Umgang mit augenscheinlichem Fehlverhalten eines Kollegen

  • Hallo, mich beschäftigt eine blöde Situation mit einem Kollegen, von der ich heute Kenntnis genommen habe. Heute begegnete ich meinem Schüler, der zur zweiten Stunde in die Schule kam, eigentlich hätte er Kurs gehabt. Auf die Frage, warum er später kommt, entgegnete er mir, dass es so mit dem Kurslehrer abgesprochen sei, da er mit seinem Projekt schon fertig ist. Es sei eine gängige Praxis und schon öfter vorgekommen. Das erschien mir seltsam. Ich hab den Kollegen darauf angesprochen und er erklärte mir, dass er SuS freistellt, damit sie an den Werk-geräten keinen Unsinn betreiben, während die anderen SuS ihre Projekte fertigstellen, denn er könne es nicht verantworten, dass ihnen Schaden zukommt. Kann man seine Begründung so stehen lassen oder sollte ich es trotzdem der Schulleitung melden?

  • Erst einmal: Bevor irgendwelche Kollegen gemeldet werden sollen, lieber erst einmal in Ruhe ein- und ausatmen.

    Grundsätzlich ist ein Entfall der ersten Stunde kein Verstoß gegen die Schulpflicht. Es gibt Stundenpläne, bei denen Schüler ganz regulär erst zur zweiten oder dritten Schulstunde kommen müssen, weil für sie vorher kein Unterricht stattfindet.

    Das Problem, was ich hier sehe, ist dass nur ein Teil der Schüler am Unterricht teilnimmt und ein anderer freigestellt wird. In der Sek I ist das definitiv nicht gängige Praxis. Man kann nicht einfach einzelnen Schülern freigeben, alleine aus Versicherungsgründen. Sollte der Schüler wirklich sein Projekt fertig haben und die Lehrkraft keine weiteren Aufgaben für ihn haben, könnte er freies Arbeiten machen. Das kann meinetwegen auch nach Absprache in einer Parallelklasse oder der Schulbibliothek stattfinden. Bevor du irgendetwas meldest, biete doch dem Kollegen an, dass der Schüler bis zum Ende der Projektphase in deinem Unterricht sitzt und freies Arbeiten macht.

  • Die Versetzung in eine andere Klasse wäre eine Variante, doch dies betrifft ja mehrere SuS aus verschiedenen Klassen, die ohne vorhergehenden Absprachen von den Lehrer freigestellt werden. Und ja, tatsächlich betrifft es immer die 1 und 2 Stunde zweimal die Woche. So kann es vorkommen, dass der Lehrer manchen SuS erlaubt zu zweiten Stunde zu kommen oder gar nicht zu kommen.

  • Hallo, mich beschäftigt eine blöde Situation mit einem Kollegen, von der ich heute Kenntnis genommen habe. Heute begegnete ich meinen Schüler, der zur zweiten Stunde in die Schule kamm, eigentlich hätte er Kurs gehabt. Auf die Frage warum er später kommt, entgegnete er mir, dass es mit den Kurslehrer so abgesprochen sei, da er mit seinem Projekt schon fertig ist. Es sei eine gängige Praxis und schon öfter vorgekommen. Das erschien mir seltsam. Ich hab den Kollegen darauf angesprochen und er erklärte mir, dass er SuS frei stellt, damit sie an den Werk- Gerätschaften kein Unsinn betreiben, während die anderen SuS ihre Projekte fertigstellen, denn er könne es nicht verantworten, dass ihnen Schaden zukommt. Schulpflicht besteht und auch die verpflichtende Teilnahme am Unterricht. Kann man die Begründung so stehen lassen oder sollte ich es der Schulleitung melden? Danke im Voraus für jeden weiterführenden Ratschlag!

    Ich sehe hier erst einmal kein Dienstvergehen einer Lehrkraft. Insbesondere fehlen eine ganze Menge Angaben, um das fundiert einschätzen zu können. Dazu gehören u.a. Kursart, Schulform, Alter der Schüler, Absprache mit Erziehungsberechtigen usw. Grundsätzlich steht die Möglichkeit der Beurlaubung von Unterricht der Schulbesuchspflicht gerade nicht entgegen.


    Dass andersherum Schüler nicht einfach durch die Lehrkraft aus dem Unterricht entfernt werden können, nur weil sie mit einer bestimmten Aufgaben bereits fertig sind, ist auch klar.

  • Naja, es betrifft den WAT Kurs Klasse 7 an einer Gesamtschule. Über Absprachen, die im Vorfeld getroffen wurden, bin ich nicht informiert. Dass der Lehrer die SuS aber nicht einfach entfernen bzw. im Alleingang freistellen kann, ist mir bewusst. Doch wie gehe ich vor, wenn ich von dieser Praxis erfahren habe und der Kollege keine Einsicht zeigt?

  • Die Preisfrage schlechthin ist ja: warum tangiert dich das? Also inwiefern bist du darin involviert?


    PS: Mir geht es dabei gar nicht um Relativierung eines durchaus auf den ersten Blick ungewöhnlichen Umstands, sondern um die Psychohygiene von dir als Lehrkraft.

  • "PS: Mir geht es dabei gar nicht um Relativierung eines durchaus auf den ersten Blick ungewöhnlichen Umstands, sondern um die Psychohygiene von dir als Lehrkraft." Was meinst du damit?Psychohygiene in Sinne was mich nicht betrifft, dass beachte ich auch nicht?

  • Naja, es betrifft den WAT Kurs Klasse 7 an einer Gesamtschule. Über Absprachen, die im Vorfeld getroffen wurden, bin ich nicht informiert.

    Warum solltes du über derlei Absprachen informiert werden?

    Zitat

    Dass der Lehrer die SuS aber nicht einfach entfernen bzw. im Alleingang freistellen kann, ist mir bewusst. Doch wie gehe ich vor, wenn ich von dieser Praxis erfahren habe und der Kollege keine Einsicht zeigt?

    Dass ältere Schüler gelegentlich trotz anders lautendem Stundenplan erst zur zweiten Stunde in die Schule kommen, ist nicht so ungewöhnlich. 13-/14-Jährigen kann man in Projektphasen schon mal freistellen, ob sie zur ersten/letzten Stunde kommen/bleiben.

    Zitat

    Ich sehe darin eine Verletzung der Aufsichtspflicht und auch eine Benachteiligung bzw. Bevorzugung einiger SuS.... Rechtfertigt es nicht mein Bedenken???

    So dramatisch sehe ich das nicht.

  • Ich sehe darin eine Verletzung der Aufsichtspflicht und auch eine Benachteiligung bzw. Bevorzugung einiger SuS.... Rechtfertigt es nicht mein Bedenken???

    Ich verstehe deine Bedenken wegen der Aufsichtspflicht, deshalb würde ich an deiner Stelle sehr zeitnah das Gespräch mit dem Kollegen suchen und deine diesbezüglichen Bedenken ansprechen. Möglicherweise gibt es Absprachen mit SL und Eltern, die dir nicht bekannt sind. Andernfalls kannst du (solltest du) die Schulleitung informieren, ja.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Anschließend an Seph: Ist einfach nicht deine Baustelle, hat der Kollege zu verantworten.

    Du hast den Kollegen angesprochen, er sagte Dir, das sei gängige Praxis (und seine Begründung hört sich für mich auch plausibel an, wenngleich es sicher auch andere Lösungen gäbe, okay, sein Bier bzw. das der Fachschaft) - damit sollte das für Dich erledigt sein... (gehe davon aus, dass Du weder Fachschaftsmitglied bist, noch irgendwie vorgesetzt). Deine eigene Arbeit ist davon in keiner Weise berührt.

    Meldepflicht oder so sehe ich auch nicht....(die könnte erst entstehen, wenn Du aufwendig jetzt in dem Fall hinterher recherchierst, der Dich eigentlich nichts angeht)

  • Ich bin skeptisch bei Erstbeiträgen mit Grammatikfehlern. Bist du Lehrkraft oder Elternteil? Als Elternteil würde ich die Schulleitung informieren. Ich wollte auch wissen, wie die Sicherheit meines Kindes gewährleistet ist, wenn es anwesend ist. Wieso hat es Zugang zu irgendwelchen Maschinen, während es nichts zu tun hat?

    Als Klassenlehrkraft würde ich mich wahrscheinlich nicht an die Schulleitung wenden. Wenn ich bereits mit dem Kollegen gesprochen habe, ist dieser über meine Bedenken informiert und ich sehe es nicht als meine Aufgabe, das Kollegium zu erziehen.

  • Am BK kommt es öfter vor, dass Kollegen Schüler früher nach Hause schicken. Z.B. wenn im Eckstunden Klassenarbeiten geschrieben werden und einzelne schon deutlich früher kommen.

    Ebenso gibt es manchmal in Praxisphasen geteilte Klassen. Wenn dann der zweite Kollege krank ist, fängt dann der Unterricht für die andere Gruppe später an oder hört früher auf.

    Wenn ich so handeln würde (wahrscheinlich sogar abgesprochen mit der SL) und ein Kollege würde mich hinterrücks verpetzen, wäre das ein unglaublicher Vorgang.


    Wenn dem TE das stören sollte, fragt man den Kollegen vorsichtig, was da los ist.

  • Ich verstehe deine Bedenken wegen der Aufsichtspflicht, deshalb würde ich an deiner Stelle sehr zeitnah das Gespräch mit dem Kollegen suchen und deine diesbezüglichen Bedenken ansprechen. Möglicherweise gibt es Absprachen mit SL und Eltern, die dir nicht bekannt sind. Andernfalls kannst du (solltest du) die Schulleitung informieren, ja.

    Wenn du unbedingt eine Antwort von der Schulleitung haben willst, ob der das auch so sieht wie der Kollege, weil du es ja scheinbar selber auch gerne so machen möchtest (so kommt es mir nämlich vor), dann sprich beim Schulleiter an, ob man solche Absprachen mit den Schülern treffen darf oder nicht. Aber ohne den Kollegen oder genaues Fach o.ä. zu nennen. Denn ganz ehrlich, das geht dich eher nichts an.

    Meine Kollegin hat gestern alle Schüler nach Hause geschickt, auch bei den Kleinen waren nur zwei so doof zu gehen, der Rest wusste, dass er noch unterricht hat. Hat sie nicht gewusst, stand doch nichts auf dem Vertretungsplan (nee, war ja regulär Unterricht, ich nicht zu vertreten und stand auch im Klassenbuch).
    Ich musste dann den Kindern erstmal hinterher telefonieren, weil die natürlich dann unbeaufsichtigt waren. Kann man machen, dass man Kinder nach Hause schickt, ist nicht sinnvoll, wie wir merken, die Schulleitung hat es auch sportlich gesehen.

  • Denn ganz ehrlich, das geht dich eher nichts an.

    Ich zitiere nur den Beitrag, weil es der letzte ist, aber exemplarisch für Alle.

    Wir reden über eine 7. Klasse.
    Ich bin ein bisschen schockiert. Ich bin doch nicht mit Scheuklappen nur für meine Klassen zuständig.
    Ein klarer Fall von irgendwann passiert einem Kind was auf dem Weg, und jede*r wusste Bescheid, dass es keine Aufsicht gab und keiner hat was gemacht.

    Ich finde den Weg, nachzufragen, ob man es selbst so machen kann, gut. Oder vielleicht in einer DB darüber sprechen, welche Lösungen gut wären. (zum Beispiel, welche Unterschriften von Eltern dafür notwendig wären).
    Ich will mal hoffen, dass ich Bescheid wüsste, wenn es an meiner Schule diese "Möglichkeit" gäbe. Dann würde ich sie gerne in Anspruch nehmen (gibt es nicht, wir vertreten alles bis zur letzten Minute des Tages).

  • Ich bin ein bisschen schockiert. Ich bin doch nicht mit Scheuklappen nur für meine Klassen zuständig.

    Ich bin aber nicht dafür zuständig, dass der Kollege meldet, welche Schüler fehlen usw. also doch, ich bin nur für meine Klasse zuständig.
    Oder gehst du morgens durch alle Klassen und kontrollierst, ob alle Kollegen das ordnungsgemäß gemacht haben?!?
    Ich muss davon ausgehen, dass alle Kollegen das machen und kann immer nur die Schulleitung daran erinnern das noch mal abzuklären, ob es alle tun, aber ansonsten bin ich da aus der Verantwortung raus, denn wie schon gesagt, es geht mich nichts an.

  • Nein, ich gehe nicht durch die Klassen durch.
    Aber ja, wenn ich in einer (meiner) Freistunde(n) Schüler*innen außerhalb des Schulgeländes sehe, dann gehe ich schon zum Lehrer, der dafür zuständig war, um nachzuhaken und ja, daran zu erinnern, dass man aufpassen muss, wenn man "Gruppenarbeiten" auf dem Schulgelände verstreut, dass man die SuS im Blick hat, diese nicht 3 Straßen weiter sind.
    Wenn es dem KoK in 90 Minuten nicht aufgefallen ist, ist es schade. Wenn es den SuS klar wird, dass man in dem Fach fast immer rumspazieren kann und es irgendwann ein Unfall passiert, wird es schwer mit der Argumentation "die Kids fühlten sich beaufsichtigt"

    Ja, nicht mein Problem an sich, einen Kollegen zu haben, der schlecht arbeitet, aber eyh, vielleicht liegt mir was an den Kindern und an unserem Berufsstand.

  • Ich bin aber nicht dafür zuständig, dass der Kollege meldet, welche Schüler fehlen usw. also doch, ich bin nur für meine Klasse zuständig.
    Oder gehst du morgens durch alle Klassen und kontrollierst, ob alle Kollegen das ordnungsgemäß gemacht haben?!?
    Ich muss davon ausgehen, dass alle Kollegen das machen und kann immer nur die Schulleitung daran erinnern das noch mal abzuklären, ob es alle tun, aber ansonsten bin ich da aus der Verantwortung raus, denn wie schon gesagt, es geht mich nichts an.

    Anzumerken ist, dass es sich um SuS in meiner Funktion als Klassenleitung handelt. Es geht hierbei nicht um Kontrolle des jeweiligen Kollegen, sondern um die Aufsichtspflicht, die in meinen Augen nicht gegeben ist.

Werbung