Prof. Krötz und das Schulsystem der Schweiz

  • Prof. Krötz hat gestern auf YouTube ein Video hochgeladen, in dem er das Schulssystem der Schweiz (und die Mathematik darin) darstellt und kommentiert. Wer sich einen "Deep Dive" zum Schweizerischen Schulsystem anschauen möchte, die Fakten sind sehr akkurat (die stammen auch nicht von ihm, sondern von Prof. Norbert Hungerbühler, einem Mathematikdidaktiker von der ETH ;)). Sonst eigentlich nur die Kommentare, die man sowieso schon von ihm kennt ...

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  • Seine Aussagen mögen zwar polemisch sein, ich finde er trifft den Kern des Ganzen aber doch recht gut. Sein Interview mit Uli Black vor einem Jahr ist auch wirklich sehenswert. Wenn man sich jedoch seine neueren Interviewpartner anschaut, so merkt man eher das sich das alles um rechten Müll handelt. Sehr schade!

  • Für die Schweiz kann ich es nicht beurteilen, aber für Deutschland sind seine Vorstellungen und Forderungen absolute Traumtänzerei.

    Er kann gerne mal in einem typischen Gymnasium vorbeischauen, welche Klientel da in der Oberstufe sitzt und denen formale Beweise versuchen beizubringen.

  • Obwohl er von Schule wenig Ahnung hat, er ist halt Mathematikprofessor, sind seine Kernaussagen nicht verkehrt. Seine wesentliche Kernaussage ist doch: Die Schulbildung mit der derzeit unsere Abiturienten abgehen macht die Mehrheit dieser Abiturienten nicht studierfähig. Und für Mathematik, insbesondere als Nebenfach, gebe ich ihm vollkommen Recht. Warum scheitern junge Lehrer im Grundschulstudium? Am Fach Mathematik. Und hier gebe schliesst sich der Kreis. Die Schuld gebe ich dem Schulsystem und das macht Krötz auch.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Es gibt auch ein sehenswertes Video von ihm, in dem er einmal die ganzen Einflussnehmer (Bertelsmann & Co.) in einem Schaubild darstellt, die im Hintergrund Schulpolitik machen. Das fand ich recht aufschlussreich, zumal er ja auch stets weiterführende Literatur in seinen Videobeschreibungen nennt.

    Dass sein Pessimismus nicht grundlos ist, zeigt er ja auch durch Aufgabenvergleiche von "damals" oder "woanders" und heute.

  • Keine Ahnung, warum man den Mann direkt wieder in die rechte Ecke drücken muss, nur weil er ein paar sehr offensichtliche Fakten benennt. Ja, er ist teilweise polemisch unterwegs, das sind grüne/linke Wissenschaftler/Politiker etc. aber ebenfalls ("Endlich mal die Reichen besteuern, dann geht's uns allen besser." und ähnlicher populistischer Murks). Im Kern hat er halt Recht: Heutzutage können die SuS wesentlich weniger, wenn sie die Schule mit einem Abschluss verlassen. Es wird Ihnen alles so einfach wie irgendwie möglich gemacht; ist im Fach Deutsch ebenfalls der Fall.

    Kleines Beispiel: Bei einer Gedichtsanalyse mussten wir auch in der Sek 1 eine sinnvolle Reihenfolge der inhaltlichen Unterpunkte selbst erarbeiten und alles in einen größeren Zusammenhang setzen, ohne dass der Lehrer uns damals alles vorgekaut hätte. Wir haben das auch gut geschafft. Heutzutage werden die SuS bis in die 13. Klasse mit "Methodenleitfäden", "Schreibplänen", Übersichten über "Formulierungshilfen für jeden inhaltlichen Teil einer Analyse" usw. geradezu zugeschmissen...und schaffen es trotzdem nicht drei gerade Sätze zu schreiben. Sie kriegen die Analyse quasi auf dem Tablett präsentiert, es wird kleinstschrittig erarbeitet, erklärt, wiederholt, geübt und 90% schreiben trotzdem nur unleserlichen Rotz (und das im (Fach-) Abitur).

    Das Gleiche scheint in Bio der Fall zu sein. Ich habe mich letztens mit der Lehrerin aus dem Bio LK hingesetzt, nachdem meine Mama mir meine alte Vorabi-Klausur geschickt hatte. Das, was in der Klausur dran kam, kann man so heute wohl auf gar keinen Fall mehr erwarten.

  • Es gibt auch ein sehenswertes Video von ihm, in dem er einmal die ganzen Einflussnehmer (Bertelsmann & Co.) in einem Schaubild darstellt, die im Hintergrund Schulpolitik machen.

    Ja, aber gerade hier zeigt sich sein Ambivalenz - in einem anderen Video spricht er über die USA und dort schein er das Wirken der Heritage Foundation (nach meinem Verständnis) nicht so schlecht zu finden.

    Allgemein finde ich schade, dass er es für nötig hält, auf den "Culture Wars Train" mit aufzuspringen. Man sollte denken, dass jemand seiner intellektuellen Kapazität über Diskussionen auf diesem Niveau erhaben sein müsste.

  • Die letzten Interviews, die er geführt hat waren schon sehr in der verschwörungstheoretischen Ecke.

    Auch, wenn er grundsätzlich Recht hat, sollte er sich doch bemühen, vor lauter Polemik keine falschen Aussagen zu treffen. Und so vergleicht er das deutsche Abitur mit der Aufnahmeprüfung an einer indischen Elite-Uni, sagt, dass zu seiner Schulzeit in der achten Klasse Aufgaben der Differentialrechnung ein Kinderspiel gewesen wären, dass es sinnlos wäre, Strahlenoptik zu unterrichten, wenn die trigonometrischen Funktionen noch nicht eingeführt sind, dass die Wiedervereinigung eine feindliche Übernahme gewesen wäre und freut sich, dass man in den DDR-Schulbüchern NVA-Soldaten zählen musste.

  • ("Endlich mal die Reichen besteuern, dann geht's uns allen besser." und ähnlicher populistischer Murks)

    Was hat diese Aussage mit den Aussagen eines verwirrten Mathematikers zu tun? Abgesehen davon ist es schon kein populistischer Murks, sondern man kann das argumentativ gut belegen, warum solch eine Steuer durchaus Sinn macht in einer Demokratie. Aber man kann ja auch, statt zu argumentieren, es einfach als populistisch abtun, statt zu argumentieren...

  • Was hat diese Aussage mit den Aussagen eines verwirrten Mathematikers zu tun? Abgesehen davon ist es schon kein populistischer Murks, sondern man kann das argumentativ gut belegen, warum solch eine Steuer durchaus Sinn macht in einer Demokratie. Aber man kann ja auch, statt zu argumentieren, es einfach als populistisch abtun, statt zu argumentieren...

    Oder aber einen Professor der Mathematik als „verwirrt“ bezeichnen. Das geht genauso leicht.

  • Die letzten Interviews, die er geführt hat waren schon sehr in der verschwörungstheoretischen Ecke.

    Auch, wenn er grundsätzlich Recht hat, sollte er sich doch bemühen, vor lauter Polemik keine falschen Aussagen zu treffen. Und so vergleicht er das deutsche Abitur mit der Aufnahmeprüfung an einer indischen Elite-Uni, sagt, dass zu seiner Schulzeit in der achten Klasse Aufgaben der Differentialrechnung ein Kinderspiel gewesen wären, dass es sinnlos wäre, Strahlenoptik zu unterrichten, wenn die trigonometrischen Funktionen noch nicht eingeführt sind, dass die Wiedervereinigung eine feindliche Übernahme gewesen wäre und freut sich, dass man in den DDR-Schulbüchern NVA-Soldaten zählen musste.

    Gerade für den letzten Teil hätte ich gerne einen Nachweis von dir. Ich habe mir viele Videos von ihm angeschaut und stimme dir zu, dass er die mathematische Bildung in der DDR und insbesondere die Schulbücher von Volk und Wissen schätzt. Dass er NVA-Soldatenzählen gut finden soll, ist populistischer Quatsch.

  • Schokozwerg : Hier zeigen sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Schulformen. Vergleicht man z.B. mal Curricula der Sek I zwischen dem niedrigsten, dem mittleren und höchsten Niveau, kann man feststellen, dass die Kernthemen in den einzelnen Unterrichtsfächern über weite Strecken identisch sind - hier und da kommen beim mittleren und dem höchsten Niveau vielleicht 1-2 zusätzliche Unterthemen dazu. Was aber der entscheidendere Punkt ist, ist der Unterschied in der Umsetzung dieser Kernthemen. Hier findet man auf dem niedrigsten Niveau oft Stichworte wie "nach Anleitung/Vorlage" oder "darstellen", während auf dem höchsten Niveau vermehrt Stichworte wie "nach selbstgewählten Kriterien" und "erläutern/begründen" fallen. Das muss dann natürlich auch in die Unterrichtspraxis übersetzt werden. Wenn Schüler (m/w/d) im Gymnasialbereich nur nach Leitfaden arbeiten können, muss ich ihnen sagen, dass sie damit maximal im Bereich "Note 4" landen können, weil die staatlichen Vorgaben vorsehen, dass im Gymnasialbereich eine höhere Eigenleistung erkennbar sein muss.

  • Oder aber einen Professor der Mathematik als „verwirrt“ bezeichnen. Das geht genauso leicht.

    Ich habe mir vor einigen Monaten einige seiner älteren Videos angesehen und maße mir tatsächlich an, alleine aus logischen Gründen, einige seiner Aussagen als verwirrt und völligen Blödsinnn zu bezeichnen, und nun?

  • Ich mag diesen arroganten, selbstgerechten, humorlosen Menschen nicht.

    Was aber ein interessantes Thema ist, das er aufwirft und was m.E. unbedingt unter Fachleuten besprochen werden sollte, ist die Qualität von Schulbüchern.

    In Sachsen gibt es zum Beispiel seit wenigen Jahren keine Schulbuchzulassung mehr und ich finde nicht raus, warum das so ist.

  • Oder aber einen Professor der Mathematik als „verwirrt“ bezeichnen. Das geht genauso leicht.

    um das noch etwas zu präziseren, da doch einige etwas verwirrt zu sein scheinen und den Herrn Krötz nicht kennen? oder was auch immer ihr glaubt in dem Herrn zu sehen. Alleine eine Professur in Mathematik bedeutet nicht, dass er sich im Schulsystem auch nur annhähernd auskennt oder logische Analysen liefert...

    Als Mathematiker an der Paderborn Uni und vor allem in der Zeit davor hat er gute Beiträge zur Forschung der Mathematik gemacht, insbesondere zu Lie-Gruppen. Sein Verhalten an der Uni Paderborn ist teilweise sehr umstritten.

    Wir hatten hier schon einmal ein Thema zu seinem Video über Grundschulen, dass desaströs schlecht und peinlich war, da es nur so vor Unkenntnis über die Arbeit von Grundschullehrkräften, der Didaktik, die dahinter steckt und die Schulbücher, die wir benutzen strotzte. Er hat sich nicht Ansatzweise damit auseinandergesetzt sondern eine, man kann es nicht anders sagen, unlogische Aussage nach der anderen aneinandergereiht. Daraus lässt sich nur schließen, er ist verwirrt oder tatsächlich auf dem Gebiet einfach dumm.

    Das gleiche lässt sich auch bei der Analyse über sein Video zum Abschlusstest Vergleich zwischen deutschen und indischen Schulen erkennen.

    Das spricht nicht unbedingt für Qualität in der Analyse.

  • Sagen wir mal so: Als Privatperson darf man auch abweichende und unkonventionelle Meinungen vertreten. Am Ende wäre es schade, wenn wir in einer Gesellschaft leben würden, in der nur unmittelbar Betroffene Aussage zu etwas machen dürften. Gerade der Blick über den Tellerrand kann manchmal bereichernd sein. Als Habilitierter ist es vermutlich schwer, zu differenzieren, zwischen der Meinung der dahintersteckenden Privatperson und der Position als Experte "vom Fach". Ich kenne Herrn Prof. Krötz nicht, ob ihm wichtig war, diese Differenzierung zu machen oder ob er eher seinen Professorentitel nutzen wollte, um bei einem fachfremden Thema als vermeintlicher Experte herüberzukommen.

    So oder so, die Rückmeldungen zu seinen Positionen wären aus Sicht eines Nicht-Habilitierten Max Mustermann sicher leicht anders ausgefallen.

  • Sagen wir mal so: Als Privatperson darf man auch abweichende und unkonventionelle Meinungen vertreten. Am Ende wäre es schade, wenn wir in einer Gesellschaft leben würden, in der nur unmittelbar Betroffene Aussage zu etwas machen dürften.

    Das ist nicht der Punkt. Reden kann man über viele Themen, man sollte aber schon bei Fakten und logischen Schlussfolgerungen bleiben.

  • Auch, wenn er grundsätzlich Recht hat, sollte er sich doch bemühen,

    Ja, vielleicht hat er grundsätzlich Recht, dass die Leistungen im Fach Mathematik nicht mehr so gut sind, wie in der Vergangenheit oder wie in der Schweiz. Aber wollen wir wirklich so ein hohes Niveau für alle Abiturienten? Oder brauchen wir das überhaupt für alle?

    Er spricht hier aus der Sicht eines Mathematikers, der MathematikerInnen an der Uni ausbildet. Natürlich wünscht man sich in dieser Klientel ein höheres Niveau. Das macht seine Arbeit leichter. Aber nur ein Bruchteil der Abiturienten studiert Mathematik. Wenn wir alle zwingen, auf so hohem Niveau Mathematik zu lernen, was sie nie auch nur Ansatzweise brauchen werden, wären wohl auch viele hier im Forum keine Lehrkräfte geworden, weil sie es nicht geschafft hätten.

    Zudem bemängelt er ja sogar die momentane Ausbildung der Gymnasiallehrkräfte im Fach Mathematik in Deutschland. Er würde sich wie in der Schweiz einen Master in Mathematik und ein bisschen Didaktik wünschen und sieht eine Überdidaktifizierung, die die Wurzel des schlechten Unterrichts für ihn ist. Den Beweis dafür bleibt er schuldig und ich persönlich bezweifele das auch stark. Nur weil man ein gutes fachliches Wissen besitzt, hat man noch keine Ahnung, wie man dies auch Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen vernünftig beibringt. Beispiele aus der Ausbildungs-Praxis der Universitäten kennt jeder von uns wahrscheinlich zu genüge (Schönen Gruß an meinen Lineare Algebra Prof)

    In dem Zusammanhang macht er auch den typschen Fehler eine mögliche Korrelation mit Kausalität zu verwechseln.

    Wenn man sich mal ansieht, was angehende Gymnasiallehrkräfte alles in Mathematik lernen sollen oder in der Schweiz lernen, ist das schon krass übertrieben (neben den üblichen Vorlesungen zum Beispiel auch Differentialgeometrie, Funktionalanalysis, Maß- und Wahrscheinlichkeitstheorie, Topologie). Da zu behaupten, dass wären alles notwendige Grundlagen, um eine vernünftige Sachanalyse für den Unterricht hinzukriegen geht völlig am Problem vorbei.

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