Dauerhaft Ruhe herstellen

  • Hallo!

    Mich beschäftigt das Thema: wie kann es über eine ganze Stunde hinweg dauerhaft ruhig bleiben? Oder ist das utopisch?

    Ich habe mehrere Klassen in Musik, Mittelschule, immer 5. oder 6. Stunde. Obwohl ich mich sehr um Sktruktur und Regeln bemühe, ist es mir nicht möglich, die Schüler 50 Minuten "ruhig zu halten". Immer wieder kommen in verschiedenen Ecken der Klasse Gespräche auf, wenn ich an der Tafel schreibe ist das anscheinend das Signal "jetzt können wir quatschen", das gleiche während einem Methodenwechsel oder wenn eine Kopie ausgeteilt wird. Danach muss ich jedes Mal sagen "seid leise" und abwarten - dann ist es wieder für eine Minute ruhig, bis der nächste Unruheherd ausbricht. Schwierig ist auch zuhören während andere Lösungen sagen oder erzählen - da wird auch schnell dort und da geschwätzt.

    Mittlerweile habe ich eine Klangschale, die aber auch nicht immer hilft.

    Ich möchte Kollektivstrafen vermeiden und nur diejenigen mit Konsequenzen belegen, die stören. Dazu versuche ich mir Namen aufzuschreiben und beim 3. Mal bekommt derjenige eine Zusatzaufgabe.

    Das funktioniert aber so gut wie gar nicht - denn ich stelle immer wieder fest, ich kann mich nicht gleichzeitig auf meinen Unterricht konzentrieren und zu jeder Zeit ALLE Störer aufschreiben. Das bringt mich aus dem Fluss und lässt mich den Faden verlieren. Und in der Zeit ist ja wieder eine kleine Pause, in der Raum für Schwätzen ist. Meist fallen mir 1, 2 besonders auf - aber ich kann die Schwätzer nicht vollständig "erfassen". Mal reden die, dann wieder die anderen - so schnell kann ich gar nicht mitschreiben. Das führt natürlich dazu, dass manche schon 3 Striche haben und andere gar keinen, obwohl sie auch geredet haben.

    Aus Frust darüber werde ich jetzt doch wieder auf die Kollektivstrafe zurückgreifen - dh wenn es unruhig ist kommt ein Strich an die Tafel, beim 3. Strich schreibt die ganze Klasse einen Absatz ins Heft. Nächste Stunde prüfe ich diesen Absatz mündlich, aber nur bei denjenigen, wo ich mit Sicherheit weiß, dass sie am Quatschen beteiligt waren. Die ganz ruhigen Kinder frage ich nicht ab, um wenigstens etwas Gerechtigkeit zu schaffen.

    Aber ich kann es einfach nicht leisten, permanent alle 25 Schüler zu überwachen und genau zu dokumentieren, wer wie oft schwätzt, und die häufigsten Schwätzer feststellen, um dann nur die zu bestrafen. Da müsste man eine 2. Lehrperson dabeihaben, die sich wie ein Polizist nur darauf konzentrieren kann.

    Ich weiß dass meine Methode keine wirklich gute Lösung ist - habt ihr andere Ideen?

    Wenn wirklich nur 2, 3 Schüler laut sind und der Rest komplett ruhig wäre es ja leicht - aber so ist es nun mal nicht.

    Ein Grund ist sicher auch, dass ich eine eher leise Stimme habe und aufgrund von Stimmproblemen lautes Sprechen vermeiden muss. Könnte ich sehr laut sprechen, würde es wsl gleich weniger Störungen geben - das sehe ich an Kollegen, die mit sehr lauter Stimme unterrichten.

    Lg!

  • Beitrag von Kris24 (5. November 2025 14:24)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht (5. November 2025 14:25).
  • Mehr Arbeit für die Klassen? Sobald du dich umdrehst, um mit dem Schreiben anzufangen, müssen alle abschreiben.

    Beim Austeilen/Methodenwechsel halt das, was in der Grundschule auch funktioniert: strukturieren. "Zuerst geht die Fensterreihe leise nach vorne und holt die Triangeln" Oder sofort innehalten, wenn es beim Austeilen lauter wird, warten, dann erst weiter austeilen. Zeit ggf. hinten anhängen.

    Und ein bisschen Unruhe im Nebenfach nach 12 Uhr finde ich ehrlich gesagt normal. Edit: und durchaus anstrengend, ich fühle mit dir.

  • Ich weiß dass meine Methode keine wirklich gute Lösung ist - habt ihr andere Ideen?

    Wenn wirklich nur 2, 3 Schüler laut sind und der Rest komplett ruhig wäre es ja leicht - aber so ist es nun mal nicht.

    Ein Grund ist sicher auch, dass ich eine eher leise Stimme habe und aufgrund von Stimmproblemen lautes Sprechen vermeiden muss. Könnte ich sehr laut sprechen, würde es wsl gleich weniger Störungen geben - das sehe ich an Kollegen, die mit sehr lauter Stimme unterrichten.

    Lg!

    In einigen Bundesländern sind Kollektivstrafen explizit untersagt - ich empfehle Dir dringend, vor einer solchen Entscheidung die Rechtslage zu überprüfen.

    Was die Lautstärke betrifft, so hast Du mit Musik ein Nebenfach und das in den Randstunden - da ist es leider fast schon gesetzt, dass die SchülerInnen nicht mehr komplett ruhig sind. (Das sollte auch nicht der Anspruch sein.)

    Was kannst Du tun?
    - gestalte den Unterricht praxiszentrierter. Ermögliche, dass die SchülerInnen beim Musizieren oder szenischen Spiel die Sau rauslassen können.
    - baue weniger Phasen mit Tafelanschrieb ein - das kann man ggf. anders machen.
    - Euer Musikraum hat doch bestimmt entsprechende Technik. Benutze beim Sprechen ein Mikrophon/die Anlage. Dann wirst Du ohne große Not immer lauter sein als die SchülerInnen. (Ich brauche das aufgrund meiner Stimme und aufgrund meiner Gesangsausbildung nicht, habe aber auch schon aufs Mikro zurückgegriffen, wenn es mir zu blöd wurde.)
    - nimm die Lautstärke zumindest teilweise hin, denn sonst ist das ein Spießrutenlaufen. Die SchülerInnen haben Dich vermutlich diesbezüglich schon am Haken.
    - verhalte Dich professionell. Aus Frust eine Kollektivstrafe zu verhängen ist hochgradig unprofessionell und macht Dich angreifbar.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Danke für den Hinweis!

    Aber ist es wirklich als Kollektivstrafe zu werten, wenn man einer lauten Klasse einige Zeilen zum aktuellen Thema diktiert - vor allem wenn man diesen Hefteintrag vielleicht sowieso hätte machen lassen, aber zu einem späteren Zeitpunkt?

    Ich gebe ja keine Strafaufgaben für zuhause auf, die dann auch die "Unschuldigen" machen müssen...

    Die Frage ist, was alles unter diesen Begriff fällt.

    Ist es zb auch eine Kollektivstrafe zb mit einer lauten Klasse nicht in den Musikraum zu gehen? Das ist ja im Prinzip auch eine "Strafe" für alle, auch diejenigen, die sich an die Regeln halten.

  • Wenn es in einer Klasse immer laut wird, sobald ich mich für einen Tafelanschrieb umdrehen, dann schreibe ich nicht mehr an, sondern diktiere den Text. Das habe ich nie als Kollektivstrafe verstanden, sondern als Abweichung von meinem ursprünglich geplanten Vorgehen zur Anpassung an die Klasse: Wenn ich die Klasse im Auge behalten muss, kann ich mich schlicht nicht umdrehen.

  • Eine Strafe ist es immer dann, wenn du damit auf eine für die Schüler (m/w/d) unangenehme Art und Weise auf Unterrichtsstörungen oder anderes negatives Verhalten reagierst und dies nicht getan hättest, wenn es nicht zu besagten Unterrichtsstörungen oder anderem negativen Verhalten gekommen wäre.

    Eine Kollektivstrafe ist es dann, wenn du diese Strafe auf alle Schüler (m/w/d) einer Klasse beziehst, selbst wenn Einzelne sich regelkonform verhalten haben.

    Sei streng und konsequent, aber dabei gerecht, sonst verlierst du mit der Zeit die Unterstützung derjenigen Schüler (m/w/d), die sich benehmen und den Unterricht voranbringen wollen!

  • Ich erwische selbstredend auch nie alle, die reden/stören, aber einige. Die bekommen dann eine Konsequenz in einer Form. Dann beschweren sie sich, dass nur sie diese Konsequenz bekommen und andre aber doch auch und überhaupt und dann sage ich, dass sie, wenn sie leise gewesen wären, keine Konsequenz bekommen hätten. Und dass mir halt auch was entgeht, aber die, die garantiert leise sind, eben nix abbekommen.

    Abgesehen davon wollen die Schüler halt mal untereinander tuscheln, es klang jetzt nicht so wirklich laut bei dir (so habe ich das verstanden in deinem Text).

    Immer wieder sammeln, zur Ruhe kommen, sich positionieren, abwarten. Dauert alles dann länger, aber ist dann halt so.

  • Danke für den Hinweis!

    Aber ist es wirklich als Kollektivstrafe zu werten, wenn man einer lauten Klasse einige Zeilen zum aktuellen Thema diktiert - vor allem wenn man diesen Hefteintrag vielleicht sowieso hätte machen lassen, aber zu einem späteren Zeitpunkt?

    Ich gebe ja keine Strafaufgaben für zuhause auf, die dann auch die "Unschuldigen" machen müssen...

    Die Frage ist, was alles unter diesen Begriff fällt.

    Ist es zb auch eine Kollektivstrafe zb mit einer lauten Klasse nicht in den Musikraum zu gehen? Das ist ja im Prinzip auch eine "Strafe" für alle, auch diejenigen, die sich an die Regeln halten.

    Nein, Hefteintrag und Raumwechsel sind keine Strafen, du entscheidest, in welchem Raum wie Unterricht stattfindet.

    Die Frage ist, ob es funktioniert: wenn es nicht zieht "zur Strafe" im Klassenzimmer zu bleiben, nutzt es sich ab. Wenn es beim Schreiben unruhig wird: bestrafst du dich selbst.

    Dann eher: wir gehen jetzt leise und geordnet ins Musikzimmer. Sobald es unruhig wird, breche ich ab, wir gehen ins Klassenzimmer und schreiben auf, was ich sonst mit euch mit Instrumenten gemacht hätte. Und dann aber wirklich 35 min schreiben.

    Edit: Nennt sich Hefteintrag/Ergebnissicherung, nicht Kollektivstrafe. Letzteres ist die ganze Klasse 15 Uhr nachsitzen zu lassen...

  • Eine Strafe ist es immer dann, wenn du damit auf eine für die Schüler (m/w/d) unangenehme Art und Weise auf Unterrichtsstörungen oder anderes negatives Verhalten reagierst und dies nicht getan hättest, wenn es nicht zu besagten Unterrichtsstörungen oder anderem negativen Verhalten gekommen wäre...

    Wir unterrichten aber im realen Leben, nicht im Handbuch für Pädagogische Psychologie.

  • Wenn es in einer Klasse immer laut wird, sobald ich mich für einen Tafelanschrieb umdrehen, dann schreibe ich nicht mehr an, sondern diktiere den Text. Das habe ich nie als Kollektivstrafe verstanden, sondern als Abweichung von meinem ursprünglich geplanten Vorgehen zur Anpassung an die Klasse: Wenn ich die Klasse im Auge behalten muss, kann ich mich schlicht nicht umdrehen.

    Oder du legst den Text auf Folie hin, bzw. präsentierst ihn an der digitalen Tafel. Das geht irgendwie...

  • Obwohl ich mich sehr um Sktruktur und Regeln bemühe, ist es mir nicht möglich, die Schüler 50 Minuten "ruhig zu halten".

    Ich baue in meinen 90 Minuten Unterrichtseinheiten immer bewusst Murmelphasen oder Ähnliches. So lange ruhig bleiben würde mir auch schwer fallen.

    Also aktiv Pausen einbauen. Diese ankündigen und Gespräche mit Verweis auf die Austauschphasen / Murmelphasen unterbinden.

    Die reinen Phasen Stillarbeit sind bei mir auch nur 5-20 Minuten je nach Klasse und das übe ich. Mit Timer an der Tafel und mit der Zeit kann diese Zeitspanne immer länger werden. Aber auch das müssen die SuS üben und lernen.

    Und so spät am Tag würde ich noch mehr aktive Pausen einbauen, finde das hier daher nen guten Tipp.

    Ermögliche, dass die SchülerInnen beim Musizieren oder szenischen Spiel die Sau rauslassen können.

  • ich handhabe das meistens ähnlich wie es hier schon beschrieben wurde:

    -- Diktieren. Tu ich eh immer, in beiden Fächern.
    -- Still werden. Solange, bis alles ruhig wird. Dann erst rede ich weiter. Wenn dann noch jemand quatscht, farge ich freundlich, ob er /sie vll statt meiner den Unterricht weiterführen möchte, ich wäre froh darüber. Will niemand ;)
    -- wenn eine Klasse gar zu unruhig ist: auf den Hof gehen, drei Runden rennen lassen, wieder reinkommen, weitermachen. Das mache ich nicht jede Woche, aber das ist auch gar nicht nötig.

  • Danke für den Hinweis!

    Aber ist es wirklich als Kollektivstrafe zu werten, wenn man einer lauten Klasse einige Zeilen zum aktuellen Thema diktiert - vor allem wenn man diesen Hefteintrag vielleicht sowieso hätte machen lassen, aber zu einem späteren Zeitpunkt?

    Ich gebe ja keine Strafaufgaben für zuhause auf, die dann auch die "Unschuldigen" machen müssen...

    Die Frage ist, was alles unter diesen Begriff fällt.

    Ist es zb auch eine Kollektivstrafe zb mit einer lauten Klasse nicht in den Musikraum zu gehen? Das ist ja im Prinzip auch eine "Strafe" für alle, auch diejenigen, die sich an die Regeln halten.

    Ja, weil du nur aufgrund einiger Störer, der ganzen Klasse diese Aufgabe gibst anstatt etwas Schönes zu machen.

    Ich würde dir empfehlen, am Classroom Management zu arbeiten, sodass du Störer besser identifizieren kannst.

    Ich finde, auch nach 12 Uhr darf der Anspruch sein, dass eine normale Lautstärke im Unterricht eingehalten wird. Dann muss man ggf. kleinschrittiger arbeiten, mehr Pausen einbauen etc.

    Zu deiner letzten Frage: Ja, auch das ist eine Kollektivstrafe und kann auf Dauer die Beziehung zur Klasse sehr schädigen. Sinnvoller finde ich ein Unterbringen von "Wiederholungstätern" bei KollegInnen in einer (niedrigeren) Klasse mit schriftllichen Aufgaben, die am Ende abzugeben sind. Das kennen fast alle Kinder aus der Grundschule und ist nur für diejenigen unangenehm, die wirklich Verursacher sind. Und so haben die anderen in der Zeit das Anrecht auf einen praktischen und aktivierenden Musikunterricht erfüllt.

    Und: Je konsequenter du am Anfang in einer Klasse bist, desto weniger häufig musst du im Laufe des Schuljahres erneut von den Sanktionen für einzelne Störer Gebrauch machen.

  • Wie verhalten die Schüler sich beim Singen oder wenn Du Klavier spielst?

    Unruhige Klassen singen bei mir meistens ganz gerne. Ist wie ein Ventil. Ansonsten lasse ich musiktheoretische Sachverhalte und Musikgeschichte in Gruppenarbeit erarbeiten.8)

  • In Musik dürfen sich die Kinder ab und zu am Ende der Stunde 1 oder 2 Lieder wünschen (spotify), wenn es gut lief, bzw. wenn wir so arbeiten konnten, dass wir schneller fertig wurden. In der letzten Stunde vor den Ferien dürfen sie mir manchmal eine Klassenplaylist in die Hand drücken.

  • Wie verhalten die Schüler sich beim Singen oder wenn Du Klavier spielst?

    Unruhige Klassen singen bei mir meistens ganz gerne. Ist wie ein Ventil. Ansonsten lasse ich musiktheoretische Sachverhalte und Musikgeschichte in Gruppenarbeit erarbeiten.8)

    Dazu muss Gruppenarbeit eingeführt sein und funktionieren. Geht bei mir zB nicht.

    Und wenn ich Klavier spiele, singen 4 Kinder mit, 2 schauen rum und 8 machen sehr lauten Quatsch. Dass da alle wenigstens leise sind, erfordert in der Regel 2 LK.

  • Dazu muss Gruppenarbeit eingeführt sein und funktionieren. Geht bei mir zB nicht.

    Und wenn ich Klavier spiele, singen 4 Kinder mit, 2 schauen rum und 8 machen sehr lauten Quatsch. Dass da alle wenigstens leise sind, erfordert in der Regel 2 LK.

    Uih! Schlechte Voraussetzungen! Wie positioniert sich die Klassenleitung dazu?

    Ich würde erstmal eine Weile Stillarbeit mit viel Schreiben durchziehen. Du hast genügend Arbeitsblätter?8)

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