Hallo zusammen, ich weiß gerade nicht so recht, wohin mit mir, deshalb schreibe ich hier. Ehrlich gesagt, wollte ich schon vor ein paar Tagen posten, hab’s aber wegen der möglichen Resonanz erstmal gelassen. Die Community hier ist ja ziemlich direkt – was ich aber auch schätze.
Zu mir: Ich bin mittlerweile 30 Jahre alt und habe nach ein paar Semestern eines geisteswissenschaftlichen Studiums, aus Angst später keinen Job zu finden, im Parallelstudium an einer anderen Uni zusätzlich Lehramt für Haupt- und Realschulen studiert. Für das Gymnasiallehramt wurde ich damals leider nicht genommen. Ich selbst bin sehr extrovertiert, gesprächig und habe überhaupt kein Problem damit, vor Menschen zu stehen.
Wie eingangs erwähnt, bin ich mir unsicher, wie ich meinen Weg fortführen soll – ein Gefühl, das mich durch die ganzen 20er hindurch begleitet hat. Meine Mutter hat vor ihrer Rente als Lehrerin gearbeitet. Über den Beruf selbst hat sie jedoch zumeist negativ gesprochen und ihren Unmut an ihrem Umfeld ausgelassen – vielleicht auch aus Überforderung durch die Doppelbelastung als alleinerziehende Mutter. Dies hat nicht unbedingt zu einer positiven Sichtweise meinerseits gegenüber dem Beruf beigetragen, gleichzeitig wollte ich aber meinem Sicherheitsbedürfnis nachkommen.
Zusätzlich habe ich während der schulpraktischen Phase (GHR 300) im Master nicht unbedingt schöne Erfahrungen gesammelt: • Einerseits, weil ich mich damals nicht wirklich darauf einlassen konnte, • andererseits, weil ich die Schule wenig mochte und die Verhältnisse dort katastrophal waren.
Dennoch blieben mir natürlich auch schöne Momente in Erinnerung. Dies bezieht sich jedoch eher auf eine andere Schule, an der ich für die Betreuung der Pausen zuständig war und das Klientel als deutlich angenehmer empfunden habe.
In diesem Jahr habe ich nun trotz aller Bedenken meinen Master beendet und hatte zunächst gehofft, direkt nach Abschluss erstmal außerhalb der Schule Fuß fassen zu können. Dazu habe ich sogar, um den Übergang besser einzuleiten, als Masterarbeit eine Datenanalyse durchgeführt.
Für die Jobsuche habe ich mir als Frist den 28.08. gesetzt, dem Tag, an dem die Ref-Anmeldungen in Niedersachsen schließen.
Letztlich habe ich in den letzten vier Monaten trotz zahlreicher Bewerbungen keinen Job finden können. Ich habe mich dabei jedoch – dies sei zugegeben – überwiegend auf höhere Verwaltungsstellen beworben, die, wie ich finde, meinem Profil und meinen Interessen hervorragend entsprechen. Auch Bewerbungen auf Stellen in Richtung Scrum sowie Product Owner blieben trotz konsequenter Weiterqualifizierung (u. a. UX, PMI, KI, Data Analytics) ohne Erfolg.
Ein Wermutstropfen: Mein Lebenslauf sieht mittlerweile richtig gut aus und ist weit weg von dem, was er einmal war. Ich kann mittlerweile einige interessante Stationen und Tätigkeiten aufweisen, die für Arbeitgeber attraktiv sein sollten.
Aktuell halte ich mich mit VHS-Jobs (ehemals Deutschkurse, jetzt Abendprogramm) und kurzfristigen Tätigkeiten über Wasser. Nun stehe ich alles in allem an einem Punkt, an dem ich unsicher bin, wie es weitergehen soll.
Ich sehe die folgenden Optionen für mich:
- Mich nicht fürs Referendariat anmelden, weiter Bewerbungen schreiben, Berufserfahrung sammeln und hoffen, dass ich bald eine Stelle finde. Das Risiko dabei wäre, im Februar mit leeren Händen dazustehen und es zu bereuen, das Referendariat nicht versucht zu haben. Gleichzeitig würde ich mich für ein Quereinsteigerprogramm für den Angestelltenlehrgang II bewerben, wüsste aber erst im Februar, ob ich genommen wurde.
- Mich nicht in Niedersachsen anmelden, sondern es in einem anderen Bundesland probieren, zum Beispiel in Hamburg, wo man sich häufiger bewerben kann und keine Sperre droht. Niedersachsen soll zudem ja nicht unbedingt angenehm sein.
- Das Referendariat in Niedersachsen anmelden, parallel die Jobsuche fortsetzen und bei einer Zulassung gegebenenfalls absagen. Nachteil wäre hier die einjährige Sperre bundesweit.
- Das Referendariat tatsächlich antreten und, falls es mir nicht gefallen sollte, später versuchen, mit der Verbeamtung in die Verwaltung zu wechseln.
Ich weiß, dass mir hier niemand direkt sagen kann, was ich tun soll. Trotzdem bin ich für jeden Eindruck und jeden Tipp dankbar. Allein das Aufschreiben hat mir schon geholfen, meine Gedanken zu ordnen und einen klareren Blick auf meine Situation zu bekommen.
Alternativ könnte ich auch erst einmal abwarten und mich gegebenenfalls in einem anderen Bundesland fürs Referendariat anmelden. Vielleicht stelle ich dann fest, dass der Beruf doch besser zu mir passt – oder dass meine aktuelle Sichtweise einfach zu sehr von meinen Zweifeln geprägt ist. Auch etwas Zeit oder eine Vertretungsstelle könnten mir zunächst guttun. Gleichzeitig möchte ich die Entscheidung nicht immer weiter hinausschieben. Mein Umfeld rät mir jedenfalls, mich einfach anzumelden und im Zweifel trotz einer möglichen Sperre nach Alternativen Ausschau zu halten.