Berufswechsel in die Privatwirtschaft

  • Hallo,

    ich bin 42 Jahre alt und verbeamteter Lehrer.

    Allerdings sind die Schüler mittlerweile so schlimm geworden dass ich meinen Beruf als Lehrer nicht mehr weitermachen möchte.

    Ich würde gerne hier in diesem Thema diskutieren welche Alternativen Möglichkeiten es für Lehrer gibt wenn der Privatwirtschaft arbeiten zu können.

    Was mir eingefallen ist:

    Könnte man nicht in der Industrie die umfassende ausbildungsprogramme für ihre Azubis haben als hauptberuflicher Ausbilder arbeiten?

    Schulamt oder ähnliches kommt nicht in Frage. Das ist öffentlicher Dienst und da verblödet man.

    Vielen Dank für eure Beiträge!

  • Ohne Info bzgl. der Fächer ist die Antwort schwierig.

    Lehrkräfte von BBSen sind mit technischen Fächern durchaus für Jobs in der Wirtschaft geeignet bspw. in Lehrwerkstätten, in der betrieblichen Ausbildung (eingeschränkt), als technische Redakteure oder technische Trainer... Mit technisch-naturwissenschaftlichen Fächern/Informatik an der RS könntest du eventuell auch eine solche Nische in der Wirtschaft besetzen können. Da muss die Not aber schon etwas größer sein, ist aber nicht unmöglich. Aufgrund der nicht passenden Fächer(?), des Alters (sorry) und der reinen Erfahrung im ÖD/der Schule fehlt da eben doch auch fachlicher Hintergrund und Erfahrung. Diese Jobs macht man nicht nebenher, weil man gut reden und schreiben sowie pädagogisch denken kann, sondern weil man gleichzeitig eine solide technische Ausbildung hat. In unserer Firma kannte ich das so, dass dort Techniker/Ingenieure (m/w/d) gearbeitet haben, die gut kommunizieren konnten.

    Was du mitbringst (möglicherweise)... darauf würde ich mich eher fokussieren: Kommunikative und didaktische Fähigkeiten. Analytische Vorgehensweisen(?) etc. Über deine Kompetenzen müsstest du dir erst mal klar werden und dann, in welchen Jobs das passen würde.

    Es gibt in großen Konzernen auch Abteilungen, die sich mit betrieblicher Fortbildung beschäftigen. In meinem früheren Konzern war da der Leiter - dem ich auf einer Fortbildung begegnet bin - allgemeinbildender Lehrer, der aber wegen der Lehrerschwemme (zu seiner Zeit) sich was anders suchen musste und dann am Ende zur Leitung der betrieblichen Fortbildung aufstieg.

    btw: Der letzte Satz mit dem ÖD und dem Verblöden ist daneben.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Ich halte das mal für die Nachwelt fest.


    Um Ausbilder zu werden brauchst du mindestens einen Ausbildereignungsschein. Ob du das fachlich überhaupt kannst weiß ich nicht. Lehramt an Realschulen ist das dafür sicherlich nicht ausreichend.

    Bist du denn bis heute schon verblödet? Ich meine du warst schon einige Jahre im öffentlichen Dienst.


    Ansonsten wissen wir ziemlich wenig/gar nichts über deine Qualifikationen. Da könnte man nur ins Blue raten.

  • Zusätzlich zum Ausbilderschein sehen die Firmen sicher auch gerne, dass man den Beruf kennt, für den man ausbildet.

    Was sind deine Fächer, deine anderen Erfahrungen, deine Interessen? Die "Privatwirtschaft" ist ja sehr groß und hat sehr viel zu bieten. Da ist eine kleine Einschränkung nicht schlecht.

  • In den paar Betrieben und dem Konzern, in dem ich durch Familie etwas Einblicke habe, sind die Ausbilder nicht komplett von ihrer Tätigkeit freigestellt, um sich um die Azubis zu kümmern. Sie haben nach wie vor ihre Verpflichtungen im Betrieb, die Azubis laufen mehr oder weniger nebenher.

    Was du meinst, ist vll eher bei der IHK o.ä. anzusiedeln:

    https://www.ihkakademie.com/dozent

    ist halt frei- oder nebenberuflich.

  • Was du meinst, ist vll eher bei der IHK o.ä. anzusiedeln:

    https://www.ihkakademie.com/dozent

    ist halt frei- oder nebenberuflich.

    Das reicht auch nur maximal als Nebentätigkeit. Ansonsten müssten man direkt in der IHK arbeiten, aber öffentlicher Dienst ist ja nix für ihn. Da ist die IHK von Innen noch schlimmer als der Landesdienst.

  • Das Grundproblem ist: Ohne technische Bildung kommt man in der Regel weder zu einer Bildungsstätte der HWK/IHK, noch in die technische Dokumentation/Schulung, Ausbildung etc. Das zusammengefasst, weil der TE ja Richtung (industrielle) Ausbildung will. An der Stelle könnte man aber mit entsprechender Quali auf ein gutes Gehalt und an einen interessanten Job kommen.

    Was immer realistisch ist: Bildungsträger am freien Markt. Aber da gerät man vom Regen in die Traufe. Das Publikum ist da nicht wirklich motivierter und die Bezahlung etc. deutlich schlechter.

    Schulbuchverlage sind immer eine Option, da wird aber viel mit Lehrkräften gearbeitet, die das für schmales Geld nebenher machen sollen und weniger mit VZ-Angestellten. Die gibt es aber auch. Ob da der Arbeitsmarkt so groß ist?

    (Ich wurde schon zwei Mal angefragt, an Büchern mitzuarbeiten, die Bedingungen waren aber eher was für Idealisten.)

    Da der TE noch nicht zum Antworten kam, stochern wir im trüben Wasser...

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    A gentle Irishman mighty odd.

  • Schulbuchverlage sind immer eine Option, da wird aber viel mit Lehrkräften gearbeitet, die das für schmales Geld nebenher machen sollen und weniger mit VZ-Angestellten. Die gibt es aber auch. Ob da der Arbeitsmarkt so groß ist?

    Als AutorIn wird man da eher nicht genug verdienen, ausser man hat das Glück bei einem der etablierten Schulbücher mitarbeiten zu dürfen. Aber die Verlage haben doch einige Angestellte in der Redaktion oder im Außendienst. Ich kenne einige, die damals nach dem Ref keine Stelle bekommen haben und dort angefangen haben. Es gibt halt nur drei große Verlage.

    Bei den kleineren Verlagen wird die Bezahlung wahrscheinlich wirklich schlecht sein, aber wenn man sonst nichts findet...

  • Ich hab mich vor einigen Jahren mal auf eine Ausschreibung als Ausbildungskoordinatorin bei einer Einzelhandelskette beworben und hätte den Job auch bekommen. Wäre aber leider furchtbar schlecht bezahlt gewesen. Ich denke schon, dass man in dem Bereich ansetzen und was finden könnte, aber finanziell hält man seinen Standard damit sicherlich nicht.

  • Hallo, vielen Dank für die Beiträge.

    Zu den Fragen: meine hauptfächer sind Mathematik und Physik.

    Das Alter hatte ich ja schon genannt. 42.

    Also der ausbilderschein wäre wirklich nicht das Problem.

    Aber vielleicht möchte ich aber überhaupt keine mehr etwas beibringen müssen. Die Schüler heute sind total undankbar und meistens auch schwer beschulbar. Das macht einfach keinen Spaß mehr. Dann noch diese Inklusion und Schüler die so gut wie kein Deutsch sprechen.

    Das Geld ist mir nicht so wichtig. Die Hälfte nimmt sich der Staat sowieso als steuern und Abgaben.

    Es gibt doch viele Berufe für die es gar keine richtige Ausbildung gibt.

    Hier soll ja keiner genau analysieren wofür man 100% passt. Einfach nur ein paar Stichwörter wo man sich bewerben könnte.

    Vielleicht auch in einer personalabteilung?

    Oder man macht sich freiberuflich selbstständig und bietet fortbildungen für Erwachsene an?

  • Mit M/PH? Versicherung, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Finanzindustrie, bei Großkonzernen im Bereich Ausbildung, im Bereich Data-Science. Physik eröffnet ggf. noch ein paar mehr Felder jenachdem was du gemacht hast und ob das über 'nur' Lehramt hinaus ging. Das Alter wird allerdings so langsam zum Problem.

    Dann gibt es natürlich noch die ganzen allgemeinen fachunabhängigen Dinge, die Ex-Lehrer so tun. Beratung, Coaching, etc.

  • Ich hab mich vor einigen Jahren mal auf eine Ausschreibung als Ausbildungskoordinatorin bei einer Einzelhandelskette beworben und hätte den Job auch bekommen. Wäre aber leider furchtbar schlecht bezahlt gewesen. Ich denke schon, dass man in dem Bereich ansetzen und was finden könnte, aber finanziell hält man seinen Standard damit sicherlich nicht.

    Du kommst aber auch nicht von einer Realschule. Du hast wenigstens ein bisschen beruflichen Durchblick. Das hat man normalerweise an den anderen Schulformen nicht (kann man aber natürlich haben, je nach dem was man sonst noch alles gemacht hat).

  • Also der ausbilderschein wäre wirklich nicht das Problem.

    Nein das ist wirklich kein Problem. Deine Qualifikation ist aber nicht ausreichend für eine Stelle als Ausbilder, da gibt es genug andere, die den Beruf auch selbst gelernt und ausgeübt haben.

    Es gibt doch viele Berufe für die es gar keine richtige Ausbildung gibt.

    Hier soll ja keiner genau analysieren wofür man 100% passt. Einfach nur ein paar Stichwörter wo man sich bewerben könnte.

    welche vielen sollen das denn sein? Es gibt nicht wirklich vieles, wofür man nicht wenigstens ein bisschen ausgebildet für sein muss.

    Was stellst du dir denn vor? Welche Tätigkeiten willst/kannst du machen?

  • DennisMueller : Deutschland ist am Ende doch sehr abschlussfixiert, als Quereinsteiger hat man es meist schwer, bei potentiellen Arbeitgebern zu punkten und oft entscheiden sie sich dann doch eher für den Kandidaten, der im gewünschten Bereich einen Abschluss oder schon Berufserfahrung gesammelt hat. 42 ist ja in der heutigen Zeit nicht mehr kurz vor Greis - könntest du dir noch einmal eine Ausbildung vorstellen? Wenn du nicht mehr mit Jugendlichen arbeiten möchtest, könnte eine Stelle Richtung Labor ja etwas sein - PhyTA oder so.

  • In der Altenpflege werden immer Leute gesucht und soweit ich weiß, sind alte Leute auch nicht jung, da besteht also keine Gefahr. Vermutlich ist die Ausbildung auch noch im höheren Alter möglich. 2 Bekannte von mir machen 24-Stunden-Dienste bei Körperbehinderten (Erwachsenen) und sind sehr zufrieden damit.

    In Supermärkten werden Kassierer oder Einräumer gesucht, da gibt es aber auch immer wieder junge Menschen. Da kenne ich auch persönlich niemanden. Bei uns im Dorfladen sind die Verkäuferinnen ganz zufrieden. Personal wird gesucht, auch ohne Vorkenntnisse.

    Putzkraft wäre noch was, bei uns in der Schule putzen die immer erst, wenn alle Schüler weg sind. Da könntest du sicher gut quereinsteigen.

    Wäre da was für dich dabei?

  • Du kommst aber auch nicht von einer Realschule. Du hast wenigstens ein bisschen beruflichen Durchblick. Das hat man normalerweise an den anderen Schulformen nicht (kann man aber natürlich haben, je nach dem was man sonst noch alles gemacht hat).

    Ich kam vom Gymnasium. An meiner aktuellen Schule und Schulform bin ich seit 5 Wochen 😄

    Ich verstehe den Wunsch, nicht mehr unterrichten zu wollen. Würde ich aussteigen, würde ich das auch nicht mehr machen wollen. Daher fand ich Koordination damals gar nicht so schlecht (man hätte so Dinge gemacht wie Einsatzplanung der Azubis, Orga (nicht Durchführung) von Lehrgängen, Reflexionsgespräche, Azubiakquisen auf Jobmessen usw.).

    Studienberatung wäre evtl. auch eine Option, die Unis und Fachhochschulen suchen immer mal wieder.

    Referentenstellen bei NGOs oder dergleichen finde ich auch oftmals nicht uninteressant.

  • Magellan : Bei allem Respekt für Kassierer oder Reinigungskräfte, aber das sind Tätigkeiten, die jemand mit Lehramtshintergrund im Rahmen beruflicher Neuorientierung in den seltensten Fällen anstrebt.

    Kranken- und Altenpflege hingegen sind in den letzten Jahren beliebte Einsatzbereiche für Menschen, die sich beruflich neuorientieren wollen, und inzwischen verdient man hier auch ziemlich gut. Mit Spezialisierung und Schichtzuschlägen durchaus vergleichbar mit der Besoldung im Lehramt.

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