1 1/2 Jahre vor der Einschulung, ein Zeitpunkt, zu dem noch Maßnahmen möglich waren. Die Einschulungsuntersuchungen sind z.T. im Mai vor der Einschulung, Ferien beginnen ab Juni. Da ist der Zeitraum viel zu gering und die Wartezeit bei Therapeut:innen viel zu hoch, um vor der Einschulung noch etwas zu erreichen.

  • Es wird als große Frage aufgeworfen, was Kinder zu Schulbeginn können sollten und dass es da keine einheitliche Festlegung gibt. Ich kann problemlos rausfinden, (...) was das Gesundheitsamt bei der Schuleingangsuntersuchung haben möchte.

    Was ist denn einheitlich festgelegt?

    Bei uns hat sich in den vergangenen Jahren der Test geändert, der ist nun vorgegeben.

    Nachtrag: Dabei weiß ich nicht, ob sich das auf den Landkreis oder das Land bezieht.

    Dennoch sind Äußerungen, die man hinsichtlich der Untersuchung und der Einschulung hört, überdenkenswert. Häufig genug soll es Äußerungen geben, dass ja Inklusion umzusetzen sei und deshalb jedes Kind bedenkenlos eingeschult werden könne. Da greifen die Systeme nicht ineinnander sondern behindern sich gegenseitig.

  • Wir haben Kinder, die vom GA als nicht schulfähig eingestuft werden und trotzdem eingeschult werden, weil das Argument ist, dass sie keinen Kindergartenplatz bekommen und Zuhause sowieso nichts passieren würde.

  • Ich habe mir gerade historische Zahlen für BW rausgesucht und aktuelle Zahlen für ganz Deutschland. In den 50er Jahren standen für ca. 60% der 3-6 Jährigen Kitaplätze bereit, für U3 hätten ca. 1-2% der Kinder einen Betreuungsplatz bekommen. Im letzten Jahr besuchten 91,3% der 3-6 Jährigen eine Kita und 37,4% der U3 Kinder. Die Idee, dass mehr Kitaplätze das Problem lösen, scheint mir angesichts der Zahlen nicht direkt einsichtig. Irgendwas scheinen die Eltern damals richtig gemacht und heute verlernt zu haben.

    Es ist immer schwierig kontextlos Daten der verschiedenen Epochen zu vergleichen. Vielleicht haben sich die Herausforderungen geändert? Wie sah der Betreuungsschlüssel damals aus, wie sieht der heute aus?

    Ab Mitte/ Ende der 50er verstärkt sich der Zuzug von Menschen aus anderen Ländern, die hier arbeiten. Wie sah die Sprachförderung damals und heute aus? Gut, heute ist sie quasi nicht mehr vorhanden, bis auf wenige Ausnahmen.

    Es geht hauptsächlich im Video auch um die Sprachentwicklung vieler Kinder, Wir sind ein Migrantenland und bekommen es nicht hin, unser Schul oder Vorschulsystem dementsprechend darauf auszurichten.

    2.) Es wird als große Frage aufgeworfen, was Kinder zu Schulbeginn können sollten und dass es da keine einheitliche Festlegung gibt. Ich kann problemlos rausfinden, was der Kinderarzt bei den U-Untersuchungen abprüft und was das Gesundheitsamt bei der Schuleingangsuntersuchung haben möchte. Das Problem ist doch nicht, dass man vergessen hat die Kinder zu testen, das Problem ist, dass daraus absolut gar nichts folgt.

    Die Sprachentwicklung wird nicht getestet, was eines der Hauptprobleme ist. Aber grundsätzlich gebe ich dir Recht, dass nach dem Testen, eigentlich keine Förderung angedacht ist.

    Man hatte in fast allen Bundesländern früher solche Dinge wie Schulkindergärten/Vorschule etc. und hat das aus Kostengründen eingestampft. Das wieder aufzubauen ist angesichts des Personalmangels gerade in den Grundschulen eine Mammutaufgabe, die mindestens ein Jahrzehnt dauern wird.

    Der Aufbau würde sich aber lohnen oder alternativ könnte man auch die Kindergärten vernünftig ausbauen und die Sprachförderung dort stärken. Ansonsten wird sich halt auch nichts ändern und wir verwalten das Chaos einfach weiter...

  • Eltern konnten im Zweifelsfall gegen jede schulische "Empfehlung" ein Veto einlegen.

    Mir ist immer noch nicht ganz klar, um was es dir geht? Geht es um die Empfehlungen für die weiterführenden Schulen nach Klasse 4?

    Könnte man verschieben, wenn man eine 6-jährige Grundschule hätte. Dann sind die Leistungen vieler Kinder viel besser abzuschätzen. Nach der 4. Klasse ist es nur ein Lotteriespiel auf Kosten der Kinder.

  • Bei den U Untersuchungen wird der Sprachstand erhoben und bei der Eingangsuntersuchung im Gesundheitsamt auch, zumindest für die Sachen beim Kinderarzt ist das auch deutschlandweit einheitlich. Es müsste halt Folgen haben, wenn man merkt, dass sich ein Kind nicht vernünftig entwickelt, aber dafür bräuchte man erst einmal genug Plätze in der Kita um das optimalerweise schon ab 3/4 Jahren auffangen zu können mit verpflichtendem Kitabesuch und dann begleitend wieder Vorschule, wenn man zur Einschulung hin immer noch merkt, dass es schwierig wird. Flankiert mit ganz viel Begleitung für die Eltern für Zuhause.

    Der Betreuungsschlüssel in den 50ern war bestimmt nicht besser als heute und damals war Wiederaufbau nach einem Krieg angesagt, trotzdem gab es weniger funktionelle Analphabeten nach der Volksschule als heute, vermutlich sogar weniger als solche die heute Abitur machen. Über Sprachförderungsangebote in Bezug auf Migration kann man dabei auch reden, ich sehe gerade bei meinen eigenen Kindern in der Klasse auch genug "biodeutsche" Kinder mit Schäden durch zu viel Bildschirmzeit. Die Testung sollte für alle sein, die Förderung dann nach Bedarf und verpflichtend...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Die letzten 20 Jahre lief es immer mehr so, dass die Eltern Forderungen stellten und die Schulen sahen sich gezwungen, sich dem zu beugen, ob sie diese sinnvoll fanden oder nicht. Eltern konnten im Zweifelsfall gegen jede schulische "Empfehlung" ein Veto einlegen. Auf welcher Basis denn? Die Annahme war, Eltern wüssten, was das Beste für ihr Kind wäre. Zumindest in Sachen Bildung lässt sich dies leider inzwischen verneinen.

    Die Alternative wäre, dass Schulen nicht mehr nur Empfehlungen ausgeben, sondern final entscheiden und Eltern diese verbindlich umsetzen müssen. Ausnahme wäre natürlich, wenn Schulen nachweislich dieses Recht missbrauchen würden und nach Nase statt nach fachlicher Expertise entscheiden würden.

    Was genau willst du eigentlich? Kinder werden regelmäßig mit 6 Jahren, ausnahmsweise mit 7 Jahren eingeschult und sind dann in der Grundschule. Eltern haben da in der Regel gar nichts mitzureden.

  • raindrop : Es geht nicht nur um die Wahl der weiterführenden Schulform. Aktuell können auch sonderpädagogische Diagnoseverfahren erst durchgeführt werden, wenn die Eltern dem zustimmen Dies lässt sich noch weiter verallgemeinern, dass auch die Durchsetzung außerschulischer Fördermaßnahmen (z.B. Sprachförderung) derzeit nur schwer möglich ist.

    Hinzu kommt, dass aktuell kaum Handhabe möglich ist bei Kindern, die mit Schuleintrittsalter nicht schulfähig sind, was zu Symptomen wie von Susannea oben beschrieben führt.

  • Die Sprachentwicklung wird nicht getestet, was eines der Hauptprobleme ist.

    Wird sie bei euch nicht? Bei uns wird sie das bei der Schulanmeldung und das ist der einzige Punkt womit man eine vorzeitige Einschulung verhindern kann, eine "normale" leider nicht.


    Hinzu kommt, dass aktuell kaum Handhabe möglich ist bei Kindern, die mit Schuleintrittsalter nicht schulfähig sind, was zu Symptomen wie von Susannea oben beschrieben führt.

    Entschuldige, aber das sind keine Symptome (denn es liegt bei keinem daran, dass sie nicht in der Lage sind das umzusetzen, sondern es wird ihnen einfach gar nicht versucht beizubringen. Nicht umsonst hatten wir nun in der 3. Klasse ein Kind, was die Windel nun zwar in der Schule nicht mehr umhat, dann macht er eben direkt in die Hose, weil er gar nicht wirklich gelernt hat aufs Klo zu gehen, das war den Eltern zu anstrengend), sondern das ist fehlende Erziehung.

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