Schüler immer schlechter?

  • Bei uns gab es zwar keine „Qualitätsoffensive“, aber in den letzen Jahren doch wieder mehr die Forderung nach IQ-Testungen innerhalb des Erstellens der Gutachten. Das war vor der Einführung der Inklusion auch eher so, dann eine längere Zeit nicht, nun wieder mehr.

    Auch bei uns werden die Grenzbereiche individuell betrachtet, das ist schon immer so.
    Die GE-Kinder können die Schule wechseln, die LE-Kinder bleiben, Gutachten gibt es für letztere ohnehin erst Mitte 2 (also zur 3. Klasse), vorher darf man sie nicht mehr stellen.

    Bei mir arbeiten Kinder auch mal mit Klick (Kopiervorlagen), ein Kind auch mit dem AH), für die, die ich zurzeit in der Klasse habe, war das Material zuerst viel zu schwierig, jetzt ist es zum Teil zu leicht, zum Teil ok, aber zu wenig. Es ist nicht ganz einfach, das immer wieder anzupassen. Da ich aber für beide Kinder eine gute Lernbegleitung habe, ist das die kleinere Baustelle.
    Die anderen Kinder ohne Begleitung sind erheblich schwieriger zu fördern, das sind allerdings auch die, denen Motivation und Einsicht fehlt, die kein Gutachten haben (eines schreiben wir jetzt noch), die auch nicht den Voraussetzungen entsprechen, dennoch aber 1-2 Jahre hinter den anderen liegen (DaZ-Kinder mit auffallend schlechtem Lernzuwachs). Diese passen also genau in die Gruppe, von der auch Moebius geschrieben hatte.

  • Plattenspieler: Etwas OT, aber ich wollte mal kurz erwähnen, dass die Kinder, die vom Sprachheilzentrum zu uns wechseln, problemlos mitkommen, vmtl. ist der IQ im Normbereich, aber die Kinder, die von der Förderschule Lernen kommen und einen Schulversuch machen, schaffen es eher kaum. Oft wollen auch die Eltern gar nicht, dass sie wechseln und sind froh, wenn alles so bleibt.

  • Im Leben danach kommen wieder alle Menschen gleichermaßen vor. Wieso zur Hölle soll man bestimmte Schüler separieren, anstatt dass Schüler auch in der Schule in einer heterogenen Gesellschaft bewegen?

    Hm. Da würde ich die Frage aufwerfen, ob das, was hier als "separieren" und so negativ bezeichnet wird, nicht den Schülern, die mehr (sonderpädagogische) Förderung brauchen, die besten Möglichkeiten zur Hand geben würde...

    Heute wird viel Wert darauf gelegt, alle im selben System zu beschulen, weil alles andere ja "Ausschluss" wäre.

    Aber würde man nicht viel mehr auf die betreffenden Kinder und ihre Bedürnisse eingehen können, wenn man sie eben nicht über das gleiche System schert wie alle anderen? Was wäre so negativ daran, Schüler, die in der Regelschule mit 4 und 5 gerade so durchkommen, evtl eine alles- egal- Einstellung haben und später massive Probleme im Beruf haben werden, in Schulen zu unterrichten, die genau darauf ausgerichtet sind, mit dieser (wachsenden) Schülergruppe umzugehen? In denen mehr Budget für Sonderförderung da ist, und in denen sie mehr auf sie eingegangen werden kann? Das Ergebnis wäre doch, dass sie am Ende eventuell mehr können, oder nicht?

    Ich denke wenn so weitergemacht wird wie der aktuelle Trend ist (alle im gleichen System, ja keine "Sonderschulen", weil das Ausgrenzung ist), tut man den einzelnen Schülern nichts Gutes und das Niveau wird immer weiter sinken.

    Wie auf verschiedene Bedürfnisse eingehen wenn es 1 System für alle geben muss? Und dass in den "Regelschulen" nicht plötzlich das Geld für alle möglichen individuellen Fördermaßnahmen da sein wird, ist uns wohl allen klar...

    In meiner Nähe gibt es eine Schule mit sozialpädagogischem Schwerpunkt, und die haben eine tolle Ausstattung, kleine Gruppenräume, ganz andere Lernmöglichkeiten als "Regelschulen", mehr speziell ausgebildetes Personal usw. Ich kann das nur als positiv empfinden dass es solche Schulen gibt...

  • Und der IQ-Wert ist im Gegenteil in den letzten Jahren überhaupt erst in den Fokus gerückt, früher haben wir Intelligenztestergebnisse übernommen, wenn wir welche bekommen haben. Vor ein paar Jahren gab es eine Fortbildungsoffensive "HAWIK" und die Anweisung, den Förderort LB-Schule nur noch zu empfehlen, wenn das Ergebnis entsprechend ausfällt.

    Bei uns gab es zwar keine „Qualitätsoffensive“, aber in den letzen Jahren doch wieder mehr die Forderung nach IQ-Testungen innerhalb des Erstellens der Gutachten. Das war vor der Einführung der Inklusion auch eher so, dann eine längere Zeit nicht, nun wieder mehr.

    Hier werden natürlich schon Intelligenztests für sonderpädagogische Gutachten durchgeführt (außer vllt. im G- und K-Bereich in Fällen, in denen es offensichtlich ist und auch keine reguläre Durchführung möglich).

    Der "HAWIK" heißt inzwischen übrigens WISC.

    Aber der Intelligenztest (und hier wie gesagt vor allem auch das Profil, nicht nur der Gesamtwert) ist eben ein Baustein neben weiteren Entwicklungstests, bei Schulkindern auch Schulleistungstests, freien und strukturierten Beobachtungen, informellen Überprüfungen, medizinischen und pädagogischen Berichten und der Anamnese / Kind-Umfeld-Analyse.

    Gutachten gibt es für letztere ohnehin erst Mitte 2 (also zur 3. Klasse), vorher darf man sie nicht mehr stellen

    Das finde ich immer so tragisch, wenn ich es lese. Für Kinder mit SPF ist es doch gerade im Anfangsunterricht so wichtig, spezifische und ausreichende Unterstützung zu haben, sei es an der allgemeinen Schule oder der Förderschule.

    Das ist keine Kritik an euch, Palim , ich glaube schon, dass die meisten Grundschulkolleginnen sich gut einlesen oder fortbilden und ihr Möglichstes tun, um zu differenzieren und den Kindern zu helfen. Aber ich weiß, wie die Rahmenbedingungen in Grundschulklassen teilweise sind. Selbst wir Sonderpädagogen sind ja schwerpunktmäßig nur für zwei Förderschwerpunkte ausgebildet und ich würde mir nicht anmaßen, zu behaupten, für alle SuS mit SPF aus dem Stegreif einen guten Unterricht machen zu können.

    Und die sonderpädagogische "Grundversorgung" reicht ja, meintest du einmal, auch vorne und hinten nicht, oder?

    Auf Antrag der Eltern ist es aber doch weiterhin möglich, schon vor der Einschulung einen Förderbedarf feststellen zu lassen? Oder verwechsle ich das mit NRW?

  • Aber ich weiß, wie die Rahmenbedingungen in Grundschulklassen teilweise sind.

    Die Kinder in den Förderschulen haben ja oft mehrere Baustellen (z.B. auch noch ADHS) und da kommt ihnen schon allein die kleinere Gruppe und häufig Doppelbesetzung der Lehrkräfte entgegen.

  • Ich denke, längeres gemeinsames Lernen funktioniert in sehr homogenen Gesellschaften mit gut erzogenen Kindern, in denen man Bildung und Leistung hohe Priorität einräumt, deutlich besser, als bei uns.

    Auch in nicht homogenen Gesellschaften funktioniert das längere gemeinsame Lernen deutlich besser als in Deutschland. Das ist also nicht der Punkt.

  • Und was tun wir dagegen?

    Abschaffung der politisch-ideologisch gewollten "Einheitsschule", das bewährte 4-gliedrige Schulsystem stärken, Ernst nehmen und es nicht gewaltsam unterminieren, weil angeblich ja Ausgrenzung nach Klasse 4 stattfindet. Das gegliederte Schulsystem "sortiert" nicht "aus", sondern ermöglicht es erst, Kinder möglichst zeitig auf ihrem individuellen Leistungsniveau zu fördern. Das ist gelebte Vielfalt, gelebte Bildungsgerechtigkeit, weil eben nicht alle über einen Kamm geschert werden. Kinder sind nun mal unterschiedlich, und das muss in der Vielfältigkeit der Schulformen abgebildet werden, damit sich am Ende im Sammelbecken Einheitsschule nicht nur die Lautesten durchsetzen, sondern jedes Kind ein geeignetes Angebot vorfindet.

    Haupt- und Realschulabschlüsse müssen wieder für eine Qualität stehen, auf die sich Betriebe und Unternehmen verlassen können.

    Differenzierung findet ja immer statt. Entweder vorab von außen, oder später höchst umständlich und unpraktisch im Inneren. Dann können wir auch mal ehrlich sein und es lieber direkt richtig machen.

  • Und dass in den "Regelschulen" nicht plötzlich das Geld für alle möglichen individuellen Fördermaßnahmen da sein wird, ist uns wohl allen klar...

    Woher kommt denn das das Geld dafür, die gleichen Kinder und Jugendlichen an anderen Schulen in kleineren Klassen mit mehr Personal zu beschulen.

    Ich verstehe nicht, warum man einerseits ein -hier sogar zusätzliches - Fördersystem fordert, das bestens ausgestattet sein müsste, andererseits meint, dass die Förderung an Regelschulen nie kommen wird, weil sie zu teuer ist.

  • Es ist günstiger und logistisch einfacher, sagen wir mal 10 Schüler (m/w/d) gebündelt unter besonderen Fördermaßnahmen zu unterrichten als wenn dieselbe Anzahl Schüler getrennt voneinander und in die Fläche verteilt sind.

  • Abschaffung der politisch-ideologisch gewollten "Einheitsschule"

    Wo ist das denn umgesetzt? Ich kenne kein BL, das nur eine Schulform hätte, nicht einmal im Grundschulbereich.
    In NDS hat man 5 verschiedene Schulformen im SekI- erreich, spezielle Förderschulen für Kinder mit diesen Unterstützungsbedarfen gibt es weiterhin.

    Da habe ich wohl etwas verpasst.

  • Das finde ich immer so tragisch, wenn ich es lese. Für Kinder mit SPF ist es doch gerade im Anfangsunterricht so wichtig, spezifische und ausreichende Unterstützung zu haben, sei es an der allgemeinen Schule oder der Förderschule.

    Für spezielle Förderbedarfe, bei denen vor der Einschulung durch außerschulische Diagnosen die Bedürftigkeit offensichtlich ist, kann man vor der Einschulung ein Gutachten schreiben und das Kind kann mit entsprechendem Bescheid dann auf e8ne spezielle Schule wechseln. Das sind aber Einzelfälle und es braucht eine Schule/Klasse in der Nähe oder einen Internatsplatz, was für Kinder mit 6 Jahren eine noch größere Ausnahme ist (mein letztes Gutachten war so ein Fall).

  • Schüler immer schlechter?
    Es beginnt ja schon in der Grundschule. Wenn ich die Lehrer bei meinen Kindern vergleiche, dann merkt man schon wer Bock hat und wer nicht.

    Bei einem gab es ab Klasse 1 regelmäßige Hausaufgaben; und sei es nur den Buchstaben oder die Zahl noch einmal üben. Mit der Zeit kamen dann Aufgaben hinzu. Meist war er so 10-15 Min. beschäftigt.

    Beim anderen Kind gibt es keine Hausaufgaben aber auch keine Binnendiffetenzierung. Ist man fertig mit den Inhalten im Ungerricht, dann gibt’s was zum ausmalen.

    Folge; dann gibt’s ein Buch zuhause mit Aufgaben die man am Wochenende parallel zu den Großen dann bearbeitet. Das führt nur dazu dass man froh ist die Grundschule hinter sich zu haben.
    Das ein Teil dann aber wirklich schlecht vorbereitet in die SEK kommt wundert dann nicht. Sieht man ja an den Abschulungen…

  • Ah, und wozu zählst du Musik, Kunst, Sport und Werken und Arbeitsgemeinschaften?

    Ist das für dich Allgemeinbildung, darf man dabei Interesse wecken und Talente entdecken und fördern oder kann das weg?

    Das zählt für mich als Allgemeinbildung. Jeder junge Mensch soll z.B. Grundlagenwissen über Musikproduktion und -rezeption, Instrumente und Epochen haben. Wenn ein junger Mensch im Rahmen der Auseinandersetzung merkt, dass dieser und jener Teilbereich ihn super interessiert oder ihm in besonderen Maße liegt, steht ihm die Möglichkeit der Vertiefung im Freizeitbereich offen.

    Ich kann aber nicht sagen "Musik finde ich toll. Mathe finde ich nicht toll." und zugunsten einer intensiveren Musikförderung das Fach Mathematik weglassen. Es gibt bereits diverse Schulprofile, sowie Wahlpflichtkurse/AGs in der Sek I und Leistungsfächer in der Sek II. Dennoch ist in meinen Augen besonders wichtig, dass der Fokus auf Vermittlung einer breiten Allgemeinbildung und sicheren Beherrschung der Kulturtechniken bleibt.

  • Wo ist das denn umgesetzt? Ich kenne kein BL, das nur eine Schulform hätte, nicht einmal im Grundschulbereich.
    In NDS hat man 5 verschiedene Schulformen im SekI- erreich, spezielle Förderschulen für Kinder mit diesen Unterstützungsbedarfen gibt es weiterhin.

    Da habe ich wohl etwas verpasst.

    Hier in NRW wird seit Jahren versucht, die Gesamtschulen zu forcieren. So weit ich weiß, sind Gesamtschulen bevorzugt bei den Anmeldezeiträumen. So kann es hier passieren, dass Kinder mit Gymnasialempfehlung dort angemeldet werden, den Platz auch bekommen, während z. B. Kinder bei die verfügbaren Plätze übersteigenden Anmeldezahlen abgelehnt werden und zwangsweise ans Gym müssen, obwohl bspw. eine Real- oder Hauptschule deutlich geeigneter wären. Das ist dann der Beginn von Bildungsverliererbiographien, die vermeidbar wären.

  • Hier in NRW wird seit Jahren versucht, die Gesamtschulen zu forcieren. So weit ich weiß, sind Gesamtschulen bevorzugt bei den Anmeldezeiträumen. So kann es hier passieren, dass Kinder mit Gymnasialempfehlung dort angemeldet werden, den Platz auch bekommen, während z. B. Kinder bei die verfügbaren Plätze übersteigenden Anmeldezahlen abgelehnt werden und zwangsweise ans Gym müssen, obwohl bspw. eine Real- oder Hauptschule deutlich geeigneter wären. Das ist dann der Beginn von Bildungsverliererbiographien, die vermeidbar wären.

    Das, was du beschreibst, ist doch aber gar kein Einheitsschulsystem, es gibt GeSas, Gymnasien, Förderschulen und ggf. noch andere Schulformen.

    Du beschreibst also das 4-gliedrige Schulsystem, das sich deiner Meinung nach bewährt hat, bist aber mit den Zuständen unzufrieden und forderst deshalb … das, was du schon hast: ein 4-gliedriges Schulsystem.

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